02 | Andreas Reichelsdorfer

Translation

Zwänge man mich dazu, in den Zellkorridoren meines Rückenmarks umherzuwandern, gäbe ich zu Bedenken, es ereigne sich lediglich in den Re-Evaluierungen meiner Vergangenheit (grob gesagt und dadurch dividiert, kann ich das tun?), um schlussendlich als Déjá Vu wieder an der Oberfläche zu gelangen.

Andreas Reichelsdorfer

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
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01 | Pega Mund

urban core, museum

rush hour final gefrostet
quicke secunden pics
knallen die netzhaut
look at that spam!

gequollene sedimente im teer schimmelweiche
konsumarenen plus krustige wohnzonen reiss
brettverschnitte steil konzentrierte potenz
in den bankkathedralen / kloakiges
dampft metropol under ground
human species crap
any vibrations?

Pega Mund

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freiVERS | Judith Keller

Bessere Tage

Blätter segeln auf die Strasse, wirbeln ein bisschen, ein Ast nickt, solches und ähnliches geschieht, aber alles für sich. Seit Anton sich erinnern kann, sitzt er schwer auf einem Stuhl vor dem Fenster. Zu allem anderen kommt, dass eine  wichtige Frau seit Tagen nicht zurückschreibt. Aber in diesem Augenblick – es ist plötzlich vier Uhr – sieht er etwas, was er noch nie gesehen hat: Es sind bessere Tage, die wie scheue, bedächtige Tiere verteilt in der Ferne stehen. Anton betrachtet sie. Werden sie verschwinden, sobald sie seinen Blick spüren? Er verhält sich ruhig und schaut. Sie grasen. Sie sind hell und stabil. Sie bewegen sich plusternd, luftig, aber kaum. Glitzernde Schirme wachsen wie feine, konzentrierte Bäume lang und still um sie herum. Die besseren Tage grasen. Tief atmen sie ein und aus. Sie sind durchscheinend. Sie spüren Antons Blick. Sie denken nach, gesenkt, dem Gras zugewandt. Wie aus dem Grasen herausfinden auf den Weg? Wie sich den glänzenden Schirmen nähern? Mit Schwung? Angekündigt oder plötzlich? Wie aufgehen mit den Schirmen? Es ist kein leichtes Unterfangen, das wissen die Tage und auch Anton sieht es ein. Und muss ein bestimmter Wind abgewartet werden, ein bestimmtes Licht? Und dann, werden sie Anton finden auf seinem Stuhl oder werden sie verloren gehen auf dem langen Weg durch die Zeit? Solche Fragen sieht Anton sie durchscheinen. Er will ihnen helfen. Er flüstert nun heftig: Nur Geduld. Habt keine Angst. Ich werde euch winken. Haltet nach mir Ausschau und ich mache, was ich kann.

Judith Keller

Judith ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016

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ZZZ 3/12 | Lisa Viktoria Niederberger

Lisa Viktoria Niederberger, geboren 1988 in Linz, lebt und arbeitet in Salzburg. 2014 gewann sie den Wettbewerb „Wir lesen uns die Münder wund“ und veröffentlichte ihren Text „Die Kunst des Eischlofns“ in „X“, der Kurzprosaanthologie des mosaik. Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften und Anthologien.

Lisa ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Ihr Text "Pelzchen" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und im Herbst 2016 erschienen sind.

Die schwachsinnige aber trotzdem irgendwie schöne

Geschichte mit dem Herrn L.

Der Herr L. hat noch nicht einmal wirklich seinen Schwanz wieder in der Hose, als ich schon das Mikrofasertuch in der Hand habe und anfange, die Abdrücke von meinem Busen vom Klavier zu wischen. Und als ich mich dann auch anziehe, meine Unterhose suche, die da irgendwo auf dem Boden herumfliegt, und schnell im dem Spiegel, der mitten im Verkaufsraum hängt, schaue, ob ich eh nicht so durchgefickt aussehe, wie ich mich fühl, da hat er schon den Hut auf, und die Zigarette im Mund, grinst mich so komisch an, wie er jeden Mittwoch um kurz nach halb drei grinst, wenn er seine Mittagspause bei mir im Laden verbracht hat. Und als ich ihm dann die Tür aufsperre, das Schild, das draußen hängt, von „Geschlossen“ wieder auf „Treten Sie ein“ ändere, da will ich ihn schon fast noch einmal küssen, aber er sagt, spinnst, doch nicht auf der Straße, wenn uns wer sieht. Und dann, etwas weicher, war aber schön. Unklug, aber schön.

>> weiterlesen in mosaik17

 

Niederberger-

Die Kunst des Eischlofns

I glaub, wenige Fraun beneiden ihrn Freind. I tua des scho. Aber ned auf Gründn, die jetzt so auf der Hand liegn. Weila mehr Bier vertragt ois i, oder straffare Schenkel hot ois i, obwoi a weniga Sport mocht und bessa verdiend ois i.

Schenare Hoa hot a a. Gemein is des, dabei woschs ma i mit Schampoo und Spülung und oim und er netta mit Duschgel. Und er schaut aus, wie so a fucking Schampoo Model und i ned.

Aber um des geht’s ned. Es geht um was, des nu banaler is, ois schene Hoa.

Nämlich is einschlofn. Er legt si hin und schloft ein, innerhoib von kane zehn Minuten hearst des regelmäßige Atmen von seim  - is es jetzt ingessiv oda egressiv, i hobs scho moi gwusst, owa i hobs vergessn – Luftstrom, der da aus seina Lung außa und wieda eina geht. Und i lieg daneben. Putzmunta. Und eifasüchtig. Auf sei Fähigkeit des Instant-Eischlofns quasi.

Und dann geht’s los. Er liegt da und schloft und i lieg daneben und schlof ned und fang an, dasin oschau. Des geht recht guad, weil i seid  zwa Jahr z faul bin, dass i ma Vorhäng kauf. Und wann ma dann die richtige Zeit im Monat ham und da Mond sche hö is, wei ka Nöwe und so und in da Stodt sowieso imma irgendwo a Liacht brennt, donn siag i na a mittn in da Nocht ziemlich guad. Und i hab n scho so oft aus Langeweile beim Schlofn beobachtet, dass i ois was, wos ma von so am schlofadn Mo, eigentlich wissn ko. Wo die Hand liegt, wo de Deckn hingheart, wie ma des Eischlofphasenatmen vom Tiefschlofphasnatmen unterscheidn ko. Ob a an Oibtraum hot, an feichtn, oder grad gar kan.

>> Weiterlesen in mosaikX

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Ursprünglich bin ich nicht in mein Lokal gegangen um zu schreiben, sondern bin dort gewesen und hab während des Arbeitens Zitate von Gästen aufgeschrieben – am Anfang noch auf der Rückseite von Bestellblöcken. Irgendwann saß ich dann alleine, spätnachts, schreibend dort an der Bar. Und mittlerweile gehe ich bewusst hin.

Ich schreibe auch gerne im Zug oder in anderen Lokalen – das Schreiben in öffentlichen Räumen mit Unterbrechungen und Inspirationen von außen hat auf meinen Stil und die Themen aber einen positiven Einfluss. Es ist weniger der Raum als die Leute darin, die mich beeinflussen und als Stichwortgeber fungieren.

>> weiterlesen in mosaik17
Buchpräsentation am 2.Dezember in der ARGEkultur

freiTEXT | Andreas Pargger

sandkörner unter den zehen ein / tänzelnder schritt aus dem bild / rauschen aus einem unsichtbaren / riss in der kulisse brandung meer / aus einer anderen / welt aus einer längst vergessenen zeit und / die augen zum himmel gerichtet die augen über- / gangslos chromgraue flächen wasser / horizont löst sich der nebel geht eine schneise / auf ein schwindel nichts schemendasein eine / schamanenwelt im marmor des sands / fußabdrücke und die immer- / gleichen windschleifen über den dünen über den / schaumkronen zeitlos eine körnung des lichts ein / grobwerden von luftpigmenten ein verblassen  ver- / blasen-werden von konturen ein zer- / fließen des nachmittags ins grelle

Andreas Pargger

Andreas ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016

 freiTEXT ist wöchentliche Kurzprosa. Freitags gibts freiTEXT.
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<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>

Kritische Literaturtage 2016 - Zeitschriftenstand

Zum zweiten Mal findet in Salzburg eine Veranstaltung statt, die kleineren Verlagen die Möglichkeit gibt, ihr Verlagsprogramm einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen – die Kritischen Literaturtage. Besucher*innen bekommen hier die Möglichkeit, sich mit neuer, kritischer und politischer Literatur auseinanderzusetzen.

2. bis 4. Dezember 2016, ARGEkultur Salzburg // >> sei dabei! <<

Im großen Saal und im Foyer finden 35 Aussteller*innen mit ihrem Sortiment Platz – ein spezieller Tisch wird den Literaturzeitschriften gewidmet werden. Unter der Koordination von mosaik – Zeitschrift für Literatur und Kultur werden ausgewählte Zeitschriften aus dem deutschsprachigen Raum präsentiert. Dieser Kombi-Stand bietet perfekte Möglichkeiten in aktuellen und vergangenen Ausgaben zu schmökern.


 

Wir haben für euch u.a. diese fantastischen Zeitschriften ausgewählt:

 

SMW7Cover_SmW#7Sachen mit Woertern

Sachen mit Wœrtern ist ein Literaturmagazin aus Berlin, das junge Lyrik und Prosa in Dialog bringt mit Grafik und Illustration. Die Stimmenvielfalt der jungen Literaturszene findet hier unter einem Titelwort aus der Alltagssprache zusammen, das in sein Bedeutungsspektrum aufgefächert wird. Bei den Kritischen Literaturtagen können auch die Illustrationen von Petrus Akkordeon von Ausgabe zu Ausgabe inspiziert werden.

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CwFcaVgWgAAvIovmetamorphosen

»Die Zeitschrift schaut auf literarische Randbereiche und ist Seismograph für das, was junge Schriftsteller beschäftigt.« (F.A.Z.)

Seit April 2013 erscheinen die metamorphosen vierteljährlich in einer neuen Folge. Neben ausführlicher Kulturberichterstattung findet sich im Magazin regelmäßig neue Lyrik und Prosa. Die aktuelle Ausgabe und Beispiele vergangener Ausgaben sind zu entdecken.

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narrInnendas Narr

Narr – das narrativistische Literaturmagazin steht für neue, frische, deutschsprachige Literatur, angereichert mit Illustrationen von jungen KünstlerInnen und verpackt in innovative Grafik.

Narr ist junges Kulturschaffen in Buchform. In Salzburg kann die wunderschöne aktuelle Ausgabe der Schweizer Zeitschrift bestaunt werden.

 

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Konzepte_Cover 16_Treppe_4konzepte

Die Konzepte erscheinen einmal jährlich und versammeln auf bis zu 180 Seiten Texte arrivierter sowie erstklassiger junger Autorinnen und Autoren. Bislang unveröffentlichte Beiträge in Lyrik und Prosa kristallisieren sich rund um ein Lyrisches Motiv; auch Übersetzungen (u.a. Michael Hamburger, Pippa Goldschmidt) werden hier erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Daneben gibt es Platz für Essays, Hörspiele und Rezensionen. In jeder Ausgabe werden Arbeiten von bildenden Künstlern oder Fotografen (u.a. Andreas Weidner, Reinhart Mlineritsch) präsentiert.

Werke von bereits etablierten Autorinnen und Autoren stehen neben bislang unbekannten Stimmen. Damit ermöglichen die Konzepte den Zugang zu unterschiedlichen sprachlichen Ebenen und weisen den Weg für junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller. „Jung“ bezieht sich hier weniger auf das Alter, sondern vielmehr auf das „zu festigende Standbein“ neuer Autorinnen und Autoren.

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bildschirmfoto-2016-09-20-um-12-33-48

&radieschen

Die Wiener Literaturzeitschrift des ALSO (Anno Literatur Sonntag) „&Radieschen“ gibt es seit 2005 und soll vor allem junge, noch unbekannte Talente fördern (wobei die ehemals jungen, unbekannten Talente heute durchaus einen Namen haben und noch öfters Texte einschicken).

& Radieschen erscheint 4x im Jahr – es gibt immer 3 offene Nummern zu einem Thema und eine Poetry-Slam-Sondernummer im Juni.

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Salzburg-Spezial

 

erostepost_53erostepost

erostepost: der/die/das; Literaturgruppe, Mitbegründerin des Literaturhauses Salzburg; ins Leben gerufen 1987 von Dirk Ofner und Kurt Wölflingseder, ab 2009 geführt von Kurt Wölflingseder und Peter Baier-Kreiner, seit 2015 unter Mitarbeit von Lisa-Viktoria Niederberger; Veranstalter von Lesungen, Performances, Lesewettbewerben; gleichnamige Zeitschrift, zweimal jährlich, jeweils mit einem gattungs- und themenfreien Heft und einer Ausgabe zum Literaturpreis.

Die neue Ausgabe Nr. 53 kommt druckfrisch zum Zeitschriftenstand der Kritischen Literaturtage.

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Cover November 2016Literatur und Kritik

Literatur und Kritik (erscheint im Otto Müller Verlag) ist heuer fünfzig geworden. Die Zeitschrift wurde 1966 von Gerhard Fritsch gegründet und wird seit 25 Jahren von Karl-Markus Gauß und Arno Kleibel in Salzburg herausgegeben. "Literatur und Kritik" erscheint in Salzburg, aber richtet ihr Augenmerk außer auf die österreichische Autorinnen und Autoren auch auf die unbekannten Literaturlandschaften in Ost- und Südosteuropa. Wendelin Schmidt-Dengler würdigte "Literatur und Kritik" mit den Worten: "Literatur und Kritik, der Karl-Markus Gauß zu neuem Renomee verholfen hat, ist ein Beweis dafür, dass es in Österreich möglich ist, eine Zeitschrift europäischen Zuschnitts zu präsentieren."

Die Zeitschrift "Literatur und Kritik" erscheint fünf Mal im Jahr in einem Umfang von je 112 Seiten. In der November-Ausgabe und den weiteren Heften des Jahres 2016 kann man an unserem Tisch stöbern.

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SALZ

Seit 1975 zählt die Herausgabe der Zeitschrift SALZ zu den Aufgaben der Leselampe. Die Literaturzeitschrift erscheint 4x im Jahr mit Literatur von international renommierten AutorInnen und jungen Talenten in Erstveröffentlichungen. Die Ausgabe mit dem Titel „Nahaufnahmen“ präsentiert jährlich die neueste Literatur von Salzburger AutorInnen und dokumentiert das literarische Leben von Stadt und Land Salzburg mit Beiträgen verschiedener LiteraturpreisträgerInnen und StipendiatInnen. Seit langem besteht die Zusammenarbeit mit den Rauriser Literaturtagen, ein SALZ erscheint mit Texten aller nach Rauris eingeladenen AutorInnen. Weitere Ausgaben sind verschiedenen literarischen Feldern gewidmet: Literaturlandschaften, Salzburger AutorInnen im Porträt und Themen, Fragestellungen, Motiven . Ein Salzburger Künstler, eine Künstlerin gestaltet das Cover und vier Seiten des Innenteils.

// Homepage //


Mosaik_Ausgabe21_Titelmosaik

Könnte man kennen. Ja, wir erlauben uns, auch das mosaik einzuschmuggeln. Alle Infos zu uns gibt es hier. Wir präsentieren:

// Homepage // facebook-Page //


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Nacht der Salzburger Verlage

mosaik20 aka Zweifel zwischen Zwieback präsentieren wir im Rahmen der Nacht der Salzburger Verlage am 2.12. um 19:00 in der ARGEkultur.

Es lesen Veronika Aschenbrenner, Lisa Viktoria Niederberger und Andreas Reichelsdorfer.

 


freiVERS | Moritz Gause

»Mit einem Gesicht wie Tauben«

lese ich im namenlosen Buch
des namenlosen Mannes in der Tram.

Wie sind Tauben?
Sie sind grau, sind viele.

Sie taumeln elegant – wenn keiner schaut –
im Sturm von Haus zu Haus.

Alle sind wir Tauben
in der namenlosen Stadt.

Moritz Gause

Moritz ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016

Dieser Text ist bereits erschienen in Blue Monday (SuKuLTuR, 2015)

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Idealismus und Kulturpräkariat

Studie unabhängiger zeitgenössischer Literaturprojekte

 

Wie sieht die aktuelle, zeitgenössische Literaturpräsentation aus? Welche Personen stehen dahinter? Und wird das eine zeitlich begrenzte Randerscheinung, eine Subkultur, bleiben – oder bildet sich hier bereits die Literaturszene der Zukunft?

In den vergangenen Jahren haben sich zahlreiche unabhängige Literaturprojekte im gesamten deutschsprachigen Raum entwickelt. Sieben repräsentative Vertreter dieser neuen, breiten Bewegung werden in Fallstudien vorgestellt, ihre individuellen Ansätze und gemeinsamen Probleme offen gelegt. In drei Essays beleuchten Max Czollek, Marko Dinic und Josef Kirchner verschiedene regionale und interdisziplinäre Ausprägungen, stoßen auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Probleme und Lösungsansätze.

 

„Wir haben alle einen Brotjob und leben schon in einer gewissen prekären Situation. Aber wenn ich ein Einkommen lukrieren möchte, dann gehe ich nicht in den Kulturbereich. Klar hat jeder, der professionell im Kulturbereich arbeitet, Fair Pay verdient – aber es wäre naiv zu glauben, aus einem DIY-Projekt, in dem es um Literaturavantgarde geht, ein solides Einkommen erwirtschaften zu können. Da muss man etwas anderes machen, Schlagerfeste oder Techno-Partys, aber um Gottes Willen keine neuen Literaturveranstaltungen.“

Christian Winkler, hoergeREDE

 

„Ein Problem einer deutschsprachigen Gegenwartslyrik liegt heute vor allem in der Struktur ihrer Aufmerksamkeitsökonomie: der Betrieb hat Türsteher*innen. Von diesen hängt die finanzielle (und partiell auch soziale) Anerkennung als Lyriker*in ab, wie sie sich z.B. in Einladungen zu Festivals und Lesungen, der Bewilligung von Stipendien und Fördermitteln oder dem Interesse von Verlagen niederschlägt. Es steht zu vermuten, dass dieser Prozess nicht ohne Rückkopplung auf das Schreiben derjenigen bleibt, die den „Betrieb“ oder die „Szene“ um Eintritt ersuchen.“

Max Czollek

 

„Es ist natürlich komisch, weil man sich den Mechanismen des Marktes unterwirft. Das sehen wir auch ziemlich kritisch, weil wir naturgemäß davon überzeugt sind, dass das marktwirtschaftliche System nicht gerade ideal ist. Es ist komisch, eine Struktur aufzubauen, die grundsätzlich von diesem System entworfen wurde und man mit dem Aufbau dieses System auch wieder bedient. Das ist ein schwieriger Trade-off zwischen Haltung und den Wünschen für den Verlag und die Autorinnen und Autoren. Die Frage ist: Ist uns diese Systemkritik so wichtig, dass wir ein alternatives System aufbauen wollen?“

Jo Frank, Verlagshaus Berlin

 

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Idealismus und Kulturpräkariat

herausgegeben von Josef Kirchner

96 Seiten, Taschenbuch, 12,-

>> hier bestellen <<

 


 

Inhalt

Essays:
Türsteher und Radical Diversity.

Gedanken zur neusten deutschen Gegenwartslyrik
Max Czollek

Heterogenität und fehlendes Netzwerk
Überblick über zeitgenössische Literaturprojekte Österreichs
Marko Dinic
Idealismus und Kulturpräkariat, Vereinigungen und Ökonomisierung
Gegenwart und Zukunft zeitgenössischer Literaturprojekte
Josef Kirchner
Fallstudien mit:
  • 54stories | Saskia Trebing
  • Sofalesungen| Mariann Bühler
  • Sachen mit Wœrtern | Theresa Lienau, Anneke Lubkowitz
  • Kabeljau und Dorsch | Malte Abraham
  • hoergeREDE | Christian Winkler
  • Verlagshaus Berlin | Jo Frank
  • Bierglaslyrik | Oliver Käsermann

 

>> hier bestellen <<

 


ZZZ 2/12 | Andreas Reichelsdorfer

Geb. 1986 in Fürth. Autor, (Pop-)Musiker, lebt in Wien. Veröffentlichungen von Prosa und Lyrik in Zeitschriften und Anthologien. 2016 erhielt er den Superpreis der Zeitschriften metamorphosen und Das Prinzip der sparsamsten Erklärung. Im Winter kommt die Story „Sam Spade: Privatdetektiv/Auto“ bei SuKuLTuR (Berlin).

Andreas ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Sein Text "Gesetze der Logik" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und am 2. Dezember 2016 erschienen sind.

Gesetze der Logik

„Und wäre es möglich, derart abrupt einzusteigen, und/oder lautlos, und vielleicht sogar wieder zu verschwinden – kämen wir dann nicht hinterrücks in einer anderen Realität wieder zum Vorschein, eingeschleust durch einen Hintereingang beispielsweise, oder seitwärts, oder spiegelverkehrt? Dächte man einen Fall durch, nämlich den des Protagonisten X, zweiunddreißig Jahre alt, Schlosser, schlau und ehrlich (aus manchen moralischen Perspektiven heraus betrachtet), in welchem er sich unbemerkt aus Realität (R) 1  (vermutlich: „hier“) hinaus seinen Weg bahnte und gleich im nächsten Moment (der nächsten Sekunde, der nächsten Millisekunde, dem nächsten Augenzwinkern etc.) am Ende beziehungsweise am Anfang von, sagen wir, R3 wieder auftauchte und uns ein Lächeln oder, wie in diesem Fall, ein Grinsen entgegenwürfe (luzid) – bekämen wir es in einer solchen Situation dann mit der Angst zu tun?“

[...]

Auszug aus Zweifel zwischen Zwieback - ab 2. Dezember erhältlich

Buchpräsentation am 2.Dezember in der ARGEkultur

freiVERS | Anna Ospelt

Budapest – Wien

Nach dem roten Abend mit Dir
ein farbenfroher Tag:
Mohnsträusslein am rostigen Bahnhof.

Anna Ospelt

Anna ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016

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