08 | Simone Scharbert

Vakuum, greifbar

gestern vielleicht morgen oder umgekehrt inmitten kaum noch fixierbarer koordinaten gestikulieren hände einzelne finger streichen streifen die zeit zwischen uns ein tag nach dem andern und wie er vergeht ohne das rücken der zeiger oder digitale veränderung zwischen null bis neun ein greifbares vakuum unsere körper austauschbare hüllen für atemwege und stoffwechselprozesse bleiben manchmal eher selten ein waches stück haut

Simone Scharbert

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
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07 | Clara Heinrich

Harmonie

Es ist still. Außer. Tick. Tack. Tick. Tack. Das ist die Küchenuhr. Bisschen tiefer klingt das Tropfen aus dem Wasserhahn. Patsch. Patsch. Geräusche, die meinen monotonen Alltag begleiten. Ich sollte mein eintöniges Leben vertonen. Kann ein Leben eintönig sein? Es fühlt sich so an. Dabei ist meines mindestens zweitönig. Da gibt es das Ticken, das Tacken und das Patschen als ständige Begleitung meines Herzschlages, der wie ein Metronom über allem wacht. Das ist wiederum nur meine Wahrnehmung, weil das Schlagen des Herzes mir lauter vorkommt als die Uhr da hinten in der Ecke. Die geht bestimmt genauer als mein Herz, keine Sorge. Ich fühle aber anderes. Ich ticke eben anders. Der Zweite Ton in der Zweitönigkeit ist greller, lauter, schriller, nicht monoton und gleichmäßig wie Wasserhahn und Küchenuhr. Mein Herz gibt den Takt auch diesmal vor. Es ist ja schließlich Metronom. Mein Metronom. Wie das wunderschöne, dunkelrote hölzerne, das früher neben dem Klavier stand. Nur schneller, panischer, hektischer. Hektisch trifft es gut. Der Atem hört aufs Herz. Er wird flacher. Schneller. Alles wird schneller. Schneller und Greller. Zu viel für mich. Bis ich irgendwann verkrampft zu Boden sinke, dem zu schnell nachgebe und heule bis nichts mehr geht. Die Tränen sind so laut, wie es zuvor still war. Bevor die Panik kam. Mich einfach wie ein Tsunami überrollt hat. Das passiert oft. Ein paar Mal am Tag. Ich bin so etwas wie eine wandelnde Symphonie mit dem Paukenschlag. Oder ist mein Leben die Symphonie und ich der Paukenschlag? Nein, das bestimmt nicht. Dazu haue ich zu wenig auf die Pauke. Das Pauken liegt mir nicht. Also bin ich die Symphonie und das Leben der Paukenschlag? Egal. Jedenfalls wäre ein Dirigent sehr notwendig. Oder eine Dirigentin, versteht sich. Davor sollten meine Instrumente aber noch gestimmt werden. Die klingen falsch. Irgendwie nicht harmonisch. Die Harmonie fehlt insgesamt. Nicht nur beim Ticken, nicht nur beim Tacken. Irgendetwas ist falsch. Insgesamt eben. Nackt kommt man auf die Welt. Sind die Instrumente dann schon gestimmt oder sind sie noch gestimmt? Meine waren bestimmt nie gestimmt, ich war schon immer verstimmt. Deswegen vergreife ich mich auch so oft im Ton. Der ist dann zu streng, zu wütend, zu traurig. Zu, auf jeden Fall mit zu davor. Die Stimmlage stimmt dann nicht. Ich bin schief, ausgerutscht, nicht richtig. Auf die schiefe Bahn geraten. Wobei das dann ja nicht meine Schuld wäre, wenn die Instrumente schon bei der Geburt verstimmt waren. Aber das sagt mir niemand. Niemand sagt mir, du bist die Nadel, die alle Platten verkratzt und hat dann eine Lösung parat. Nein, so sind sie nicht. Und trotzdem geben sie den Ton an. Sie sagen, sei nicht traurig. Traurig?, wiederhole ich dann tonlos. Ich werde immer leiser, die Panik immer lauter. Aus dem nichts wird sie laut. Immer jeden Tag. Sie holt mich ein. Jagt mich, so wie eine Note hinter der anderen herjagt. Sie gehört zu mir, die Panik. Könnte (m)ein Komponist mal eine Pause setzen? So ein Zeichen würde mein Leben erleichtern. Die Pauken, die brauche ich gerade nicht. Was bin ich nun? Wo sind die, die mich hinbiegen und stimmen sollten. Tick. Tack. Tick. Tack. Patsch. Patsch. Die Panik ist weg, die Eintönigkeit zurück, doch ich weiß, der zweite Ton wird wieder kommen.

Clara Heinrich

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06 | Sigune Schnabel

Eingemachtes

In Einmachgläsern
ruhen die Sommer.
Nur kleine Schüsseln
füllst du
mit Erinnerungen,
damit wir durch den Winter kommen.

Du hast die Schale entfernt,
und Momente liegen weich
in meiner Kehle.

Auf meinen Lippen:
das letzte helle Wort

in einer fremden Sprache.

Sigune Schnabel

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05 | Sybille Ebner

draußen schneit es,
sagte meine mutter einmal zu mir, als ich noch ein kleines kind war,
komm, sieh dir die flocken an, sie tanzen so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können, das musst du sehen,
und ich,
ich kletterte aus meinem bett und blickte aus dem fenster, mit großen augen und pochendem herzen,
weil der erste schnee doch immer spannender ist als der zweite oder der dritte,
und ich blickte hinaus in die nacht und
dann sah ich sie, die flocken, sie tanzten so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können,
und ich stand da mit klammen fingern und kalten zehen, aber das wollte ich meiner mutter nicht sagen, ganz still war ich, damit ich nicht wieder ins bett musste,
ich wollte hier stehen bleiben, mit klammen fingern und kalten zehen, ich wollte die schnee.flocken beobachten und
die leichte wärme meiner mutter für immer neben mir spüren.

draußen schneit es,
sagte meine mutter einmal zu mir, als ich noch ein kleines kind war,
komm, sieh dir die flocken an, sie tanzen so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können, das musst du sehen,
und ich,
ich klettere noch heute aus dem bett und blicke aus dem fenster, mit großen augen und pochendem herzen,
weil der erste schnee doch immer spannender ist als der zweite oder der dritte,
und ich blicke hinaus in die nacht und
sehe sie, die flocken, sie tanzen so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können,
und ich stehe da mit klammen fingern und kalten zehen, aber das sage ich niemandem, ganz still bin ich, damit ich nicht wieder ins bett muss,
ich stehe hier, mit klammen fingern und kalten zehen, ich möchte die schnee.flocken beobachten und
die leichte wärme meiner mutter noch einmal neben mir spüren.

Sybille Ebner

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04 | Stephan Weiner

Blockade

Ich kann heute nicht. Keine Zeit. Einerseits habe ich noch nichts gegessen. Andererseits muss ich noch einkaufen, einen Film gucken, ausgehen, was trinken, auf der Couch liegen, lesen, joggen, telefonieren, duschen, meckern, hin-und-her-gerissen-sein – irgendeinen Scheiß halt. Und das hier? Das geht grad einfach nicht. Obwohl ich es will. Es muss. Es ist so ein innerer Drang. Sonst fühle ich mich so faul. Und das an einem Samstag. Einem Samstag der schon langsam in Richtung Abend geht. – Völlig unverhältnismäßig.

Unverhältnismäßig in den Abend geht? Wohl kaum. Eher eine unverhältnismäßige Art sich faul zu fühlen. Und warum drücke ich eigentlich immer das „k“, wenn ich doch eigentlich das „l“ meine? Vielleicht sollte ich es für heute bleiben lassen. Auch wenn ich nicht für ihn schreibe. Zumindest nicht im Moment. – Aber mir fällt einfach nichts ein. – Vielleicht weil ich schon fast fertig bin. Am Ende kommt immer die Leere. Also ob man nur für den Anfang etwas hatte und dann, wenn es ernst wird, verlassen einen die Geister. Ich hab mal gehört, dass man sich immer was für den nächsten Tag aufbewahren sollte. Damit man immer weitermachen kann. – Aber was, wenn man am ersten Tag schon zu wenig hatte? Wo kriegt man den Rest her? Den zum übriglassen?

Ich muss mich entspannen. Den Kopf in den Nacken werfen. An die Decke blicken. Oder Augen schließen. Irgendwas halt, was mit Entspannung zu tun hat. – Ich könnte Alkohol trinken. Aber dann heißt es wieder, „Guckt euch den an!“ und so. Also trinke ich Milch. Auch wenn ich mich ein bisschen krank fühle. Erkältet. Da trinkt man keine Milch. Das Fett fördert Entzündungen. Und wenn ich erkältet bin, ist mit Sicherheit irgendwas in mir entzündet, und dann wird mit Milch alles nur noch schlimmer. – Stimmt das so? Und wenn nicht – auch egal. Es geht schließlich um Entspannung. Oben drin. Da gehören auch gedankliche Abzweigungen dazu.
Eine Entscheidung muss ich dennoch fällen. Also, ob und wie es denn heute weitergehen soll. Das Eine oder das Andere? Beim Anderen bin ich ja schon fast fertig. Also noch nicht ganz, aber fast. Beim Einen müsste ich noch ‘ne ganze Weile sitzen. – Aber ich weiß nicht, ob ich in allein-sitz-Stimmung bin. Vielleicht bin ich ja auch eher in draußen-rumlauf-Stimmung. Vielleicht fördert das ja das Eine, wenn ich vorher rumgelaufen bin. – Nur unterhalten geht nicht. Also das nun wirklich nicht. Womöglich auch noch mit Fremden. Unbekannten Menschen, denen ich alles erzählen muss. Besser gesagt sie erwarten es. Zumindest so ein bisschen. Damit es interessant bleibt. Auch wenn für mich zugucken viel interessanter ist. Deswegen vielleicht doch lieber einen Film. Auch wenn das eigentlich anders von mir erwartet wird.

Ich brauche auf jeden Fall etwas, das das Eine vorantreibt. Ich hab ja zum Glück noch ein bisschen Zeit. Kann ja noch gar nicht draußen rumlaufen. Erst in ein oder zwei Stunden. – Dann ist bestimmt alles anders. Ist ja meistens so. Wenn man wartet. Am Ende ist immer alles anders. Vielleicht auch dann, wenn man am Anfang zu wenig hatte.

Aber das weiß ich jetzt einfach noch nicht.

Stephan Weiner

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ZZZ 4/12 | Fabian Bross

Fabian Bross (*1984) studierte Linguistik, Phonetik & Sprachverarbeitung und Literaturwissenschaft auf Magister sowie Deutsch und Geographie für das Lehramt an Gymnasien an der LMU München. Derzeit promoviert er über ein gebärdensprachlinguistisches Thema und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Linguistik/Germanistik an der Universität Stuttgart. Er ist Mitbegründer der Literaturzeitschrift „Das Prinzip der sparsamsten Erklärung“ und des Ausstellungsraums „Linoleum-Club“ in München-Neuhausen.

Fabian ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Sein Text "Kichererbsen" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und am 2. Dezember 2016 erschienen sind.

 

Kichererbsen

Die Weintrauben hängen trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit noch wie Gummibälle an den Weinstöcken, der Himmel spannt einen blauen Bogen über die Landschaft und die Sonne wabert warme Strahlen in Benjamins Gesicht, der auf einem hölzernen, fest installierten Picknicktisch sitzt und ins Tal auf das kleine Dorf Pfedelbach im Hohenloher Land schaut. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn, zupft hin und wieder an seiner graumelierten Jogginghose, weil die Mischung aus ungewaschenen Synthetikfasern und frischem Schweiß ziemlich zu jucken beginnt und genießt es, wie sein angestrengter Atem langsam abzuflachen beginnt. Benjamin ist Sport nicht gewohnt.

Sein Blick wandert über die Berge. Die Weinstöcke stehen aufrecht und grün wie Soldaten. Sie geben Benjamin das Gefühl, als wäre da jemand, der auf ihn Acht gibt, jemand, der über ihn wacht und ihn beschützt. Unten im Dorf liegt das weiße Residenzschloss da wie eine grobe Weißwurst im Kessel - alles ist ruhig. Sacht raschelt der Wind durch die Blätter der Bäume am Friedhof. Direkt hinter der Kirche mit dem spitzen Turm, der Benjamin an den Hut eines lustigen Zauberers erinnert, kann er das Haus sehen, in dem er wohnt. Seit zwei Jahren.

Seit zwei Jahren lebt er in der tristen Einliegerwohnung, über ihm die Vermieterin, eine ältere Dame, die weißen Haare immer zu einer gewagten Hochsteckfrisur drapiert. Auch das Haus strahlt weiß. Erst vor ein paar Monaten wurde es gestrichen, insgesamt ist es noch recht jung, vielleicht zehn oder fünfzehn Jahre alt. Stahlträger verlaufen nach oben in Richtung des roten Dachs, halten den Balkon im ersten Stock, wo Frau Brenner, so heißt die Vermieterin, jeden Tag pünktlich um 14:30 Uhr die Blumen gießt und dann eine Zigarette raucht. Er hatte das Haus von Anfang an hässlich gefunden und unsympathisch und kalt und viel zu geradlinig, aber irgendwann hatte er sich daran gewöhnt, an seinen langweiligen Aufbau und daran, dass es herausstach, da alle anderen Häuser in der Straße älter und krumm und bunt und in irgendeiner Weise besonders verziert waren.

Seit zwei Jahren lebt er in der tristen Einliegerwohnung in dem kleinen Dorf und vermisst die Stadt jeden Tag.

[...]

Auszug aus Zweifel zwischen Zwieback


03 | Eric Ahrens

Bleibt dabei

Die Kälte beißt sich in
unseren Gesichtern fest
wie Junkies auf Cloud Nine.

Zwischen den Kadavern
von Böllern und Raketen,
picken die Schnäbel
von Nebelkrähen
unsere guten Vorsätze
vom Boden der Tatsachen.

Das Jahr ist aufgeplatzt
wie eine pralle Piñata
und zwischen den
süßen Momenten
bleiben wir auch diesmal
nicht verschont von
Idioten und Dämonen
und den üblichen Desastern.

Und auch diesmal
haben wir keine Wahl
und müssen uns weiter
durchschlagen.
Weiter versuchen, über
den eigenen Schatten
zu springen und den
inneren Schweinehund
zu überlisten.
Weiter den Kurs ändern,
um nicht einzurosten.
Weiter auf der Suche bleiben
nach neuen Eindrücken
und Erfahrungen,
weil nur sie das sind,
was zählt.

Selbst wenn da draußen
alles ins Wanken gerät
und droht, in sich
zu zerfallen
und das Blaulicht,
gar nicht mehr aufhört
zu leuchten,
müssen wir den Schritt
vor die Tür setzen
und uns dem stellen,
was uns die Zukunft
vor die Füße wirft.
Selbst wenn es
uns zerreißen wird.

Was hast du schon
sonst für Pläne?

Eric Ahrens

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02 | Andreas Reichelsdorfer

Translation

Zwänge man mich dazu, in den Zellkorridoren meines Rückenmarks umherzuwandern, gäbe ich zu Bedenken, es ereigne sich lediglich in den Re-Evaluierungen meiner Vergangenheit (grob gesagt und dadurch dividiert, kann ich das tun?), um schlussendlich als Déjá Vu wieder an der Oberfläche zu gelangen.

Andreas Reichelsdorfer

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01 | Pega Mund

urban core, museum

rush hour final gefrostet
quicke secunden pics
knallen die netzhaut
look at that spam!

gequollene sedimente im teer schimmelweiche
konsumarenen plus krustige wohnzonen reiss
brettverschnitte steil konzentrierte potenz
in den bankkathedralen / kloakiges
dampft metropol under ground
human species crap
any vibrations?

Pega Mund

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freiVERS | Judith Keller

Bessere Tage

Blätter segeln auf die Strasse, wirbeln ein bisschen, ein Ast nickt, solches und ähnliches geschieht, aber alles für sich. Seit Anton sich erinnern kann, sitzt er schwer auf einem Stuhl vor dem Fenster. Zu allem anderen kommt, dass eine  wichtige Frau seit Tagen nicht zurückschreibt. Aber in diesem Augenblick – es ist plötzlich vier Uhr – sieht er etwas, was er noch nie gesehen hat: Es sind bessere Tage, die wie scheue, bedächtige Tiere verteilt in der Ferne stehen. Anton betrachtet sie. Werden sie verschwinden, sobald sie seinen Blick spüren? Er verhält sich ruhig und schaut. Sie grasen. Sie sind hell und stabil. Sie bewegen sich plusternd, luftig, aber kaum. Glitzernde Schirme wachsen wie feine, konzentrierte Bäume lang und still um sie herum. Die besseren Tage grasen. Tief atmen sie ein und aus. Sie sind durchscheinend. Sie spüren Antons Blick. Sie denken nach, gesenkt, dem Gras zugewandt. Wie aus dem Grasen herausfinden auf den Weg? Wie sich den glänzenden Schirmen nähern? Mit Schwung? Angekündigt oder plötzlich? Wie aufgehen mit den Schirmen? Es ist kein leichtes Unterfangen, das wissen die Tage und auch Anton sieht es ein. Und muss ein bestimmter Wind abgewartet werden, ein bestimmtes Licht? Und dann, werden sie Anton finden auf seinem Stuhl oder werden sie verloren gehen auf dem langen Weg durch die Zeit? Solche Fragen sieht Anton sie durchscheinen. Er will ihnen helfen. Er flüstert nun heftig: Nur Geduld. Habt keine Angst. Ich werde euch winken. Haltet nach mir Ausschau und ich mache, was ich kann.

Judith Keller

Judith ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016

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