freiTEXT | André Patten

freiTEXT_Illus7-5

no results

das übliche Adrenalin
bei acht neuen E-Mails
doch wieder fehlt
das passende RE

in allen Netzwerken präsent
warte ich
wie ein schläfriges Smiley

André Patten

freiTEXT ist eine Reihe literarischer Texte. Freitags gibts freiTEXT.
Du hast auch einen freiTEXT für uns? Sende ihn uns doch an mosaik@studlit.at


Literaturblogs are broken

Fehlende Distanz und "Gefallsucht" - Probleme vieler Literaturblogs?
Auf jeden Fall wichtige Fragen, die sich jeder Blogger stellen muss.


freiTEXT | Kerstin Fischer

freiTEXT_Illus7-6

Todesblume

Die Todesblume kennt den toten Leib,
zeichnet weiße Linien in seinen stillen Ernst.
Auf das Bett ist die Hoffnung geträufelt.
Die Augen sind noch geöffnet.
Niemand wagt sie zu schließen,
bei all dem, was sie gesehen haben –
und Blut ist an den Füßen.
Durch Scherben sind sie gelaufen
in den gläsernen Abrissbauten der Kindheit.
Und blass sind die Finger,
der Lebenssaft zurückgezogen.
Der Geist indes sitzt wachsam daneben.
Er ist ansprechbar für jedermann,
der ihm zuhört
und kreuzt die Lilie über den weißen Händen.

Kerstin Fischer

freiTEXT ist eine Reihe literarischer Texte. Freitags gibts freiTEXT.
Du hast auch einen freiTEXT für uns? Sende ihn uns doch an mosaik@studlit.at


die sache mit den schreib.tipps. (#kolumne)

Über Bescheidenheit und die Selbstbezeichnung als 'Autor/in'...


freiTEXT | Lütfiye Güzel

freiTEXT_Illus7-7
hatte so großes vor
bis mir auffiel
dass es so großes gar nicht gibt
& es ist mir gleich
die wäsche in den waschsalon
zu schleppen
& 54 minuten kreise zu drehen
& wenn es dann
dampft & stockt
bleibe ich sitzen
& warte was passiert
& es endet dann damit
wie so oft
dass nichts passiert
 -
Lütfiye Güzel
-

freiTEXT ist eine Reihe literarischer Texte. Freitags gibts freiTEXT.
Du hast auch einen freiTEXT für uns? Sende ihn uns doch an mosaik@studlit.at


freiTEXT | Philipp Böhm

freiTEXT_Illus6-9

Ruhende Kräfte

Bald, ja bald werde ich ein Flieger sein. Ein Junge braucht seine Ziele und Wünsche. An den Rändern unseres Gartens, wo die Verkrautung der Grundstücksgrenzen bereits weit fortgeschritten ist, proben wir für den Ernstfall und freuen uns bereits auf den nächsten Krieg. Mein Großvater sagte immer, die Zeichen seien damals klar gewesen. So sind sie auch jetzt, wir sind uns da sicher. Also liegen wir im Gras, wenn wir nicht gerade den Absprung üben, und blicken in den ungetrübten Himmel in der Hoffnung auf baldigen Bombenabwurf. Stets versichern wir uns aufs Neue, es könne sich nur noch um Tage, schlimmstenfalls Wochen handeln, ehe sie fallen. Doch der Sommer vergeht mit Hoffen und mit ihm unsere Euphorie. Für den Herbst wünschen wir uns keinen Krieg herbei. Nein, es muss der Sommer sein. So begrüßen wir die ersten fallenden Blätter mit Schweigen im Wissen um ein verlorenes Jahr.

Philipp Böhm

freiTEXT ist eine Reihe literarischer Texte. Freitags gibts freiTEXT.
Du hast auch einen freiTEXT für uns? Sende ihn uns doch an mosaik@studlit.at


freiTEXT | Jonis Hartmann

freiTEXT_Illus6-12

Zangenabdruck am Ticket, Zahnabdruck am Hals

W. aus B. prüft die Fahrkarten im Zug. Heute Nacht hat ihn jemand geprüft. Man kann es sehen, wenn er sich über sein elektronisches Multitool mit Schulterriemen beugt. Bald wird er Nachtschichten fliegen, der W. aus B.

Jonis Hartmann

freiTEXT ist eine Reihe literarischer Texte. Freitags gibts freiTEXT.
Du hast auch einen freiTEXT für uns? Sende ihn uns doch an mosaik@studlit.at


freiTEXT | Lina Mairinger

freiTEXT_Illus6-10

Ich bin die Sprache los

Ich habe meine Sprache verloren. All meine Worte, welche ich für normal pausenlos aus meiner Lunge quetsche, sind abgehauen, ohne Abschiedsworte, ohne große Reden. Es war ein sprachliches Ende, das ich eigentlich hätte vorhersehen können, denn nach wochenlangen algebraischen Rätseln, war annehmbar, dass meine sprachlich fähigere linke Gehirnhälfte, die nicht in Worte fassen konnte was ich an Zahlen zu verstehen versuchte und was ich bei den Zahlen überhaupt suchte, kapitulieren und sich aus dem Staub machen würde. Aber es ist gut, somit habe ich nämlich mehr Zeit dafür, ohne vorher lange Reden zu halten, auszurechnen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit sei, dass meine linke Gehirnhälfte nach Argentinien geflüchtet war und nun ein als, verschwiegen bekanntes Opossum, erfreut. Dieses Opossum begeistert womöglich nun mit meiner sprachlichen Gehirnhälfte, zahlreiche vor Erstaunen sprachlose Opossums, mit verwirrten Reden und konjugiert die Möglichkeitsformen von possum.

Vielleicht gründet das Opossum eine neue sprachliche Gattung. Nicht umsonst berichteten schon früh in der Antike Op-mer, Op-vid und Op-laton von dem kommenden Staatssystem der Op-olitiker, angeführt von Op-ama. Die Opossums wären auch bald viel beliebter als alle Menschen, denn während diese sich mit mathematischen Formeln definieren, gewinnen die Opossums mit wörtlichem argumentieren. Sie würden die Sprache revolutionieren, denn die tote Sprache Latein, würde neu fungieren. Mit O-possum als moderne Möglichleiten etwas zu können.

Menschliche Forscher ziehen sich wortlos in die Statistiken über Sterberaten von „an Worten erstickten Opossums „ zurück und hätten somit ein Hobby für ihre restliche Existenz. Inzwischen habe ich mich vermutlich einhirnig und verkrüppelt zurückgezogen. Denn der bessere, schwerere Teil meines Gehirns fehlte ja nun und ich gehe ich ja stets schief. Mit meinen neu erworbenen mathematischen Kenntnissen, kalkuliere ich vermutlich meinen beruflichen Erfolg als Bestattungsunternehmer für Opossums, denn das spannende, waren die vielen Scheintoten Opposums, die sich die Möglichkeiten des O-possum seins zunutze machen und ihren Tod vortäuschen um an ihr O-Pension ranzukommen.

Eines Tages wenn ich dann gerade kritisch ein scheintotes Opposum untersuchen würde, sehe ich vielleicht ein Opa-ossum, das die Straße entlang an mir vorbeispaziert, mich erkennt, mir und den vielen Mathematiknachprüfungen dankt, die ihnen das Wort in den Mund legten und sich dann unsicher wegen meiner bedeutungsschweren Existenz tot oder ‚nichttot‘ umfallen würde. Schweigend würde ich mich dann für mein restliches Leben wie Prometheus fühlen können, wenn nicht sogar besser, denn was ist schon das Leben verglichen mit der Sprache.

Ja, so wäre es wohl, wenn meine linke Gehirnhälfte nicht, nach langen mathematischen Foltermethoden, abgehauen und Ich nun für immer sprachlos wäre.

Lina Mairinger

freiTEXT ist eine Reihe literarischer Texte. Freitags gibts freiTEXT.
Du hast auch einen freiTEXT für uns? Sende ihn uns doch an mosaik@studlit.at


das digitale mosaik - eine kleine Statistik

Zwei Wochen sind die digitalen Versionen von mosaik14/15 schon online, erstmals auch als eBook in zwei Formaten - es wird Zeit für eine erste kleine Statistik: Wie lest ihr das mosaik digital? Sollen auch zukünftige Ausgaben des mosaik als eBook erscheinen?

mosaik14_15-digitalIssuu, die Möglichkeit, gemütlich online durchzublättern, ist mit insgesamt 46% eindeutig am beliebtesten - hier dominiert aber der kurze Blick, das interessierte Stöbern. Wer ausführlich das mosaik lesen möchte, tendiert dazu, es sich "zu saugen", wie man noch vor zehn Jahren im "Internetsprech" gesagt hätte. Auch hier dominiert das traditionelle pdf mit 34% auch weiterhin - doch das offene ePub-Format hat auf jeden Fall einen Achtungserfolg hingelegt. Anscheinend liest jeder fünfte von euch das mosaik auf seinem eBook-Reader. Wir sind überrascht!

Also wenn das so weitergeht, dann wird es auch die zukünftigen mosaik-Ausgaben als ePub geben.

Einwände? Erfahrungsberichte? Wünsche?


P.S.: Das Amazon/Kindle-Format mobi ist kläglich gescheitert, wie man sieht. Anscheinend setzt niemand von euch auf den Branchenriesen - ein bisschen Schadenfreude können wir uns nicht verkneifen.  ;)