mosaik 33 - offene Rechnungen überall

mosaik33 - offene Rechnungen überall

ansonsten chronisch werden
  • Tom Jan Putz – Warum wir nie mehr Fahrrad fahren
  • Raoul Eisele – dabei die Worte abzuwägen
  • Liona Binaev – Eine Frau die schläft
wozu wir aufgebrochen waren
  • Nils Woitschach – naherholungsgebiet
  • Thassilo Hazod – Schön ist das Wetter am Land
  • Klaus Wieser – allerseelen
unter der falschen Sonne
  • Sigune Schnabel – Fünf sein / Sieben sein
  • Franziska Gänsler – Die Stare
  • Seda Tunç – garten angehalten
  • Andra Schwarz – Elephant in the room
Kunststrecke von euch: Postkarten-mosaik
BABEL – Übersetzungen

Schon immer stand der Mensch mit seinem Hang zur Übertreibung in der Weltgeschichte auf verlorenem Posten – und das Selbstmitleid, in dem er sich gut und gerne suhlt, kennt bisweilen keine Grenzen. Als gutes Mittel gegen Weltkrankheiten kann uns daher die Literatur dienen, speziell jene, die es aufs Vorzüglichste versteht, den Menschen als Schalk zu entlarven. So widmet sich unsere neueste Babel-Auswahl in ihrem ersten Beitrag einer ganz anderen Pandemie: der Dummheit nämlich. Diese ist bekanntlich unendlich. Genauso wie die Fülle an Sprachen und Promis, die diese Ausgabe schmücken: Griechisch, Russisch, Latein, Ungarisch stehen so neben Marcel Duchamp, Emily Dickinson, Eric Satie, Lew Tolstoi. Das Gegenteil von Dummheit machts möglich!

  • Francesco Filelfo – An Maemus (Odae 1, 2) (Latein)
  • Zoltán Lesi – Kedves Marcel Duchamp, / Lieber Marcel Duchamp, (Ungarisch)
  • Ioulita Iliopoulou – KENO / NICHTS (Griechisch)
  • Dimitry Strotsev – пчелы уверены […] / die bienen sind sicher […] (Russisch)
[foejәtõ]

„In Krisenzeiten denken wohl die meisten nicht zuallererst an Kultur, doch sollte sie nicht aus den Augen verloren werden.“ – Antonio Prokscha stellt fest, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Doch das letzte Jahr hat gezeigt, dass regional und international wenig selbstverständlich ist. Darum blicken wir in dieser Ausgabe in die Kulturszenen ausgewählter Länder, von den Niederlanden über Belarus bis China, von Osteuropa bis Zentralasien, um den Status der Kunst, Literatur und Zivilgesellschaft zu erfragen.

Kreativraum mit Katharina J. Ferner

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mosaik26 – ich bin keine pflanze

mosaik26 – ich bin keine pflanze

INTRO

„denken sie darüber nach wie es ist
ohne frau zu leben“
– Steffen Kurz (S. 20)

Dieser Tage kam eine Frage auf uns zu: Sag, liebes mosaik, wie hältst du’s mit dem Gendern? Und wir waren etwas überrascht – nicht über die Frage, sondern darüber, festzustellen, dass wir noch nie im Team darüber diskutiert oder aktiv darüber nachgedacht haben. Seit wir uns erinnern können ist der Asterisk da, als wäre er eine selbstverständliche Gegebenheit, wie der Umstand, dass wir nicht auf Kunststoff sondern auf Papier drucken (was wir im übrigen auch nie diskutiert haben).

Kritik an dieser Praxis kommt dieser Tage nicht nur von den Eh-scho-wissen, sondern zum Beispiel auch vom Wiener Philosophen Robert Pfaller, wie er es u. a. in einem Interview mit dem Standard formuliert hat: „Eine Kunstsprache zu verwenden, also zu ‚gendern‘ oder ein Binnen-I einzufügen“, scheint ihm nicht der richtige Weg, „man klingt dabei schnell nicht mehr wie ein vernünftiger Mensch.“ Und er markiert das Gendern als eine Form, sich über eine andere Gruppe zu erheben. Womit wir schnell bei einer Frage sind, die uns in Wellen immer wieder beschäftigt: Was kann/soll Kunst/Literatur im gesellschaftlichen Zusammenhang?

Wir verstehen uns auf einer Mission, Literatur zugänglich zu machen. Doch was bedeutet das? Ist es Aufgabe der Kunst, sich mittels Simplifizierung (über die Themen, Wege und Mittel) neuen Bevölkerungsschichten anzunähern oder ist es Aufgabe der Gesellschaft (des Staates?) Initiativinteresse für Kunst zu schaffen? „Man muss Kultur zu den Menschen bringen“ ist ein häufiger Schlachtruf, der in Sozialprojekten in sogenannten „Problembezirken“ endet und damit genau jene Überheblichkeit zelebriert, die auch Pfaller ankreidet.

„Sei unbesorgt: Von den hundert Namen,
die ich trage, ist kein einziger
Eva“
– Marina Berin

Seid unbesorgt, liebe Leserinnen und Leser, liebe Lesende, liebe Leser*innen, wir geben uns nicht mit einfachen Antworten zufrieden. Dafür kann eine Antwort dann auch mal länger dauern. Vor allem dann, wenn man vom Hundertsten ins Tausendste kommt. Letzteres wünschen wir euch für die vorliegende Ausgabe.

Inhalt

elektrisches zirpen
  • Dagmar Falarzik: Aufziehender Sturm / Der Sturm / Nach dem Sturm
  • Erik Wunderlich: Liebes Dreifingerfaultier
  • Thomas Ballhausen: Stanze
  • Stephan Weiner: Buch vom Zweck
  • Ursula Seeger: Unwillkürliches Flattern. Teil 31: Feingefühl und Anfälligkeit von Maschinen für Unausgeglichenheit und Exzentrik
waldwerden
  • Steffen Kurz: eine blume zwischen zwei abgründen
  • Manon Hopf: Fangen
  • Fabian Lenthe: Sie verlassen mich
  • Michael Pietrucha: Oh. Philia und deine geteilte Pflege mit dem Leben
  • Martin Peichl: 1000 Tode
und du nur so. oh.
  • Barbara Marie Hofmann: wiegenlied [totenschaukel]
  • Marina Berin: Du bittest mich
  • Katherina Braschel: Der Dosenrost sagt den Kieselsteinen, sie sollen mir temporäre Cellulite an den Knöcheln machen. Oder was?
  • Dustin Young: bitte komm
  • Hannah Bründl: wenn wind
Kunststrecke von Dominika Ziober.Król
BABEL – Übersetzungen
  • Jacek Dehnel: Miasta Dalekie / Ferne Städte (aus dem Polnischen von Michael Pietrucha)
  • Enesa Mahmic: Blatusa (aus dem Bosnischen von Marko Dinic)
  • Tobias Roth: Firn / Neve di Primavera (ins Italienischen von Nicoletta Grillo)
  • Yevgeniy Breyger: Schöne Lagunen / Lagune Frumoase; Vorsicht / Atentie (ins Rumänische von Krista Szöcs)
Kolumnen
  • Peter.W.: High Noon an der Datumsgrenze, Hanuschplatz #14
  • Marko Dinic: Über das Plagiat, Lehengrad #5
Buchbesprechung
  • Josef Kirchner: „Buchstaben sind Schmutz auf Papier“ – Zeitschriftenumschau
Interview
  • Miss Tell und Miss Spell – Gespräch Franziska Füchls und Lisa-Viktoria Niederberger
Kreativraum mit Magic Delphin

mosaik25 – Eisvogelkarosserien

mosaik25 – Eisvogelkarosserien

Intro

Würde uns jemand vermissen?

Das Damoklesschwert, das aktuell über vielen Institutionen der freien Kunstszene in Österreich hängt, ist eigentlich ein Säbel. Unsicherheiten bezüglich der finanziellen Grundlage aufgrund des Regierungswechsels sind allgegenwärtig. Die Angst greift wieder um sich.

Und das mosaik? Es ist kein Geheimnis, dass eine kostenlose Zeitschrift, Lesungen, Bücher und noch vieles mehr nur mit Geld aus der öffentlichen Hand finanzierbar sind. Zwei Fragen drängen sich auf: Müssen wir Angst haben? Und: Wie sollen wir uns positionieren?

„zittere nicht fürchte dich nicht“ (Kinga Tóth, S. 42)

Zunächst: Wir bewundern mutige Schritte wie beispielsweise den von Kabeljau und Dorsch, mal eine Saison auszusetzen, wenn das Geld fehlt; wir beobachten besorgt die finanziellen Schwierigkeiten von anderen Projekten, aktuell etwa bei Fixpoetry. Dennoch arbeiten und planen wir weiter, denn euer Interesse an unserer Arbeit schärft unsere Blicke und motiviert uns, tagtäglich nach vorne zu schauen, wenn es um spannende neue Stimmen in der Literatur- und Kulturszene geht.

Das mosaik ist unpolitisch. Das war lange Zeit unsere Prämisse. Irgendwo in der Ferne hallen noch die letzten Worte der Politolog*innen nach – „Alles ist Politik!“ –, aber wir wollten uns bewusst nie positionieren. Wenn dies Autor*innen oder Redakteur*innen von uns tun, soll es uns Recht sein, das Projekt allerdings hat keine politische Position. Immer öfter allerdings die Fragen: „Stimmt das überhaupt noch?“ und: „Kann/darf man heute keine Position haben?“

„Wir Dichter sind Lügner, – ja, aber wir gebens offen zu. Trotz gegen die Kälte.“ (Gespräch Piekar-Roth, S. 58)

„Warum Kunst?“, fragt Veronika Atzwanger vor ihrer Kunststrecke und findet ihre persönliche Antwort, die sich jede*r wahrscheinlich irgendwann zurechtgelegt hat oder zurechtlegen muss. Und unabhängig von der politischen Großwetterlage, dem Kontostand oder der Windrichtung, die einen trägt oder bremst: Diese subjektive, universelle Antwort funktioniert immer. Immer wieder aber auch: „Warum mosaik?“ Und obwohl wir die Antwort zu kennen glauben, die Unsicherheit bleibt: Gibt es Erschütterungen, die diese Antwort nichtig machen würden? Sind wir durch die politische Nicht-Positionierung austauschbar? Würde uns jemand vermissen?

Inhalt

Alle graben Gräber

  • Enno Ahrens: Die Winter
  • Holger Dauer: Vielleicht eine Erinnerung
  • Sascha Preiß: Vor der Irrfahrt
  • Philipp Böhm: Unter dem Strand
  • Nicola Quass: es ist nicht winter
  • Marlies Blauth: Illustration

Hilflose Menschlein

  • Felix Ebert: Anleitung zum langsamen Tod
  • Lasse Jürgensen: Bulgarorszag
  • Caren Jeß: Und im Hintergrund der kleine Danny (6) küsst sein Spiegelbild
  • Lisa Krusche: Alpen I
  • Alisha Gamisch: Ein Ort außerhalb allem
  • Marlies Blauth: fünfminutenheimat
  • Marlies Blauth: Illustration

Ungefragt aufgelöst

  • Valentin Feneberg: murxen, knarzen, tremolieren
  • Philipp Kampa: An das Wippen der dürren Äste im Wind
  • Anne Bünning: live your dream abgekratzt
  • Jonathan Perry: Warnung vor der Pielach
  • Barbara Rieger: nicht ich – ich nicht
Kunststrecke von
BABEL – Übersetzungen
  • Kinga Tóth: huszonhetedik ének/Lied siebenundzwanzig, negyvenharmadik ének/Lied dreiundvierzig (Ungarisch & Deutsch)
  • Caca Savic: Ohne Titel/Senza Titolo (ins Italienische von Nicoletta Grillo)
  • Maddalena Vaglio TanetIl lago di Lindow/Der See bei Lidow (Aus dem Italienischen von Tobias Roth)
  • Nicoletta Grillo: Feierabend (Aus dem Italienischen von Tobias Roth
  • Jānis ElsbergsRīta kafija/Morgenkaffee (Aus dem Lettischen von Patricius d’Suicidius)
Kolumnen
  • Peter.W. – Krieg und Möbel, Hanuschplatz #13
  • Marko Dinic – Jugolokale, Lehengrad #4
Buchbesprechung
  • Lisa-Viktoria Niederberger – . Rezension Simone Hirth – Bananama (Kremayr & Scheriau)
Interview
  • „Man kann die Schönheit nicht den Krämern überlassen.“ – Gespräch Tobias Roth & Martin Piekar
Kreativraum mit Mario Osterland

mosaik24 – Erlebniswelt Heizen

mosaik24 – Erlebniswelt Heizen

Intro

„Heiz ein und zieht euch warm an!“

„Wenn die Leute unsere Texte haben wollen, dann geben wir sie ihnen.“

Christine Haidegger spricht im Interview (S. 62) über die Gründung ihrer Literaturzeitschrift vor vierzig Jahren recht pragmatisch aus, was Beweggrund und Motivation für vieles sein kann: Die Nachfrage. Ein fehlendes Angebot. Ein Vakuum. Doch was, wenn es die Nachfrage nach etwas Bestimmten nicht gibt, nicht geben kann, da niemand weiß, dass etwas existiert, das man begehren kann. Ist das die Aufgabe von Kunst? Nachfragen zu befriedigen, die nie ausgesprochen worden sind?

Solche Fragen und ähnliche haben wir uns in den letzten Monaten regelmäßig gestellt – im Hinblick auf das bisher Erlebte, den status quo und die Ziele, die wir mit dem mosaik hatten und haben. Sind uns noch einmal klarer geworden, warum wir was wie machen. Haben an der einen oder anderen Schraube gedreht um zum Beispiel die Zeitschrift hoffentlich noch interessanter zu machen.

„Wir kleben. Wir lösen uns ab. Wir kleben. Alles, was von uns bleibt, sind unsichtbare Rückstände.“

Martin Peichl vergleicht den Zusammenhalt in einer Beziehung mit einem Post-It (S. 10). Und auch wir fragen uns nicht zum ersten Mal: Was bleibt von unserer Arbeit. Die physische Zeitschrift landet im Altpapier oder zerfällt langsam im Archiv – die achso bleibende und beständige Printpublikation bleibt bei einzelnen Autor*innen in einer Zeile im Lebenslauf bestehen: „Veröffentlichung in diversen Literaturzeitschriften.“

Es sind – wie so oft – nicht zuletzt die persönlichen Kontakte, die motivieren. Die Diskussionen mit Autor*innen und Rezipient*innen, die Unterhaltungen nach Lesungen, die Wertschätzung in den Mail-Konversationen. Ein Wort, das immer häufiger fällt: Dringlichkeit. Manche Texte werden nicht geschrieben, weil sie jemand lesen will, manche müssen einfach raus, auch wenn niemand auf sie wartet. Und bald kann man sich kaum noch vorstellen, wie man jemals ohne sie existieren konnte.

„dies ist kein gedicht über den zu kurz gedachten zusammenhang von sprache und denken. dies ist im besten fall: ein loch im papier, das groß genug ist, um durchzuwollen.“ – Xú Yìn / Lea Schneider (S. 42)

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Inhalt

  • Laurenz Rogi – Wie ich den Osorno bestiegen habe
  • Kerstin Meixner – Die Geschichte meines Vaters, arabische Version
  • Marianna Lanz – hasen
  • Martin Peichl – Entdecker
  • Julia Knaß – fixierungspunkte
  • Safak Saricicek – humanspaghetti
  • Chistian Lange-Hausstein – Wie eine Wespe
  • Robin Krick – Der Schwerfällige
  • Alexander Kerber – Im Hals klafft eine Wunde
  • Nikola Huppertz – schuhe
  • Sebastian Görtz – Industriekultur
  • Slata Roschal – o.T.
  • Illustrationen von Lisa Köstner
NEU: Kunststrecke von Daniela Kasperer
BABEL – Übersetzungen
  • Krista Scözs – am paralizat/sunt un om al exceselor (Aus dem Rumänischen von Yevgeniy Breyger)
  • Julia Grinberg – Paradisischer Fernblick | Zweimal über Phantome (Russisch und Deutsch)
  • Anna Hetzer – Funkhaus Nalepastraße (Ins Italienische von Nicoletta Grillo)
  • Kathrin Bach – Ocker (Ins Italienische von Nicoletta Grillo)
  • Marco Mantello – Dopo l‘ultimo (Aus dem Italienischen von Tobias Roth)
  • Agata Spinelli – Lungo il Freilichtmuseum (Aus dem Italienischen von Tobias Roth)
  • Xú Yìn – 秋访金陵 (aus dem Chinesischen von Lea Schneider)
Kolumnen
  • Peter.W. – Die Brille, Hanuschplatz #12
  • Marko Dinic – Nachts, Lehengrad #4
Buchbesprechung
  • Lisa-Viktoria Niederberger – Ein Ort in den Bergen. Rezension „Tau“ von Thomas Mulitzer (Kremayr & Scheriau)
Interview
  • Papier erbetteln, Manuskripte schmuggeln. Josef Kirchner, Christian Lorenz Müller im Interview mit Christine Haidegger
Kreativraum mit Thomas Mulitzer

mosaik23 – du bist fad.

mosaik23 – du bist fad.

Intro

Wer ist fad?

Wenn das mosaik auf der Titelseite eine so provokante Behauptung aufstellt, dann fragst du dich wohl, wer denn nun fad sein soll. Nun, entweder ist dies eine selbstbezogene Behauptung vom mosaik, vielleicht eine neue, etwas fragwürdige, PR-Masche. Ein kurzer Blick ins Archiv, genauer gesagt, in mosaik13, hilft weiter:

„Keine Literaturzeitschrift kann jemals so langweilig sein wie die letzten Bücher von Peter Handke.“ – Marko Dinic

Puh, aus dem Schneider. Aber das würde ja bedeuten, das Du bezieht sich auf dich, werte Leserin bzw. werter Leser, sofern Sie nicht schon von der Titelseitenduzerei abgeschreckt oder gar beleidigt worden sind. Sehr kühn von uns, sind wir doch eigentlich ganz lieb und freundlich. Und was sagt eigentlich Frau Pernkopf auf Seite 8 dazu?

Aber wo waren wir. Genau. Die Literaturzeitschriften. Dass die nicht fad sind, haben wir (und du sicher auch) nicht erst mit mosaik13 rausgefunden. Was die aber wirklich können, das dürfen sie selbst unter Beweis stellen. Zum einen beim ersten Treffen unabhängiger, zeitgenössischer Literaturzeitschriften, das im Mai 2017 in Salzburg stattfindet – klein und laut präsentieren sich bereits jetzt einige dieser Zeitschriften ab Seite 53.

Dennoch: Wenn man zum dreiundzwanzigsten Mal etwas macht, dann muss man sich dem Fadessevorwurf stellen. Intern möchten wir dafür sorgen, dass wir eben dies nicht werden, arbeiten an neuen Formaten, Inhalten, Themen. Doch dafür brauchen wir dich, der du grade im Zug/auf der Wiese/am Klo sitzt und zufällig oder ganz bewusst diese Zeiten liest. Wer liest eigentlich noch Vorwörter? Ach, ist eh ein Intro. Und als solches darf es ruhig auch konfus und wirr sein.

Weiterhin: Wir brauchen dich. Wenn du dich fragst, was wir so machen, dann lies einfach mal weiter und schau dich online um. Wenn du das, was wir (außerhalb dieses Intros) so machen, gar nicht mal so schlecht findest, dann werde doch ein Teil von uns! Noch nie war es so einfach, ein Mitglied der mosaik-Familie zu werden. Schau einfach mal auf wir.mosaikzeitschrift.at vorbei.

Der Vorteil daran: Wir sind nicht fad.

Unser Mosaik.

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mit Texten von:
  • Ulrike Anna Bleier
  • Daniela Chana
  • Sagal Comafai
  • Fabian Lenthe
  • Christian Lorenz Müller
  • Susanne Pernkopf
  • Andreas Reichelsdorfer
  • Kathrin Schadt
  • Sigune Schnabel
  • Katja Schraml
  • Jan Seibert
  • Leon Skottnik
  • Elisa Weinkötz
  • Phillip Zechner
klein&laut – Literaturzeitschriften-Spezial mit Vorstellung von:
  • Politisch Schreiben
  • &radieschen
  • Richtungsding
  • Sachen mit Woertern
  • Seitenstechen
  • Zeitblatt Prisma
  • STILL
Übersetzungen von Texten von:
  • Katja Plut (aus dem Slowenischen)
  • Natasa Velikonja (aus dem Slowenischen)
  • Karlo Hmeljak (aus dem Slowenischen)
  • Florin Iaru (aus dem Rumänischen)
  • Aleksandr Baslacev (aus dem Russischen)
  • Nicoletta Grillo (aus dem Italienischen)
Mit Auszügen aus:
  • KulturKeule XXIII – Texte von
    • Fiona Sironic
    • Nora Zapf
    • Daniel Bayerstorfer
Buchbesprechung:
  • Marko Dinic – Lyrikkiez: Wald aus Krätze (hochroth)  und BAIAE (Verlagshaus Berlin) von Tobias Roth
Interview:
  • Sibylle Ciarloni mit Joanna Lisaik
Kolumne
  • Peter.W. – Hanuschplatz
eine Grafik von:
  • Flamingo
Kreativraum mit Veronika Aschenbrenner

Literatur ist Wissen! - das mosaik bei den Wissenstagen 2016

Wissenstage in der Wissensstadt Salzburg - und das mosaik ist mittendrin! An zwei Tagen präsentieren wir die Vielfalt literarischen Wissens und Kreativität.

Der Ort: AREAlab, Lasserstraße 10, Salzburg

>> zum vollständigen Programm der Wissenstage

 

unser Programm für euch

Fr, 4.11., 9:00: Local Heroes

Lesung und Gespräch mit Lisa Viktoria Niederberger und Marko Dinic

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Lisa Viktoria Niederberger

Die Salzburger Autorin Lisa Viktoria Niederberger vermag es mit ihrer an die Umgangssprache angelehnten Texte nahe an der Realität zu bleiben und die Erzählungen nacherlebbar zu machen.

Marko Dinic

Geboren 1988 in Wien, von da an unstetes Leben pendelnd zwischen Beograd, Stuttgart, München, Salzburg und Berlin, seit 2008 Studium in Salzburg. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften, seit 2009 Veranstalter der unabhängigen Lesereihe KulturKeule und aktives Mitglied des Kunstkollektivs Bureau du Grand Mot.

>> Sei dabei!

 


Fr, 4.11., 10:00-18:00 // Sa, 5.11., 10:00-19:00
Leselounge mit allen Ausgaben des mosaik inkl. mosaik21 und roll



Sa, 5.11., 19:00: mosaik setzt über

Lesung und Gespräch mit Tobias Roth und Marko Dinic

Roth_Dinic

Tobias Roth (Berlin) und Marko Dinic (Salzburg) lesen und diskutieren übersetzte Texte und das Übersetzen aus und in andere Sprachen zum Abschluss des Festivals.

Das mosaik bemüht sich um die Förderung der Übersetzungstätigkeit fremdsprachiger Texte ins Deutsche und vice versa. Die Praxis des Übersetzens sehen wir als Wissenstransfer - geographisch, chronologisch, politisch, soziokulturell, usw. Startschuss dafür war mosaik19 – BABEL: Mehrere längerfristig angelegte Übersetzungstätigkeiten in unterschiedliche Sprachen (Italienisch, Russisch, Bulgarisch, …) nahmen hier ihren Anfang und werden sich über die nächsten Ausgaben bis 2017 zu ersten Buchpublikationen entwickeln.

Marko Dinic

beschäftigt sich in vielen seiner Texte mit dem Transfer von Sprache und Wissen zwischen seinen beiden (sprachlichen) Heimaten, der Deutschen wie der Serbischen. In seinem Romanmanuskript „Als nach Milosevic das Wasser kam“ (Arbeitstitel) setzt er sich intensiv mit der Frage der Schuld und der Aufarbeitung der Jugoslawienkriege auseinander.

Tobias Roth

widmete sich u.a. Giovanni Gioviano Pontano (1429-1503), einem der wichtigsten Autoren der italienischen Renaissance. Die Gedichtsammlung „Baiae“ (Herbst 2016, Verlagshaus Berlin) ist einen Brückenschlag in eine chronotopische Region, mit einem der paradigmatischen europäischen Schübe von Wissensproduktion und Wissensanhäufung - die italienische Renaissance. In der Beschreibung bestimmer Koventionen der therapeutischen Praxis verbindet sich die Ästhetik der Textoberfläche mit dem in die Texte eingespeicherten Wissen.

>> Sei dabei!

mosaik21 – unter der Schmargendorfer Brücke

mosaik21 – unter der Schmargendorfer Brücke

Intro

Wo ist Schmargendorf?

Wir hätten der Versuchung gerne widerstanden, konnten wir aber nicht. Dadurch änderte sich die Frage in „welches Schmargendorf?“ Berlin oder Uckermark. Herzsprunger Weg, Platz am wilden Eber, Hundekehlestraße, Großer und Kleiner Plunzsee – ansprechende Ortsnamen hüben wie drüben. Genauso wie Brücken.

manchmal steht
jackie kennedy
unter der schmargendorfer brücke
sie hat ein kleid in pink

Letztlich muss Schmargendorf mit seiner Brücke ein fiktiver Ort bleiben – ähnlich wie das rehzarte Fräulein im anschließenden Teil.

Ein anmutig-hübsches, rehzartes Fräulein, Beschützerinstinkte / auf sich ziehend (auch andere Instinkte), stöckelte mittellaut / über den akustisch forcierten Steinfußboden, auf der Suche nach /zu Erledigendem – und nach Beschützern.

Darum schließt sich die Klammer zahlreicher Versuche und Experimente – von Anagrammen bis Übersetzungen (hier wandeln wir dann oben über die für uns bereitete Brücke).

es metern die sorgen zu gicht
zu lesbarkeit im ersten gesprochenen satz
keine minute die nicht eine andere schiebt

Ein Experiment war auch die 21. KulturKeule: Indem wir Musikern den Ton abdrehten, überprüften wir den literarischen Gehalt der dahinterliegenden Texte. In roll hinterfragen wir die Konventionen bestimmter Drucksorten. Und im Dezember heben wir in der 3. Babelsprech-Konferenz die gegenwärtige Lyrik auf eine neue Stufe.

Josef, 50% der Herausgeberschaft des mosaik, näherte sich im Laufe des Jahres zahlreichen neuen Literaturprojekten an und fand Gemeinsamkeiten, ähnliche Probleme und unterschiedliche Lösungen. Und wer sich fragt, warum auf mosaik19 mosaik21 folgt, dem sei Zweifel zwischen Zwieback ans Herz gelegt: mosaik20 erscheint als Kurzprosaband in der Edition mosaik.

Letztlich könnte diese Ausgabe auch eine Weichenstellung für die Zukunft sein: Zum ersten Mal erfolgte die Auswahl der literarischen Texte nicht durch die Herausgeber sondern durch eine neue Redaktion. Großer Dank gebührt Peer de Beer, Felicitas Biller, Marko Dinic, Marlen Mairhofer und Peter.W.

und zum Schluss die Folgen:
meine Wut gegen Laternen
ein Streit mit Gebrüll
nur Wolken in Sicht

.

mit:

Noemi Auer, Lukas Hoffmann, Claudia Dabringer, .neutro, Matthias Engels, Philip Krömer, Heike Lauterkorn, André Patten, Flamingo, Johanna Sailer, Timo Brandt, Nils Langhans, Anne Bünning, Adi Traar, KlitClique, Markus Binder (Attwenger), Karl Schwamberger (Laokoongruppe) und Peter.W.

Übersetzungen von Texten von:
  • Maddalena Vaglio Tanet
  • Slata Roschal
  • Alexandru Turcu
  • Lütfiye Güzel
Mit Auszügen aus:
  • Zweifel zwischen Zwieback
  • roll
  • KulturKeule XXI – KulturKeule goes Pop
Buchbesprechungen:
  • Alke Stachler: Halb Taube halb Pfau (Secession) von Maren Kames
  • Marko Dinic: flüchtige monde (kookbooks) von Yevgeniy Breyger
  • Tobias Roth: Wir ohne Wal (Jung und Jung) von Birgit Birnbacher
Kreativraum mit Birgit Birnbacher

"Niveau, weshalb, warum!?" - die mosaik-Lesereise Deutschland

5 Städte, 7 Lesungen, 21 AutorInnen, 3800 Kilometer

Nach der famosen Reise durch Bayern begaben wir uns erneut auf Roadtrip und packen Autorinnen und Autoren ein, um mit Ihnen den Westen, Osten und Norden Deutschlands zu erobern: vom Wohnzimmer bis zum Technoclub, vom Kulturcafé bis zur Buchdisko - und das druckfrische mosaik18 war mit im Gepäck!

-

Mo, Köln, Weltempfänger

"Nein, ich lecke sicher nicht Peters Füße!"

Die erste Strecke war nicht nur die längste, sondern auch die mühsamste. Zwei Stunden Stau und so. Dafür wurden wir in Köln im wunderbaren Weltempfänger von Christoph Danne, Anke Glasmacher und Miriam Berger empfangen.

-

Berlin

Wenn du in Berlin aus dem Auto steigst, die schwere Holztür zur Unterkunft öffnest und dich dahinter ein großgewachsener Herr, einzig mit einem Leopardenfellmantel bekleidet, fragt, ob du "rein willst", bevor dreißig Herren in aufreizenden Lederklamotten an ihm und dir vorbeigehen - dann denkst du dir: Berlin, du kannst so Klischee sein!

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Di, ORi

"Pizza, Pasta, Spielzeuglaster."

Bärlin erwartete uns: Im ORi trafen wir Matthias - es lasen Miku Sophie Kühmel, Nora Deetje Leggemann und Philipp Schulz mit uns.

 

Mi, Kater Blau

"Sperrstunde ist ein Austriazismus."

Es gibt den Moment im Leben, an dem man weiß: ok, das ist jetzt wohl der geilste Ort, an dem man je lesen wird... Willkommen im Kater Blau:

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Der Abend begann mit einer Gesprächsrunde mit Vertretern von Sachen mit Woertern, SuKuLTuR, Metamorphosen und uns. Es wurden die Gemeinsamkeiten und Schwierigkeiten debattiert, ein neues Literaturprojekt zu starten und zu betreiben.

https://www.facebook.com/sachenmitwoertern/photos/a.483837824994073.114331.200967913281067/1137883316256184/?type=3

"Dass digital zu produzieren auch koste, betonte Josef Kirchner von der österreichischen Literaturzeitschrift mosaik, die kostenlos vertrieben wird. Auch in Blogs stecke viel Arbeit, deren Produkt hinterher gratis konsumiert werde. Da liege der Zwiespalt: 'Einerseits will man prinzipiell Niedrigschwelliges produzieren, andererseits aber nicht die Gratiskultur fördern.'"

[zum Artikel in der taz]

[zum Beitrag auf Deutschlandradio Kultur]

https://soundcloud.com/user-694573966/podiumsdikussion-der-magazine-metamorphosen-mosaik-sachen-mit-wortern-und-dem-verlag-sukultur

 

Im Anschluss lasen Jannis Poptrandov, Doris Wirth, Karl Clemens Kübler und Lisa Viktoria Niederberger.

 

https://soundcloud.com/user-694573966/lisa-viktoria-niederberger

[zu den Aufzeichnungen der übrigen Lesungen]

 

Do, Buchdisko

Von der Disko in die Disko. Nach dem Acidbogen benötigten wir erstmal etwas Ruhe und zogen uns in die beschauliche Buchdisko in Pankow zurück. Zusammen mit Katrin Theiner konnten wir uns intensiv den Texten widmen und Kräfte für die nächsten Tage sammeln.

 

Fr, Hamburg, Chavis

Hamburg tat dies, was es am besten kann: ein Sauwetter haben. Wir machten das beste draus und vergnügten uns an der Reeperbahn. (Lesend im Chavis, natürlich...). Auf Einladung der Hafenlesung lasen Elisa Helm, Rick Reuther und Claire Walka. Marko Dinic las spontan die deutsche Übersetzung des anwesenden Palästinensischen Dichters Ghayath Almodoun.

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Sa, Erfurt, Kunststücke

Auf halben Weg heim liegt Erfurt. Dort startete vor kurzem die Reihe "Kunststücke" - bei der zweiten Auflage der WG-Lesungen waren wir zu Gast. Mit uns lasen Mario Osterland und Peter Neumann. Musik kam vom unglaublichen littlemanlost.

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So, Salzburg, Atelier du Bureau

"Es gibt so Dörfer, da denkst dir: Zieh aufs Land und verreck!"

Machen wir uns nichts vor: Sieben Tage im selben Auto, im selben Zimmer. Jeden Tag Autofahren, jeden Abend Lesung und Party. Es gibt schlimmeres. Aber wie das all die Rockbands gemacht haben, ohne sich die Schädel einzuschlagen, bleibt uns ein Rätsel. Da tut so ein herzlicher Empfang wie am letzten Abend im Atelier du Bureau gut. Dort kreuzten sich die Lesereisen von uns und von Nico Feiden, der in Salzburg sein neues Buch (findet ihr auch in mosaik18) vorstellt.

 

Alle Fotos findet ihr hier.

Vielen Dank an Lisa Viktoria Niederberger, Marko Dinic und Peter.W. - und an alle unsere Freunde und Partnerinnen überall, die uns bei der Organisation unterstützt haben. Ohne euch gäbe es keine mosaik Lesereise.

Du willst das mosaik auch in deiner Stadt? schreib@mosaikzeitschrift.at

 

 


mosaik-Lesereise Deutschland

5 Städte, 7 Lesungen, 21 AutorInnen, 3000 Kilometer

Nach der famosen Reise durch Bayern begeben wir uns erneut auf Roadtrip und packen Autorinnen und Autoren ein, um mit Ihnen den Westen, Osten und Norden Deutschlands zu erobern: vom Wohnzimmer bis zum Technoclub, vom Kulturcafé bis zur Buchdisko - und das druckfrische mosaik18 ist mit im Gepäck!

Köln

Mo, 11.4., 20:00

Weltempfänger (Venloer Straße 196) - Reihe Hellopoetry!

Wir beginnen gleich mit einem Paukenschlag: Die Reihe HELLOPOETRY! lädt uns nach Kölle - Christoph Danne und Anke Glasmacher, die wir aus mosaik16 und mosaik17 kennen, sind als LokalmatadorInnen mit dabei. Es lesen:

Musik von Miriam Berger

Sei dabei...

weltempfänger

Berlin

Di, 12.4., 20:00

ORi (Friedelstraße 8)

"KünstlerInnen jeglichen Alters finden hier eine Plattform, um ihre eigenen kreativen Ideen und Visionen zu entwickeln, umzusetzen und zu präsentieren." - könnte vom mosaik sein, ist aber vom Mission Statement des ORi. "Raum für Raum" heißt es, wenn das eine auf das andere trifft.

Sei dabei...

ori

 

Mi, 13.4., 20:30

im Kater Blau - Acidbogen (Holzmarktstraße 25)

Wenn, dann stilecht! Oben rattert die S-Bahn, unten kriechen noch die letzten Leichen der gestrigen Party raus. Es treffen sich vier unabhängige Literaturprojekte auf Einladung der Sachen mit Wœrtern und stellen sich vor:

Es liest (je ein/e Verterter*in pro Projekt):

Sei dabei...

Kater_Blau_Berlin

Do, 14.4., 20:00

Buchdisko (Florastraße 37) Es darf wieder ruhiger werden. Sozusagen eine Auslockerungsrunde in der gemütlichsten Buchhandlung in Pankow, wo wir auf Katrin Theiner und Tobias Roth treffen.

Sei dabei...

buchdisko

 

 

Hamburg

Fr, 15.4., 19:30

Chavis Kulturcafé (Detlev-Bremer-Straße 41)

Und ab geht es nach St. Pauli an die Reeperbahn. Wenn schon Hamburg, dann aber wirklich!

Sei dabei...

 

buchdisko 2

Erfurt

Sa, 16.4., 17:00

Wohnzimmerlesung - Reihe "Kunststücke"

Wir kennen es schon: Nach einer Partyeinheit folgt die Gemütlichkeit. In Erfurt - auf halbem Weg zwischen Hamburg und Salzburg - werden wir in einer WG Willkommen geheißen. In Kooperation mit In guter Nachbarschaft und dem Literatufestival Erfurt lesen:

Musik von Little Man Lost

Sei dabei...

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Salzburg

So, 17.4., 18:00

Atelier du Bureau - "Welcome Back"-Party

Und weil wir nicht genug haben, setzen wir noch ein Heimspiel obendrauf. In gemütlicher Runde gibt es Anekdoten, Wiedersehensfreude und einen Spezialgast, der sein neues Buch mitbringt:

Buchpräsentation Nico Feiden

Sei dabei...

Lesereise_Destinationen


KulturKeule: Lyrik von Jetzt 3

Die wichtigsten Stimmen der jungen deutschsprachigen Lyrik in einem Band. Autorinnen und Autoren unter 35 aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein.

Die Anthologie versammelt 84 junge Lyrikerinnen und Lyriker aus einem geografischen Raum von Flensburg bis Bozen, von Basel bis Wien.

Die Herausgeber und Kuratoren Max Czollek (Deutschland), Michael Fehr (Schweiz) und Robert Prosser (Österreich) haben sich der Überschreitung nationaler Grenzen verschrieben. »Lyrik von Jetzt 3. Babelsprech« ist ein erster Versuch, neue LyrikerInnen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.

u.a. mit Marko Dinić, Martin Fritz (mosaik3,12,15), Irmgard Fuchs, jopa jotakin (mosaik15, S. 9), Frieda Paris (mosaik9, S. 8) Martin Piekar (mosaik15, S. 8), Rick Reuther (mosaik12,15), Tobias Roth (mosaik7,8,9,13,15), Alke Stachler, Gerd Sulzenbacher (mosaik15, S. 22)

Lyrik von Jetzt 3. Hg. von Max Czollek, Michael Fehr und Robert Prosser. Wallstein, ca. 300 S., € 19,50.

Mehr Texte von AutorInnen und Autoren finden sich im neuen mosaik16.


 

Name

Anstatt zu sagen, sie heisse Judith, sagte sie immer, sie verheisse Judith.
Dies ist ihr nicht unterlaufen. Es schien ihr dann, sie könne noch immer erscheinen.

Judith Keller


 

aufschießen einer leine

bis es, in den frühen morgenstunden, nach endlosem warten, endlich heißt, ein seil sei gefunden, verknotet, bis in den letzten strang, heißt, das durcheinander voneinander zu lösen, es wie einen gürtel zu tragen, mit ratloser hand auf der offenen schnalle, einer hand, die, zum lachen weit aufgerissen, schreit, kontext, einordnen, zwangsbasis, eine, nach der man, vorausgesetzt voraussetzung erfüllt, zum handeln verpflichtet sei, einem handeln, das sich in sich von sich unterscheide, einem handeln aus dem begriff seines urteils über sich selbst, das, zum ganzen verknotet, ein hindernis sei, eines zu lösen und überhaupt genug davon zu reden sei bereits farbe, studieren sei immer bereits muster gewesen, mit anderen geteilt, sei erinnert, zur verfügung verdammtes konzentrieren, aufschießen, fadenkreuzfokus und leine, das harre schon stunden, jahrhunderte, der sekunde, sei, immer sich selbst bei den schlimmeren wunden, sei, diese tiefer vergessen, blockieren, dann herein und verwandeln, sei voriges ohnehin zu zerlegen, sei dieses, sei ihre finger nach vorne, diesen finger zurück, sei entscheiden, sei jetzt

Niklas Lem Niskate


 

bilder in bildern

für Tristan Marquardt

a.)

diese stupende liebe für zwei / eben das / was zusammengehört / sage ich / während ich übers geländer ausspucke und die spucke sich im moment des asphaltaufschlags in ein nest für zwei fremde verwandelt

                                                                              /

und von beschiss zu beschiss fault der
sinn / zerfasert das gestülp eines im-
manenten innen&außen / massiert
die blutenden fisuren / wo widrig noch
das falsche wort ist und immer etwas
anderes die gesichtsläufe dominiert

b.)

wo einer scheitert baut der nächste
schon sein einfamilienhaus / die ge-
dehnten wäscheleinen / die torbögen &
gärten / ganze jugenden die sich leicht
ins haar verknoten lassen und einem
spaß garantieren / das HAHAHA des nachbarn
hört man durch die hohe hecke & schließlich
durch den stacheldrahtverhau

c.)

am morgen strecken sich die krähne erstmal dasz es knackt & pfeift & die stahlglieder unterm sägblattzischen einen auf hofdame spielen wenn man dem ganzen überhaupt beachtung schenken will denn ganz so einfach will es nicht sein an so einem morgen wo manches ureigentlich vor uns tritt

/

manche stellen im gras sind nicht grün sondern
ausgegilbt von der sonne / häuser ruhen willkür
lich in der landschaft / der wind weht erst vom
osten dann vom süden herr /menschen geben
sich erst die eine hand dann die andere / libellen
fliegen auf / wasser träumt von hasenscharten [1]

Marko Dinic

[1] fragmente /wörtersammlungen: glatzig / brodem / gekröse / sekretieren / karzinös / virulent kaskade / unrat / salpeter / vomieren / gedanken zu blumenberg: die reziprozität des widerstands und der daseinssteigerung / wie sah ich wohl als kind aus / schlachthaustheater / die bearbeitungen / next three days / fürs manuskript: überall ist nichts zu sehen / was soll das nun bedeuten?