freiVERS | Christl Greller

unsteter flug

 

mitten auf der strecke stehen bleiben.
und liegt der uralte himmel schwer
über allem.

zeichen zeichnen sich ab,
heller werdend.

das leben ändert ständig seine fahrtrichtung,
gibt keinen blinker.

 

gut, wenn du
und schaffst du es, mitzukommen
beim lebens-terror.

ändere!

ändere!

ändere!

schwankend wird dein flug,
ob du es willst
oder nicht.
schmetterlingsgleich.

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Christl Greller

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freiTEXT | Lisa Schantl

Mosaike

Ein dunkelweißer Lederball rollt die Gasse hinab und die Burschen stürmen hinterher. Laut hallen ihre Tritte von den lehmverkleideten Wänden wider, laut rufen sie sich auf Arabisch und uns etwas anderes zu. „Bonjour, Monsieur!“, „Ca va, Madame?“ Mein beschauliches Französisch hat gelernt, diese Floskeln mit einem Lächeln zu erwidern, die Mundwinkel gerade so hoch angezogen, dass sie nachbarschaftliche Freundlichkeit, aber keine verstehenwollende Nähe, kein ehrlichgemeintes Amusement zeigen. Zu viele aus Palmblättern gebastelte Kamele, zu viele süßgedorrte Datteln wurden mir schon unter die Nase gehalten, wenn ich auch ein lachendes Auge riskierte.

Der Ball stürmt mit der Meute weiter, prallt ab an Schusterläden und Schmieden, Nähwerkstätten und Tischlereien. Verirrt sich in manchen bunt gefliesten Innenräumen, deren glasierter Schein schon lange nicht mehr von den verklumpten Meißeln, den zerborstenen Fasern, den fehlenden Zähnen ihrer Meister reflektiert wird. Die Blumenmosaike vergehen in sich, schön für sich, schön in einer Welt, in der Schönheit meist nur ein Kaufargument ist. „Come inside, more beautiful inside, I have more“ – der Ball rollt.

Auf seinem Weg schreckt er die streunenden Katzen auf, große und kleine, ein- und zwei- und dreifärbige, manche in Gruppen, manche alleine. Er rollt über ihren Lebensinhalt, die Därme und Innereien, die nicht einmal hier von den generationen-gealterten Fleischern und den traditions-veralteten Köchen verarbeitet werden wollen. Müde sehen die Tiere dem Leder nach, der Katzenelan nur noch eine verblasste Erinnerung, zittrig ihre Glieder, wie die der Pferde und Esel, die zu schwer tragen, westliches Geld und heimische Ernten.

„Why don’t you talk to me? Are you afraid?”, verliere ich den Ball aus den Augen, grölt die aufdringliche Männerstimme mich an. Schweigen wird nicht akzeptiert, wird als Schwäche angesehen. Mein nachbarschaftliches Nicken reicht nur für Straßenkinder und Straßenhunde, darüber hinaus habe ich noch kein Mittel für das Sein gefunden.

„Are you afraid?”

Vom ersten Tag an beunruhigt es mich, dass ich mich immer wieder bei dem Gedanken ertappe, froh zu sein, hier nicht allein das Stadtpflaster betreten zu müssen, einen großgewachsenen, robusten und wortgewandten Mann an meiner Seite zu wissen, mich in seinem Schatten klein machen zu können. Klein und unbedeutend. Der Gedanke ist Stickstoff in meinen Atemwegen, ein Kloß aus heißer Luft, er würde mich verbrennen, würde ich ihn zu Ende denken.

Ist es Angst, die diesen Gedanken zu Tage fördert? Hat der grölende Verkäufer mich enttarnt, mein Schweigen richtig gedeutet, mein leeres Lächeln mehr für mich als für ihn interpretiert?

Manchmal, auf den breiteren Straßen, wenn die handgefertigten Teppiche und die naturgegerbten Lederwaren weiter auseinanderrücken, mache ich mich groß, gestikuliere weit, deute auf dieses und jenes, bestimme den Weg, das Ziel. Gehe mit meinen ausgetretenen Sandalen, meiner luftigen Hose, meinem schulterbedeckenden Überwurf selbstbewusst voran, bewusster als sonst, bewusster als in einem Umfeld, in dem das Bewusstsein auch einmal der Freiheit weichen darf. Bewusst bin ich mir aber auch des wachenden männlichen Auges hinter mir, dass die anderen glotzenden Linsen abwendet, das einschreiten würde, wenn aus Augen Hände, Griffe, Greifhände werden würden.

„Are you afraid?“ – Angst, vielleicht, ja vielleicht wirklich, aber wovor?

Was die Aussage des Käufers provoziert, ist das, was das rollende Leder der Jungs nicht ansteuert. Verhüllt in bunt gefärbten Stoffen, wie die Fliesenmosaike schön und still, ist das Unmännliche hier meist unsichtbar, ist in den Räumen hinter den Mosaikaufgängen, in den Werkstätten fernab der Hauptwege, in den Kooperativen, die Arbeit schaffen und Luft nehmen. Schön und still.

Schön und still sind auch die Mädchen, die den spielenden Jungs zusehen. Ihre Augen tiefbraun oder schimmernd grün, lehnen sie in Treppenaufgängen, an Geländern, sitzen sie am Straßenrand, halten sie die schützende Hand ihrer Mutter beim Einkauf von Getreide und Milch. Mitspielen ist ausgeschlossen, die Teilung ist so stark wie die klammernde Nadel im Hijab der Frauen.

Als Kind war ich gewiss alles andere als schön und still. Immer am Erkunden, immer am Austesten meiner Umgebung waren meine Knie stets dreckig und aufgeschlagen, meine Handflächen voll mit Kieselsteinen, Gräsern und Insekten. Gemeinsam mit meinem gleichaltrigen Nachbar grub ich Löcher im Garten (wir wollten Fische darin züchten – wenig erfolgreich), warf ich Bälle über Häuserdächer, veranstaltete ich Autorennen am Wohnzimmerteppich. Ich nahm aber auch Ballettstunden, spielte Flöte und sah den Margariten im Garten beim Wachsen zu.

Wäre ich Walt Whitman, würde ich nun sagen: I contain multitudes.

Ich bin Vieles, die Summe und Differenz meiner Identitäten.

Am Jemaa el Fna gibt es keine Geschichtenerzählerinnen, hinter den Theken der vornehmen Rooftopbars keine Kellnerinnen, in den Musikläden keine Instrumentenbauerinnen. Das Weibliche hüpft nicht über die dampfenden Gerbertöpfe, es verkauft keine Tagines, es mischt keine Berbertees. Im Öffentlichen ist es schön und still, hinter den Fliesenaufgängen ist es Mutter und Ehefrau, Fürsorgerin und Köchin, Gastgeberin und Bettüberzieherin.

Hier, am Markt in der marokkanischen Stadt bin ich hauptsächlich eine weiße Frau mit einem weißen Mann, der vermutlich reich ist, der ein potentieller Kunde ist. Beim Deckenkauf erwartet man, dass ich aussuche und er bezahlt. Als ich einen größeren Teppich ablehne, meint man, ich solle in einen reicheren Mann investieren.

Hier, am Markt, bin ich nicht Viele. Ich bin eine gerundete Tabula Rasa, definiert von den Reflexionen der Menschen um mich herum, ein Spiegelbild des Erzählens, ein Abbild der bunten Mosaike und der schweigenden Mädchen. Für große Gesten bleibt mir hier kein Raum.

Vielleicht liegt aber ausgerechnet im verwinkelten Souk die Antwort auf die Frage nach der Angst. Hier, inmitten des bunten Trubels, der roten, blauen, grünen Stoffe, der ebenso vielfärbigen Gewürze, der vorbeirauschenden Mopeds, der blökenden Esel. Hier, wo mir alles zu eng wird, werde ich mir selbst zu eng. Von außen begrenzt, habe ich vielleicht Angst, dass die Grenzlinien durch meine Poren in mich eindringen, meinen Blutfluss verzerren, meine Gedanken beschränken könnten? Habe ich Angst, mit jedem Dirham auch eine Besonderheit, meine Eigenheit wegzugeben? Nein – denn bald schon werde ich im Flugzeug sitzen, die Beine angewinkelt, wie es mir gefällt, Yoko Tawada lesend, den Stadtlichtern beim Verschwinden zusehend.

Was mir zu eng wird, bin nicht ich. Was mir zu eng wird, sind die Aussichten auf ein selbstbestimmtes, ja vielleicht sogar freies Leben der Frauen, die mich hinter Besen und aus dunklen Nischen anlächeln, die ein paar wenige Schafe um ihre Lehmhäuser treiben. Ich frage mich, ob es die reicheren unter ihnen besser haben – und was Reichtum als Frau bedeuten mag.

Wovor ich Angst habe, ist, dass ich irgendwann diese Lebensvoraussetzungen akzeptieren könnte.

Am Heimweg vom Souk halten wir bei einer von Frauen geführten Patisserie an. Die kunstvoll gestalteten Pralinen leuchten wie die Sterne der Wüste hinein in die langsam dunkler werdende Gasse. Während mir eine junge Frau, vielleicht gleich alt wie ich, die Kreationen erklärt, verweilt eine andere im Geschäftslokal von mir abgewandt, ihren dunkelgrünen Hijab tief ins Gesicht gezogen, keinen Blick riskierend. Als ich später auf der Dachterrasse unseres Riads in die Schokoladenpraline beiße, stelle ich mir das Gesicht der verhüllten Frau vor. Welche Geschichten beherbergt es, wie sieht ihr Leben aus? Ich weiß zu wenig.

Der Ball rollt. Er läuft von Pass zu Pass, wird hin und her gestoßen zwischen Jungenbeinen, zwischen Jungengelächter, zwischen Jungengeschubse und Jungengegröle. Die Mädchen am Straßenrand sehen mich mit großen Augen an. Nur schwer können sie ihren Blick von mir abwenden, nur schwer kann ich meine Lider schließen. Welche Geschichten würden sie mir erzählen, sprächen wir dieselbe Sprache? Wie würden sie ihr Lebensmosaik gestalten?

 

 

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Lisa Schantl

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Poedu - Text des Monats März

Der See

Die Oberfläche des Sees ist spiegelglatt
Wenn man nicht untergehen würde
Die Augen geschlossen
Einer, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt
Das sollte heißen:
Er wirkt wie eine Oberfläche aus Eis, auf der man laufen könnte
Bei all dem Weltenschmerz und Leiden
So ein richtiger Sturm am See
sehne mich nach glattem Gewässer
Am besten an einem Vormittag im Herbst
Vielleicht an einem Freitag wie heute
Dazu noch Laub, das sich auf dem Wasser wiegt

 

Emina

(9 Jahre alt)

 

POEDU | Poesie von Kindern für Kinder. Monatlich gibt ein*e Autor*in online einen poetischen Anstoß.

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Die Aufgabe diesmal kam von Nancy Hünger:

Colourout Poetry: Nehmt Euch einen schwarzen Edding. Sucht Euch eine Zeitung oder ein altes Buch, das niemand mehr braucht. Sucht Euch eine Seite aus. Überfliegt den Text. Unterstreicht mit Bleistift Eure Lieblingswörter. Wenn Ihr genug Wörter gefunden habt, schwärzt oder übermalt Ihr alle anderen Wörter auf der Seite, die nicht zu Eurem Gedicht gehören sollen und schon wird Euch Euer Gedicht regelrecht anstrahlen.

 

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>> POEDU - das Buch / Teil 2

>> DAS POEDU – Virtuelle Poesiewerkstatt für Kinder

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freiTEXT | Natalie Celesta

Radulescu: Zwischen Boden und Anna

Wenn der Wecker klingelt, ist es kurz nach fünf. Das hat nichts mit der Arbeit zu tun oder so. Anna arbeitet nämlich nicht. Das ist wegen Instagram und weil die alle um fünf Uhr aufstehen, um Sport zu treiben und gesund zu essen und weil das nach fünf Uhr irgendwie ganz schlecht funktioniert. Anna hat das ausprobiert. Ist gescheitert. Jetzt eben noch einmal von vorne. Sie hat auch ihren Freunden davon erzählt und Can wusste, dass es nicht klappen würde. Jetzt sagt er beim gemeinsamen Mittagessen Sachen wie »War mir gleich klar«. Dabei kommt er sich clever und überlegen vor. »Nein, das stimmt nicht, ich glaube, es liegt an meinem Zeitplan. Wenn ich um fünf Uhr aufstehen würde, wäre das ganz anders.« Damit hat Anna unbewusst eine fiese Wette abgeschlossen. So kam das dann mit dem Wecker um fünf Uhr.

Anna reckt sich, gähnt, sinniert ein bisschen. Sie drückt auf »Schlummern«. Can ist auf der Zielgeraden. Aber dann. Anna rauft sich zusammen, sie schlägt Ihre Kim Possible Decke aus Kindertagen zurück und denkt daran, dass für einen Possible nichts unmöglich ist. Das Bett machen gehört auch dazu. Ihre Mutter findet es bestimmt gut, wenn sie sieht, wie Anna endlich ihr Bett macht. Sie wirft Anna vor, faul zu sein und auch ein bisschen depressiv, obwohl das gar nicht möglich ist, denn depressive Leute treffen sich nicht mit ihren Freunden und Anna hat ja Can und da waren schließlich noch Sabrina und Alex. Das Handy klingelt. Es muss Can sein. Er will wahrscheinlich prüfen, ob sie wach ist. Der kann Anna mal. Eigentlich löst der Wecker das klingelnde Geräusch aus, doch nach einer Weile wird Anna wütend, greift sich das Telefon und will Can die Meinung geigen. Niemand reagiert. Es klingelt.

Annas Mutter muss irgendwo eine alte Sportmatte haben. Die war doch so eine Sportmaus, als sie jung war. Anna hat noch nicht gefrühstückt. In den Motivationsvideos kommt das nach dem Workout und es funktioniert nur für den, der sich an alle Spielregeln hält. Auch Can kennt die Regeln und da wäre es ein viel zu großes Risiko, gleich am ersten Tag aus der Reihe zu tanzen. In der Abstellkammer gibt Anna die Suche nach einer Matte auf. Sie trainiert auf dem Boden. Ein bisschen aufwärmen,  Hampelmänner, danach ein paar Sit-ups. So schwer kann das nicht sein. Annas unterer Rücken schmerzt, der Boden bohrt sich hartnäckig bei jedem neuen Sit-up in ihre Knochen. Anna ist dünn und da ist nichts als Haut zwischen Boden und Anna. Nach fünfzehn Minuten gibt sie auf. Nein. Nach fünfzehn Minuten ist sie fertig, denn ein kurzes Training ist besser als gar keines. Genauso wird sie es Can erzählen. Der denkt, er wäre etwas Besseres, weil er in einem Fitnessstudio angemeldet ist und dort auch regelmäßig hingeht. Anna findet, da gehen nur Prolls hin, die Frauen in Clubs mit ihren Muskeln beeindrucken wollen und das ist irgendwie peinlich und auch nicht mehr zeitgemäß, daher braucht sich Can gar nicht so wichtig vorzukommen.

Das Essen besteht aus Haferflocken, die Anna in Hafermilch eingeweicht und dann in die Mikrowelle geschoben hat. Zum Schluss sollen Bananen und Nüsse drüber. Annas Mutter ist aufgewacht und macht sich ihr eigenes Frühstück zurecht. Sie nimmt Annas Essen aus der Mikrowelle, verzieht ihr Gesicht zu einer angeekelten Grimasse und fragt Anna, ob sie nicht lieber ein Brot mit Käse und Salat möchte. Sie würde ihr eins zubereiten. Ihre Mutter stört immer zur falschen Zeit. Ihre Mutter glaubt, sie hätte den tollsten Job. Ihre Mutter wirft Anna vor, dass sie das Studium abgebrochen hat und jetzt auf einer langen Warteliste steht. Ihre Mutter sagt Anna, sie soll nicht in Schlabberhosen rausgehen. Ihre Mutter steht in der Küche und will ihr Käsebrot machen.

Anna reißt die Schüssel mit den lauwarmen Haferflocken an sich und stürmt auf den Balkon, wo sie ganz ohne Bananen und Nüsse ihr absolut nicht schmackhaftes Frühstück verzehrt. Jetzt kann sie Can erzählen, welche Opfer ihr neuer Lebensstil fordert. So haben die Geschichten der ganz Großen doch auch angefangen. Sänger, Schauspieler oder Chefs von irgendwelchen Konzernen erzählen den Pressemenschen ständig, wie schwer der Anfang war. Vielleicht mussten die auch beschissenes Frühstück essen und »Ich war obdachlos und habe gedealt« ist nur eine geschickt gewählte Metapher dafür.

Anna fühlt sich schlapp. Sie ist es nicht gewohnt, so früh aufzustehen, aber sie möchte nicht daran erinnert werden. Mit bunten Finelinern verfasst sie ein persönliches Manifest für den heutigen Tag und dazu eine lange Liste mit Dingen, die es zu erledigen gilt. »Du siehst müde aus Spätzchen.« Annas Mutter ist unnötigerweise auf den Balkon gegangen, um eine Sofadecke in der Luft zusammenzufalten und die dunklen Schattierungen unter Annas Augen eingehend zu mustern. Auf Annas Liste steht nun »Mama aus dem Weg gehen«. Sie kreist den Stichpunkt rot ein, weil rot eine alarmierende Farbe ist. Anna stellt sich vor, wie sie einen großen roten Kreis um den Körper ihrer Mutter zieht.

Wenn Can jetzt wüsste, dass Anna in den Park geht, würde er bestimmt Augen machen. Anna hängt sonst eher in der Stadt herum oder zu Hause, weil zu Hause Bildschirme warten und in der Stadt Menschen, die sich wie auf Bildschirmen bewegen und denen Anna zusehen kann, beim Herumstehen oder Beeilen. Auf einer Parkbank bekommt sie Gesellschaft von einem älteren Mann. Er gibt sich keine Mühe, unauffällig zu sein, während er versucht, einen Blick auf die bescheidenen Anfänge von Annas Kunstwerk zu erhaschen. »Studieren Sie hier?«, fragt er. Anna lügt sich ein Ja aus dem Ärmel. »Ach und sie studieren dann Kunst?« Jetzt sitzt Anna in der Falle. Sie weiß nicht, welche kunstbezogenen Studiengänge es hier gibt und wie glaubhaft die Lüge sein muss, um von dem Alten in Ruhe gelassen zu werden. »Nein Jura, das hier mach ich nur so zum Spaß.« Das findet der Alte ganz reizend und holt tief Luft. Wenn ältere Menschen tief Luft holen, wollen sie immer ihre Lebensgeschichte erzählen, denkt sich Anna. Sie hat das schon ein paar Mal erlebt. Meistens möchte sie aufstehen und gehen, doch aus schlechtem Gewissen bleibt sie trotzdem sitzen, obwohl ihr nach Zuhören absolut nicht zumute ist.

Der Alte hat Salvador Dalí einmal persönlich getroffen. In Figueres, als er schon echt im Eimer war und im Rollstuhl durch die Gänge seines Museums geschoben wurde, um den Besuchern zu beweisen, dass es ihn wirklich gibt, so richtig zum Anfassen. Also nur theoretisch. Vermutlich wartet der Alte schon lange darauf, diese Geschichte endlich einem Fremden zu erzählen. Anna zeigt sich beeindruckt. Dabei sieht sie sich seine Schlupflider genau an. Wenn man das macht, denken andere, man würde ihnen in die Augen sehen und gebannt zuhören, dabei bemitleidet Anna den Mann für seine Krähenfüße und die getrocknete Tränenflüssigkeit in den Augenwinkeln. Irgendwann wird auch Anna so alt sein. Übers Altwerden stellt sich Anna viele Fragen. Zum Beispiel weiß sie dann nicht mehr, wie sie das mit dem Sex machen soll. Sie müsste Ihre Sexualität in einen Sack stecken und erst im nächsten Leben wieder auspacken. Also falls die Buddhisten recht behalten mit dieser Wiedergeburt. Über Buddhisten hätte der Alte bestimmt auch etwas zu sagen. Die Alten wissen zu allem etwas zu sagen. Er spricht immer noch von Dalí. Langsam reicht es auch. War der nicht geisteskrank? Etwas über geisteskranke Künstler zu lernen, ist jetzt ganz schlecht für Anna. Sie erhebt sich von der Bank und bittet um Entschuldigung.

In etwa zwei Stunden ist sie mit Can verabredet. Ihm wird sie erzählen, wie erfolgreich ihr Morgen war und wie sie sogar Muße zum Malen gefunden hat. Menschen mit gesundem Lebensstil haben nämlich Hobbys. Und zwar echte, also nicht Serien suchten oder irgendetwas anderes, bei dem man sein Gesicht an einen Bildschirm heftet. Als Kind konnte Anna viele Komplimente für ihre Pferdezeichnungen ernten. Seither geht es mit der Kunst nur noch bergab. Einmal, vor wenigen Monaten, wurde Anna auf eine Vernissage eingeladen. Dort hat sie es sich zur Aufgabe gemacht bei jedem Werk die Augen weit aufzureißen, intensiv auf die Bilderklärung zu starren und sich anschließend auf die Lippen zu beißen und bejahend zu nicken. Seither benutzt Anna das Wort „Vernissage“ so oft wie möglich. Französisches Vokabular zu verwenden ist generell eine gute Idee, findet Anna. Denn Can war nie auf einer Vernissage und Französisch spricht er auch nicht.

Ein dicker Junge mit großen, dunkelbraunen Can-Augen tritt ihr gegen das Bein, während sie nach einer geeigneten Stelle zum Malen sucht. Wenn Anna als Kind so dick gewesen wäre, hätte ihre Mutter sie auf Diät gesetzt. Sie wartet noch auf eine Entschuldigung des Jungen für den Tritt. Es kommt keine. »Lieber krieg ich keine Kinder.« Anna nuschelt in ihren Schal und ein paar Teenager werfen ihr amüsierte Blicke zu. Endlich findet sie einen Platz am Teich, wo das Wasser dreckig ist und die Enten sich gegenseitig besteigen, wenn keiner hinsieht. Irgendwann würde Anna sie erwischen, ein Foto vom Gesichtsausdruck des Erpels schießen und es später an eine dieser Webseiten schicken, die manchmal Rankings für die lustigsten Tierbilder machen. Ihr Kunstwerk muss dringend fertig werden, denn ohne Bild hat sie keinen handfesten Beweis für ihren produktiven Vormittag. Bisher finden sich lediglich ein gelber Hintergrund und eine undefinierbare Form, die vielleicht als Kopf durchgehen würde auf ihrer Leinwand. Sie verpasst dem Kopf einen Schnabel, zwei unrealistisch tief sitzende Augen und einen Smoking. Dalí würde das gut finden. Es ist Viertel nach zwölf.

»Wo bleibst du?« Cans Ungeduld zeigt sich in seiner Whatsapp-Nachricht. Er kann es nicht ausstehen, wenn Menschen unzuverlässig sind. Insbesondere, wenn Anna unzuverlässig ist, obwohl er selbst zugibt, dass er sich von ihr nicht viel zu erwarten hat. Gedankenversunken starrt Anna auf den Teich und setzt aus den verschwommenen Wortfransen in ihrem Kopf eine Antwort zusammen. Sie ruft ihn an. Hört ihn auf der anderen Leitung schimpfen. Was Can kann, kann Anna auch.

»Ganz ehrlich, ich hab Besseres zu tun! Ich hab heute schon Sport gemacht und total ekliges Frühstück gegessen. Außerdem hab ich mich mit einem netten alten Mann im Park unterhalten, da kann ich doch wegen dir nicht einfach unhöflich verschwinden. Ich musste mich mit einem nervigen kleinen Kind rumschlagen. Und ich hab mich weitergebildet. Über Dalí. Gemalt hab ich auch. Es ist richtig gut geworden, aber von so was hast du keine Ahnung!«

Anna legt auf, ehe Can ausreichend Luft holen kann. Der kann Anna mal. Sie packt ihre Malsachen zusammen und macht sich auf den Heimweg. Auf dem Sofa zieht sie in Gedanken rote Kreise um ihre Mutter, die nun um sie herum schleicht und Fragen zu ihrem Parkausflug stellt. Die kann Anna mal. Anna schläft.

 

 

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Natalie Celesta

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freiVERS | Steffen Bach

münchen zob

am zentralen omnibusbahnhof in münchen
wartend auf den fernbus nach innsbruck,
eine frau kommt auf mich zu, fragt ob
ich ihr kind halten könnte, während
sie auf die toilette geht, es ist ein
kleines kind, ein baby, mit vielen weich
aussehenden dunklen haaren auf dem kopf.
ich sage ja ohne darüber nachgedacht zu haben.
sie bedankt und geht.
sobald sie nicht mehr
zu sehen ist, kommt mir der gedanke, was
wäre, sie käme nie wieder, ich male mir ein leben aus
mit dem kleinen jungen oder mädchen, ich weiß
das geschlecht nicht, mit dem findelkind.
dann kommt sie wieder, schenkt mir einen schokoriegel
mit russischen buchstaben drauf;
geht mit dem kind auf dem arm weg.
den ganzen weg nach innsbruck über fühle ich mich leer.

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Steffen Bach

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mosaik39 - Kann mal jemand ein Foto machen?

mosaik39 - kann mal jemand ein Foto machen?

Frühling 2022

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INTRO

Crunch Time kennen wir als Ausdruck seit kurzem, kennen wir als Gefühl scheinbar ewig. Irgendjemand hat mal gesagt, Erwachsensein heißt, jede Woche zu sagen: „Diese Woche ist stressig, aber nächste wird’s besser.“ Und so verkörpern wir – oder sagen wir sicherheitshalber: viele von uns – dieses Zerrbild von scheinbar Erwachsenen.

„Beim Schreiben trödle ich durch die Sprache. Ich nenne das nicht Arbeit und habe keine Projekte. Ich grabe und klopfe ein bisschen. Ohnehin ist alles second hand, also unter der Hand erworben. Ich habe mir das hier so zurechtgetrödelt.“ – Christian Leroy (S. 33).

Umso schöner, dass uns einige Texte in dieser Ausgabe wieder an die Langsamkeit erinnern. An die Gemächlichkeit, die Achtsamkeit – und daran, dass Lyrik gerne ineffizient ist, wie die Gedichtmaschine von Martin Dragosits zeigt (S.14):

„sie hudelt nicht
raunzt gerade so laut
dass wir sie nicht verstehen
oder ihre Geräusche
für liebenswürdig halten
[…]
öffnet sich
spuckt Worte aus
manchmal ganze Sätze
Und wir müssen schauen
was wir damit machen“

Das mosaik spuckt viele Worte aus, manchmal ganze Sätze. Und wir laden euch ein, zu flanieren, zu trödeln, zu entdecken. Vielleicht treffen wir einander auf dem Weg – und dann sagt womöglich wer zum Spaß: Kann mal jemand ein Foto machen?

euer mosaik

 

Inhalt

Versteckspiele

Res Sigusch – New York
Carmen Jaud – wer verlangt von den blättern
Bülent Kacan – Ach, Mensch, Aleph
Martin Dragosits – Die Gedichtmaschine I + II

Suchscheinwerfer

Sarah von Lüttichau – was wir nicht sagten
Jürgen de Bassmann – Dieses Haus gehört mir nicht
Martin Peichl – Was ist ein Gespenst
Lukas Arndt – Oslo-Bergen-Line
Isabella Feimer – hold data hostage

Lichtkanten

Tom Riebe – posse & protest
Tanja Gruber – Die Tyrannin
Nasima Razizadeh – Geheimzahl
Stephanie Mehnert – kalben
Christian Leroy – Zwecklos

Kunststrecke von Janina Kepczynski
BABEL – Übersetzungen

Die in BABEL versammelten Gedichte erzählen von Tod und Gewalt, von Verbrechen und Verlust, von Wut und Verzweiflung – in einer gleichwohl melancholischen Sprache der Erinnerung. Gerade in Tagen, in denen wir mit diesen Themen medial fortwährend konfrontiert sind, wo wir um Worte für das unausgesetzte Grauen des Krieges ringen, darf sich die Literatur und deren Lektüre solcher Erfahrung nicht verschließen.

Luis Varela – Lautaro / Lautaro (Spanisch)
Luis Varela – Flores frescas / Frische Blumen
Karl Parkinson – All The Swings Are Gone / Alle Schaukeln sind verschwunden (irisches Englisch)

[foejәtõ]

Don’t judge a book by its cover. Oder doch?
Sarah Oswald, Mitherausgeberin, Grafikdesignerin und Illustratorin des mosaik seit Stunde Null ist nicht die Einzige, die weiß, dass das innere und äußere Erscheinungsbild von Druckwerken wesentlich zum Genuss beiträgt. Darum haben wir zahlreiche Illustrator*innen, Gestalter*innen und Bücher-Macher*innen eingeladen, uns deren Zugang zum Gestalten von Literatur mitzuteilen – ein Schwerpunkt, dem wir schon sehr lange in der Zeitschrift Raum geben wollten!

Kreativraum mit Alexander Estis

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>> Infos, Leseprobe und Bestellen


freiVERS | Jutta Schüttelhöfer

Chamäleon

im Dickicht zerreißt das Band an den Dornen
die blauen Schatten tanzen auf der Lichtung
durchbrechen den Blick
ich habe lange nicht mehr in die Ferne gesehen
ein Schwarm Vögel fliegt vorbei

nimmt die Gedanken mit im weichen Gefieder
können sich meine Lieblingsworte an sie schmiegen
zurück bleiben nur die roten Worte
die ins Schwarz tendieren wenn ich sie laut denke
ich hoffe auf die Rückkehr meiner Sprache

stumm stehe ich mit roten und schwarzen Gedanken
die Sonne kehrt mir den Rücken zu versenkt sich
hinterm Horizont in der Finsternis
blinzeln mich grell-gelbe Augen an überall im Wald
versteckt lauern sie auf ihren Moment

ich ducke mich hinter tiefschwarze Schatten
schwärzer noch als die Nacht
ich bin ein Chamäleon

kleide meine Seele in ihr dunkelstes Gewand
und verschwimme mit dem Hintergrund
niemand hat mich je gesehen

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Jutta Schüttelhöfer

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freiTEXT | Jürgen Artmann

Fliegende Hirsche

Ich erinnere mich an das Drachenfest. Es fand immer an jedem zweiten Sonntag im Oktober auf den Wiesen in der Talaue statt. Ganze Scharen von Kindern ließen zusammen mit ihren Eltern Drachen steigen.

Heute wandere ich durch das Elsass und sehe einen Hirschkäfer auf dem Waldweg sitzen. Ein imposantes Insekt. Hirschkäfer heißt im Französischen cerf-volant – fliegender Hirsch. Aber auch der Flugdrache heißt im Französischen cerf-volant. Während deutsche Kinder also Drachen steigen lassen, lassen französische Kinder Hirsche fliegen.

Meine Söhne kommen mir sofort in den Sinn. Als beide noch klein und süß waren. Und das Drachenfest in meinem damaligen Wohnort. Ich denke an sie auf meinem Wanderweg, auf dem ein kleiner fliegender Hirsch sitzt. Oder ist es ein Miniatur-Drache? Furchterregend genug sieht er aus, und urplötzlich hebt er ab. Dabei brummt er in einer so tiefen Frequenz, als ob er ein kleiner Hubschrauber mit Rotorschaden bei der Notlandung wäre. Ich kann erahnen, wie anstrengend dieser Fluchtflug für ihn sein muss. Er fliegt auf Augenhöhe an mir vorbei und ich bin froh, dass er kein Feuer speit.

Wir wandern zu dritt im Schatten des Waldes. Chemin facile – die leichte Strecke, stand auf dem Schild. Es geht über Stock, nein, eigentlich sind es herausstehende Wurzeln, und über Stein. Aimée hat Wanderstöcke dabei, mit denen sie sich abstützen kann. Ich muss manchmal die Hände zu Hilfe nehmen. Kraxle mehr als zu wandern. Ich möchte nicht den schwierigen Weg sehen. Ich wollte nur wandern, nicht klettern.

Mit welcher Freude haben wir Drachen steigen lassen, meine Söhne, meine Frau und ich.

Siebenundzwanzig Kilometer durch Elsässer Weinberge zu wandern wäre kein Problem gewesen. Aber dieser leichte Weg hat es in sich. Aimée spricht seit zwölf Kilometern kein Wort mehr. Sie hat Probleme mit dem linken Fuß. Sie versucht, beim Wandern zu meditieren und die Schmerzen damit zu verdrängen. Immer wieder reist ein wenig die Distanz zu ihr ab und wir warten auf sie. Sie beißt auf die Zähne, will und kann nicht aufgeben. Als Trevor und ich stehen bleiben und uns nach ihr umdrehen, überquert zwischen uns eine Blindschleiche den Weg.

„Habt ihr die kleine Schlange gesehen?“, fragt Aimée.

„Das war keine Schlange“, sage ich. Es war eine Blindschleiche aus der Familie der Schleichen. Und das sind wiederum Reptilien, bei denen die Beine verkümmert sind. So wie gefühlt bei mir nach siebenundzwanzig Kilometern. Wir haben nur noch zwei Kilometer vor uns bis zu unserem Ziel, einer Herberge in einem kleinen Weindorf im Elsass. Aber lieber würde ich jetzt wie ein fliegender Hirsch durch die Lüfte schweben, statt ins Dorf abzusteigen.

Trevor gibt mir recht. Eine Blindschleiche ist keine Schlange und sie ist auch nicht blind. Ich bin es, der manchmal blind ist, für die Schönheit der Natur. Die Schuppen der Blindschleiche blenden ihre Betrachter. Sie ist also eher eine blendende Schleiche. Verblendet auch mich und macht mir Hoffnung auf eine erholsame Wanderung, bevor ich siebenundzwanzig Kilometer Kraxeln in den verkümmerten Beinen spüre.

Aimée sagt, sie habe gerade kein Netz, aber sie würde das später googlen. Sie ist beeindruckt, was wir im Bio-Unterricht in der deutschen Schule gelernt haben. In ihrer französischen Schule hätten sie das nicht erfahren. Aber ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das aus der Schule weiß. Trevor und ich kommen einfach vom Land. Da gab es massenhaft Blindschleichen.

Wir kommen an einer der vielen Burgruinen vorbei. Leider hatte es hier im Mittelalter gebrannt, steht auf einem Schild. Vermutlich war ein feuerspeiender Drache der Auslöser gewesen, phantasiere ich. Ich wünsche es mir fast, irgendetwas Spannendes muss doch hier im Wald passiert sein.

Ich wäre jetzt gern ein fliegender Hirsch und würde es auch hinnehmen, wenn sich mein Fluggeräusch erschöpft und laut anhören würde.

Später sonnt sich die Blindschleiche auf einem Felsvorsprung, als der Hirschkäfer neben ihr landet.

„Hast du die großen Zweibeiner auch gesehen?“, fragt er die Schleiche.

„Ja“, antwortet sie. „Aber sie stören mich nicht. Sie lassen sich einfach blenden und ziehen irgendwann weiter.“

Die beiden grinsen sich an. Ein kleiner Wind kommt auf. Sie vertreiben sich die Zeit und lassen einen kleinen Papierdrachen steigen.

Das Leben wiederholt sich, nur aus anderer Perspektive. Fliegende Hirsche? Als Kind in Deutschland habe ich Drachen steigen lassen. Nach Jahren der Pause wieder als Vater. Als meine Söhne Kinder waren. Blindschleichen habe ich gejagt. In meiner Kindheit gab es sie noch zahlreich, aber sie scheinen heute fast verschwunden.

Ich stelle mir vor, ich fange einen echten Hirsch mit einem Lasso am Geweih. Ein kräftiges Tier. Doch als ein starker Wind aufkommt, ja fast ein Sturm, hebt er ab, schwebt über mir. Ich brauche meine ganze Kraft, ihn zu halten.

Ich google das Drachenfest in der Talaue. Meine Söhne sind längst erwachsen, doch ich werde sie fragen, ob sie wieder Hirsche mit mir fliegen lassen wollen. Am nächsten zweiten Sonntag im Oktober.

 

 

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Jürgen Artmann

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freiVERS | Manon Bauer

fehlst du dem meer?
hat es dich nicht längst
vergessen weil du häuser
gebaut hast an land
und land gebaut hast
über dem wasser habt ihr
euch belogen als ihr sagtet
das seien eure brücken du
hast nicht damit gerechnet
dass jemand wasser baut
in die luft nur um dich
zu erreichen

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Manon Bauer

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Poedu - Text des Monats Februar

Ich will’s wissen wann und wo oh oh oh oh oh oh
hast du gesehen, was ist geschehen,
hast du gesehen, kannst du verstehen oh oh oh
und du weißt, dass ich weiß, dass du weißt,
dass ich nicht weiß, was du willst.
Was ist passiert, warst Du im Krankenhaus,
bei der Feuerwehr oder der Polizei.
Was ist passiert, ich hörte nur den Schrei ei jei jei.
das Ende ist noch nicht vorbei oh oh oh oh oh oh
und du weißt, dass ich weiß, dass du weißt,
dass ich nicht weiß, was du willst.

 

Sonja

(8 Jahre alt)

 

POEDU | Poesie von Kindern für Kinder. Monatlich gibt ein*e Autor*in online einen poetischen Anstoß.

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Die Aufgabe diesmal kam von Martin Jankowski:

Gedichte machen Musik. Schreibt einen kleinen Liedertext. Mindestens vier Zeilen! Mit Strophen und Refrain. Wer sich traut, darf auch sein ganz eigenes Lied erfinden!

 

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