Weihnachten ist endlich wieder

Adent-mosaik (c) mosaik

Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Kann eine Kerze mir anzünden,
endlich zu mir selber finden,
das ist alles wunderbar,
in der stillsten Zeit im Jahr.

Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Geh in den Wald noch Zweige finden,
brauch ich zum Adventkranzbinden.
Und dann werde ich gleich noch morgen,

einen Weihnachtsbaum besorgen.
Am Fünften dann, beim Krampuslauf,
da heißt es immer „feste drauf!“
nach Rutenschlägen, Peitschenqual,
schleppst du dich mühsam ins Spital.
Das ist alles wunderbar,
in der stillsten Zeit im Jahr.

Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Ich hab mir beim Glühweinstand
meine Zunge ganz verbrannt,
und bei der Firmenweihnachtsfeier
war ich ganz schön fett, au weia.
Wunschzettel ans Christkind schreiben,
den Glühwein wieder heraus speiben,
das ist alles wunderbar,
in der stillsten Zeit im Jahr.

Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Zwischen Punsch und Glühwein saufen,
schnell noch die Geschenke kaufen,
im Kaufhaus dann die Kundenherden,
mit „Stille Nacht“ berieselt werden.
Doch der Euro gibt viel Kraft,
unserer ganzen Volkswirtschaft,
und mit den letzten der Moneten
kauf für Silvester ich Raketen.
Das ist alles wunderbar,
in der stillsten Zeit im Jahr.

Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Um halb fünf Uhr schreckst du auf,
der Schneepflug kratzt quietschend die Straße auf,
und in die Kirchen strömen Scharen,
die sonst ein ganzes Jahr nicht waren.
Einmal im Jahr ist’s dann soweit,
die Verwandtschaft trifft sich ohne Streit,
macht gute Miene zum bösen Spiel,
obwohl man einander erwürgen will!
Gemeinsam Karpfen und Kekse fressen,
auf den Welthunger vergessen.
Wird man kugelrund und fett –
kommt dann im Jänner die Diät.
Christbaum brennt, auch Wohnung schon,
Feuerwehr hat Hochsaison.
Ist mir alles einerlei,
Hauptsache, es ist bald vorbei!

 Andreas Haider


Scheiß Winter

Adent-mosaik (c) mosaik

Wer
nicht
jung stirbt,
lebt
zu lang.

Thomas Mulitzer


Winterzauber

Adent-mosaik (c) mosaik

Winternacht, im Zauberglanz
Mond beschienener Wolkenkranz
Weltvergessen liegt das Feld
Geheimnisvoll wirbeln die Flocken
weihnachtlich uns zu verlocken
unterm weiten Himmelszelt

Fern von Lärm und eitlem Trubel
Fern von Euro, Yen und Rubel
Dort wo nichts als Stille wohnt
Vertreib die Sorgen, die Gespenster
Von Kerzenlicht erhellte Fenster
Ein Stern über der Erde thront

Und wenn der Chöre sanfte Stimmen
wie Funken durch das Dunkel glimmen
Und Mitleid meine Schritte lenkt
Bin so dann aus jenem Stoffe
aus dem zu sein ich immer hoffe
Ein Herz, das Freud und Liebe schenkt!

Magdalena Ecker


Texttor

Adent-mosaik (c) mosaik

Weihnachten - Texttore

von harleki'schen Texttoren sehen

Jahrtausendalte, aufgezwungene Tradition, erkämpfte, erschlich, erbeutete Lügen. Verkommene Wahrheiten wühlen jährliche Windungen, ob gewaltvoller Zielzüge.
Über unzählbare mögliche Wege nach Rom, so viele vergangene.
Vorweihnachtlichen Tore einer Randation.
Verschlossenen, unsichtbaren Moore anderer Reliktionen.

Dazu Textmasken
tragen.
erzählen von:
bestrahlenden Rüstungen, zerstrahlenden Wüsstungen mumifizieren,
bearbeiteten Baretts, zerarbeiteten Uniformen variieren,
beschlagenen Gesetzen, zerschlagenen Gasmaskenmohn.

Obendrein
einmal im Jahr das Fest der Nächstenliebe,
bleibt die restliche Zeit das Vergessen zu trainieren,
das Weinen zu vergessen, den Wein zu trinken,
sich in Konsunamis der ersten Welt zu verwinken.
Gemeinschaftlich messen in der heimeligen Stimmung
Predigt,
nur einmal im Jahr.

Patricia Lang


BING BING

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Bing Bing!
So schiebt dies blasse Mädchen
Sich klappernd durch die Welt.
Und schnell, sodass die stehende Luft
In ihrem Haar als Fahrtwind zählt.

Bing Bing!
Scheppert ihr treues Rad,
Trägt ächzend seine Pflicht.
Auch jedes Schlagloch nimmt es brav
Ist nur die Dame drauf erpicht.

Bing Bing!
Ich seh dir nach, du Rad,
Mit mitleidvollem Blick.
Mir ist ich wär der andere Draht
Den dieses Fräulein tritt.

Florian Lamprecht


Do, 5.12.: LITERATURLETSCHO

Literaturletscho

Am Donnerstag den 5. Dezember 2013 um 20 Uhr eröffnet das Bureau du Grand Mot feierlich die neue Lesereihe LiteraturLetscho in den Räumlichkeiten des Markussaals in der Gstättengasse 16, 5020 Salzburg. 

ll-flyer

Literaturbegeisterte vortreten – teilt eure Lieblingslektüren mit uns!

Bedient euch aus dem reichhaltigen Fundus jahrtausendealter Literaturgeschichte und präsentiert eure/n LieblingsautorIn, eure Lieblingsbücher und -themen anhand selbst ausgewählter und vorbereiteter Texte im Kreis gleichgesinnter Literaturbegeisterter – auf lesende, dialogische, szenische, musikalische Weise… oder anders, ja nach Gusto!

Im Anschluss wollen wir mit den Texten, ihren Themen und PräsentatorInnen ins Gespräch kommen und sehen, was die sonst nur im Privaten gelesenen Werke an Potential für Diskussionen bieten – und welche Fragen euch vielleicht schon lange unter den Nägeln brennen…

Wer Lust hat, sich selbst auf der Bühne zu erproben, mit den Anwesenden über Lieblings- (oder auch andere) Texte zu diskutieren oder diese einfach nur zu Gehör bringen möchte, wende sich bitte an uns – bei allem Weiteren greifen wir euch gerne unter die Arme!

Anmeldung, Fragen usw. bitte an Manuel unter: bureaudugrandmot@outlook.com

LITERATURLETSCHO - Eine Veranstaltung des Bureau du Grand Mot freundlicher Unterstützung von:

Kultur Stadt Salzburg

 

 

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Weihnacht

Adent-mosaik (c) mosaik
Macht auf
die Tür
und gleich das Tor dazu! Zuviel des Lichts,
wir konnten es nicht fassen. Der Fackel Schein
in jenem Stall dereinst
war hell genug.

Wolfgang Danzmayr


Die Pässe in der Schweiz

Adent-mosaik (c) mosaik

 

In Zeiten die wie Feuer Pech und Pneu
ein Sennenhund aus Bern und eine Kesse
wittern Brisantes neu
und unter weißer Pracht macht uns
die alte Schweizer Firnbank weise
sie decke treu
die vielen fremden Reise-
Pässe

Und unten alt und dicht an dicht
ruhen Kristalle fein sortiert
darüber weich das Ruhekissen abortiert

Große Kristalle sperren sich und rittern
lawinenschwer nach Blässe
und überhaupt
in tiefe täler schlittert
man doch nur
aus Sicht der Regenbogenpresse

Wolfgang Kauer


Die stille Zeit

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Die stille Zeit, die leise
Die geraume und weise
Diese stille Zeit, sie ist endlich da

Drum macht die Tore hoch und die Stimmen breit
Lasst heiße Schokolade in eure Seelen fließen und Lebkuchen die Wunden stopfen
Wie süßverpacktkaramellisierte Weihnachtsmänner wird das aussehen

Erklimmt den Nonnberg und schaut in die Fenster der Glücklichen und Reichen
Schaut ihnen wonnevoll beim Streiten, Lieben und Schweigen zu, denn dazu sind sie gemacht
diese Salzburger Winterfreilichtbühnen

Und immer wieder dieses Licht! Warmer Schimmer, der aus den Häusern tröpfelt und direkt über die Haut zieht bis ins kalte Herz.
Maronis gibt’s doch am Hanuschplatz günstig zu erwerben.
Schraub sie ein wie eine neue Glühbirne.
Wohlan, leuchtet winterlich in die stille Zeit.

Andrea Weiss


Manuel Riemelmoser - Postmoderne u.v.m.

manuel_page

postmoderne

ich mag die postmoderne.
das ist das problem: man muss sie einfach mögen.
man kann gar nicht anders.
ich mag das MAN. ich kann gar nicht anders.

fünf tage

gitternetzlinien von konsonanten gefestigt
das bächlein atem das nichts ungerades fasst
fasst M und T und C und L
zerstückelt und lässt schwimmen

vokative singen tenörisch
und obwohl ich sie nicht erhöre
schmuggeln sie unter mir phantastisch
wissen wovon sie sprechen
spüren aber nicht die sprache

piepsend weckt das ding endzeit auf mich
zeigt mein fleisch als zahlenkonstellation
wirft etwas kümmel auf die beine der last
und mit ei hält es rund den nachmittag an
wenn die wirklichkeit dann durstig wirkt
und tröpfelwasser aus dem waschlappen
zumindest die decke in vokalen auflöst
kommen leerstellen zum vorschein
an denen ich mich wieder einklinke

deine brüste lebten fünf tage lang
nur durch die bewegung deiner augen
wenn jetzt die welt staubt
braucht es eigentlich nur kalte feuchtigkeit
erstens atem zweitens eis

wald

ich gehe in den wald
ich nehme mit
ich entscheide mich
ich laufe
ich umarme
ich vergrabe
ich feiere
ich sehne zurück
aber
ich gehe in den wald
ich nehme an

Manuel Riemelmoser - warten auf das große wort