freiVERS | Birger Niehaus
22. März 2020Literatur,LyrikfreiVERS,Birger Niehaus
tiersch§§§§g§§
mitgeschöpfe,
insbesondere hunde und katzen,
sind hinsichtlich
bestimmter, nicht unerheblicher, vernünftiger gründe
außer in notfällen,
soweit es zum schutz der mitgeschöpfe erforderlich ist
hinsichtlich artgemäßer
und nicht artwidriger
schmerzen, leiden oder schäden
hinsichtlich bestimmter, nicht unerheblicher, vernünftiger, artgemäßer und nicht artwidriger
art,
zum zweck des schutzes
zu schützen.
mitgeschöpfe
sind hinsichtlich
der mitgeschöpfgemäßen nutzung von mitgeschöpfen
bei der beschränkung auf das unerlässliche maß von vernünftigen gründen
hinsichtlich mitgeschöpfgemäßer
schmerzen, leiden oder schäden
unter der aufsicht bestimmter, nicht unerheblicher, vernünftiger, freiwilliger prüfverfahren
außer in notfällen
zum zweck des geschöpfgemäßen wohlbefindens
im einvernehmen mit berufs- oder gewerbsmäßiger verantwortung,
vorbehaltlich berufs- oder gewerbsmäßiger verantwortung,
sofern die unter § 1 genannten mitgeschöpfe
nicht zur verfügung stehen,
zum zweck des tötens
zu töten.
geschöpfe
sind ihrer inneren gesinnung nach
zu humanen anwandlungen
gegenüber mitgeschöpfen,
insbesondere hunden und katzen,
durch das bundesministerium für ernährung und landwirtschaft
ermächtigt
außer zum zweck
der unter § 2 genannten zwecke.
humane anwandlungen sind nicht erforderlich
hinsichtlich des kastrierens von unter vier wochen alten männlichen rindern, schafen und ziegen,
des enthornens oder des verhinderns des hornwachstums bei unter sechs wochen alten rindern,
des kürzens des schwanzes von unter vier tage alten ferkeln sowie von unter acht tage alten lämmern,
des kürzens des schwanzes von unter acht tage alten lämmern mittels elastischer ringe,
des abschleifens der eckzähne von unter acht tage alten ferkeln, sofern dies zum schutz des muttertieres oder der wurfgeschwister unerlässlich ist,
des absetzens des krallentragenden letzten zehengliedes bei masthahnenküken, die als zuchthähne verwendung finden sollen, während des ersten lebenstages.
mitgeschöpfe
(weggefallen)
(weggefallen)
(weggefallen)
(weggefallen)
(weggefallen)
(weggefallen)
(weggefallen)
(weggefallen)
(weggefallen)
(weggefallen)
(weggefallen)
(Inkrafttreten)
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freiVERS | Sofie Steinfest
21. März 2020Literatur,LyrikfreiVERS,Marlen Haushofer,Sofie Steinfest
Kein Schreibtisch
Kinder
Kinder und Wäsche
Wäsche
Wäsche und eine Frau
Kinder
Kinder und eine Frau
eine Frau und Kinder und Wäsche und
eine Frau und ein SchreibKüchentisch
zum 50. Todestag von Marlen Haushofer am 21.3.2020,
einer der vielen Schriftstellerinnen am Küchentisch
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freiTEXT | Christoph Steven
20. März 2020Literatur,freiTEXTProsa,Christoph Steven
Die Briefträger
Wie du weißt, sagte eines Morgens die Mutter zu mir, kommen heute wieder die Briefträger. Sie hielt mir meinen besten Anzug entgegen, schnitt mir in Rekordzeit die Haare und schloss mich ein in mein Zimmer, wo ich warten sollte, bis ich gerufen wurde.
Kurze Zeit später hörte ich an ihrem aufgeregten Geschrei, dass sich die ersten Fahrräder näherten. Die Bäume leuchteten gelb, wenn die Briefträger angeradelt kamen und dann war die ganze Welt gelb. Lautes Fahrradgeklingel hallte über die Ebene und stieg uns gleich in den Kopf.
Kommt und trinkt, hörte ich die Mutter anschließend sagen, und tatsächlich stapften die Briefträger mit ihren großen Körpern, die schon fast die gelbe Farbe ihrer Uniformen angenommen hatten, die Treppe hoch, wo sie in unser bestes Zimmer geführt wurden. Ich konnte hören, wie sie murmelten, schmatzten und tranken aus großen Krügen, die wir speziell für sie angefertigt hatten.
Dann endlich wurde meine Tür aufgeschlossen und ich konnte nach unten zu den anderen. Die neuen Rekruten, die in den Familien zur Briefträgerreife herangewachsen waren, hatten Spalier zu stehen, hoch gewachsen waren viele, stramm stehen mussten sie. Ihnen gegenüber standen die Briefträger, die sich manchmal nervös ihre Hände an der gelben Uniform abwischten. Sie hatten blutunterlaufende Augen, große gelbe Zähne, mit denen sie die neuen Rekruten zerreißen konnten, wie es ihnen beliebte, so erzählten sie uns und die Fahrräder, mit denen sie ins Dorf kamen, tanzten, wenn sie sie nicht im Zaum hielten.
Einer sagte, dich haben wir doch schon letztes Jahr geprüft.
Der Junge ist madig, gab ein Briefträger schließlich zu Protokoll, zupfte an meinem Gesicht herum und schluckte beim Anblick meines Kopfes. Danach zogen die Briefträger wieder die Besten aus unserer Mitte, verschnürten das neue Personal zum Paket und stiegen schließlich fast zur selben Zeit auf ihre gelben Fahrräder, klingelten noch einmal wie auf ein Signal und stoben dann davon der Hügelkette entgegen, während wir treu hinter ihnen ausschritten. Nächstes Jahr, jubelten die Briefträger fast unisono im Chor. Wir schwangen unsere Taschentücher zum anhaltend lauten Geklingel der Briefträger, doch schon bald waren die gelben Uniformen aus unserem Blickfeld verschwunden.
Der Hals zu dick, der Kopf zu groß, die Hände nicht ebenmäßig, schrie meine Mutter dann, die die Beurteilungsgrundlagen der Briefträger über die Jahre verinnerlicht hatte. Sie schlug mit der flachen Hand gegen meinen Kopf, dass er wieder einen Zentimeter kleiner wurde, drückte mit ihren Händen gegen meinen Hals, bis ich glaubte zu ersticken und rieb mir Kräuter ins Gesicht, mit denen das weitere Wachstum des Kopfes unterbunden werden sollte.
Abends stieg ich dann ins Dachgeschoss unseres Hauses, drehte und wendete mich, um den Kopf in der ursprünglichen Form zu halten und starrte dann auf die Hügelkette, hinter der manchmal das blitzende Chrom der gelben Posträder aufleuchtete. Auch waren die Begrenzungsfeuer des Postbezirks gut zu erkennen und manchmal glaubte ich sogar, dass vom Berge eine gelbe Uniform zu mir herüberleuchtete. Das sind also die Menschen, die die Welt ausmachen, dachte ich und wurde von einem Moment auf den anderen traurig, weil ich nicht zu ihnen gehörte.
Schon fünfzig und noch immer zu nichts nütze. Das Geschrei der Mutter weckte mich aus allen Träumen. Ich wollte den Mund öffnen, um ihr zu widersprechen, doch die Mutter warf mit einem Holzscheit nach mir. Ich stand auf und dachte darüber nach, warum ich zu nichts nütze sein sollte. Meine Brüder und Schwestern waren nun schon lange von den Briefträgern geholt worden. Jeden Tag musste ich mir anhören, dass ich mich immer noch am heimischen Ofen wärmte und sie nicht. Dabei konnte ich mich kaum noch erinnern an die Geschwister, lange hatten wir nichts von ihnen gehört. Vielleicht sind sie tot, warf ich ein. Da bekam das Gesicht des Vaters einen geisterhaften Ausdruck und er spuckte mir den Auswurf seines Rachens gleich ins Gesicht. Die Mutter verdrückte eine Träne und sagte: Sie sind nützliche Mitglieder der Gesellschaft und du nicht. Für einen Moment stellte ich mir meine Schwestern und Brüder vor, wie sie tot in einem der Briefträgerhäuser lagen.
Am nächsten Morgen schlich ich mich noch vor dem ersten Licht aus dem Haus. Das Tal ruhte unter dem fahlen falschen Licht des Mondes, aus den Wäldern kamen unbekannte Geräusche. Zwischen den Bäumen raschelte es.
Als ich nach kurzer Zeit den Waldrand erreichte, waren die ersten Lichter im Dorf zu sehen, winzige Punkte, die vor meinen Augen tanzten. Ich schwang meinen Wanderstock und erklomm die steile Straße, die zum oberen Berg führen sollte. „Nur für Briefträger“ stand auf einem gelben Schild und schon bald wurde der Straßenbelag gelblich und in meinen Ohren klang, wohl von den Schritten der Straße, das Fahrradgeklingel der Briefträger. Ich musste mir die Ohren zuhalten, doch je höher ich kam, desto betörender wurden die Geräusche, die schließlich aus meinem eigenen Körper zu kommen schienen. In meinem Kopf fuhren nun Fahrräder, große Reifen stoben vor meinen Augen auseinander, ein dicker Briefträger mit Schnurrbart erschien in der Luft. Meine eigenen Körpergeräusche, mein Atem, mein Denken waren ein einziges Fahrradgeklingel. Der Himmel stieg als riesiger Reifen vor meinen Augen auf. Die Ohren wollten mir zerplatzen, die Eingeweide schienen aus meinem Körper zu treten, Blut trat mir aus Nase und Ohren, doch ich schleppte mich vorwärts. Das ist der sichere Tod, hörte ich jemanden sagen. Er tötet sich. In einiger Entfernung konnte ich die Dorfbewohner sehen, die sich am unteren Ende der Straße versammelt hatten. Ich kroch jetzt nur noch vorwärts, doch von oben waren schon die gelben Uniformen der Briefträger zu erkennen und ein blendendes gelbes Licht, das mir in die Augen stach. Es schien eins zu sein mit dem Himmel – fette Briefträger schwebten auf den Wolken und hielten sich den Bauch vor Lachen. Die Luft wurde kälter, ich kroch vorwärts, weit konnte es nicht mehr sein. Ich streckte eine Hand aus und sah schon einige Kiesel vor mir, die wir im Tal nicht kannten. Aber Gras gab es hier, aber da drüben war etwas, das ich nicht genau erkennen konnte. Mein Körper wollte sich auflösen, ich werde in der Luft zerrissen, dachte ich und einen Moment später hatte ich mich – wohl automatisch – aufgerichtet.
Vor mir lagen ein paar ärmliche Hütten. Einige waren verfallen, Scheiben waren eingeschlagen worden und in der Luft lag ein übler Gestank. Ein paar schäbige Briefträgeruniformen, deren gelbe Farbe verblasst war, hingen zum Trocknen auf einer Wäscheleine. Im gleichen Moment war die Luft von sinnlosem und albernem Fahrradgeklingel erfüllt. Ich machte einen Luftsprung, lächelte und lief befreit den Abhang hinunter, wo mich die Dorfbewohner empfingen und mit offenem Mund anstarrten.
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freiVERS | Andi Pianka
15. März 2020Literatur,LyrikfreiVERS,Andi Pianka
Aktiv
(Ein Drama in dreizehn Runden)
Personen der Handlung:
- AKT
- AKT
- AKT
- AKT
Bühne.
- AKT:
Gestatten, erster Akt.
- AKT:
Gestatten, zweiter Akt.
- AKT:
Gestatten, dritter Akt.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT:
Gestatten Sie mir die Frage, was Sie hier machen.
- AKT:
Gestatten Sie mir die Antwort: Ich bin aktiv.
- AKT:
Gestatten Sie mir, eine Runde auszusetzen.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT:
Gestatten Sie mir, Sie darauf hinzuweisen, dass Sie sich bereits in der ersten Runde vorgestellt haben.
- AKT:
Gestatten Sie mir, Sie darauf hinzuweisen, dass es unhöflich ist, jemanden wegen Repetition zu tadeln.
- AKT:
Gestatten Sie mir, Sie darauf hinzuweisen, dass Streitigkeiten unseren Aktivitäten nicht dienlich sind.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT:
Gestatten Sie mir, Sie höflichst darum zu ersuchen, Ihre Repetitionen einzustellen und sich stattdessen stärker auf Ihre Aktivitäten zu konzentrieren.
- AKT:
Gestatten Sie mir, Sie höflichst darum zu ersuchen, Ihre Maßregelungen einzustellen und sich stattdessen stärker auf Ihre Aktivitäten zu konzentrieren.
- AKT:
Gestatten Sie mir, mich in Ihrem Streit für neutral zu erklären.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT:
Gestatten Sie mir, zweiter Akt, Sie allerhöflichst darum zu bitten, sich in Dinge, die Sie nichts angehen, nicht einzumischen.
- AKT:
Gestatten Sie mir, erster Akt, Sie allerhöflichst darum zu bitten, mir die Entscheidungsfreiheit darüber zu lassen, welche Dinge mich etwas angehen.
- AKT:
Gestatten Sie mir, diese Runde auszusetzen.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT:
Gestatten Sie mir, zweiter Akt, Sie ultimativ dazu aufzufordern, Ihre Aktivitäten nicht zu gefährden und deswegen Ihre Einmischungen einzustellen.
- AKT:
Gestatten Sie mir, erster Akt, Sie ultimativ dazu aufzufordern, Ihre Aktivitäten nicht zu gefährden und deswegen Ihre Maßregelungen einzustellen.
- AKT:
Gestatten Sie mir, Sie zu nichts auffordern zu müssen.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT:
Gestatten Sie mir, zweiter Akt, da Sie unsere gemeinsamen Aktivitäten durch Ihre fortwährenden Einmischungen ernsthaft gefährden, Sie zu einem Duell aufzufordern.
- AKT:
Gestatten Sie mir, erster Akt, da Sie unsere gemeinsamen Aktivitäten durch Ihre fortwährenden Maßregelungen ernsthaft gefährden, Ihre Aufforderung zu einem Duell anzunehmen.
- AKT:
Gestatten Sie mir, bei Ihrem Duell die Rolle des Schiedsrichters übernehmen zu dürfen.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT:
Gestatten Sie mir, dritter Akt, Ihr Angebot höflichst dankend abzulehnen.
- AKT:
Gestatten Sie mir, dritter Akt, Ihr Angebot höflichst dankend anzunehmen.
- AKT:
Gestatten Sie mir, Sie um eine eindeutigere Antwort zu ersuchen.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT:
Gestatten Sie mir, dritter Akt, Ihnen die Fresse zu polieren. (ohrfeigt dritten Akt)
- AKT:
Gestatten Sie mir, erster Akt, Ihnen die Fresse zu polieren. (ohrfeigt ersten Akt)
- AKT:
Gestatten Sie mir, erster und zweiter Akt, mich für neutral zu erklären und Ihnen beiden die Fresse zu polieren. (ohrfeigt ersten und zweiten Akt)
AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT:
Gestatten Sie mir, dieses unwürdige Schauspiel zu verlassen. (verlässt die Bühne)
- AKT:
Gestatten Sie mir, dieses unwürdige Schauspiel zu verlassen. (verlässt die Bühne)
- AKT:
Gestatten Sie mir, diese Runde auszusetzen.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT (aus dem Off):
Gestatten Sie mir, die Rolle des Regisseurs zu übernehmen und dieses aktivitätslose Stück abzubrechen.
- AKT (aus dem Off):
Gestatten Sie mir, die Rolle des Publikums zu übernehmen und dieses aktivitätslose Stück auszubuhen.
- AKT:
Gestatten Sie mir, die Rolle des dritten Aktes zu übernehmen.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT (aus dem Off):
Gestatten, erster Akt außer Dienst.
- AKT (aus dem Off):
Gestatten, zweiter Akt außer Dienst.
- AKT:
Gestatten, dritter Akt im Dienst.
- AKT:
Gestatten, vierter Akt.
- AKT (aus dem Off):
Gestatten, letzte Runde.
- AKT (aus dem Off):
Gestatten, letzte Runde.
- AKT:
Gestatten, letzte Runde. (verlässt die Bühne)
- AKT:
Gestatten, die letzte Runde geht auf mich.
ENDE
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freiTEXT | Katharina Wurzer
13. März 2020Literatur,freiTEXTProsa,Katharina Wurzer
Beziehungsweise
I
Jeder Moment ist eine Entscheidung, für und gegen etwas. Genauso gut wie ich hier mit Paul sitze, könnte ich jetzt mit Alex auf meinem Balkon sein oder alleine die Straße entlanggehen. Vielleicht würde ich mir dann ähnlich verloren vorkommen, unruhig und beobachtet, wobei mich Pauls besorgter Blick weniger stört als der neugieriger Nachbar_innen. Ich versuche zu lächeln, ein paar Sonnenstrahlen abzubekommen und mich aufzurichten, während ich Paul ein Getränk anbiete. „Soda mit Zitrone“, murmelt er, wohingegen mir mehr nach Wein oder Schnaps zumute ist. „Kennst du es, dich inmitten einer Menschenmasse einsam zu fühlen?“, frage ich, als ich aus der Küche zurückkomme. „Vor allem dann“, meint Paul: „Manchmal fühle ich mich alleine weniger einsam. Da höre ich zumindest noch meine eigenen Gedanken“. „Ich mag dich und deine Denkweise“, ich nehme einen Schluck meines Eistees und rücke meinen Sessel ein wenig näher zu meinem Freund, der den heutigen Nachmittag entspannt zu sehen scheint. Wie es wohl wäre, wenn Paul einmal nicht ruhig ist? Wenn ihn etwas oder jemand ärgert? „Streitigkeiten müssen sich auszahlen“, hat er letztens angemerkt: „Entweder man hat danach eine Lösung oder eine Veränderung. Im Idealfall führt die Lösung zu einer Veränderung“. Aber was ist schon ideal? Und warum streben wir Ideale an? Sogar Menschen sollen ideal für uns sein, uns guttun, keinen Kummer bereiten und auch sonst kompatibel sein. Nicht alle Menschen seien sexuell miteinander kompatibel, habe ich mir sagen lassen. In einem früheren Zeitalter habe man sich noch nicht alles von einem einzigen Menschen erwartet, stand in einem Standard-Artikel. Da sei gleich auf die Einwohner_innen eines ganzen Dorfes zurückgegriffen worden. „Monogamie ist ohnehin egoistisch. Man lebt nur einmal und da gehört Ausprobieren dazu“, höre ich Alex sagen, einen Verfechter offener Beziehungen: „Hast du manchmal Angst vorm Leben?“ „Manchmal habe ich Angst vor der Liebe, vor der Verletzlichkeit und davor, dass sie keine Entscheidung ist“, habe ich damals geantwortet und ihm in die Augen gesehen. Emotionslos, starr und ohne zu zwinkern. Anders als bei Paul, vor dem ich diese Angst erst recht nicht eingestehen kann.
„Ich mag dich auch“, meint er da plötzlich und greift nach meiner Hand. Schweigend sitzen wir hier. Er in seinem dunklen T-Shirt, der blauen Jeans und den Sneakers, ich mit meinem roten Sweater und der schwarzen Jeans, die langen Haare zu einem Zopf zusammengebunden. Wir hören die Nachbarin mit ihrem Kind schimpfen, einen Hund bellen und den aufkommenden Wind wehen. „Ist dir kalt?“. Ich schüttle den Kopf und lehne mich vorsichtig an mein Gegenüber. Der Geruchssinn soll eine Rolle spielen, in wen man sich verliebt, fällt mir ein. Dabei riecht Paul gar nicht besonders aufregend, einen Hauch nach irgendeinem Duschöl, ein wenig nach der Zitrone, die im Glas vor ihm liegt, und nach dem Essen, das er zu Mittag gekocht hat. Pilzgulasch mit Semmelknödeln, wobei ich Semmelknödel relativ geruchsneutral in Erinnerung habe. „Ich mag deine Stimme“. Paul zieht mich an sich und streicht mir mit einer Hand übers Gesicht. Sie fühlt sich warm an und vertraut, ohne dass er das zuvor je gemacht hätte. Ohne dass er gefragt hat, was für Paul eher untypisch ist. Er sieht mich an und lässt mich los. „Kannst du diesmal länger bleiben?“. Ich nicke und wünsche mittlerweile, doch zu etwas Stärkerem gegriffen zu haben. „Abgesehen davon sind wir in meiner Wohnung. Schön, dass du dich schon so wie zu Hause fühlst“. Ich lache, vielleicht aus Nervosität oder weil diese Situation etwas Absurdes hat. Erst gestern habe ich an dieser Stelle mit Moritz getanzt und ihm klar gemacht, dass ich seine Gefühle nicht erwidere. Dass ich nur einen schönen Abend wollte, Ablenkung von mir selbst, Spaß bis zu weiteren Momenten, in denen mir weder meine Zerbrechlichkeit noch seine Anhänglichkeit bewusst waren. Was ist Untreue schon, wenn man sich nicht einmal selbst treu sein kann? Was für das Leben gilt, gilt auch für die Liebe. Niemand ist darin alleine. Ziele werden gesetzt, mit anderen geteilt und wieder verworfen. Zurückgeworfen, weggeworfen in einen Eimer aus Erinnerungen, die sich wie Fallobst zersetzen und verschlossen werden. Wenn du Glück hast, findest du den Schlüssel nicht mehr. Wenn du Pech hast, geht dein Weitblick verloren.
II
„Wenn ich dich sehe, vergesse ich vieles um mich“, beginne ich zaghaft und frage mich zugleich, wie lange es Lia schon ohne Zigarette aushält. Sie zieht ihre Beine zum Oberkörper, richtet ihren Zopf und sieht auf ihre Armbanduhr. Wie lange wir wohl schon hier sitzen? „Ich kann bald nicht mehr. Wieso schaffen wir es nicht über Wesentliches zu sprechen? Oder wieder über etwas anderes wie sonst auch?“. „Lia, was erwartest du dir?“. Sie steht auf, zündet sich eine Zigarette an und weicht meinem Blick aus. Ihr Verhalten verunsichert mich nur noch mehr. „Ich weiß es nicht“, ihre Stimme klingt freundlich, als sie sich wieder hinsetzt: „Ich weiß nur, dass ich in dich verliebt bin und mich das alles hier fertig macht“. „Soll ich dich in den Arm nehmen?“. Lia seufzt, steht erneut auf und kommt mit einer Flasche Wein sowie zwei Gläsern retour: „Angenommen wir gehen eine Beziehung ein. Wie soll die für dich aussehen?“. „Mir ist es wichtig, Zeit miteinander zu verbringen, über alles sprechen, gemeinsam lachen und weinen zu können. Ich möchte gegenseitige Unterstützung, sich mal Glück für einen Termin zu wünschen, einfach als Begleitung mitkommen. Das hört sich alles ziemlich langweilig an, oder?“. „Ein bisschen wie ein altbewährtes Konzept. Sind Beziehungen nicht Konstrukte, die aus den eigenen Erwartungen und Vorstellungen gebaut werden? Die ohne Kompromisse ohnehin nicht funktionieren?“. Es stört mich, dass sie von Funktionen spricht, von Konstrukten und Konzepten. Sie, die gerade noch bei ihrer Verliebtheit war, und ihren Kopf an meiner Schulter hatte. „Ich weiß nicht, ob das etwas für mich ist“. „Hast du es denn nie ausprobiert? Was war mit Georg?“. Ich schenke uns Wein ein und achte auf ihre Bewegungen, die von sanft zu ruckartig wechseln. Der Hund hat aufgehört zu bellen, der Wind bläst weniger stark, erwischt Lias und mein Haar. Es gleitet zur Seite, ohne dass mit ihm gespielt worden wäre. „Ich habe mich eingeengt gefühlt. Er wollte mich für sich alleine. Ohne ihn ausgehen war da manchmal schon zu viel. Ohne ihn auf Urlaub fahren wäre gar nicht denkbar gewesen. Es gab Tage, an denen ich nur noch weg wollte. Weg von ihm, in die Arme eines anderen oder einer anderen. Ich bin bisexuell. Stell‘ dir mal die Reaktion vor als er es erfahren hat“, Lia wird ruhiger und reicht mir jetzt erneut ihre Hand. „Eva hat mir nicht geglaubt, dass ich sie liebe, weil ich asexuell bin“. „Wie fühlt sich das für dich an?“. „Ich habe keine Ahnung wie es ist, sich zu jemandem sexuell hingezogen zu fühlen. Sich Sex zu wünschen oder einfach nur vorzustellen. Es gibt in meiner Welt so viel Interessanteres, über das ich nachdenke. Kunst, Geschichte, meine Arbeit“. „Manchmal überdeckt es anderes“, setzt Lia fort: „Wenn Emotionen und körperliche Anziehung miteinander einhergehen, ist der Sex irgendwie schöner. Nicht, dass ich ein Problem mit Asexualität hätte. Was hältst du von einer offenen Beziehung?“.
Wir sprechen über Definitionen und sind uns nicht einig, was emotionale Exklusivität betrifft. „Als Erster von etwas zu erfahren ändert doch nichts. Warum ist dir das wichtig?“, meint Lia achselzuckend.
Je mehr Wein ich trinke, desto trüber werden meine Gedanken. Lia riecht nach einem blumigen Parfüm, geht auf und ab, um schließlich ins Wohnzimmer zu gelangen und eine CD aufzulegen. „Ist es nicht egal, wie wir es nennen, solange es für uns beide passt?“. „Aber das tut es doch noch gar nicht“, widerspreche ich ihr, während eine Mischung aus Alternative und Indie bereits meine Stimme übertönt. „Paul, wir diskutieren seit beinahe über einer Stunde“, erinnert mich Lia: „Lass‘ uns das Gespräch später fortführen, wenn wir darüber nachgedacht haben. Immerhin wissen wir jetzt, woran wir sind“.
Kurz nachdem ich einwillige, sitzen wir bei Nudeln mit Gemüsesauce. Lias Küche ist beinahe so chaotisch wie sie selbst. Einem Stuhl fehlt ein Bein, das Salz hat sie vorhin auf der Theke verstreut. Versalzen ist dafür nichts. „Lia“, versuche ich, aber sie winkt ab und macht sich an den Abwasch. Der Schaum des Geschirrspülmittels überdeckt unsere Teller und das Besteck, das weiter nach unten rutscht. „Das war zu viel“. Ich hoffe, sie meint das Spülmittel.
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mosaik31 - und jetzt raus hier
11. März 2020Katherina Braschel,Katsjaryna Makarewitsch,Martin Peichl,Lisa Mensing,Michael Pietrucha,Luisa Neubauer,Christoph Michels,Patricia Büttiker,Kerstin Nethövel,Patrik Valouch,Angelika Brünecke,Paul Jennerjahn,Arnoud Rigter,Susanne Huck,Bülent Kacan,tau,Der Schnipsel,Tristan Marquardt,mosaik - Zeitschrift,Fokus Lyrik,ULF,Felicitas Biller,Hendrick Jackson,Uroš Miloradović,Josef Kirchner,Hera R. Blau,Uroš Prah,Lisa Viktoria Niederberger,Isipainting,Volha Hapeyeva,Marko Dinic,Jochen Weeber,mosaik31,mosaik,Kanella Baleka,das NarrKarel Jan Capek
mosaik31 - und jetzt raus hier
Frauen mit Geld
- Martin Peichl – Männer ohne Eigenschaften
- Hera R. Blau – Zwei Bier und wir
- Kanella Baleka – Tommy, Montag 11:00, Musikkonservatorium
- Kerstin Nethövel – Explosionen
Platz am Rand
- Patricia Büttiker – Short Pieces
- Bülent Kacan – Agitatoren und Abgründe
- Angelika Brünecke – Unsicherbar
- Michael Pietrucha – „Hajastan“ – oder Die Armenischen Miniaturen
Schwitzwässer nachts
- Susanne Huck – Gottfried hat schon wieder was angestellt
- Jochen Weeber – Badewannen
- Paul Jennerjahn – vernissage, winter
Kunststrecke von ISIPAINTING
BABEL – Übersetzungen
Unsere Affinität zu slawischen Sprachen rührt nicht von irgendwo her: Seit den Anfängen unserer Arbeit als Zeitschrift kamen wir des Öfteren mit Autor*innen in Berührung, die östlich der Salzach ihre ersten literarischen Schritte unternahmen und mittlerweile in Ländern wie Slowenien, Tschechien oder Serbien feste Größen in ihren heimischen Literaturszenen sind. So wie etwa der preisgekrönte und in dieser Ausgabe von BABEL vertretene, slowenische Dichter Uroš Prah, mit dem uns auch das Zeitschriftenwesen verbindet (Uroš war jahrelang Redakteur der in Slowenien äußerst populären Literaturzeitschrift IDIOT). Daneben schätzen wir sehr die Arbeit von Übersetzer*innen wie Patrick Valouch, der nie müde wird, uns die spannendsten neuen Autor*innen aus Osteuropa in eigener Übersetzung vorzustellen. Dass sich in dieser Ausgabe ein Holländer eingeschlichen hat, sei jetzt mal dahingestellt – auch Holland liegt ja schließlich östlich vom Meer.
- Karel Jan Capek – Mrtví na lovu / Die Toten auf der Jagd (Tschechisch)
- Volha Hapeyeva – жыву […] / Ich wohne […] (Belarussisch)
- Katsjaryna Makarewitsch – мора? / das meer? (Belarussisch)
- Uroš Prah – jutro ob bazenu / Ein Morgen am Pool (Slowenisch)
- Arnoud Rigter – Ding van dons / Ding aus Daunen (Niederländisch)
- Uroš Miloradović – Svaka stolica […] / Jeder Stuhl […] (Serbisch)
[foejәtõ]
„Lyrik ist unproduktiv“ titelt Lisa-Viktoria Niederberger in ihrem Leitartikel des neuen [foejetõ]. Welche gesellschaftspolitische Kraft Lyrik hat – und was deren Aufgaben sind – darüber spricht Tristan Marquardt im Interview über die Festivals Fokus Lyrik und ULF, das Unabhängige Lesereihen Festival. Und dann stellt uns Jonas Linnebank die Literaturszene von Köln genauer vor – inklusive Fleischhammer.
Kreativraum mit Katherina Braschel
freiVERS | blume (Michael Johann Bauer)
8. März 2020Literatur,Lyrikblume (michael johann bauer),freiVERS
verdunstet
reifenkollern weht der wind die bruestung der duenen
hinab im hauruckverfahren verfrachtet dich ins abseits
ja jeder plan ist eine wueste blaupause eines scheiterns
auf raten oasen suchen wie viel prozent reichen wohl
aus um ausreichend versorgt zu sein wenn manche gern
behaupten gewisse dinge seien unteilbar & verlieren
ihren sinn ihre bedeutung sobald jemand mal versucht
sie zu dividieren was nicht ablenken soll vom sand
der zwischen den zaehnen & zehen & gelenken & & &
knirscht das getriebe blockiert selbstverstaendlich erst
ab einer gewissen menge & nun geraetst du erst recht
in den wirbel in den strudel in den sturm eines sich im
mer weiter um sich selbst drehenden gedankens & irrst
solange dahin bis dein knochentrockener leib verdorrt
daliegt unter der guten uralten & gnadenlosen sonne
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freiTEXT | Daniel Klaus
6. März 2020Literatur,freiTEXTProsa,Daniel Klaus
Duschgels
Es ist nicht so, dass ich sie klaue. Ich finde sie. Und dann bekommen sie in meinem Badezimmer ein neues Zuhause.
Angefangen habe ich damit auf Campingplätzen während eines Interrail-Urlaubs. Da war ich siebzehn. Und nach dem Urlaub habe ich zuhause weitergemacht: Beim Sport, in der Sauna, im Schwimmbad, im Fitnessstudio. Es ist erstaunlich, wie viele Männer in der Umkleidekabine ihr Duschgel einfach vergessen. Und es sind immer wieder Duschgels dabei, die mit Duftkombinationen aufwarten, auf die ich nie gekommen wäre. Lebkuchen und Orange zum Beispiel. Es ist jedes Mal ein kleines Abenteuer, wenn ich ein neugefundenes Exemplar ausprobiere. Mein exotischstes Duschgel habe ich vor zwei Monaten beim Kiesertraining in der Ostseestraße eingesteckt. Es kommt aus Japan und ist voll mit für mich unverständlichen Zeichen. Es riecht sehr gut, aber ich kann nicht sagen, nach was es riecht, weil ich keinen vergleichbaren Geruch kenne. Es riecht sehr langsam. Und so fühlt es sich auch auf der Haut an: Wie ein japanischer Film, der nur aus wenigen, langen Kameraeinstellungen besteht.
Seit einigen Jahren hebe ich die leeren Duschgelpackungen auf. Ich bringe es einfach nicht mehr übers Herz, sie wegzuwerfen, weil ich mit jeder einzelnen von ihnen eine gemeinsam verbrachte Zeit verbinde. Sie sind wichtige Erinnerungsstücke für mich. Meine Sammlung ist mittlerweile so groß, dass ich ein eigenes Regal für sie gekauft habe. Es hat eine raffinierte Hintergrundbeleuchtung, und ich stehe oft vor dem Regal und betrachte meine Duschgels, so wie andere gerne in ihren alten Photoalben blättern.
Mir ist schon klar, dass es nicht viele Menschen gibt, die diese Leidenschaft nachvollziehen können. Aber es ist wirklich eine harmlose Leidenschaft. Ich bin einfach nur ein gutriechender Mann Mitte dreißig, der sich seit knapp zwei Jahrzehnten kein Duschgel mehr gekauft hat.
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freiVERS | Hans-Joachim Kuhn
1. März 2020Literatur,LyrikfreiVERS,Hans-Joachim Kuhn
ent zwei
das wort mir zerbrochen
dem rann die träne am kleid herab komm
ungesagtes steig aus dem eulen-
gewölle
steig aus der fähenspur
brustwärts ins rotgefärbte sprachest du
nicht - samenkorn lagest in stiller
mauerfuge silbenzählig in aschener
haut
zähle sie mit gespreizter
hand zähle die farben kahlgeschoren
das blau farbenblind gehe zum
puls-
schlag und zähle die schläge
halte das ohr ans herzwort augengesplittert
sind wir sind atem der schläft sich
zum wachen sturm sei erster schabe den
sinn
mit tönerner scherbe
schabe und zähle schweige nicht
wie die namenlosen im stirn-
gesträuch
auf allen spiegeln sprachloser
schlaf befahre das fremde im klanglos des
stimmbruchs im sprechgesang
schwinge den brechstein schwinge ich
höre es
bersten das schlusswort
schlägt seinen namen dir ins gesicht
vergessen im wein ins lippen-
stumm
fällt dir der rote zungen-
stein
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freiTEXT | Wolfgang Wurm
28. Februar 2020Literatur,freiTEXTProsa,Wolfgang Wurm
Strategie.
Zwar hatte auch er öfter mit dem Gedanken gespielt, aber ihn niemals ausgesprochen, denn diese Entscheidung war ihm noch immer eine Nummer zu groß. Als sie ganz behutsam die Überlegung ins Gespräch einfließen ließ, nach all den Jahren vielleicht doch zusammenzuziehen, verspürte er sofort eine Enge, die ihn bedrohte. Dennoch schien es ihm klüger, seine Scheu für sich zu behalten, und er bat sie nicht, das Thema aufzuschieben, sonst hätte ja er die Initiative ergreifen müssen, um es abermals auf die Tagesordnung zu bringen. Schon wäre es um sein Prinzip geschehen gewesen, sie auf gut Glück vorschlagen zu lassen, was er sich insgeheim wünschte.
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