freiTEXT | Tobias Roth
19. September 2014Prosa,Tobias RothfreiTEXT
Rücklings
Nackt am Rand eines Meeres, durch das Schwertfische schwimmen, und trockne langsam. Die Flut hat die Abfälle entlang geordnet. Hinter den Dünen einst Baiae, daran ist nicht zu denken, wie an die Pinie von 79, und an nichts anderes ist zu denken. Das Land ist ins Meer hinein erkaltet, das Meer ist über Kapitelle gestiegen. Eine Luftspiegelung lässt mich Gesichter sehen, rücklings, der Anblick der blauen Fläche ist unveränderlich. Starr von Salz, seine Ausblühungen sprießen hinter den Dünen an Plattenbauten mit Meerblick. Niemand entlang des Sandes in der Sonne des frühen Oktobers; zum Sonnenaufgang werden hier viele Pferde sein. Rauschen zwischen Welle und Landstraße, rücklings, unterschiedslos. Und es kann dazugesagt werden, wie auch in Cuma die Häuser über die Theater wachsen, wie Wald aus Waldboden, und in der Stadt die Häuser Städte in ihren Kellern finden. Spolien der Zeit und Muren sind neue Fundamente, wenn das alles nichts als ein pompeianisches Fresko ist (und so ist es), wurden meine Augen geologisch und die Menschheit ein Stillstand, den das Vergessen beflügelt. Aus dem Brunnenschacht heraus, niemals über den Meeresspiegel. Aber die blaue Fläche setzt mich zurück in die Bewegung. So höre ich euch von Bädern sprechen und zurück zu Catull kehren und in den Augen der Bäume ein Portrait, weiß und warm wie der Marmor der meerischen Venus und die Schönheit ihrer Hüften. Ich sehe die Lichtbüschel den Schaum entzünden, was aus der Zeit geschnitten wurde, sanfte Farben, heftige Bewegungen, Zerfließen in weißen Schlieren, Wolkenformationen ins Unbekannte. Bald Abend. Duft des Ginsters, der Erde, kein Ende. Endet der Sekundenschlaf, der Horizont hebt sich mit dem Lid und ordnet mich den Strand entlang.
Tobias Roth
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Die Linksnasen
14. September 2014Josef Kirchner,Lehen,ohnetitel,Thomas BernhardKulturszene
"Ich bin geldgierig, ich bin charakterlos, ich bin selbst ein Schwein. Nur an den Scheck denken!" - skandierend endet der Rundgang am neu benannten "Heldenplatz" vor der Stadt:Bibliothek. Eine Stunde mit ohnetitel durch Lehen auf den vermeintlichen Spuren von Thomas Bernhard.
freiTEXT | Thomas Mulitzer
12. September 2014Lyrik,Thomas MulitzerLiteratur,freiTEXT
4. Sinfonie in a-Moll, op. 63
Und auch wenn ich mich jeden Abend auf die Lauer leg
Mit Sibelius und der Flasche Jameson
Mit diesem Stechen im Herz
Und ein Gedicht nach dem andern rausscheiß
Kann ich mir davon trotzdem keine Semmeln kaufen
Ich weiß ja nicht, ob’s früher leichter war
Die ganze Sache mit dem Schreiben
An die Großen komm ich sowieso nicht ran
Die besten Sätze haben sie mir längst geklaut
Und das bisschen Ruhm reicht nicht für Stolz
Geschweige denn ein Dach überm Kopf
Ich verscherble meine Lebenszeit
Und kauf mir Zeit zum Zeit verschwenden
Ich frage mich, ob dieses Gefühl der Sinnlosigkeit
Je verschwinden wird oder ob ich
Ewig zaudern werde
Ewig zögern, zweifeln
Ewig Zeile um Zeile hinschmieren werde
Nur um sie später zu verbrennen
Die Pauken setzen ein
Und der Whiskey fährt mir in den Schädel
Und ich schreib noch ein paar Wörter
Dann hau ich mich ins Bett
Und starre in die Dunkelheit
Thomas Mulitzer
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Kein stilles Leben
23. August 2014Ausstellungsrezension,Domquartier,Josef Kirchner,Projekt X,Residenzgalerie,Thomas MulitzerKulturszene
"Morgengrauen. Der Frühling bleibt aus, Krieg zieht auf. Der Nieselregen und das Donnern der Gewitterwolken singen einen Abgesang auf die Illusion des Friedens."
"Morgen. Grauen. Kanonen schlagen tiefe Schneisen in die Reihe der Soldaten. Anton und sein Vater kämpfen Seite an Seite."
Was macht Thomas Mulitzer, wenn er nicht gerade Manifeste für Anthologien schreibt? Er erzählt uns das Leben von Anton, und damit die Geschichte des Barock. Read more
"Wir sind die Kapitäne unserer eigenen Flöße."
8. Juli 2014Andreas Haider,Barbara Keller,Birgit Birnbacher,Bureau du Grand Mot,Cheristopher Schmall,Christian Lorenz Müller,Das Kino,Felicitas Biller,Florian Lambrecht,Frieda Paris,Josef Kirchner,Katharina Kapsamer,KulturKeule,Lesung,Lisa Viktoria Niederberger,Literaturgärtnerei,LiteraturLetscho,Manuel Riemelmoser,Marko Dinic,Markus Hittmeir,Norbert K. Hund,Peter.W.,Projekt X,Saisonfinale,Sarah Eder,so.what.wörtlich,studentINNENfutter,textgespräche,Thomas Mulitzer,Urbankeller,writers on the storm,YOCOVeranstaltungen,Kulturszene
LiteraturLetscho, Buchpräsentation mosaikX, KulturKeule, writers on the storm und so.what.wörtlich: Das Saisonfinale des Bureau du Grand Mot 2014 als Ausdruck einer Jungen Literaturszene Salzburgs.
Wal-Torten-Schlacht
4. Juli 2014Jazzit,koko,Lisa Viktoria Niederberger,Nano Miratus,Sebastian Graupner,Simon Tomaz,WORTVOLL Open Poetry SlamKulturszene
Über Wale, Leitungswasser und den Ozwicktn. Die erste Ausgabe des WORTVOLL Open Poetry Slam ist Geschichte.
X_Buchpräsentation - Auszüge zum Nachlesen
24. Juni 2014Andreas Haider,Birgit Birnbacher,Buchpräsentation,Florian Lambrecht,Lesung,Lisa Viktoria Niederberger,Markus Hittmeir,Projekt X,Sarah Eder,Thomas Mulitzer,UrbankellerLiteratur,Veranstaltungen
[Thomas Mulitzer] Unsere Manifeste wurden nicht in den kahlen Sälen der Universitäten entwickelt. Sie haben ihren Ursprung in den Hinterhöfen Ottakrings, wo Immigranten nach der Arbeit zusammenkommen, um im Schatten grauer Wände ein paar Gramm Marihuana zu rauchen; in den Cafés von Graz, wo junge Dichter hektisch zum Beat aus den knarrenden Boxen schnippen und sich gegenseitig ihre Texte vorlesen; und an den Hängen ferner Bergeshöhen, wo ungestüme Alpensöhne voller Sehnsucht in die Ferne blicken, den Horizont nach Lichtern scannend.
X - Kurzprosa
18. Juni 2014Andreas Haider,Birgit Birnbacher,Florian Lambrecht,Josef Kirchner,Lisa Viktoria Niederberger,Markus Hittmeir,Projekt X,Sarah Eder,Sarah Oswald,Thomas MulitzerAnkündigungen,Kulturszene,mosaik - Zeitschrift
X
Kurzprosa
zusammengestellt von mosaik - Zeitschrift für Literatur und Kultur
herausgegeben von Josef Kirchner und Sarah Oswald
(2014, Verlag Neues Leben)
mit Texten von Birgit Birnbacher, Sarah Eder, Andreas Haider, Markus Hittmeir, Florian Lambrecht, Thomas Mulitzer und Lisa Viktoria Niederberger
Hardcover | € 9,90
7 x 7
11. Juni 2014Bureau du Grand Mot,Projekt X,Sarah EderLiteratur,Kulturszene
"Drei Schnitte. Zwei links und eine im Bauchnabel. Ich wache nach der Operation in meinem Zimmer auf, das ich mir mit Maria, der kaputten Gebärmutter und Doris, dem Brustkrebs teile. In meiner Hand juckt der Zugang für die Infusionen, an meinen Beinen die Trombosenstrümpfe. An meinem linken Beckenrand ein bleich gewischtes X, das sie mir vor der OP auf die Seite malen ließen, wo später das Vielleicht raus darf." Read more