Advent-mosaik IV als eBook und PDF

Cover_ebook_adventmosaikDas Advent-mosaik IV gibt es jetzt auch als Anthologie. Die große Nachlese gibt es als PDF und eBook hier kostenlos zum Download.

Mit Texten von:

Camena Fitz, Claudia Kohlus, Martin Reiter, Ingeborg Kraschl, Luka Leben, Jonas Linnebank, Simona W., Eric Ahrens, Simone Lettner, Marina Büttner, Matthias Engels, Natalia Fastovski, Simone Scharbert, Katie Grosser, Claudia Maria Kraml, Maximilian Michl, Sophie Stroux, Sigune Schnabel, Andreas Schumacher, Gundula Maria von Traunsee, Claudia Wallner, Martin Piekar und Andreas Haider.

Illustrationen von Sarah Oswald.


23 | Andreas Haider

Der Weihnachtsbaum

Dem Wald entrissen,
der lange schon keinen Schnee mehr sah,
ins Wohnzimmer gestellt,
geschmückt mit Glitzerzeug und Kerzen,
und Süßem in Alufolie.

Da steht er nun,
eingeschraubt ins Christbaumkreuz,
quasi gekreuzigt,
so, als ob es zwischen Weihnachten und Karfreitag
einen Zusammenhang gäbe.

Schon brennen die Kerzen,
die Lichter erhellen Raum und Baum.
Und während das Lied ertönt,
weinen die Kerzen ihre Wachstränen.
Oh Tannenbaum, Oh Flammenbaum.

Andreas Haider

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen.


22 | Martin Piekar

Wintersonnenwende

Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
und Schatten der Erde?
(Friedrich Hölderlin)

Amour, Amour
Alle wollen nur dich zähmen
(Rammstein)

In meinem Kopf: Ameisenrennen
Oder Blizzard –  wie du willst
– ziemlich dunkel jedenfalls. Und
Alles um mich herum hat zum Gegenteil
Den Kittel der Jahreszeit so
Abweisend und vertuschend angenommen.
Ich knittere ihn bald. Mit Spuren ins
Weiße, hinein
Ins Caspar David Friedrichsche – tief, tief
Schlafen meine Versuchungen
Und Vermutungen noch. Unter Frösteln.

Mein Herzblut, es ist meine Zeit
Des Erwachens. Aber ich will
Noch gar nicht, nur noch
Ganz kurz… bitte. Ich weiß um meine Furcht. Sie
Gurgelt schon. Jetzt. Lasse ich’s doch
Noch schlummern. Ich steige allein.
Aus dem Höhlengleichnis
Unserer Liebe. Dem Bett.
Mon Amour… Alte Minne.
Verkriech dich, glaub mir.
Verkriech dich vor mir.

Ach Herz. Reife nur, aber
Reif nicht zu viel; es ist Winter-
Sonnenwende: die Schatten fallen
Über ihre Lichter her. Wir sind,
Den ganzen Tag, in heller Nacht umgeben.

Schlaf einfach winters. Wir
Sehen uns wieder.
Schlaf einfach durch.

 

für Benjamin Lebert

bereits veröffentlicht in Bastard Echo (Verlagshaus Berlin, 2014)
Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen.

21 | Claudia Wallner

Ein harter Winter.

Früh
dunkelt mein Tag
sich zum Abend

Lang
verbleiben eisige
Schattennächte

Wo
durchzitterte Lippen
erblaut sind

Sich
da zu erwärmen
fällt schwer

Und
dünne Haut friert
schutzlos dahin

Wo
mehr und mehr
Eiskristalle

wuchern

Weil
nichts mehr da ist
um sie zu

schmelzen.

Claudia Wallner

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen.


20 | Gundula Maria von Traunstein

Eisverkrustetes Zweiggewirr

Von eisverkrustetem Zweiggewirr
tropft es.
Ich bin gegangen,
hab dich zurückgelassen,
alleine.
Im Schein der Straßenlaterne
steh ich jetzt
und weine.
Von eisverkrustetem Zweiggewirr
tropft es.

Gundula Maria von Traunsee

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen.


19 | Andreas Schumacher

Hymnen an die Weihnacht

Welcher überarbeitete, feierabendfixierte Familienvater
fürchtet nicht vor allen Verpflichtungen des Kalenderjahres
den – Jesus Maria! – frustrierenden Einkauf der Weihnachtsgeschenke –
mit seinen hieroglyphischen Wunschzetteln und unausgesprochenen Erpressungen,
der heillosen Hektik und Schnäppchenpreisjagd.
Wie ein zwischenmenschliches Wundermittel kittet er
familiäre Spannungen,
mildert Vernachlässigungen,
radiert verletzende Worte.
Seine zuverlässige Erledigung allein
garantiert eine friedvolle Stimmung
am Abend des Herrn.

Einst da ich astronomische Summen verpulverte,
da in ein Nichts sich auflösend meine MasterCard zerbröselte,
in ein phänomenal schwarzes Loch
sich ohnehin längst verflüchtigt hatte mein Kontoguthaben
und ich mit lausig-lächerlichen einhundertsiebenunddreißig Euro in der Tasche
im SATURN stand, einsam wie kein Mensch zuvor,
zahlen nicht konnte und auf Raten finanzieren nicht,
und an den von meinen Geliebten begehrten Warengütern
mit unendlicher Sehnsucht hing,
ein Waschlappen wie kein Mann zuvor,
da besann ich mich eines alten, verbotenen, geheimnisvollen Kunstgriffs –
du, Kleptomanie, Triebabfuhr gelangweilter Aufsichtsratsgattinnen,
kamst über mich, und mit einem Mal
schwand meine kleinkarierte, bürgerliche Rechtschaffenheit.
Zum Staubwölkchen wurde das Preisschild.
Tütenweise mopste ich, und erst seitdem fühle ich
die schwitzende Hand des allmächtigen Vaters.

Wie dumm und überaus unnötig
dünkt mir das ordnungsgemäße Bezahlen der Ware an der Kasse nun –
wie königlich-würdig der Ausgang am Drehkreuz.
Gern will ich die fleißigen Flossen rühren,
überall einstecken, was man grad so braucht,
entfernen die kleinen versteckten Sicherungsetiketten.

Die Kinder werden strahlen,
ich schiebe alles ein.
Ich werde nicht bezahlen
und Superdaddy sein!

Muss denn immer dieser Hansel, der Ladendetektiv, wiederkommen?
Endet nie seine Schicht?
Gottverdammter Motherfucker,
verzehrt den himmlischen Anflug der Weihnacht.
Kann denn nie einfach mal dieses ganze
elektronische Überwachungsdingens ausfallen
und dann am Eingang bitte freundlichst darauf hingewiesen werden?

Längst weiß ich, wann die letzte Bescherung sein wird –
wenn, in Handschellen gelegt, ich einst heimgeführt werde.

So komm ich – mit dem blauen Bus
und leerem Sack – nach Haus am Schluss.

Gnad Gott, dass ich die Schuld begleich’,
umsonst ist nur das Himmelreich.

Andreas Schumacher

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen.


18 | Sigune Schnabel

Tagschmelze

Du sagtest,
Erinnerungen wachsen im Schatten
zwischen Gesteinsbrocken.
Doch der Gipfel lag karg im Dunst,
die Luft so dünn,
dass sie von der Last der Vögel
zerbrach.

Als wir von Flüssen sprachen,
taute der Schnee in den Grund der Worte,
und deine Haare flatterten
wie Segel.

Ich pflückte das Moos
von deiner Stirn
und ließ es zwischen Felsen liegen.

Lange vor den ersten Flocken
trieben Silben
auf den Wegen
und zerfielen unter den Füßen.

Sigune Schnabel

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen.


17 | Sophie Stroux

eMMa

Die Bäckerei, vor der ich stehe, ist klein, hellgrün und in ihr windet sich die Schlange durch die wenigen speckigen Holztische, durch die Glastür und vor dem Geschäft um eine Ecke. Von oben sehen wir wohl aus wie eine Kreuzotter, die sich ihren Weg durch ein Labyrinth sucht, denke ich, eine Kreuzotter und ich bin nur ein kleiner Punkt auf ihrer Haut, die sie bald abwerfen wird. Ich mag es, zu warten, denn dabei verwandele ich mich von diesem kleinen schwarzen Punkt zu einem Chamäleon, das hier und da den Gesprächen lauscht, die Gedanken anderer mitdenkt und unsichtbar wird zwischen ihnen.
Hinter der Glasscheibe erkenne ich den alten Mann mit seiner Zeitung von gestern und seinem halben Croissant. Schon letzte Woche saß er an dem Tisch vorm Fenster. Ich beobachte die Katze, die sich normalerweise auf den Motorhauben der geparkten Autos wärmt, aber heute die Menschen, die vor der Tür anstehen, misstrauisch beäugt. Hinter mir diskutiert jemand über Blues und vor mir über den Dozenten, der ständig an seiner Brille kaut, wenn er nachdenkt – also immer – und ich merke, wie ich anfange mich einzublenden, Chamäleonfarben annehme, als mich ein Lichtreflex wieder aus der Starre holt.
Es sieht aus wie die Spiegelung der orangen Katze, aber als ich mein linkes Auge zusammenkneife, wird die Katze zu Haaren. Haare?, denke ich kurz verdutzt, und dann gewöhnen sich meine Augen an den Blick durch die Glasscheibe und ich erkenne ein Mädchen.
Ihre rottanzenden Haare sind es, die aus der Schlange hervorleuchten. Das Mädchen ist groß, größer als der Mann hinter ihr mit seinem gelben Polunder. Und sie tritt nervös von einem großen Fuß auf den anderen, zupft an ihrem T-Shirt herum und blickt sich immer wieder um. Platzangst, denke ich im ersten Moment. Aber das passt irgendwie nicht. Vielleicht ist sie eine von denen, die Warten nicht ausstehen können? Vielleicht kann sie einfach nicht stillstehen?
Wir sitzen in einer Wohnung mit grüner Tür an einem speckigen Holztisch, in den sich Holzwürmer verkrochen haben. „Meine Liebe,“ sage ich über die Erdbeeren mit Milch hinweg und sie lächelt ein dreiviertel Lächeln, ein bisschen schräg und auf keinen Fall ein ganzes Lächeln, sitzt halb auf der Stuhlkante und halb in der Luft. Dass sie nicht runterfällt, wundere ich mich plötzlich, nicke aber zu ihrer stillen Frage und gucke ihr beim Verschwinden hinterher, freue mich, dass sie unterwegs ist und irgendwo zu sein hat, während ich meine Milch mit aufgegessenen Erdbeeren trinke.
-

Sie sitzt auf dem Fensterbrett mit grünem Rahmen und malt mit schnellen, weiten Strichen auf Papier. Ihre Hände sind schon schwarz und ein paar Punkte haben sich auf ihr Gesicht verirrt. Ihr rotes Haar steht wirr ab, ihr grüner Blick rennt den Pinselschwüngen hinterher. Sie sieht schön aus in dem bunten Licht mit ihren leuchtenden Haaren und mit dieser Ruhe.

Ich sitze ihr gegenüber und bewundere ihre spitze Nase und die Haare, die immer noch ein wenig nach einer Katzenspiegelung aussehen. Der Moment ist fast ein Bild, vielleicht von Rembrandt, schnelle Pinselstriche und trotzdem ruhig.

„Sind wir bald da?“, fragt sie auf dem Weg zu einer Party und ich blicke ihr hinterher wie sie vor mir verschwindet.

„Wir sind zu früh.“, sage ich langsam, aber sie hört nicht. Ich will mich nicht hetzen lassen, will den Moment genießen, bleibe vor einem Schaufenster voller Bücher, die Neuerscheinungen dieses Monats, betrachte, wie sie farblich sortiert zu einer Pyramide aufgestellt sind, verliere mich in dem Bild, und finde mich auf der Spitze der Pyramide wieder wie ich mich bereit mache, auf ihr herunter zu rutschen.

„Emma!“, rufe ich und drehe mich in ihre Richtung, aber sie ist weg und sie antwortet mit einem „Komm doch!“ zwei Straßen weiter, sie wartet nicht.
(Sie will so schnell wie möglich da sein, wo auch immer)
Ich bleibe noch einen Moment vor dem Schaufenster stehen, blicke auf die Buchrücken und erkenne einen meiner alten Freunde, der sich irgendwie zwischen all die neuen Bücher geschlichen hat.
„Sofern sie Emma hießen…“, sage ich leise zu den Buchdeckeln, vielleicht verstehen sie mich ja. Vermutlich wissen sie mehr über Emmas als ich.
Ich wende mich ab und folge mit einem leisen Seufzen Emma, die schon lange um zwei Ecken verschwunden ist.
-
"Emma“, sage ich und sie blickt auf, sucht aber mit ihren Händen weiter hektisch nach Schlüssel oder Handy oder was auch immer sie sucht.
„Emma“, sage ich, „Wir haben noch Zeit. Lass uns doch einen Tee trinken.“
Sie schüttelt nur den Kopf und richtet ihren grünen Blick wieder auf die Kommode. „Wir sollten pünktlich sein, man weiß ja nie.“
„Aber Emma…“, setze ich an, sie aber hebt ihre Sonnenbrille hoch und sagt: „Ich hab sie, wir können los!“
-
Sie ist nie da.
(Bald da sein, heißt nur, nirgendwo jetzt zu sein.)
-
„Emma“, sage ich, „Emma, weißt du, dass du bei Morgenstern eine Möwe bist?“
Und sie blickt zu mir, während sie sich schminkt.
„Eine Möwe? Findest du?“
Ich betrachte sie, diesen dünnen Menschen, der immer rennt, mit seinen wilden roten Haaren und diesem selten eingefangenen, so grünen Blick. Sie lächelt nie ganz, nur dreiviertel, aber in ihren Bewegungen liegt trotz der Ruhe unserer Wohnung eine Ungeduld, die selbst die Schminke nicht verbergen kann. Ich schüttele den Kopf.
Sie lacht und verschwindet mit einem Augenaufschlag durch unsere Tür mit der abblätternden grünen Farbe und ein paar Flecken fallen auf den Boden als sie zuschlägt, fast wie der Regen unter Tannenbäumen. Ich betrachte Emmas Abwesenheit in dem Raum und die grünen Schuppen auf der Fußmatte.
„Nein, du bist keine Möwe“, sage ich in die Leere der Wohnung und die Wohnung hört zu. „Dich gibt es so nicht bei Morgenstern.“
-
Wir laufen eine gepflasterte, sich wellende Straße entlang. Ich suche irgendein Museum oder eine Galerie, von der ich zuvor gelesen habe, bin euphorisiert vom Pulsschlag der Stadt und ihren grellen Farben und freue mich über jeden Grashalm.
Emma geht vor mir, obwohl sie nicht weiß, wohin ich will, läuft in falsche Straßen und um falsche Ecken. Ich versuche, mich nicht aufzuregen, warum rennt sie nur weg, ich habe doch eine Karte dabei, klein, besser als nichts, aber so wirklich gelingt es mir nicht, denn ihr stummes „Sind wir bald da?“ dröhnt in meinem Hinterkopf als säße es in meinem Ohr.
Ich sage nichts, sie sagt ja auch nichts, aber als ich das Museum dann endlich finde, hat sie nach paar Minuten alles gesehen und wartet ungeduldig im Cafe.
Ich bleibe lange bei den Bildern von diesem Amerikaner stehen, Rosen, betrachte sie mit Emmas Ungeduld, die ich nicht abschütteln kann, und ärgere mich.
„Emma,“ flüstere ich dem Rosenzyklus zu, „Emma ist schuld.“
Aber die Rosen aus Amerika schweigen und Emma schweigt auch.
-
In der Bibliothek mit den zu großen Tischen und dem braunen Teppich, in der man sich nicht einmal traut zu husten, weil alles so leise und trocken ist und man fast an der Stille ersticken kann, lese ich in einem Gedicht von der „Koexistenz des Widersprüchlichen“ und denke sofort an uns, Emma.
(Das ist unser Problem.)
Und die Frage, ob wir bald da sind, so oft du sie auch stellst, könnte ich dir erst beantworten, wenn ich dieses Meer sehe. Aber Emma, dahin wirst du mit mir nie gehen, denn du wirst vorher um eine andere Ecke biegen, Morgenstern nicht sehen und nicht warten, ich kenne dich, du wirst wegrennen, nur um anzukommen, egal wo, aber nicht am Meer, nicht mit mir, nicht bei mir.
Und du bist einfach nicht aus Morgenstern, eMMa, so sehr ich mir das wünsche. Dort wirst du nie sein. Du wirst immer eine anwesende Abwesenheit bleiben.
Und du bist keine Emma wie sie in Büchern steht. Du bist eine eMMa und nie da.
-
„Bitte?!“
„Was?“ Ich schrecke auf.
„Was Sie wollen?“, fragt der Verkäufer mit der Pastellschürze.
„Ich,“, das Chamäleon löst sich auf, „Ein Croissant bitte. Und ein Pain au Chocolat.“ Und das eine Auge sieht das Mädchen plötzlich wieder, meine Emma für ein paar Minuten, wie sie bezahlt, ihre Tüte nimmt und aus dem Cafe hastet.
Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen.

16 | Maximilian Michl

Darstellung gemeinsamer Topologie (geometrisch, mäandrierend)

Wenn du ziehst
dann geb ich Druck
sanft, folgend deinem Weichen

Das, was du willst
wollt’ ich bereits
umriss schon erste Zeichen

Wenn wir wo sind
sind wir ein Tanz
umkreisen gemeinsam

Weil wir wer sind
sind wir sonst einzeln
alleine, nicht einsam

Dann, wenn mein Kreis
den deinen deckt
in filigranster Passung

Trinke ich gierig
aus dir Kraft
und geb dir dafür Fassung

Du lässt dich
setzen, fassen
uns: klinken ineinander

Ich: berste schier vor Kraft
wir: waren Kreis,
werden Mäander

Deine Facetten brechen Licht
umgeben dich mit Funkeln
nur

neben dir
bin ich bei mir
Ich möchte, dass wir schunkeln

Maximilian Michl

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen.


15 | Claudia Maria Kraml

zwischenstation

stummes wispern ferner zeiten
allegorie dem raureif gleich
lässt zurück des frühlings leiden
das neuer namen kenntnis weicht

alte lettern voll der mären
erwachend hoffnung leicht zerspringt
aufenthalt nicht um zu währen
kälte bald durch rückgrat dringt

wo der winterwind mit flocken
blasse straßen nachts durchfährt
und zerreißend hell der glocken
luftbotschaft einlass begehrt

und engelsschwert geformt aus stahl
vor des trubels froher schar
erdolcht der grenzen flieh’nde qual
rettet zukunft übers jahr

funkelnd blick wie kieselsteine
bleibt in traumes mut besteh’n
geflüstert wort es ist das meine
verweile doch du warst so schön

Claudia Maria Kraml

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen.