17 | Axel Görlach

n. - hommage an

meine stolze stadt platzt wieder
aus allen wursthautnähten, senfgesprenkelt
schlagen mäntel sich mit plastik
tüten durch zum glühweinstand

in meine stadt führen alle wege. zur zeit. meine stadt
ist nicht rom. meine stadt liegt nicht am meer. leider

doch in ihren buchten ankern
panoramabuskreuzer, bei flut
spült es hysterische mütter an
der hand hysterischer kinder
auf den weihnachtsmarkt, über meine stadt
fegen touristentsunamis

kyrie eleison! doch kein advent erbarmte sich je

am ende meiner flucht schimmert
auf den freiflächen mond
heller parks der einsame raureif unberührt
wie weißer sand auf atollen

über den ich wandle, der autobahnen ewiges
rauschen teile in rauschen & knacken
gefrorener hundekacke unter den camel boots

Axel Görlach

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen:

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16 | Fabian Lenthe

Vorbei an den Lichtern
Den Massen nach
Nelken und Tanne riechend
Verpackte Wünsche
Zwanzig Prozent billiger

Nicht zum erfüllen
Zum aufreißen und
Wegwerfen zum
Nächstes Jahr wieder und
Vielleicht ein wenig mehr und billiger und

MENSCH!

War das wieder schön hier?!
So besoffen von Tanne und Nelken die
Blauen Flecken stören kaum

Fabian Lenthe

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15 | Doris Leeb

So sche is jeds Joah

I muas nu schnö
An Glühwein kochn
Keksl bocha
A Geschenk fian Onke Fritz kaufn
An Bam umschneidn
D’Wiaschtlsuppn zuwe stön
Des oane Weihnochsliadl owalodn
D’Kerzn ozündn
S’Glockal laitn

U
N
D

IAZ HOMA DIE BESCHERUNG

Na sooo scheeee.
Jeds moi wieda.

Doris Leeb

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13 | Claudia Kohlus

advent 2016

Claudia Kohlus

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11 | Johanna Wieser

ich sah aus dem Fenster
und erwartete
etwas ganz anderes

Johanna Wieser

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10 | Nico Feiden

blaunachtschatten

zwischen diesen zeilen,
schneekuppeln außerhalb der fenster
der atmende wein,
dekantiert von aschefingern,
die an wortfetzen
verbrannter gedichte hängen
(auch im Winter will man nicht frieren)

der normadenmond
wandert von fenster zu fenster
in der blauschimmernden Bergennacht

die wege hinunter ins dorf
verscheint,
eiszackenkronen an den dachrinnen
verkünden die herrschaft
eines neuen königs
der herbst ist tot
lang lebe der winter!

meine küsse wehen
nicht mehr durch die
haare der huren
von neapel

ein rotschatten
entmündigt den abend,
im Korkweinboden des Glases,
man raucht die Nacht
bis zum Filter.

noch trinkt man den wein
dieses jahres
in zu schnellen schlücken
bis die mitternachtswende
ein vergangens jahr
auf das etikett schreibt

Nico Feiden

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08 | Simone Scharbert

Vakuum, greifbar

gestern vielleicht morgen oder umgekehrt inmitten kaum noch fixierbarer koordinaten gestikulieren hände einzelne finger streichen streifen die zeit zwischen uns ein tag nach dem andern und wie er vergeht ohne das rücken der zeiger oder digitale veränderung zwischen null bis neun ein greifbares vakuum unsere körper austauschbare hüllen für atemwege und stoffwechselprozesse bleiben manchmal eher selten ein waches stück haut

Simone Scharbert

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06 | Sigune Schnabel

Eingemachtes

In Einmachgläsern
ruhen die Sommer.
Nur kleine Schüsseln
füllst du
mit Erinnerungen,
damit wir durch den Winter kommen.

Du hast die Schale entfernt,
und Momente liegen weich
in meiner Kehle.

Auf meinen Lippen:
das letzte helle Wort

in einer fremden Sprache.

Sigune Schnabel

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05 | Sybille Ebner

draußen schneit es,
sagte meine mutter einmal zu mir, als ich noch ein kleines kind war,
komm, sieh dir die flocken an, sie tanzen so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können, das musst du sehen,
und ich,
ich kletterte aus meinem bett und blickte aus dem fenster, mit großen augen und pochendem herzen,
weil der erste schnee doch immer spannender ist als der zweite oder der dritte,
und ich blickte hinaus in die nacht und
dann sah ich sie, die flocken, sie tanzten so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können,
und ich stand da mit klammen fingern und kalten zehen, aber das wollte ich meiner mutter nicht sagen, ganz still war ich, damit ich nicht wieder ins bett musste,
ich wollte hier stehen bleiben, mit klammen fingern und kalten zehen, ich wollte die schnee.flocken beobachten und
die leichte wärme meiner mutter für immer neben mir spüren.

draußen schneit es,
sagte meine mutter einmal zu mir, als ich noch ein kleines kind war,
komm, sieh dir die flocken an, sie tanzen so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können, das musst du sehen,
und ich,
ich klettere noch heute aus dem bett und blicke aus dem fenster, mit großen augen und pochendem herzen,
weil der erste schnee doch immer spannender ist als der zweite oder der dritte,
und ich blicke hinaus in die nacht und
sehe sie, die flocken, sie tanzen so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können,
und ich stehe da mit klammen fingern und kalten zehen, aber das sage ich niemandem, ganz still bin ich, damit ich nicht wieder ins bett muss,
ich stehe hier, mit klammen fingern und kalten zehen, ich möchte die schnee.flocken beobachten und
die leichte wärme meiner mutter noch einmal neben mir spüren.

Sybille Ebner

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03 | Eric Ahrens

Bleibt dabei

Die Kälte beißt sich in
unseren Gesichtern fest
wie Junkies auf Cloud Nine.

Zwischen den Kadavern
von Böllern und Raketen,
picken die Schnäbel
von Nebelkrähen
unsere guten Vorsätze
vom Boden der Tatsachen.

Das Jahr ist aufgeplatzt
wie eine pralle Piñata
und zwischen den
süßen Momenten
bleiben wir auch diesmal
nicht verschont von
Idioten und Dämonen
und den üblichen Desastern.

Und auch diesmal
haben wir keine Wahl
und müssen uns weiter
durchschlagen.
Weiter versuchen, über
den eigenen Schatten
zu springen und den
inneren Schweinehund
zu überlisten.
Weiter den Kurs ändern,
um nicht einzurosten.
Weiter auf der Suche bleiben
nach neuen Eindrücken
und Erfahrungen,
weil nur sie das sind,
was zählt.

Selbst wenn da draußen
alles ins Wanken gerät
und droht, in sich
zu zerfallen
und das Blaulicht,
gar nicht mehr aufhört
zu leuchten,
müssen wir den Schritt
vor die Tür setzen
und uns dem stellen,
was uns die Zukunft
vor die Füße wirft.
Selbst wenn es
uns zerreißen wird.

Was hast du schon
sonst für Pläne?

Eric Ahrens

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
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