01 | Pega Mund
urban core, museum
rush hour final gefrostet
quicke secunden pics
knallen die netzhaut
look at that spam!
gequollene sedimente im teer schimmelweiche
konsumarenen plus krustige wohnzonen reiss
brettverschnitte steil konzentrierte potenz
in den bankkathedralen / kloakiges
dampft metropol under ground
human species crap
any vibrations?
Pega Mund
Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen:
advent.mosaikzeitschrift.at
freiVERS | Judith Keller
Bessere Tage
Blätter segeln auf die Strasse, wirbeln ein bisschen, ein Ast nickt, solches und ähnliches geschieht, aber alles für sich. Seit Anton sich erinnern kann, sitzt er schwer auf einem Stuhl vor dem Fenster. Zu allem anderen kommt, dass eine wichtige Frau seit Tagen nicht zurückschreibt. Aber in diesem Augenblick – es ist plötzlich vier Uhr – sieht er etwas, was er noch nie gesehen hat: Es sind bessere Tage, die wie scheue, bedächtige Tiere verteilt in der Ferne stehen. Anton betrachtet sie. Werden sie verschwinden, sobald sie seinen Blick spüren? Er verhält sich ruhig und schaut. Sie grasen. Sie sind hell und stabil. Sie bewegen sich plusternd, luftig, aber kaum. Glitzernde Schirme wachsen wie feine, konzentrierte Bäume lang und still um sie herum. Die besseren Tage grasen. Tief atmen sie ein und aus. Sie sind durchscheinend. Sie spüren Antons Blick. Sie denken nach, gesenkt, dem Gras zugewandt. Wie aus dem Grasen herausfinden auf den Weg? Wie sich den glänzenden Schirmen nähern? Mit Schwung? Angekündigt oder plötzlich? Wie aufgehen mit den Schirmen? Es ist kein leichtes Unterfangen, das wissen die Tage und auch Anton sieht es ein. Und muss ein bestimmter Wind abgewartet werden, ein bestimmtes Licht? Und dann, werden sie Anton finden auf seinem Stuhl oder werden sie verloren gehen auf dem langen Weg durch die Zeit? Solche Fragen sieht Anton sie durchscheinen. Er will ihnen helfen. Er flüstert nun heftig: Nur Geduld. Habt keine Angst. Ich werde euch winken. Haltet nach mir Ausschau und ich mache, was ich kann.
Judith Keller
Judith ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016
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freiVERS | Moritz Gause
»Mit einem Gesicht wie Tauben«
lese ich im namenlosen Buch
des namenlosen Mannes in der Tram.
Wie sind Tauben?
Sie sind grau, sind viele.
Sie taumeln elegant – wenn keiner schaut –
im Sturm von Haus zu Haus.
Alle sind wir Tauben
in der namenlosen Stadt.
Moritz Gause
Moritz ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016
Dieser Text ist bereits erschienen in Blue Monday (SuKuLTuR, 2015)
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freiVERS | Anna Ospelt
Budapest – Wien
Nach dem roten Abend mit Dir
ein farbenfroher Tag:
Mohnsträusslein am rostigen Bahnhof.
Anna Ospelt
Anna ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016
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freiVERS | Tabea Xenia Magyar
lasst uns automobile kaufen, als würden wir
anderes kaufen.
-
das totale spiel hat seine eigenen regeln
wir können diesen gefühlen nicht mehr entgehen.
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die struktur, die krabbe und hummer verbindet
hat auch mich letztlich erfasst.
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wende die handflächen abwärts
alles zu mir und ich zu dir.
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nach dem ende der jetzigen zeit
wird die vorherige wieder beginnen
-
im theater der gegenwart
lieben bereits unsere ohren.
-
die bestrafung eines unbeteiligten objektes
mitanzusehen ist schrecklich.
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die verrückte anstrengung das ende
des 19. Jh. zu rekonstruieren.
-
seine gesten, der verschwundene raum
bedeutungsvoller momente.
-
leid, tut mir leid, es geht nicht anders,
zyklische präsenz ist immer nahe gelegen.
-
einfach enthüllt die bibliothek
ihre männer.
-
nach den frauen
müssen wir tiefer
Tabea Xenia Magyar
Tabea ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016
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freiVERS | Jan Skudlarek
mit beiden fingern ins nutellaglas
so klapprig gekörpertes. wir als vehikel für ’ne seele? warum auch nicht.'
vor der haustür haben sie einen igel überfahren,
der igelmatsch zieht sich über zwei meter. im kuss sind unsre'
zungen ineinander
verschlungene delfine. einfach die augen schließen
und rein in die haselnussmasse
Jan Skudlarek
Jan ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016
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freiVERS | Niklas L. Niskate
ewenken
gespensterjagd. treibnetze
wie subjekt. objekt. verwirrung
auf seiten der gegend
projektionen.
dein begriff setzt den fall zur falle
schaffst du den regen heute noch?
oder bekümmert das jemand anderes?
ach, funktionsradien. weite
überschaubare flächen
lügner. immer auf bewährung ich
möchte die namen vertauschen
und bomben in den identitätspool
den identitätstod runterladen
heißt sich die scheiße
aus dem kleid zu häuten, hase.
wer verliert ist
immer gewinner
beziehungsweise
Niklas L. Niskate
Niklas ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016
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freiVERS | Daniela Chana
Nächte werde ich hier spinnen
Wie viele Abende werde ich hier strampeln
Und noch nicht ertrunken sein?
Kerzenlicht ist immer hinter mir
Weil mein Diener es für mich trägt
Manchmal steige ich mit einem Fuß
Auf ein heißes Sandkorn
Dann fliege ich
Ich spinne stundenlang herum
Auf der Veranda
Neben einem Glas Rotwein
Die Panik schwimmt so langsam über die Hügel
Und versinkt
Cowboys reiten auf Pferden vorbei
Einer lüftet den Hut, und ich spiele mit einer Haselnuss
Wie viele Nächte werde ich hier spinnen
Und noch nicht gestorben sein?
Daniela Chana
Daniela ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016
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freiVERS | Andreas Pargger
sandkörner unter den zehen ein / tänzelnder schritt aus dem bild / rauschen aus einem unsichtbaren / riss in der kulisse brandung meer / aus einer anderen / welt aus einer längst vergessenen zeit und / die augen zum himmel gerichtet die augen über- / gangslos chromgraue flächen wasser / horizont löst sich der nebel geht eine schneise / auf ein schwindel nichts schemendasein eine / schamanenwelt im marmor des sands / fußabdrücke und die immer- / gleichen windschleifen über den dünen über den / schaumkronen zeitlos eine körnung des lichts ein / grobwerden von luftpigmenten ein verblassen ver- / blasen-werden von konturen ein zer- / fließen des nachmittags ins grelle
Andreas Pargger
Andreas ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016
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freiVERS | Sigune Schnabel
Unter die Haut
Es gibt einen Raum unter deiner Haut,
in dem Legenden wohnen.
Dort rennt das Glück
die Adern entlang.
Manchmal,
wenn sich die Welt
voll gesogen hat
mit Regen,
dass sie sich an den Rändern einrollt;
wenn ich ihre Geschichte
glatt ziehen muss,
um sie zu lesen –
manchmal werden meine Schritte groß
und springen
aus den Umrissen
meiner Existenz
unter deine Haut.
Sigune Schnabel
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