15 | Doris Leeb
So sche is jeds Joah
I muas nu schnö
An Glühwein kochn
Keksl bocha
A Geschenk fian Onke Fritz kaufn
An Bam umschneidn
D’Wiaschtlsuppn zuwe stön
Des oane Weihnochsliadl owalodn
D’Kerzn ozündn
S’Glockal laitn
U
N
D
IAZ HOMA DIE BESCHERUNG
Na sooo scheeee.
Jeds moi wieda.
Doris Leeb
Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen:
advent.mosaikzeitschrift.at
13 | Claudia Kohlus
Claudia Kohlus
Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
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11 | Johanna Wieser
ich sah aus dem Fenster
und erwartete
etwas ganz anderes
Johanna Wieser
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10 | Nico Feiden
blaunachtschatten
zwischen diesen zeilen,
schneekuppeln außerhalb der fenster
der atmende wein,
dekantiert von aschefingern,
die an wortfetzen
verbrannter gedichte hängen
(auch im Winter will man nicht frieren)
der normadenmond
wandert von fenster zu fenster
in der blauschimmernden Bergennacht
die wege hinunter ins dorf
verscheint,
eiszackenkronen an den dachrinnen
verkünden die herrschaft
eines neuen königs
der herbst ist tot
lang lebe der winter!
meine küsse wehen
nicht mehr durch die
haare der huren
von neapel
ein rotschatten
entmündigt den abend,
im Korkweinboden des Glases,
man raucht die Nacht
bis zum Filter.
noch trinkt man den wein
dieses jahres
in zu schnellen schlücken
bis die mitternachtswende
ein vergangens jahr
auf das etikett schreibt
Nico Feiden
Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
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08 | Simone Scharbert
Vakuum, greifbar
gestern vielleicht morgen oder umgekehrt inmitten kaum noch fixierbarer koordinaten gestikulieren hände einzelne finger streichen streifen die zeit zwischen uns ein tag nach dem andern und wie er vergeht ohne das rücken der zeiger oder digitale veränderung zwischen null bis neun ein greifbares vakuum unsere körper austauschbare hüllen für atemwege und stoffwechselprozesse bleiben manchmal eher selten ein waches stück haut
Simone Scharbert
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06 | Sigune Schnabel
Eingemachtes
In Einmachgläsern
ruhen die Sommer.
Nur kleine Schüsseln
füllst du
mit Erinnerungen,
damit wir durch den Winter kommen.
Du hast die Schale entfernt,
und Momente liegen weich
in meiner Kehle.
Auf meinen Lippen:
das letzte helle Wort
in einer fremden Sprache.
Sigune Schnabel
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05 | Sybille Ebner
draußen schneit es,
sagte meine mutter einmal zu mir, als ich noch ein kleines kind war,
komm, sieh dir die flocken an, sie tanzen so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können, das musst du sehen,
und ich,
ich kletterte aus meinem bett und blickte aus dem fenster, mit großen augen und pochendem herzen,
weil der erste schnee doch immer spannender ist als der zweite oder der dritte,
und ich blickte hinaus in die nacht und
dann sah ich sie, die flocken, sie tanzten so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können,
und ich stand da mit klammen fingern und kalten zehen, aber das wollte ich meiner mutter nicht sagen, ganz still war ich, damit ich nicht wieder ins bett musste,
ich wollte hier stehen bleiben, mit klammen fingern und kalten zehen, ich wollte die schnee.flocken beobachten und
die leichte wärme meiner mutter für immer neben mir spüren.
draußen schneit es,
sagte meine mutter einmal zu mir, als ich noch ein kleines kind war,
komm, sieh dir die flocken an, sie tanzen so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können, das musst du sehen,
und ich,
ich klettere noch heute aus dem bett und blicke aus dem fenster, mit großen augen und pochendem herzen,
weil der erste schnee doch immer spannender ist als der zweite oder der dritte,
und ich blicke hinaus in die nacht und
sehe sie, die flocken, sie tanzen so wunder.hübsch durch die nacht, wie es nur schnee.flocken können,
und ich stehe da mit klammen fingern und kalten zehen, aber das sage ich niemandem, ganz still bin ich, damit ich nicht wieder ins bett muss,
ich stehe hier, mit klammen fingern und kalten zehen, ich möchte die schnee.flocken beobachten und
die leichte wärme meiner mutter noch einmal neben mir spüren.
Sybille Ebner
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03 | Eric Ahrens
Bleibt dabei
Die Kälte beißt sich in
unseren Gesichtern fest
wie Junkies auf Cloud Nine.
Zwischen den Kadavern
von Böllern und Raketen,
picken die Schnäbel
von Nebelkrähen
unsere guten Vorsätze
vom Boden der Tatsachen.
Das Jahr ist aufgeplatzt
wie eine pralle Piñata
und zwischen den
süßen Momenten
bleiben wir auch diesmal
nicht verschont von
Idioten und Dämonen
und den üblichen Desastern.
Und auch diesmal
haben wir keine Wahl
und müssen uns weiter
durchschlagen.
Weiter versuchen, über
den eigenen Schatten
zu springen und den
inneren Schweinehund
zu überlisten.
Weiter den Kurs ändern,
um nicht einzurosten.
Weiter auf der Suche bleiben
nach neuen Eindrücken
und Erfahrungen,
weil nur sie das sind,
was zählt.
Selbst wenn da draußen
alles ins Wanken gerät
und droht, in sich
zu zerfallen
und das Blaulicht,
gar nicht mehr aufhört
zu leuchten,
müssen wir den Schritt
vor die Tür setzen
und uns dem stellen,
was uns die Zukunft
vor die Füße wirft.
Selbst wenn es
uns zerreißen wird.
Was hast du schon
sonst für Pläne?
Eric Ahrens
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01 | Pega Mund
urban core, museum
rush hour final gefrostet
quicke secunden pics
knallen die netzhaut
look at that spam!
gequollene sedimente im teer schimmelweiche
konsumarenen plus krustige wohnzonen reiss
brettverschnitte steil konzentrierte potenz
in den bankkathedralen / kloakiges
dampft metropol under ground
human species crap
any vibrations?
Pega Mund
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freiVERS | Judith Keller
Bessere Tage
Blätter segeln auf die Strasse, wirbeln ein bisschen, ein Ast nickt, solches und ähnliches geschieht, aber alles für sich. Seit Anton sich erinnern kann, sitzt er schwer auf einem Stuhl vor dem Fenster. Zu allem anderen kommt, dass eine wichtige Frau seit Tagen nicht zurückschreibt. Aber in diesem Augenblick – es ist plötzlich vier Uhr – sieht er etwas, was er noch nie gesehen hat: Es sind bessere Tage, die wie scheue, bedächtige Tiere verteilt in der Ferne stehen. Anton betrachtet sie. Werden sie verschwinden, sobald sie seinen Blick spüren? Er verhält sich ruhig und schaut. Sie grasen. Sie sind hell und stabil. Sie bewegen sich plusternd, luftig, aber kaum. Glitzernde Schirme wachsen wie feine, konzentrierte Bäume lang und still um sie herum. Die besseren Tage grasen. Tief atmen sie ein und aus. Sie sind durchscheinend. Sie spüren Antons Blick. Sie denken nach, gesenkt, dem Gras zugewandt. Wie aus dem Grasen herausfinden auf den Weg? Wie sich den glänzenden Schirmen nähern? Mit Schwung? Angekündigt oder plötzlich? Wie aufgehen mit den Schirmen? Es ist kein leichtes Unterfangen, das wissen die Tage und auch Anton sieht es ein. Und muss ein bestimmter Wind abgewartet werden, ein bestimmtes Licht? Und dann, werden sie Anton finden auf seinem Stuhl oder werden sie verloren gehen auf dem langen Weg durch die Zeit? Solche Fragen sieht Anton sie durchscheinen. Er will ihnen helfen. Er flüstert nun heftig: Nur Geduld. Habt keine Angst. Ich werde euch winken. Haltet nach mir Ausschau und ich mache, was ich kann.
Judith Keller
Judith ist Teil der 3. Babelsprech-Konferenz in Salzburg 2016
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