freiVERS | Tara Meister

pflaster

früh und zahnpasta
frostig atmet die stadt
wand zu wand
mich grüßt die schrille
doppler-symphonie der straße
jagt mich durch die gassen
gefolgt von einer
unterwelt der wünsche
mich hält der tag
bis die wohnungstür ins schloss fällt
bade eng
fließt es weiß aus dem drucker
über mich
süß statt zucker
flockt am rand vom wasserglas
die angst
schlucke und dann straßenbahn
sehe mir die anderen an
die auch darauf verzichten
auszusteigen

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Tara Meister

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freiTEXT | Felix Wünsche

Hampelmann

„Wenn du nicht versuchst, an Geld zu kommen, kannst du nichts bestimmen. Dann bist du der Hampelmann für andere, anstatt selber an der Schnur zu ziehen.“ Der Typ saß an einem der drei Fenstertische, das Mittagslicht fiel satt durch die großen Scheiben, zurückgelehnt mit geschlossenen Augen in einem der alten Sessel, die ich vereinzelt im Café stehen habe, Müdigkeit in allen Winkeln des Gesichts. Blauschwarze Designerjeans, breit umgeschlagen an den Knöcheln über den weichen, schicken Sneakern, gut sitzendes Hemd mit Manschettenknöpfen, hatte an seinem Notebook gearbeitet, ein Ciabatta mit Ziegenkäse in Honigkruste verspeist, der Stolz meiner kalten Gerichte. Auf dem Weg zurück von der Toilette hielt er an der Theke, wo ich Gläser wusch.

„Schönes Café, richtig gut gemacht. Ist das deins?“ Sonnenbräune, Dreitagebart, lächelte er mich an, gewinnend, vertraulich, setzte sich auf einen der Barstühle. Hatte er keine Angst um seinen Laptop dort alleine am Tisch?

„Danke. Ist meins, ja.“

Sein Blick wanderte nochmal durch den Raum, über die mintgrünen Wände, die großformatigen Fotos von einer Bekannten, Gebäudeporträts, Plätze, Baulücken, vielleicht fünfzehn Jahre alt die Aufnahmen. Die Rahmen hatte mein Freund aus alten Fenstern selber gebaut. Gemeinsam hatten wir renoviert, den Boden abgeschliffen, in einem heimlichen Rhythmus, der uns durch die Tage trug, ganz selbstverständlich, ganz locker. Ich hatte das Gefühl tiefer zu atmen oder mehr Luft in die Lungen zu bekommen und mich durchströmte eine Leichtigkeit, die mich hat lächeln lassen. Leichtigkeit, die wir eingearbeitet haben in die Dielen, die Wände, die Theke und die Tische aus altem Bauholz. Kleine Macken haben die Tischplatten, die Theke, mir so vertraut wie die Leberflecke meines Körpers.

„Eine tolle Komposition. Hat Charakter. So was sehe ich, ich bin in der Kreativbranche tätig. Du hast Talent. Wie kommt es, dass du so etwas machst?“ Eine lässige Armbewegung umschließt den Raum, ein anerkennendes Nicken.

So etwas. So etwas Tolles oder so etwas Banales? „War ein Traum von mir. Ich arbeite schon lange im Gastrobereich, war aber nie in einem Laden, den ich wirklich mochte. Und irgendwann dachte ich, ich muss es eben selbst machen. Außerdem wollte ich etwas Eigenes, nicht immer für andere die Arbeit machen.“ Ganz automatisch sortierten meine Hände Gläser ein.

Er ließ sich einen Grappa einschenken, drehte das Gläschen am Stil. „Ist ein relativ kleiner Laden. Wie kommt man da über die Runden?“

Im Bauch bohrte der Stich, den ich mit mir trug. Den Stich, dass es nicht reichte, nicht reichte für ein Leben, eine Wohnung hier im Zentrum. „Alles super.“

Lüge. Lüge. Lüge.

Sollte er doch die Wahrheit hören mit seinen teuren Jeans, dem Kaschmirmantel, mit seinem zehn Euro Grappa, Nonino Riserva. „Okay, wenn du's wirklich wissen willst. Ehrlich gesagt bescheiden. Kann mir im Moment nicht mal eine kleine Wohnung hier in der Nähe leisten. Es hat viel Kraft gekostet, das hier aufzubauen, und jetzt stehe ich da wie ein Idiot. Die Mietpreise sind einfach unfair.“ Ich hielt die Augen niedergeschlagen, wischte das Spritzwasser neben dem Spülbecken weg.

„Der Preis ist für alle gleich. Das ist eine gerechte Sache. Klare Kante. Die Frage ist, ob man ihn sich leisten kann. Nur wenn du richtig Schotter kriegst für die Zeit, die du arbeitest, kannst du was zu deinen Gunsten bewegen. Wohnung, Auto, Urlaub, nette Einrichtung. Ich wette, dein Stundenlohn hier sieht nicht gut aus. Hast ja noch nicht mal Leute, die für dich arbeiten, und das im Bewirtungsbereich, wo die Löhne echt nicht hoch sind. Wie viel bleibt dir nach Abzug aller Kosten? Zehn Euro? Sicher nicht mehr, richtig?“ Seine Selbstsicherheit schaute mich aus seiner ganzen Haltung an, wie er an seinem Schnaps nippte.

Erniedrigend, so zum Objekt von abstrakten Betrachtungen gemacht zu werden. Von irgendwem. Lähmend. Die Wahrheit in seinen Worten lähmte mich. Oder seine Selbstsicherheit, zu wissen, wie die Welt beschaffen war.

„Habe ich nie genau ausgerechnet, aber zehn Euro kommen schon hin.“

„Und dann stehst du hier sicher mehr als 40 Stunden pro Woche im Laden, machst noch Einkäufe, was macht das, 200 Stunden im Monat? Und was kommt dabei rum? 2000 Euro vielleicht. Nicht nichts, aber ich würde dir auch nicht unbedingt eine Wohnung vermieten. Und Rente hast du noch nicht eingezahlt und Arbeitslosenversicherung auch nicht, richtig?“

„Wie wohnst du denn?“

„Ich hab 'ne eigene Wohnung. Ein schönes Obergeschoss in einem Altbau, kleine Dachterrasse, alles in allem hundertzwanzig Quadratmeter, nichts Extravagantes, aber nett. Und, ist das unfair?“ Schaute mich herausfordernd an. „Ich will das haben. Habe viel dafür getan und tue immer noch viel. So ist das, ohne Geld kein Gestaltungsspielraum. Geld ist Macht über andere, Kontrolle, Ellenbogenfreiheit. Mit Geld kannst du dir Arbeitskraft kaufen, Lebenszeit, Ideen, dir ein gutes Stück vom Kuchen abschneiden. Schau, ich esse hier in deinem Café, genieße die Atmosphäre, du bedienst mich, wäscht mir die Gläser und Teller, putzt die Toilette. Und damit verdienst du nicht genug Geld, um in deinem eigenen Café ein Sandwich zu essen.“ Hier kam dann irgendwo der Hampelmannsatz. Hampelmann. Warum wurde ich nicht wütend? Stand da hinter dem Tresen, würde die Tische wischen, die Toilettenböden, lies mich beschimpfen als Hampelmann, wurde nicht zornig, ballte nicht die Faust, warf ihn nicht raus. Zu oft geschwiegen, zu oft Salate arrangiert, Speisen aufgetragen unter bellenden Blicken von Küchenchefs, Chefkellnern, Kneipen-Eigentümern, zu wenig Kraft, zu wenig Übung im Kämpfen, zu wenig Ressourcen, um einen Kampf zu wagen, zu viel Furcht, zu viel Glaube daran, dass schon alles irgendwie okay wäre.

Ich blickte weiter schweigend auf die Arbeitsplatte, hypnotisiert, wischte letzte Tropfen vom Rand der Spüle. War es so? War das die Wahrheit? Nicht jeder konnte alles haben. Schenkte ihm einen Grappa nach, als er mir das Glas über den Tresen schob. Er redete weiter. „Du musst ein wertvoller Dienstleister für die richtig Reichen sein, die richtig, richtig Reichen, verstehst du, ihr Geld verwalten und vermehren, ihre Firmen managen, sie juristisch gegen alle Angriffe verteidigen, ihre Krankheiten oder Zipperlein behandeln, ihre Häuser bauen und einrichten, Statussymbole für sie herstellen. Sind ja im Prinzip alles Dinge, die jeder braucht und will, wohnen, gesund sein, geachtet werden, Grundbedürfnisse eigentlich, nur durch die Macht des extremen Reichtums, ins Phantastische verzerrt. Das ist die eine Möglichkeit. Die andere ist, dass man selbst etwas aufbaut. Ein Unternehmen, wo man selbst Chef ist, sich von der Arbeit der Leute, die bei einem angestellt sind, ein kleines Stückchen abzwacken kann.“ Wieder die ausholende, den Raum umfassende Geste, „Kannst du auch machen. Du hast Talent, das ist ein Pfund. Das Café hat Potential. Mach es größer, mach ein paar andere auf, hier, in anderen Städten. Würde laufen und die Wohnung wäre dann kein Problem mehr.“ Angenehm rann der Traubenschnaps die Kehle hinab, der Adamsapfel hüpfte routiniert in stiller Zufriedenheit.

„Ich will nicht reich werden. Ich will nur eine Wohnung“, sagte mein Mund. Ich freute mich, ganz plötzlich, gluckernd, das zu hören.

„Dann darfst du dich auch nicht über zu hohe Mietpreise beschweren. Wenn du nichts aus dem hier machen willst, okay, deine Sache. Aber wer weiß, ob du mit fünfzig, sechzig noch so locker den ganzen Tag im Café stehst, wer weiß, ob der Laden dann noch läuft. Jetzt hast du ein Gespür für den Trend, aber dann? Und Rente? Zahlst du nun ein oder nicht?“ Das Grappagläschen rutschte zu mir herüber, er blickte mich an, jetzt Auge in Auge. „Mach doch was draus, aus dem, was du kannst. Ich helfe dir, wenn du willst. Ist mein Job so was, hier meine Karte“. Lag weiß, in minimalistischem Design auf dem hellen Holz der Theke, er zahlte. „Muss los, wir sehen uns“, Trinkgeld klapperte in großen Münzen in den Becher, den ich dafür neben den großen Gläsern mit Keksen und Brownies stehen habe.

Mehr Gäste in den Stunden danach, mehr Bagels, Sandwiches mit Grillgemüse, Tagessuppen, Latte macchiatos, Espressos, er würde vielleicht Espressi sagen, mehr Geld, mehr Schmutzgeschirr, mehr Kuchen, die wieder neu gebacken, Suppen, die wieder neu gekocht werden mussten.

Zwei Latte macchiato, Kirschkäse, Apfelstreusel, marinierter Salat aus Tofu, Norialgen und Pfefferminze. Abwesend schaute das Pärchen mich an, freundlich glänzte die Sonne auf ihren dunklen Brillengläsern, „Thank you, it looks wonderful.“ In mir kratzte es. Eine Hohlfigur, die Gewissheit entleert. Die Espressomaschine schredderte laut, hielt die Gedankenspirale im Zaun.

Nicht jeder kann das. Nützlich für die Reichen sein. Geld gebären. Vertraute Handgriffe, die ich genoss. Latte macchiato, Espresso auf heißer Milch, darüber Milchschaum.

 .

Felix Wünsche

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freiVERS | Enno Ahrens

Auf dem Weg nach Feuerland

war mir ein stummer Mensch begegnet.
Den genauen Standort verrate ich nicht.
Er war von kleiner, gedrungener Statur,
seine Haut wie ein grauer Neoprenüberzug.

Erst dachte ich: Ein Pinguin.

Im Glastlicht der Abendsonne
schaute ich von oben auf ihn herab;
da wurde er plötzlich unsichtbar.
Sah ich ihn schräg von der Seite an,
zeigte er sich in Giftgrün.
Er selbst verzog dabei nie eine Miene.

Kurzzeitig dachte ich: Ein Chamäleon.

Aber das traf auch nicht zu, wie ich
nach genauer Untersuchung, von
ihm geduldet, feststellen durfte.

Leuchtstoffspuren ließen sich
ebenfalls nicht nachweisen.

Es konnte nur in meinem Blick gelegen haben.

Egal, wie das Licht einfiel, sogar im Halbdunkeln,
von oben herab betrachtet, löste er sich auf.
Schräg von der Seite angestarrt,
erschien ein warnendes Giftgrün.

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Enno Ahrens

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freiTEXT | Nele Ziemer

Habicht meint Sperber

Luise will eigentlich nur einen Ausreißer machen mit Paul. Christian will eigentlich nur Luise und Luise steigt dazu. Luise lässt ihrem Kater den halbvollen Napf, in the end bleibt Kater Kater, at the end fühlen sich eh beide bereits. Luises Kater wird morgen 14 und sie selbst: nicht happy.

Christian: will - wie gesagt - eigentlich nur Luise und damit meint er: sie an den Öhrchen ziehen und liebkosen, sie seinen Eltern vorstellen. Christian macht das Dach des Cabriolets auf.
Luise: Der Fahrtwind macht sie müde, flusig, es wellen sich ihr die Lippen, ganz prall gefüllte Wangenlappen links und rechts. Paul könnte seinen Fingernagel in ihren Lippenriss drücken, sie sieht sich schon mit erhobenen Armen, Gib mir all dein kriminelles Interesse, dass sich das Efeu an den Altbauten zusammenzieht, Luise will das alles.

Christian öffnet ihr jede Tür, Christian würde sie gern hinter verschlossenen Fensterläden auf sich sitzen haben. Aber Christian ist anständig und hat stattdessen wasserdichte Brotdosen und Laugengebäck dabei und Luise bleibt bloß scharf auf Radieschen. Christian macht das nichts aus, ihm fällt dazu eine Anekdote ein:
- Ich habe dieses Fable für Kaninchen und Meerschweinchen, sagt er.
- Zwölf Schlangen in deiner Umgebung sind interessiert, sagt Luise. Christian schmatzt und bevor er sich verschlucken kann, geht der Kaugummi zur Seite raus. Mehr macht Christian nicht.

Zwischendurch vergisst Luise kurz, dass es sich bei Paul und ihr um zwei verschiedene Körper handelt. Auf hoher See kratzt sie sich die Haut und wenn sie aus dem Hinterhalt die Flut überkommt, dann schluckt sie ihn gleich mit. Wenn Luise ganz ehrlich wäre: Sie würde sich mit ihm in einer Flasche drehen, er könne sie sogar platzen lassen, das wäre ihr nur recht, sie vertraut ihm da aufs Ganze. Luise würde den beiden ihren Rachen so schnell wieder schließen, Paul würde blind, so flott ginge das, das würde gar niemand mitbekommen, bevor nicht schon zu spät. Intriguing, denkt Luise da, und Christian: Der steht am nächsten Busch und über seiner Kimme Haare wie ein Büschel Gras, das Luise nicht nochmal hätte sehen wollen, hätte sie es sich nur überhaupt einmal überlegt.

Christian ist hier voll auf seiner Seite, Christian hat sogar Marshmallows für sie dabei und einen Holzanzünder, Luise hat ihr Teewasser. Christian hätte gern etwas Heißes, Luise hofft, dass er da nicht an sie denkt, Christian weiß das nicht, Luises Thermoskanne tropft. Christian detoxt, Luise auch, Luise und er halten sich an verschiedene Pläne, wenig später hat Christian eine Brandblase auf dem Handrücken. Luise merkt sich für Paul: Bin im Ernstfall so verlässlich wie dein Wasserkocher: 1 bis 2 Hände verbrühen. Christian merkt nichts.

Christian denkt darüber nach, wie Luise ihren Kater krault. Er sieht hier kein Tier, sondern eine Chance, legt seine Hand auf Luises Oberschenkel, Luise will, dass er beide Hände am Steuer lässt. In Christians Vorstellung ist Luises Kater morgen nicht 14, sondern verhungert.

Christian versucht einen weiteren Zugang, Luise würde den lieber von Paul gelegt bekommen: Christian zeigt auf einen Habicht, Christian meint einen Sperber. Eigentlich weiß Luise  länger schon ausreichend, sieht zum Beispiel Tauben von Freileitungen kippen. Luise weiß nicht weiter.

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Nele Ziemer

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freiVERS | David Howald

In einem anderen Land

Kleine Fingerspitzen klauben peripher am großen Wattebausch der Gedanken,
wenn ich ihn so zu bündeln versuch', dass er schweigt;
zuerst halte ich ihn statisch, dann schwebend, dann vollflächig.
Ich verkaufe mir die alten als neue Gedanken.

Ich betrete deine Domäne hoch oben im Wald,
wo du einen neurotisch-psychotisch reinigenden Trank vorbereitest.
Der Dampf steigt dir wohlriechend zu Gesicht,
du spiegelst dich in deinem Werk.
Es ist das, worauf du immer gewartet hast
und das, worauf du immer warten wirst.
Ich werfe dir Selbstbetrug vor,
du verbannst mich dafür aus dem Kreis des Waldes.

Der Anflug eines Gespenstes
stößt mich über die Kante eines hohen Felsens
ins stachlige Dickicht der Föhren hinab.
Auf dem Weg nach unten, hab' ich mich zahlreiche Male verwandelt:
Engel scheren an meiner Kontur aus,
hartes Gefieder flackert wie Lederriemen in der konzentrieren Sturzluft.
Mit dem Plastik-Zauberstab taktet klein Oona meine Metamorphose:
Sie sitzt im Schoße Gottes, dieser wiederum sitzt im Schoße eines anderen Gottes.
Alle sind sie sich einig, dass das Kleinkind die Pforte zur Unendlichkeit sein soll,
aber keiner mag entscheiden, wo diese ihren Endpunkt finden wird,
wie in einem Exzess, der sich im Übermut endlos verkettet.

Oona zaubert weiter und schaut mich mit meinen eigenen Augen an.
Ihr Glitzern erfüllt mich von innen,
wie Champagner-Bläschen steigt Liebe in mir hoch.
Der Rohbau der Zukunft steht irgendwo weit entfernt,
in einem andern Land.

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David Howald

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freiTEXT | Lyli Chin

Gedanken in die Hand nehmen oder was Sprache für mich bedeutet

Teil I: ein (An-)Trieb

Ich spüre wie meine Sprache sich hochziehen muss. Wie auf diesen Klettergerüsten, bei denen man sich von einer zur nächsten Stange hangeln muss, mit Steigung. Immer höher. Ich bin damals nach der Hälfte abgesprungen.

Wenn mir heute die Worte fehlen, fühlt es sich auch so an. Wie loslassen müssen. Sprache ist ein Kraftakt.

Ich sehe die nächsthöhere Sprosse, aber ich erreiche sie nicht. Ich hänge.

Dabei will ich das Wort ergreifen und fließend elegant durch das Gerüst schwingen. Leichthändig.

Ich habe ein Verlangen nach Sprache. Ich giere danach alles zu beschreiben.

Das Innerste, die Freunde, mich, die Momente dazwischen, denn

schreiben heißt sehen machen.

Der größte Genuss ist Selbstbefriedigung durch Ausdruck. Mein Höhepunkt auf Papier.

Teil II: ein Ort

Zu Hause. Es gibt hier nicht viel Sprache. Nicht viele Fragen, noch weniger Antworten.

Hast du schon gegessen?, Was?, Und Mama?

Auch auf Lao. Mein Bruder wird jeden Abend von meiner Mutter gefragt, ob er schon geduscht habe: ອາບນ້ ຳ ແລ້ວບໍ (abnaamlabaw) Schatz?

Manchmal vergesse ich, dass Laotisch gar nicht die Muttersprache meiner Mutter ist. Sie lernte Lao als Zweitsprache neben Deutsch. Jedoch im Gegensatz zu Letzterem nicht bewusst mit Lehrbuch, sondern das Gegenteil davon und ins Gesicht: Als Vietnamesin, die bei ihrer laotischen Schwiegerfamilie einzog.

Sie eröffnete mit meinem Vater ein Restaurant. Er kochte mit seinem Cousin und sie bediente mit seiner Schwester während seine Mutter, meine Oma, auf mich aufpasste.

So verständigten sich meine Eltern irgendwann auf zwei Sprachen. Lao wurde zur Geheimsprache meiner Kindheit.

Zum Beispiel wenn ich vor meinen Freunden von Mama ermahnt wurde bloß nicht in den Waschraum zu gehen, der als Abstellkammer diente. Meine Mutter schämte sich für die messiartigen Zustände  zu Hause. Ich mich auch. Deshalb nickte ich gehorsam und ging mit mit den Freundinnen direkt in mein vorzeigbares Zimmer. Manchmal übersetzte ich ihnen dann was mir eben zugezischt wurde, weil sie diese Sprache vielleicht befremdlich fanden. Weil ich damals noch nicht so stolz darauf war, dass meine Eltern eine andere Sprache sprechen.

Und doch habe ich als Kind mehr Lao gesprochen. Laotische Verben mit deutschen Nomen verbunden und von meiner Mutter "ນອນ (nawn) Bauch" eingefordert. Ausdrücke wie dieser gehören uns. Sie existieren nur an diesem Ort, wo ich meinen Kopf auf ihren Bauch legen konnte. Nur dort konnte ich ohne Scham weinen, wenn sie arbeiten ging.

Es war mir peinlich, dass ich meine Eltern vermisste. Ich war mir sicher das konnten meine Freunde nicht verstehen.

So viel spielte sich nicht auf deutsch ab oder überhaupt in irgendeiner Sprache.Bis heute. Es fällt mir schwer lao-viet Wirklichkeiten bzw. den zu Hause Kosmos, den ich mit meiner Familie bewohne, meinen deutschen Freunden oder meiner englischen Liebe zu erklären.

Und umgekehrt fühle ich, dass auch meine Eltern etwas Grundlegendes vielleicht nie verstehen werden. Es hat etwas damit zu tun, dass ich weiß, sie haben ein Leben in ihrer Herkunftssprache gelebt. Eine Kindheit lang. Sie waren vietnamesische und laotische Kinder. Jetzt sind sie deutsche Staatsbürger. Doch wenn ich höre wie Mama laut mit ihren Schwestern lacht oder wie Papa mit seinem Cousin telefoniert, dann sehe ich wie frei sie sind, wenn sie ihre Sprache sprechen.

Meine Sprache ist diese Sprache, in ihr bin ich frei. Ich bin ein deutsches Kind.

Teil III: eine Wahrheit

Wir sind toxische und zugleich heilsame Wesen.

Wir verfügen über das Gift, das uns lähmt und das Gegengift, das uns bewegt.

Beides dringt tief ein. Beides ist Sprache.

freimütig       liebend         verbittert           sondern wir sie ab

in Schrift oder Schall

treffen Worte

einen Nerv             den Gedanken            mein Herz

Wegen dir komme ich noch in die Klapse!

traf mich der giftige Pfeil meiner Muttersprache.

In der Fremdsprache schmeiße ich mir die lindernde Droge ein,

wenn ich in seinen Liebesbriefen lese:

I need you in my life

und heile.

Teil IV: die Freiheit

meine Gedanken in die Hand zu nehmen

sie abzuwägen zu besehen

sie zu fahren und zu steuern auf Papier

die Welt zu beschreiben

zu zeigen wie ich sie sehe

Menschen zu sagen wie ich für sie fühle

zu sehen wer ich glaube zu sein

to be a writer

 .

Lyli Chin

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freiVERS | Hatice Acikgoez

an meine hijabis

als meine beste freundin in der sechsten klasse
mit einem kopftuch in die schule kam
sah ich die blicke der anderen

ich bewunderte sie
wie konnte sie so stark sein
und diesen blicken standhalten

ihre tage änderten sich
sie bestanden nur noch
aus einem steten erklären ihrer entscheidung
aus stetem rechtfertigen
aus stetem zerstören von vorurteilen

-----

irgendwann wandelten sich die schockierten blicke
und füllten sich mit hass
bis ein junge ihr den hijab vom kopf riss
und ihr dunkles haar für jeden sichtbar wurde

als er lachte
und sie voller angst und scham
ihre haare bedeckte
änderte sich erneut etwas

ihre tage bestanden von nun an
aus steter vorsicht
aus dem beklemmenden gefühl
dass ihre entscheidung zur verhüllung
andere belästigte

-----

seit diesem vorfall sind einige dinge geschehen

in frankreich gilt bedecktes haar
als zeichen des terrors
in österreich dürfen mädchen
nicht mehr über ihre kopfbedeckung bestimmen
und die schweiz verbietet das verhüllen in der öffentlichkeit
denn eine solche verhüllung sei extrem

und nun hat auch deutschland etwas bestimmt
hijabis wie meiner mutter
meiner schwester
und meiner besten freundin aus der sechsten
die jobchancen genommen

versteckt hinter der phrase neutralität am arbeitsplatz
versteckt hinter dem wort freiheit

denn was ist freiheit
wenn nicht eine starre definition
der weißen masse

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Hatice Acikgoez

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freiTEXT | Angela Ahlborn

Es war gut

„Mama, was ist das für ein Wort?“

„Oh, Jule, nicht schon wieder! Wir müssen gleich los!“

„Mama, sag‘ mir, wie das Wort heißt!“

„Jule, hör‘ auf damit! Ich hab‘ keine Zeit!“

Ich schloss das Album und legte es in eine der Kisten mit der Aufschrift „behalten“. An solche und ähnliche Dialoge hatte ich mich erinnert, als ich die Fotos aus meiner Vorschulzeit sah. Ich wollte so gerne lesen lernen, doch meine Mutter fand mich anstrengend und dieser Wunsch für ein Kind meines Alters war in ihren Augen nicht normal. Ich sollte lieber mit der Puppe spielen, in die man oben Wasser goss, das unten als Pipi wieder heraus kam oder als Tränen über die runden Wangen kullerten. Die war sehr teuer gewesen und ich war das einzige Kind in unserer Umgebung, die solch ein Spielzeug besaß. Meine Mutter hatte an der Puppe bestimmt mehr Freude als ich, schon um den Anderen zu zeigen, was sie als alleinstehende Frau ihrer Tochter bieten konnte.

„Die Anderen“ waren wichtig, das begriff ich ziemlich schnell. Sie waren die Instanz, vor der ich mit meinen Taten bzw. Nichttaten zu bestehen hatte. Meine Mutter war sehr auf Außenwirkung bedacht; schrieb ich in der Schule eine Fünf, durfte das keiner erfahren, bei einer Eins hingegen ging sie damit regelrecht hausieren, was sie in den ersten sechs Schuljahren auch ausgiebig tat; die Jahre danach muss sie oft sehr erschöpft gewesen sein von all den aberwitzigen Geschichten, die sie über mich verbreitete, um die für sie enttäuschende Realität zu vertuschen.

Schönheit war für meine Mutter das Wichtigste. Als ich schon jenseits der Vierzig war, schien es für sie das Größte, wenn jemand sie fragte, „ist deine Tochter immer noch so hübsch?“ Davon konnte sie eine sehr lange Zeit zehren und – was noch viel wichtiger war – es allen Freunden und Bekannten erzählen, ob sie es hören wollten oder nicht. Dabei störte es sie nicht im geringsten, wenn ich dabei war, im Gegenteil, im günstigsten Fall nickte sie mir aufmunternd zu, im schlechtesten tätschelte sie mir die Wange, während ich mich am liebsten aufgelöst hätte. Wenn wir unter Menschen waren, raunte sie mir manchmal zu, „guck mal, Jule, dieses arme Menschenkind da hinten mit DER Nase im Gesicht“, (wo sonst, Mama?) oder „XY ist ja hässlich wie die Nacht, aber trotzdem nett!“ Übrigens glaubte sie nur zu raunen, die Leute neben uns hörten jedes Wort.

Intelligent sollte ich natürlich auch sein, aber nicht zu sehr. Frauen durften nicht schlauer sein als ihre Männer, solche Ehen waren sehr gefährdet. Ich wollte sie immer mal fragen, ob es diesen Idealstatus zwischen ihr und meinem Vater auch gegeben hätte, aber ich traute mich nicht. Sie konnte nur begrenzt über sich selbst lachen und war zudem auch recht launenhaft; ich wusste nie genau ihre Stimmungslagen einzuschätzen. Außerdem waren in ihren Augen alle zu intelligenten Frauen graue Mäuse, die plump gekleidet und vereinsamt immerzu mit einem Buch in der Hand anzutreffen waren, der Haushalt um sie herum in einem miserablen Zustand. Somit bissen meine Lehrer in der Unterstufe bei ihr auf Granit mit ihrem Rat, mich eine Klasse überspringen zu lassen.

Und einen guten Beruf sollte ich mal haben, allerdings einen, bei dem man auch Haushalt und Garten im Topzustand halten sowie genügend Zeit für den Gatten und die Kinder aufbringen konnte. Somit war eine berufliche Karriere ausgeschlossen; die Frauen in Führungspositionen würden am Ende ihres Lebens ganz alleine da stehen.

Ich hatte somit klar gesteckte Ziele vor Augen mit diesen drei umrissenen Aufgaben. Natürlich gab es meinerseits immer mal wieder kleine aufmüpfige Revolten wie z.B. meine Punkerzeit, doch letztendlich hielten diese Phasen selten lange an, da ich sie nicht aus Überzeugung lebte, sondern nur Ausdruck meines Widerstands waren.

In meiner Studentenzeit meinte ich, alle drei Punkte erledigt zu haben: Ich hatte durch Zufall das Glück, als Model für einen berühmten Modedesigner zu laufen, sah viel von der Welt und verdiente viel Geld. Ich dachte, meine Mutter würde vor Stolz schier überschnappen, doch weit gefehlt! Ihr war der Job zu unstet und sie betete zu Gott, ich möge mich auf keinen Fall in einen Mann aus der Modewelt verlieben;  die waren alle chi-chi und keine richtigen Männer. Was sie aber trotzdem nicht davon abhielt, der Welt von ihrer Tochter, dem Model zu erzählen. Als ich später einen Rechtsanwalt heiratete, war wieder alles in Ordnung.

Das war ganz nach ihrem Geschmack, denn sie verdiente ihren Lebensunterhalt als Rechtsanwaltsgehilfin und verehrte ihren Chef, für den sie zusätzliche Arbeit mit nach Hause nahm, die sie abends nach den Haushaltspflichten erledigte. Ich habe mich ständig gefragt, woher sie diese unglaubliche Energie nahm, die sie bis in hohe Alter begleitete. Sie muss Ende Siebzig gewesen sein, als ich sie anrief und lange darauf warten musste, ihre Stimme zu hören. Nur so als Floskel fragte ich sie, woher ich sie denn geholt hätte. Die Antwort entsetzte mich:  Sie würde die Flurwand streichen und hätte erst vom selbstgebauten Gerüst klettern müssen, das sich über die drei Etagen zog. Auf den Maler hätte sie nicht warten wollen und mich mochte sie auch nicht belästigen; die Wahrheit war, dass ich es ihr sowieso nie gut genug gemacht hätte.

Ich habe nie einen tatkräftigeren Menschen erlebt als meine Mutter. Diese Eigenschaft erwies sich gleichermaßen als störend wie auch nützlich. Bei wie vielen meiner Umzüge hatte sie geschleppt, gestrichen, genäht und geputzt! Sie hatte ein einziges Mal geschwächelt beim Tod meines Vaters, als ich noch klein war.  Da hatte sie nach Aussagen meiner Tante mehrere Tage nur auf ihrem Bett gesessen und geweint. Aber die ihr angeborene Tatkraft setzte sich durch, denn eines Morgens schüttelte sie ihre Trauer ab wie ein Hund Wasser aus seinem Fell und stellte sich den veränderten Lebensumständen. Andererseits konnte sie mich mit ihrer Tatkraft gelegentlich überrollen, da ihr das Feingefühl und die Geduld fehlten, die diese Charaktereigenschaft optimiert hätten.

Sie erzählte oft und gern, wie schwer sie es damals als alleinerziehende Mutter gehabt hätte, nicht einen Deut mit heute zu vergleichen! Die jungen Frauen heutzutage hätten ja keinen blassen Schimmer! Wie sie sich hat abrackern müssen für die paar Kröten, von der gesellschaftlichen Akzeptanz mal ganz zu schweigen!

Diese Geschichte brachte sie aus zwei Gründen zu Gehör, einmal natürlich, um Bewunderung zu bekommen, in fröhlichem Ton erzählt, was auch immer zum gewünschten Ziel führte, zum zweiten, um mich demütig und dankbar zu stimmen, wenn ich sie wegen irgendetwas kritisierte, dann allerdings in jammerndem und anklagendem Singsang. Ich wollte ihre Lebensleistung auch keinesfalls kleinreden, aber ich glaubte ihr nicht. Sie hatte es aus dem einfachen Grund nicht so schwer, wie sie es gern schilderte, weil sie solch ein unglaublich kraftvoller Mensch war! Der sein Leben mit links meisterte, ob nun mit oder ohne Mann. Meine Mutter schien mir immer „unkaputtbar“.

Es gab zwei Gemütszustände in ihrem Leben, die mindestens so stark waren wie ihre Tatkraft: Ihre Liebe zu mir und ihre Angst vor Krebs. Letzteres zwang sie regelmäßig in die Knie und sie schaffte es leider nicht, diese unbegründete Furcht vor mir zu verstecken, so dass ich schon als kleines Kind davon überzeugt war, in nicht allzu weiter Ferne Vollwaise zu werden. Das war grausam und als ich alt genug war, um ihre Hypochondrie erkennen zu können, war ich einerseits unfassbar erleichtert, andererseits hasste ich sie dafür.

Ihre Liebe zu mir war wie eine Naturgewalt, ein Vulkanausbruch. Nicht selten sprang sie unvermittelt bei Tisch auf, um auf mich zuzustürzen und mich in den Arm zu nehmen, zu küssen und zu beteuern, wie lieb sie mich habe. Meist brachte ich nur ein schales „ich dich auch“ heraus, als Kind wie als Erwachsene; sie verwirrte mich damit, aber etwas in mir genoss es auch. Und sie konnte wunderbar trösten. Beispielsweise als ich mich von meinem Rechtsanwalt getrennt hatte und selbst todtraurig darüber war, stand sie vor meiner Tür und wusch mir erst mal den Kopf, wieso ich das sichere Nest verlassen hätte, es sei doch nirgends überall Sonnenschein etc. … Hatte ich die Standpauke erst einmal überstanden, begann das Paradies: Sie steckte mich ins Bett, orderte Schlaf an, bekochte mich, las mir vor und wiegte mich wie ein Baby. Nach angemessener Zeit hieß es dann, „Jule, das Leben geht weiter, pack es an!“ In solchen Momenten fand ich sie wunderbar.

Jetzt stand ich in ihrem Haus und ich hatte mich davor gefürchtet, weil ich wusste, dieses Mal würde es das letzte Mal sein. Es tat weh zu sehen, wie die Möbel verschwanden, die Räume kahler wurden, ihre Sachen in Kisten wanderten. Furcht vor den Erinnerungen, den schlechten wie den guten, Angst nicht verzeihen zu können oder zusammenzubrechen.

Bei alledem machte sich trotzdem eine Erkenntnis in mir breit: Das Leben mit meiner Mutter war gut gewesen. Es war gut, Mama. Und das hätte ich dir gerne noch sagen wollen.

 .

Angela Ahlborn

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freiVERS | Pauline Vogelsanger

zeitverbleib

der ice sechshunderteins
nach münchen hauptbahnhof
krächzt und ächzt -
auch im ruhebereich.

bin wieder haltlos geworden,
mit dem lösen eines tickets,
bange und range
um vergangene zukunftssorgen.

kurze lebensabschnittspause
zieht wie zugvögel, ich
weiß und scheiß
drauf, nirgendwo zu hause.

holprige hoffnung schwingt schwach mit
in jede schienenkurve,
verweht und säht
die wurzelsaat (ungeschickt).

warten, warten, warten, warten,
zu rhythmischem regengeprassel,
jage und frage
nach dem sinn – warten in raten.

und ich hege diese ewigkeit
im drehen meiner daumen,
bedenke und verschenke
meine zeit.

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Pauline Vogelsanger

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