16 | POEDU: Wanda & Marie
Wunschliste II
Ich wünschte, ich wäre ein Vogel.
Ich wünschte, dann könnte ich alles sehen.
Ich wünschte, ich wäre eine Giraffe.
Ich wünschte, dann könnte ich ganz weit gehen.
Ich wünschte, ich wäre ein Krokodil.
Ich wünschte, ich lebte im Nil.
Ich wünschte, ich wäre eine Maus.
Ich wünschte, dann wäre ein Loch mein Zuhaus.
Wanda, 8 Jahre alt
***
Ich wünschte.....
Ich wünschte, es gäbe kein Mathe als Schulfach
Ich wünschte, meine Schule wäre in unserem Dorf
Ich wünschte, es gäbe nicht so viele französische Vokabeln
Ich wünschte, ich wäre eine Artistin im Zirkus
Ich wünschte, es gäbe keinen Klimawandel
Ich wünschte, meine Eltern hätten eine Konditorei
Ich wünschte, es gäbe weniger Ferien
Marie, 11 Jahre alt
***
POEDU | Poesie von Kindern für Kinder.
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Poesie und Wünschen sind fest miteinander verbunden, und zwar das ganze Jahr lang. Genau genommen kennt das poetische Wünschen keinen Raum und keine Zeit, keine Bedingungen und keine Grenzen. Stellt euch also vor, euer Wünschen wäre ganz frei. Alles, einfach alles dürft ihr sagen … natürlich auch eure Herzensdingwünsche – alles ist erlaubt ...
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14 | Karl Johann Müller
nach den Farben der Raureif
im ersten Raureif Bilder meines Sommers
sie spiegeln mein Erinnern an neulich
eine flüchtige Sonne hat sie in den Farben
des Herbstes auf wandelnde und bald
fallende Blätter gezeichnet
die sich im Sinken dem Vergehen nähern
lautlos tropfen sie als Zeichen des Verfalls
von der Gleichmäßigkeit des Zeitenwindes
beständig geschaukelt auf einen Boden
der den Schnee schon auf sich fallen sieht
und du
die du wie ich die Falten zählst im Gegenlicht
des tagsüber tauenden Raureifs
du hast dir dein Haar schon gebürstet
wie ich
wenn die Kälte kommt
möchten wir schön sein
farbig und prächtig wie die Laubbäume
im Oktober
unsere Gedanken sind geerntet
gekeltert
unsere Haut färbt sich dem Ende zu
wo kein Frühling mehr wartet
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13 | Dominik Kohl
Robben
Plötzlich war da ein Kopf im Wasser.
Schwarz gerundet, glänzte
Verlängerung, die fleckigen Steine
verknüpften treibend Algen. Tauchte
unter unter Riffel Oberflächen, wo
Wind ging. Zerriebene, zerstoßene Stücke
Muscheln lagen herum. Ein Stück
weiter wieder derselbe Schädel
oder ein anderer dehnte die Spannung der Wellen.
Kompakter Körper, unsichtbar, streckte sich schnell,
später. Noch einmal
am Ufer. Ebbe. Windstöße
an Stirn. Zusammengeballt das Meer, du
warst nicht allein. Weiter unten
die schräggefallene Seite der Berge.
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10 | blumenleere
relativ spaet doch noch eltern geworden
der wunsch zog sich durch turbulente jahre
zwischen reisen & frust arbeit selbsterfahrung
wohinter langsam meine komplexe erloschen
aber keine chance ihn real werden zu lassen
kein mensch der bereit dazu gewesen waere
bis ploetzlich nach dem zenit des erbluehens
eine alles veraendernde begegnung liebe halt
die karten neu mischend das leben umformte
gerade als unmerklich schon mein rueckzug
einsetzte & ich mehr & mehr begann eigene
einstmals beschrittene wege zu reflektieren
statt andre zu erfinden & dadurch zu finden
ja genau & nun wohnen wir zwei zusammen
mit ebenso vielen aeuszerst jungen kindern
das groeszte uns vorstellbare glueck welches
allerdings zugleich saemtliche unsrer nischen
fuer ruhe sowie akkumulierte zeitraubende
leidenschaften hobbies faulenzen dezimiert
o tagtaeglich konstatieren wir ein schwinden
unsrer kraefte & blicken durchaus mit furcht
gen zukunft werden wir es wirklich schaffen
ihnen zaertlich & stabil hilfestellung rueckhalt
& auch einfach zahllose schoene erinnerungen
zu ermoeglichen oder lasten wir ihnen buerden
auf hindernisse & tiefergehende verletzungen
narben denen sie irgendwann dann erwachsen
ohne ihre schuld rechenschaft zu tragen haben
sicher only time will tell vorweg jedenfalls
nutzen wir das angebot kultureller erguesse
& feiern innen halb blosz ueberzeugt auszen
die maske der verstellung ihretwegen zeigend
was die sozialen ueblichkeiten uns massenhaft
einfloeszen in der hoffnung solche tradierten
gefaengnisse & zwaenge zumindest huebsch
genug auszuschmuecken dass sie sie vielleicht
eine geraume weile lang fuer freiheit halten
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9 | POEDU: Jonne & Karline Schlumperbein
Jonnes Wunschgedicht für Nono
...
Ich wünschte, ich hätte eine Torte.
Ich wünschte, es wäre Omas Nusstorte.
Ich wünschte, ich wäre so klein, dass ich durch ein Schlüsselloch schlüpfen kann.
Ich wünschte, ich wär so groß, dass ich gegen den Wolkenpalast stoßen kann.
Ich wünschte, ich könnte fliegen.
Ich wünschte, ich hätte eine Rüstung, mit der ich durch Lava tauchen kann.
Ich wünschte, dass alle Menschen das können, was ich kann.
...
Jonne, 5 Jahre alt
***
Der Wunschzettel
Ich wünschte, ich könnte mir alles kaufen, was ich will.
Ich wünschte, die Werbung wäre für immer still.
Ich wünschte, ich könnte mich teleportieren.
Ich wünschte, ich würde niemals verlieren.
Ich wünschte, die Welt wäre ohne Plastik.
(Das wär' fantastic!)
Ich wünschte, ich könnte ein Jahr im Swimming Pool bleiben
und jeden Tag einen Wunschzettel schreiben.
Ich wünschte, ich hätte ein eigenes KINO!
Ich wünschte, ich hätte ´nen handzahmen Dino.
Ich wünschte, es gäb keine Kriege.
Ich wünschte, dass ich fliege.
Karline Schlumperbein, fast 8 Jahre alt
***
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8 | Sigune Schnabel
Aufbegehren
Ich schreibe ein Gedicht aus Stille
und aus Schlaf.
Den Herbst leg ich hinein
und letztes Grün.
Durch mein Zimmer geht der Winter.
Schnee fällt auf den Teppich
und Wind fegt in die Küche.
Ich bin das Haus.
Der Herbst ist schon vorbei.
In meiner Kammer schlägt ein Herz
die Nacht entzwei.
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6 | Martin Peichl
der Trost offener Fenster
heute ist ein Flugzeug in den Wolken verschwunden
und nicht wieder aufgetaucht, sagen wir: verschollen
heute hat sich der Gehsteig in ein Förderband verwandelt
hat Passanten in entlegene Ecken der Stadt transportiert
heute haben sich zwei Balkone ineinander verliebt
und ihre Häuser überredet, ein Stück näher zu rücken
heute haben die Bäume ihre Blätter zurückgefordert
selbst die modrigen, die braunen, die zerbröselten
heute ist ein Bus gestrandet, wie ein Wal, ist auf die Seite gekippt
neben einem Springbrunnen gelegen und hat gehupt
heute haben die Sirenen der Krankenwägen nach Musik geklungen
wie gemacht für den ersten, für den letzten Tanz auf einer Hochzeit
heute sind alle Schneekugeln in der Stadt gleichzeitig explodiert
als Erinnerung, dass Leben auch Sterben, mehr ist als nur Warten
heute waren die Dachrinnen traurig und weich
wenn wir sie angegriffen hätten: wir hätten Trost gefunden
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4 | Andreas Mayer
hof
ein fenster hinaus
in aussichtslosigkeit
kinder falten das grau
zu fliegern die flüstern
einmal
soll alles anders werden
auf balkonen
schwenken ausgewischte ihre gesichter
weiße laken vor dem leben
hinter scheiben
starren erstarrte
harte blicke in blöcken
aus eis
leis falten sich ins schicksal
fraktale
bis die vorhersehung
tauwetter spricht
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2 | POEDU: Ari – Maurits – Stine
Die Wunschliste
Ich wünschte, ich könnte jede Sprache sprechen
Ich wünschte, dass ich alles außer nichts mache
Ich wünschte, nie mehr in die Schule zu müssen
Ich wünschte, dass ich nie im Leben egoistisch bin
Ich wünschte, dass ich mich nie verletze
Ich wünschte, dass ich keine Angst mehr vor Hunden habe
Ich wünschte, dass wir nie Hausaufgaben machen müssen
Ari, 6 Jahre alt
***
Ich wünschte, es gäbe eine Zeitmaschine.
Ich wünschte, ich hätte alle guten Bücher.
Ich wünschte, niemand beginge Straftaten.
Ich wünschte, es ließe sich alles ohne Geld regeln.
Ich wünschte, es gäbe eine mathematische Formelsprache, mit der man bei einem Streit einfach ausrechnen könnte, wer recht hat. (Davon hat bereits ein früherer Denker namens Leibniz geträumt.)
Ich wünschte, ich könnte bis Unendlich zählen.
Ich wünschte, ich wüsste alles Lernbare.
Maurits, 9 Jahre alt
***
Ich wünschte, es würde schneien.
Ich wünschte, wir bauten dann Schneefiguren.
Ich wünschte, ich könnte einen Schneeengel machen.
Ich wünschte, wir könnten Oma und Opa an Weihnachten sehen.
Ich wünschte, ich könnte meine Freunde treffen.
Ich wünschte, dass die beiden Schmetterlinge in unserer Kammer den Winter überlebten.
Ich wünschte, wir blieben alle gesund.
…
Stine, 12 Jahre alt
***
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1 | Susanne Gurschler
Lichter Schauer
Ins Unbestimmte des ersten Tages geschnitten
überall Zeichen – später
Zottelhund, der um die Ecke huscht
blonde Zöpfe die Steinstiege hinauf
Teufelskralle und aufgescheuchte Krähen
wie Kohlestücke aus dem erkalteten Steinkreis am Bödele
Unweit davon der Steilvorhang, über dem sich Büschel
bauschen wie Leinen im Wind
der Untergrund nur Unwissenden gewiss
allen anderen längst ein freier Fall
ein Kiesel ein Stein Größeres weithin zu hören
Ein Baumstamm, dessen Finger sich ins Lose kletten
verödet unter der Sonne
ein anderer meinte sich zu retten
indem er seinen Kopf nach oben warf
nun hängt sein dürrer Leib über dem Abgrund
die Wurzeln zu Hörnern verformt oder Schlimmeres
Etwas windet sich durchs immer bewegliche Grieß
die Schwanzspitze wühlt im Berg das Maul voller Geröll
ersoffen darin Kiefern Tannen Fichten so viele
hinunter- und hinausgeschwemmtes Leben
über die Kante gestoßen ins tosende Nichts
Modrig das Haar auf der Holzbrücke dann
doch noch denken an Dante: ein Blick hinab
und sandblaues Wasser so nah
dass lichter Schauer durch die Spalten greift
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