freiVERS | Fabian Lenthe
Hier muss es nicht enden
Sagte sie
Und damit hatte sie Recht
Seit Jahren hatte ich keinen wahreren Satz gehört
Du könntest noch etwas bleiben
Fiel ihr ein
Oder wir verschwinden zusammen
Entgegnete ich
Du wolltest doch schon immer von hier weg
Lass uns einmal sehen wie weit wir kommen
Und wenn uns das Leben erwischt
Flüsterte sie
Dann stellen wir uns einfach tot
Gewidmet an Vera Freytag
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at
<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>
freiVERS | Elmar Mayer-Baldasseroni
maturiert
du sprichst druckreif
er schreibt geschlechtsreif
es glänzt morgenreif
ihr flennt filmreif
autonomie war morgen
denn deine mama weiß
wo´s langgeht.
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at
<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>
freiVERS | Sebastian Raho
tiefkühllasagne
wir alle wissen, wo romantik zum sterben hingeht;
alltag weiß zu gut, wie man nackt aussieht.
meine frau frühstückt heute tiefkühllasagne.
liebe ist ein fangfrage;
die dummen und ungetauften warten gemeinsam
auf große erscheinung
und bekommen dafür sowjetrepubliken. mir reicht lasagne
sie bringt lasagne und nicken bis mittag im bett
und hören die leisen füße der schönheit panthern
er darf berühren und singen und leichtes halten
tiefkühllasagne essen, während die gourmets an gott rumkauen.
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at
<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>
freiVERS | Lütfiye Güzel
Die Kameraeinstellung:
Alles bergab.
Das Trauerspiel:
Nächte ohne Entschluss,
ohne Erkennungszeichen.
Schwarzer Regenbogen mit Wut
in dreitausend Variationen,
eine schmerzhafter als die andere.
Das Jahr ist dreißig Sekunden alt
und ich habe jetzt schon Mühe.
Der Klodeckel mit Absenkautomatik
im bürgerlichen Graben aus
Brillenetuis und Nackenkissen
schlägt zu. Keine Gagspiele mehr.
Keine Spiele.
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at
<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>
freiVERS | Maximilian Scheffold
es wird um ordnung gebeten. psalm.
bitte die sicherheitsbestimmungen befolgen.
nicht den rechten weg verlassen.
ich werde arbeitsschuhe benützen.
falsche gedanken sind fehlzündungen sind gefährlich.
ich werde einen schutzhelm benützen.
mundschutz ist unabdingbar für mundhygiene.
ich werde gerechte sprache benützen.
ihre meinung ist gefragt.
nehmen sie nichts mit.
wie auch wir am jeweiligen tag in alter tradition uns üben.
bitte anrufen.
einige kabel sind durchgeschlagen.
rufen sie bitte jetzt ihre gottheit an.
der mensch ist dem menschen mangel.
ihre meinung scheint gefragt.
leihmaschinen und zubehör sie sind beste kost für besten geschmack.
greifen sie zu.
ihre meinung scheint abgekommen zu sein.
nicht vom weg abkommen.
einübung in die mitte.
die arbeitsschuhe sind stets rein zu halten.
arbeit in die leere.
der geschmack ist stets zu putzen.
wir stehen für die hohe qualität des materials der beratung.
ihre meinung scheint uns zu gehören.
deine vision ist unsere lösung.
wir bitten dich erhöre uns.
ich werde eure gottheit benützen.
werbung mit allem was sie schätzen.
menschlich verständlich und praxisorientiert.
wir stehen für die hohe qualität der beratung durch werbung.
fehlzündungen erzeugen differenz.
ihre sprache scheint unsere meinung zu sein.
mundhygiene ist unabdingbar für den rechten weg.
ich habe an dem betrug mit teil.
es ist nur wichtig was wahr ist.
ich habe den betrug mit meiner sprache bezahlt.
die geschichte kann so oder auch anders erzählt werden.
ich weiß nicht wo mir der kopf steht.
wenn der haussegen schief hängt soll angemessenes werkzeug benützt werden.
wir stehen für die hohe qualität von leihmaschinen und zubehör.
ich werde gerechte gedanken benützen.
anarchie in schönster formstrenge folgt dem sturz in den abgrund der gleichheit.
deine kollaboration ist unsere lösung.
wir führen dich vertraue uns.
ich danke für die erfindung des verfahrens.
wie auch wir danken für die geschichte von der wahrheit.
stille wasser sind dreckig und brackig und kein fluss ist mehr möglich.
ich werde vielleicht meine augen benützen.
warnung lassen sie sich nicht durch das böse auge vom verkehrsgeschehen ablenken.
ich werde vielleicht meinen mund benützen.
ungerechtes sprechen schädigt zähne und zahnfleisch.
ich werde vielleicht mein denken benützen.
du hast probleme mensch.
das muster ist das muster.
du hast ein trauma mensch.
tiefe und oberfläche sind zugleich wahr.
da vor dem inneren auge liegt ein trauma mensch.
wir stehen für die hohe qualität der funktionellen formperfektion.
wert entwickelt sich im eigenen recht für sich.
beste werbung für besten geschmack.
die gesellschaft ist der gesellschaft hingeflüstert.
ich will die kraft benützen.
durch zerstörung steigt der wert.
ich will von dir die kraft benützen.
denken kann bei übermäßigem verzehr abführend wirken.
ich will die kraft die dir gehört benützen.
gesundheit beginnt im darm.
denn dein ist die kraft nicht länger mehr.
lachen ist sprengstoff ist sprengung.
ich werde die welt retten.
ja du wirst die welt retten.
wir sind heute für sie dienstbereit
denn wir stehen für die hohe qualität unserer beratung durch unsere gottheit.
ich werde aufrüsten in wirkmacht.
lachen ist anarchie in schönster formsprengung.
wie auch wir werden die ernsthaftigkeit pflegen mensch.
ich werde aus allen kriterien fallen.
die gesellschaft ist deutungsbedürftig wir haben einen formvorschlag.
wenn verständlich vorbehaltslose akzeptanz zur vermeidung.
ich werde meinen verstand sprengen.
das wesen ist nicht vom himmel gefallen.
ihre lösung ist unsere vision.
wir sprechen dich befolge uns.
ihr lachen scheint unsere sprache zu sein.
ich werde im kopf zu machen.
bitte anrufen ihre meinung interessiert uns.
einübung in die leere mitte ist traditionsarbeit auf und auf.
unsere gottheit ist ihre lösung.
wir zwingen dich gehöre uns.
der erbmangel ist dem menschen universum.
lassen sie uns ihn für sie ausbügeln.
der erste mangel ist lachen.
ich will ein lachen zünden.
ihre sprache scheint unser lachen zu sein.
bitte jetzt lächeln.
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at
<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>
freiVERS | Andra Schwarz
Zeig deine zunge die wurzel des sprechens україна
zweige & äste ranken aus einer kehle an der grenze
zum wilden feld schwarze erde auch deine stimme
das ж an den anfängen & enden und in der mitte
о боже! wer teilt diese stränge einer sprache wie
ein schnitt durch die kehle das keuchen der lunge
am rande granaten brennen löcher in den magen
der steppe ziehen feuer & rauch durch die lenden
zu den hölzern zwischen kiefern auch birken ihr
knacken wer spaltet die stämme sie brechen aus
der höhle die wurzel des sprechens in den längst
gerodeten wäldern die niemand mehr kennt
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at
<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>
freiVERS | Sigune Schnabel
Heute trägt der Tag Türkis
und legt mir Muscheln zwischen die Zehen.
Wir graben uns bis zum Hals
in den Sand.
Unser Kopf sprießt
in blauem Hut
aus dem Boden.
Mutter rankt sich
an Kettensätzen durch das Jahr,
sucht Halt,
wird jeden Sommer größer.
Du reichst meinen Worten
eine Räuberleiter.
Jetzt sitzen sie in den Pinien,
blicken auf alles herab.
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at
<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>
freiVERS | Lars Weylthaar
#12
Ich schreib Dir eine Nachricht
& streich das meiste raus
Bild Dir nichts ein auf
Die Arbeit, die ich
Mir mache
Es ist nicht Deinetwegen
Sondern aus Prinzip
#15
Mein Vater sagte stets
Ich mache nur Unsinn
Liebevoll verschwieg er
Dass ich auch daran scheiterte
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at
<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>
freiVERS | Stefan Heyer
alleenbäume
alleenbäume umkurvt, die alten kastanien haben
ihr früchte abgeworfen, goulds krummer rücken
über dem klavier, hastig heben die Kinderhände
auf, drachen sind keine zu sehen, felder leer
daliegend, seine stirn legt sich in falten
kühl der wind pfeifend, wollmützen werden
über die ohren gezogen, in der küche tee
und heiße schokolade, das service der
großmutter hatte ein rotschwarzes Karomuster
der henkel der kanne notdürftig geflickt
die allee gibt es nicht mehr, längst gewichen
der neuen straße, alte wurzeln herausgerissen
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at
<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>
freiVERS | Silke Gruber
Wir, nachts
Nur
eine halbe Sekunde
bevor du schlafend
kaltblütig
ihren Körper zertrümmern wirst
nimmt eine Mücke
ihre Henkersmahlzeit an
deiner Schulter:
fremd
diese Stelle
denke ich
an der mein Kopf ruhen
sollte und weine
um das arme Tier
mich in den
Schlaf
freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at