freiVERS | Manon Hopf
auch das von andren
tieren lernen: das wort
so lange im mund halten
bis es sauer wird
und dann ausspucken
von andren tieren lernen:
befehle ignorieren
langsam sein
arbeit verweigern
streiken
außerplanliche pausen erzwingen
equipment zerstören
auch gehege
steine schmeißen
zurückschlagen
ausbrechen und wegrennen
alles in abfolge oder
zur gegebenen zeit
und von anderen tieren
das lachen lernen weil jeder verstandene
witz eine kerbe schlägt
einen haken fährt
auf der zunge:
menschen sind häßliche
vögel
.
.
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freiVERS | Harald Vogl
berufswahl
macheniker oder bräftrieger
flauschheier freusir
oder deumptor
krünfahrer kipätan
polit oder pilotiker
neicht so licht
mit der schräbschweiche
ebar jetzt
weiß ich´s
schreftstiller
ein letirat
sinst nochts
.
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freiVERS | Tom Riebe
blick I
morgens stehe ich auf der brücke
werfe steine auf das dunkle eis
unter dem sich weiße
klar voneinander getrennte
amorphe schlieren bilden
die erst verharren
dann aus sich heraus zucken
ich beobachte ihre bewegungen
schaue
wie sie trachten
sich zu vereinigen
um der vereinzelung
zu entgehen
etwas größeres
zu werden
als ihnen bestimmt ist
bis zum abend
haben es nicht alle geschafft
trotz meines unausgesetzten blicks.
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freiVERS | Eline Menke
Es sieht so leicht aus
wie die Sonne aufsteht
ohne Gähnen und Recken.
Wie sie schlafen geht in den
Langlaufspuren der Sätze
wo ich Dinge vermute, die sich
gegen die Laufrichtung stellen.
Es sieht so leicht aus, wie das
Wasser abläuft, Worte
auf dem Trockenen liegen
zurückgelassen an der
Mündung zum Satz.
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freiVERS | Sigune Schnabel
Im Meer sind Geschichten weicher als an Land
I Ursprung
In einer Maus werde ich wachsen.
Ich liege in ihrem Schoß
und rieche, wer ich bin:
Wind und Gras oder ein Tag,
der räuberisch verklingt.
Sie glauben, sie kennen mich
aus früheren Zeiten, aus Waldgebieten
und Nächten.
Ich lief durch die engen Schatten
ihrer Rufe, schlief
auf wilden Worten.
Bald werde ich ein neuer
Tag; doch verschwinden soll ich,
wo alte Geschichten
unter Zungen hausen.
Die Steine wissen vielleicht
noch von mir.
II Niemand kennt den Grund
Im Meer drehen sich die Zeiten
in die Tiefe.
Ich rieche den Atem der Steine.
Einst nahm sich der Staat Gewässer
und nannte sie sein Eigen.
Aber sie schwimmen davon
wie ich.
Überleben will ich in Wasserhöhlen.
Immer seltener möchte ich sprechen.
Am schönsten ist das Meer,
wenn es mich hält.
III Die Nacht fällt von der schwarzen Liste
In Laubwäldern heult der Wind
durch Bäume.
Kinder sprechen von Farbmustern.
Ihre Stimmen kann ich dunkel
von der Landschaft unterscheiden.
Das Leben ist schneller als ich,
überquert Flüsse und Gezeiten.
Mein Haus erzählt eine Geschichte.
Ich höre zu
und weiß nicht: Ist sie wahr?
Nie bin ich größer als ihre Worte.
Vielleicht stirbt sie vor mir aus.
Die Gräber kenne ich
und die Stille. In der Nacht
gehören alle Farben mir.
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23 | POEDU: Emmy
Glitzerbonbons
Es gibt Bonbons,
die glitzern und funkeln
und sie leuchten sogar im Dunkeln.
Wenn ich sie in den Mund nehme,
schmecke ich die zarte Creme
und dann bin ich plötzlich
an einem anderen Ort.
Einmal stand ich sogar im Hort!
Manchmal ist man auch
in einem anderen Land.
Ich bin vorher immer schon gespannt!
Ihr glaubt es mir nicht?
Dann schreibt doch
euer eigenes Gedicht!
.
Emmy (11 Jahre alt)
POEDU | Poesie von Kindern für Kinder. Monatlich gibt ein*e Autor*in online einen poetischen Anstoß.
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Die Aufgabe kam diesmal von Sabine Schiffner:
Erstelle ein Gedicht für ein Türchen von einem Adventskalender, den Du Deiner/m besten Freund:in schenken willst. Mach ihr/ihm also ein Geschenk aus süßen Worten. Schreibe über Deine Lieblingssüßigkeit, oder denk Dir doch einfach eine neue Süßigkeit aus, eine lustige, eklige, oder eine Zaubersüßigkeit.
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Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
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22 | Jutta Schüttelhöfer
Jetzt
im Schatten der Zeit
steht dieses Haus
wartet auf seinen Anstrich
lass uns die Wände mit Mut streichen
und die Böden mit Erinnerungen auslegen
unsere Verletzungen setzen wir
auf die Bank in der Diele
und daneben am Fenster
ist noch Platz für alles
was hätte sein sollen
.
Jutta Schüttelhöfer
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20 | Karl Johann Müller
Schlittenhundewetter
Schneespuren
von Kufen und Füßen
in seinen Pfoten
die Weite
die Kälte im Fell
und das Gefühl
für Norden
Freiheit auf Zuruf
das Geschirr
an den Schultern
vorbei an
lastgebeugten
Kiefern
über eisgekrönte
Seen
durch frostgeformte
Landschaft
wenn sich Flocken
häufen
und der Blick
ins Weiße geht
laufen die Beine
auch blind
.
Karl Johann Müller
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17 | Verena Dolovai
lebkuchen im sonnenbad
die glasur glänzt wie
regennasses gras
tropft vom tisch
du wischst
die schokolade weg
verwirrt
irren wir durch die jahreszeiten
war schon winter?
fragt das kind
die katze im sommerkleid
schnappt nach insekten
die zu dicht
in der luft tanzen
wir atmen ein
blasen unsichtbaren hauch aus
das frühe dunkel
hüllt den tag ein
drinnen
glühen unsere wangen nicht
.
Verena Dolovai
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16 | POEDU: Ari
Ein Maoam
Ein Maoam
klebt vorwärts oder rückwärts
dir die Zähne zusammen und dann
hängts am Gaumen und trotzdem
schmeckts lecker, egal
in welchem Türchen es steckt,
es klebt!
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Ari (8 Jahre alt)
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