immer wieder schön, das ende der welt

mosaiksonntag. wir sind alle sternchen, steinchen, kies. im getriebe steckt der kies und macht, dass die zahnräder der bürokratie nicht mahlen. da braucht man dann öl. öliges öl so ganz grau oder braun, zwei farben, die sich meistens sehr ähnlich sind.

am bürosonntag ist man von blattwerk eingedeckt. sortier die blätter schon, komm! trau dich, ordnung zu machen. siehst du? in die folie mit dem blatt und abheften. alphabetisch? papperlapapp! unsinn, sag ich dir. sortier nach dem datum.

meldebescheinigung hier, mahnung da. bankkonto, betriebskrankenkasse, gesundheitskarte, tan-liste. michael burnham sagt engage. pilzsporen in lungen und kopf.

arno denkt an die ukraine und masturbiert zum piktogramm des sternzeichen löwe.

rundfunkbeitrag, beitrag zur gesellschaft, wir sind papierhaufen, wir sind unterlagen, nummern, einsortieren, abheften. der schattenkönig war eine dunkle aber erhabene gestalt. seine haut bücherseiten. was für ein nachtmahriger albtraum eine gestalt aus diesen blättern wäre. gewerkschaft für erziehung und wissenschaft. wissenschaftliche buchgesellschaft. diba diba du. bkk-vbu.

schneid dir die finger nicht wund am papierschnitt, sagt die mutter. der tote vater ist ein ablagestapel von akten. aktenzeichen ungelöst, der fernseher ist allgegenwärtig. fiona kauft sich einen waschsalon und nimmt eine hypothek auf ihr haus auf. monika stirbt. frank ist immer noch nicht tot. debbie ist dumm, lip macht dumme sachen. die sachlage ist folgende: du bist begraben unter papier, das du nicht beschrieben hast. dabei bist du doch nur auf der suche.

frank und lip suchen auch nämlich alkohol. deine zitternde hand sucht kaffee und kippen. gut für die gesundheit ist das beides nicht.

die große gesundheit sagt nun aber folgendes: sei die große krankheit, die große überwindung, der große tod.

tot ist man länger als lebending, denkt man sich. denken ist dann auch vorbei. schreiben ist vorbei. atmen, so schwer es auch fallen mag, ist dann auch vorbei. lebensabseits.

im abseits steht man dann mit einer katze an der leine, die schnurrende sprache. sie ist nämlich kein hund wie elfriede sagt, sie ist und war schon immer eine katze. statt neun hat sie unendlich viele leben. unendlich viele perspektiven. unendlich viele mosaiksteinchen fell, die glitzern im halbschatten.

im halbschatten steht man im abseits, am ende ganz allein. wie es immer ist. auch die sprache spendet keinen trost vor sprachlosigkeit. leben ist einübung in die große einsamkeit, die am ende des absatzes steht.

Alexander Kerber

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