freiVERS | Eva Brunner

lpk

die Pflastersteine von Hierapetra
ließen die Mamorfrau vorher gehen
das Planimeter noch in der Tasche

komm geh einen Palast besetzen
Pampelmusen und Pistazien essen
deine Traurigkeit plastisch machen

das Patriarchat ist keine Primel leider
Papier kann helfen Pik kann stechen
denn deine Unschuld ist antik

Eva Brunner

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freiVERS | Susanne Rzymbowski

Verschachtelt
die Sätze in deinem Kopf
aus Fragmenten
einer Zeit die gewaltig
im Nichts tobt
als Schimmer aus Zukunft
ohne Erleben
und dein Herz stahl
für den Moment
der verhungert
so umherirrt
und du schweigst
zu der dir bleibenden Welt

Susanne Rzymbowski

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freiVERS | Lütfiye Güzel

geisterbahn-karussell

zwanzig neue bücher
in gepolsterten umschlägen
die klammern stecken
ihre köpfe
durch die beiden löcher
ich klebe die seiten noch zu
bevor ich beschossen werde
von meinen eigenen organen

Lütfiye Güzel

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freiVERS | Enno Ahrens

Im Geisterdorf

Ihr Geschrei ist verstummt
keine Kinderhand entzündet
sich mehr an den Nesseln
am Saum der Gärten stehen
sie verschlafen
die Häuser nur noch leere
fruchtlose Hülsen vereinzelt
bewohnt von Alten gefallen
wie aus einer längst
vergangenen Zeit
ein Greis döst in seinem
Lehnstuhl unwirklich
wie ein Rauchermännchen
verschwindet einen kurzen
Moment in dem Qualmwirbel
wie in einem schwarzen Loch

einzig die Ente im
verwilderten Fischteich
zeigt sich befindlich
beim Eintauchen
den Bürzel aufwärts

Enno Ahrens

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freiVERS | Steffen Bach

kaugummiautomat

sommer am kaugummiautomat
sommer vorm kaugummiautomat
meine hände sind trocken und glatt
schmiergelig rau weiße Knallerbsen
hängen an dem strauch. der weg ist
zu steil um ihn mit inlinern herunter
zu fahren man müsste sich auf der wiese
abrollen am besten sich auf die wiese werfen
und immer weiterrollen bis der ganze schwung
verbraucht ist das traue ich mich aber nicht
dann werden meine klamotten dreckig

Steffen Bach

Dieser Text erschien vor kurzem in der Anthologie Almanach im Verschlag Verlag.

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freiVERS | Clara Heinrich

frühling

wir jumehrten in der ersten wonne, bistrotteten im sichten gepente. die pursi figerten, das frein gelierte. du sukzessiertest, nur kein tabell, alles bitte nur kein tabell, fruh mich nicht! ich grandete, karierte, gaspelte. du bist ein pepin, abandest du. ich lanzierte dir meschui das dormionte. der etrang war lanur und espisch. wie im denti jaunerten wir, klamaukerten die hepte mit harisch, die greine mit lisen. rüstel ist aber zirrich heute, wirschelst du. quellte wie er zalpe, vertriente ich. ja, quellte wie er zalpe, verlöst du. oh, wie gezerrlich das sichte gepente, gepöselst du noch. Ich gemunierte.

Clara Heinrich

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freiVERS | Urs Böke

Feldjacke

Mit der Feldjacke an
sitze ich auf dem Balkon
ich höre die Streitereien
das Jaulen der Hunde
 
Ich höre hin
wenn bei den Nachbarn
die Hände ausrutschen
wenn sie sich lieben
höre ich weg
Seltsam…;
Langsam dämmert es
und es dämmert mir
ich schließe den Kragen
der Feldjacke enger
Regen setzt ein
dann ein Gewitter
 
Noch einen Schluck
aus der Flasche
dann noch
drei letzte Biere
Es sind immer nur
Schlücke und Stoffe
Gewärmt
haben Menschen
noch nie.
Urs Böke

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freiVERS | Hasune El-Choly

Zwischen Motten

Da waren noch Namen an den
Klingelschildern, verschwommene
Lettern in Großbuchstaben,
hinter einer dünnen Schicht aus
beschlagenem Glas.

In den ersichtlichen Spuren einer
kalten Winternacht, versteckend im
zerbrochenen Lichtkegelschein der
Haustür, wo Motten in vorbeifliegenden
Lichtern in Ehrenrunden versinkend
zu Boden fielen;

war alles leer und still.

Und so fielen auch wir.

Hasune El-Choli

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freiVERS | Nikola Huppertz

camera obscura

flüchtig kommen
und gehen die Szenen

es sei denn
ich gewähre ihnen einlass
in den papiernen raum
meiner gedanken
und drehe und wende und
stelle sie auf den kopf

so lasse ich sie eine weile
im abglanz der wörter verharren
und du kannst sie betrachten

ehe ich mich wieder verschließe
und sie im dunkeln
verschwinden

Nikola Huppertz

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freiVERS | Harald Kappel

beiläufige Sätze

unter der gelben Kugelleuchte
bei den Wollsocken
liegen beiläufige Sätze
ein wundersamer Frieden
du küsst durch
meinen lauten Großvortrag
hindurch
ein groteskes Nebeneinander
von verlegenen Worten
und risikoloser Leidenschaft
sie führt
schon bald
zur Bauchhochzeit
und ins Möbelhaus
die hellen Stunden
versiegen im Holzregal
dort steht lange die Weile
und zahlt den Preis
für beiläufige Sätze
unter der Kugelleuchte
bei den Wollsocken

Harald Kappel

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