Poedu - Text des Monats April

Mein Drache heißt Rache
Er ist ganz groß und stark und kracht gern
ins Wohnzimmer. Er ist
10 m lang, er liebt gerne
Fisch. Er hasst Aale
und kann fliegen.

 

Fairouz

(7 Jahre alt)

 

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Die Aufgabe diesmal kam von Slata Roschal:

Stell dir vor, dass in deinem Zimmer ein Phantasietier lebt. Mit dem du spielen, toben, reden, alles machen kannst. Denke dir einen passenden Namen für das Tier aus und schreibe ein Gedicht darüber mit mind. 5 kurzen Zeilen. Zeichne das Tier.

 

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freiVERS | Christopher Schmall

gren_zen

wiese steinern umfriedet
manch halm beugt sich hinüber
manch löwenzahnkopf
regenschwer
pflastersteine
eingefügt in asphalt
der stellenweise neu gegossen wurde
die weiße markierungsfarbe
die den radweg beschreibt
ergraut zunehmend
wie auch die zebrastreifen
an der kreuzung und
die mauern ringsum
ich knöpfe die jacke zu
setze die maske auf
schalte mein handy aus
schließe mund und augen

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Christopher Schmall

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freiVERS | Martin Piekar

zwischen den anschlussschlitzen der luft
verschwindet abstoßung
& doch, da die neugier, die bedeutung
fasst mich, ein verbrannter griff, ihrer, meiner
die bedeutung fasst mich an
sie fragt, ob ich ihren newsletter abonnieren will
wir sind unsere daten, denke ich
da huscht die bedeutung um die ecke
wir sind der rohstoff des einundzwanzigsten jahrhunderts
ich fresse bildschirmlicht um licht
wie leer ich mich fühle, wenn es in jedem stimmfang
jeder werbung, jedem hack um mich geht
warum wollt ihr mich?
mich substanzloses ich, ich begreife mich nicht
ich als akzidenz der plastiktüte
eine junge frau schob sie mir zu
voll windeln & brot & bat mich, sie zu entsorgen
ich behalte sie, weil es sich cool anfühlt
etwas illegales zu besitzen
verleiht irgendwie substanz, dieses verruchte
vor einem selbst
kanister schwarzgebrannter sehnsucht, auf offner straße
wir prosten uns zu, jeder nimmt die leere an
& trägt sie mit sich
um nicht von ihr verschlungen zu werden
realisten sind die schlimmsten utopisten
diese plastiktüte wird dich überleben
denn wie es in server hineinhallt, schallt nichts, nichts
nichts mehr hinaus

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Martin Piekar

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freiVERS | Christl Greller

unsteter flug

 

mitten auf der strecke stehen bleiben.
und liegt der uralte himmel schwer
über allem.

zeichen zeichnen sich ab,
heller werdend.

das leben ändert ständig seine fahrtrichtung,
gibt keinen blinker.

 

gut, wenn du
und schaffst du es, mitzukommen
beim lebens-terror.

ändere!

ändere!

ändere!

schwankend wird dein flug,
ob du es willst
oder nicht.
schmetterlingsgleich.

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Christl Greller

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Poedu - Text des Monats März

Der See

Die Oberfläche des Sees ist spiegelglatt
Wenn man nicht untergehen würde
Die Augen geschlossen
Einer, den nichts so schnell aus der Ruhe bringt
Das sollte heißen:
Er wirkt wie eine Oberfläche aus Eis, auf der man laufen könnte
Bei all dem Weltenschmerz und Leiden
So ein richtiger Sturm am See
sehne mich nach glattem Gewässer
Am besten an einem Vormittag im Herbst
Vielleicht an einem Freitag wie heute
Dazu noch Laub, das sich auf dem Wasser wiegt

 

Emina

(9 Jahre alt)

 

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Die Aufgabe diesmal kam von Nancy Hünger:

Colourout Poetry: Nehmt Euch einen schwarzen Edding. Sucht Euch eine Zeitung oder ein altes Buch, das niemand mehr braucht. Sucht Euch eine Seite aus. Überfliegt den Text. Unterstreicht mit Bleistift Eure Lieblingswörter. Wenn Ihr genug Wörter gefunden habt, schwärzt oder übermalt Ihr alle anderen Wörter auf der Seite, die nicht zu Eurem Gedicht gehören sollen und schon wird Euch Euer Gedicht regelrecht anstrahlen.

 

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freiVERS | Steffen Bach

münchen zob

am zentralen omnibusbahnhof in münchen
wartend auf den fernbus nach innsbruck,
eine frau kommt auf mich zu, fragt ob
ich ihr kind halten könnte, während
sie auf die toilette geht, es ist ein
kleines kind, ein baby, mit vielen weich
aussehenden dunklen haaren auf dem kopf.
ich sage ja ohne darüber nachgedacht zu haben.
sie bedankt und geht.
sobald sie nicht mehr
zu sehen ist, kommt mir der gedanke, was
wäre, sie käme nie wieder, ich male mir ein leben aus
mit dem kleinen jungen oder mädchen, ich weiß
das geschlecht nicht, mit dem findelkind.
dann kommt sie wieder, schenkt mir einen schokoriegel
mit russischen buchstaben drauf;
geht mit dem kind auf dem arm weg.
den ganzen weg nach innsbruck über fühle ich mich leer.

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Steffen Bach

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freiVERS | Jutta Schüttelhöfer

Chamäleon

im Dickicht zerreißt das Band an den Dornen
die blauen Schatten tanzen auf der Lichtung
durchbrechen den Blick
ich habe lange nicht mehr in die Ferne gesehen
ein Schwarm Vögel fliegt vorbei

nimmt die Gedanken mit im weichen Gefieder
können sich meine Lieblingsworte an sie schmiegen
zurück bleiben nur die roten Worte
die ins Schwarz tendieren wenn ich sie laut denke
ich hoffe auf die Rückkehr meiner Sprache

stumm stehe ich mit roten und schwarzen Gedanken
die Sonne kehrt mir den Rücken zu versenkt sich
hinterm Horizont in der Finsternis
blinzeln mich grell-gelbe Augen an überall im Wald
versteckt lauern sie auf ihren Moment

ich ducke mich hinter tiefschwarze Schatten
schwärzer noch als die Nacht
ich bin ein Chamäleon

kleide meine Seele in ihr dunkelstes Gewand
und verschwimme mit dem Hintergrund
niemand hat mich je gesehen

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Jutta Schüttelhöfer

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freiVERS | Manon Bauer

fehlst du dem meer?
hat es dich nicht längst
vergessen weil du häuser
gebaut hast an land
und land gebaut hast
über dem wasser habt ihr
euch belogen als ihr sagtet
das seien eure brücken du
hast nicht damit gerechnet
dass jemand wasser baut
in die luft nur um dich
zu erreichen

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Manon Bauer

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freiVERS | Johanna Schmidt

Berührungen.

körper

Ich wälze mich in Gefieder fremder Körper,
halte mich warm in Räumen,
die nie meine gewesen sind.
Ich reibe mich an der Bettkante,
ziehe mir einen Splitter ein,
blute ins weiße Leinen
und frage mich,
ob der Fleck jemals wieder verschwindet,
ob wir nun Verwandtschaft sind.

Die Handflächen, die Finger
in Krater schieben;
zersplitterte Gebiete
überziehen nackte Körper
werden zu Unebenen,
ein zerkratztes Relief und du:
legst dich auf mich
und suchst und spürst und gräbst
beinahe alle Narben aus.

Deine Bewegungen radieren alle Schatten weg,
nicht einmal das Gegenlicht weiß
dich einzufangen

Ich würde dich gerne sehen,
wie du deine Initialen
in die Maserung
meines Rückens schnitzt.
Wie du die Härchen brichst,
gefrorenes Gras durchstreifst,
es auftaust
im ersten Frost.
Wie deine Muskeln versteifen,
verästeln, brennen,
bevor sie sich
in andere Richtungen strecken.

An bettwarmen Gesichtern
kaltgewordene Hände reiben,
Münder und Lippen nicht nur
für Unaussprechliches
brauchen
wir
uns noch
oder sind wir längst vergangene Ideen,
verheizt in schneeschwarzen
Winternächten?

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Johanna Schmidt

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freiVERS | Miriam Tag

prien, fuchs

erst schleiche ich mit großem abstand an dir vorbei,
mager und wachsam, mein struppiger pelz aufgerissen
von verwegenen streifzügen.

die erde duckt sich unter mir.

in meinem fell hängen die noch warmen reste des tages.
nun ist es nacht, und mein begehren, diese sanfte rote waffe,
dehnt sich über den gesamten körper aus.

ich bin bereit für ein erneutes kühnes spiel, ich bin bereit
für den riskanten moment, wenn ich im strahl deiner augen
erstarre, bloß, deinem blick ausgesetzt,

selbst beute bin

 

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Miriam Tag

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