freiTEXT | Frederike Schäfer

Asiatisches Essen

Ich habe gelernt: Wenn Hugo auf seine Unterlippe beißt, ist er mit der derzeitigen Gesamtsituation überfordert. Ich könnte sagen: unsicher. Ich könnte sagen: in die Enge getrieben. In die Enge getrieben und doch nicht in der Lage, etwas an seinem Zustand zu ändern. Ich denke, manchmal, ja, manchmal ist mir Hugo ganz und gar ähnlich. Wie er da sitzt, auf meinem Wohnheimbett, am starren, angelehnt an weiße Raufasertapete, immer weniger sagt, bald gar nichts mehr sagt, auf seiner Unterlippe kaut, und sein Unwohlsein erfüllt den ganzen Raum, meinen ganzen Raum, Munas offensichtlich nicht, denn vielleicht, ja, vielleicht würde Muna dann aufhören, wenn Hugos Unwohlsein in ihrer Realität auch nur irgendwie bemerkt werden würde. Oder, denke ich, oder sie macht das extra. Früher hätte Muna das nicht gemacht, früher hätte Muna nichts gesagt, einfach nichts gesagt und sich im Nachhinein über die Dummheit der Welt aufgeregt. Aber jetzt sagt sie etwas, sie sagt nicht nur etwas, sie diskutiert, gegen eine Partei, die gar nicht existent ist, denn Hugo schweigt und ich auch, und da sind keine Gegenargumente. Aber ich schätze, das stört Muna nicht. Oder sie will einfach was loswerden, weil sich die Dinge aufgestaut haben und Hugo die nötige Fläche bietet, um alles Angestaute zu katalysieren und rauszulassen.

Und ich dachte noch, heute, ja, heute wird ein guter Tag, ein guter Muna-und-Hugo-und-ich-Tag.

*

„Woran denkst du?“

Ich schaue zu Muna, und Muna schaut zu mir.

„Morgen, Muna“, sage ich.

„Morgen“, sagt Muna und richtet sich auf. „Na sag schon“, sagt Muna. „Woran denkst du?“
„Ach nichts“, sage ich.

Muna steht auf und beginnt mit ihrem morgendlichen Yoga-Programm. Das hat sie mir erklärt. Viel Yoga statt viel duschen. Wegen der Wasserverschwendung, hat Muna gesagt. Muna hat auch gesagt, sie wäscht sich ihre Haare nur noch mit Olivenseife, hart. Kein Duschgel. Deo nur in der plastik- und aluminiumfreien Variante. Rasieren selten. Muna hat gesagt, der Mensch hat eine Verantwortung. Muna hat gesagt, was interessiert die Erde, ob ihre Schamhaare rasiert oder ihre Haare gewaschen sind. „Aber“, hat Muna gesagt, „aber, nenn mich nicht Hippie! Das ist so ein kack mystifizierter Ausdruck und klingt, als wäre ich auf so einem Eso-Trip. Bin ich aber nicht. Ich habe bloß nachgedacht.“ Ich denke, Muna hat recht. Ich denke, Muna ist identitätsfindungsmäßig weiter als ich. Ich denke, ich sollte weniger Zeit im Bad verbringen. Ich denke, meine Anstrengungen im Bad sollten sich in etwa in Richtung der Anstrengungen hinsichtlich meiner Socken bewegen. Meine Socken haben Löcher.

Ich setze mich auf das Bett, beobachte Muna kurz, wie sie es völlig problemlos schafft, ihre Handflächen im Stand auf dem Boden abzulegen, und nehme mein Handy.

Hugo: Heute 18 Uhr bei dir?

Ich tippe: Ja. Kochen oder bestellen?

Ich weiß, dass Hugo bestellen wollen wird. Hugo will immer bestellen. Bestellen und sich dann aufregen, wenn das Curry fettiger ist als gedacht. Gedacht im Sinne von: Er weiß es, aber er steht nicht drüber. Ich esse mein Curry, und das ist lecker.

Hugo schreibt: Bestellen. Hab Luft auf asiatisch.

Ich schreibe: Ok.

Hugo schickt ein Herz-Emoji.

Ich schicke ein Herz-Emoji.

*

Hugo hat Muna Hippie genannt. Hugo hat sich beschwert, sein Essen ist zu fettig. Muna war allem Anschein nach erst in der Phase Er-ist-Fridas-Freund-und-ich-verkneif's-mir, dann doch nicht. Hugo hat gesagt „Fett, alles Fett. Widerlich“, mit ganz langgezogenem „i“, und Muna hat ihre Augen zusammen gekniffen, hat Hugo anvisiert und angegriffen. Über das Konsumverhalten in der westlichen Welt, Lebensmittelverschwendung, immer und überall alle nur am Sichbeschweren, und überhaupt, wenn sich Hugo beschweren wollen würde, dann doch nicht über das Fett, sondern über das tote Rind in seinem Curry, Massentierhaltung, Methan, CO2, Monokulturen, und ob er das denn nicht wisse. Aber sie, sie müsse sich das immer anhören, ein Hippie, was ein Schwachsinn, sie habe einfach nur nachgedacht, und wer mal ordentlich nachdenke, der könne zu gar keiner anderen Lösung kommen, aber sie ein Hippie. Und dann ging es weiter, Beispiele, das ganze System, Kapitalismus, aber wir, wir als Akademiker, und ihre Stimme klingt dabei so verächtlich, sie spuckt das Wort Akademiker in das Wohnheimzimmer, und ich, ich verstehe nicht, warum wir, warum nicht er, und ich blicke zu Hugo, angelehnt an die Raufasertapete, beißt er sich auf seine Unterlippe, und ich sehe mich, und Muna macht weiter, trotz unseres Schweigens diskutiert sie gegen eine nicht existente Partei, erzählt von Walrössern vor der russischen Küste, deren Lebensgrundlage Eis einfach verschwindet und die sich aus Platzmangel auf einen Berg retten und folglich nicht wieder runter kommen, weil einfach zu viele, und stattdessen springen und fallen sie, die Klippe herunter, der einzige Ausweg. Und ich denke an braune, schwabbelige, dicht gedrängte, gehäufte Körpermassen, und ich stelle mein Curry zur Seite. Und Muna macht weiter, Politik, Kohle, Klimaabkommen, alles lachhaft, und wir, sie sagt wieder wir, wir würden uns über ein bisschen Fett aufregen, als wenn's sonst nichts gäbe. Doppelmoralisten, überall. Avocados aus Peru kaufen und Kippen auf den Boden werfen, bei Amazon bestellen, dann überlegen, ich könnt' ja zur Klimademo gehen, nein, doch lieber YouTube-Compilations gucken und Trauben ohne Kerne essen und keine Obdachlosenmagazine kaufen, aber Billig-Kaffee aus Uganda. Muna sagt, der Tag, an dem unser iPhone in die vollgekotzte Schüssel einer Clubtoilette plumpst, ist der beste Tag in ihrem Leben. Ich will noch ansetzen, das kenne ich irgendwo-, aber lass es lieber. Hugo lässt es auch.

*

Muna sagt nichts. Muna sitzt da und sieht abwechselnd Hugo, dann mich an. Hin und her. Hin und her. Muna nimmt sich ihren Teller, nimmt sich ihre Gabel, schiebt sich gebratenen Reis mit Gemüse in den Mund, kaut, schluckt und fragt: „Kommt ihr klar?“

Hugo und ich sehen uns an, Hugo sieht Muna an, Hugo nimmt sich ebenfalls seinen Teller, sagt „klar“ und isst weiter.

Ich denke, ich mag nicht weiter essen, aber ich will auch nicht als verschwenderischer, westeuropäischer Klimakiller rüberkommen, also esse ich. Keiner von uns sagt etwas. Wir sitzen und essen und schweigen, und vermutlich, ja, vermutlich wird das schwierig werden mit Muna und Hugo, und vielleicht auch mit Muna und mir, weil Hugo und ich allem Anschein nach ein Wir geworden sind, ohne dass ich das gemerkt hätte. Das mit der Wir-Werdung, das ist etwas, das ich nicht verstehe, und es scheint dennoch der einzige Weg zu sein, eine echte Beziehung führen zu können. Kein Wir waren: Munas Eltern und meine Eltern. Offensichtlich, wohin das geführt hat. Muna sagt, ihr Vater ist ein Idiot. Ich sage nicht, mein Vater ist ein Idiot.

*

Muna sagt: „Lasst uns ein Spiel spielen.“

Ich denke, ich bin ihr dankbar, dass sie's versucht.

Ich sage: „Okay.“
Hugo sagt erst mal nichts, sieht auf seine Uhr.

„Hugo“, sage ich und lege meine Hand auf seinen Arm. Das habe ich noch nie gemacht, meine Hand in einer liebevollen Geste auf seinen Arm gelegt, ihn mit gespielter Entrüstung angesehen und gesagt „Aber Schatz“. „Aber Schatz“ sage ich nicht. Mit „Schatz“ begibt man sich auf dünnes Eis. Ironisch gebrochen gerade zu verkraften ist der Übergang zu alltäglicher Gewohnheit fließend. Es bleibt also bei „Hugo“. Bei „Hugo“ und „kannst später ruhig hier pennen“. Neunzig Zentimeter waren bislang nicht das Problem, Muna dagegen, ja, ich weiß. Vielleicht ist meine zärtliche Berührung derart überzeugend, auf jeden Fall sagt Hugo „Ist gut“, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und rutscht auf den Boden zu Muna, und ich sitze kurz da und spüre den Nachdruck seiner Lippen auf meinem Kopf, und mir wird ganz warm innen drinnen, und der Gedanke dominiert, das könnte ich immer haben. Und ich rutsche auf den Boden, und ich frage: „Was wollen wir spielen?“

*

Wir liegen im Bett. Munas lautes Atmen erfüllt das Wohnheimzimmer. Wir sind nicht nackt. Wir tragen Jogginghose und T-Shirt und Boxershorts und T-Shirt. Ich liege mit dem Rücken zu Hugo, der Blick auf die dunklen Umrisse von Muna. Hugo ist hart. Mit einer Hand holt er sich einen runter, die andere liegt auf meiner rechten Brust. Hugo hat eben geflüstert: „Bist du noch wach?“ Ich habe nicht geantwortet. Ich liege da, meine Augen sind offen, und ich höre zu, wie Muna atmet. Ein, aus. Ein, aus. Und ich bilde mir ein, wie ich Munas Stimme höre, vielleicht bilde ich mir das gar nicht ein, vielleicht ist sie das wirklich, und sie sagt, leise, dicht an meinem Ohr, dass nur ich es hören kann, Baby, you're wasting your young years. Merci und gute Nacht.

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Frederike Schäfer

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freiTEXT | Frederike Schäfer

Hugo

1

Ich stehe in einer überfüllten Küche und versuche, gelassen am Kühlschrank zu lehnen. Ich bin Studentin, ich bin auf einer Party. Ich finde das toll, ich muss das toll finden, mich wohlfühlen. Der Kartoffelsalat suppt vor sich hin, das warme Bier in der Wanne mit abgestandenem Wasser, vor einigen Stunden bestimmt frisch und kühl, jetzt den steigenden Temperaturen der Dachgeschosswohnung mit undefinierbarem Teppichboden ausgeliefert. Ich tippe auf Olive. Mit lilafarbenen Tupfen. Und piksen tut er auch. Ein bisschen wie Schmirgelpapier unter den nackten Füßen.

„Sockenparty“, hat Judith gerufen, als wir im fünften Stock ankamen.

„Jaa“, habe ich gesagt und nur gedacht, lustig, ich trage gar keine Socken.

Ja, denke ich, Party. Im Flur sitzen die anderen in einem großen Kreis, die Beine in die Mitte gestreckt. Sieht ein bisschen aus wie eine große, triste Blume, die morgen ihre Eltern besuchen wird und erzählt, wie wahnsinnig toll doch diese Party war. Und ihre Eltern werden sagen: „Jaja, diese Studenten. Als wir noch jung waren ...“ Ich will nicht Teil der Blume sein, aber in der Küche will ich eigentlich auch nicht sein. Um ehrlich zu sein, möchte ich überhaupt und gar nicht auf dieser Party sein. Es ist mittlerweile so eng, dass ich mich kaum rühren kann. Mein Kopf ragt unnatürlich weit in den Raum, weil sich hinter mir ein Gewürzregal befindet und ich meinen Kopf schlichtweg nicht anders halten kann.

Ich nehme mir ein zimmertemperaturwarmes Beck's Holunder und denke nur: Idiotenapostroph.

„Hat jemand einen Flaschenöffner“, fragt mein nach vorne gereckter Kopf.

„Klar“, sagt der Typ neben mir und öffnet meine Flasche mit seiner. Er braucht sechs Anläufe.

„Ich bin Hugo“, sagt er.

„Ich bin Frida“, sage ich.

„Hallo, Frida“, sagt er.

„Hi“, sage ich.

Wir trinken jeder einen Schluck, und irgendwie kommt es dazu, dass Hugo mir Fotos von Kleinkindern zeigt.

„Weißt du“, sagt er, „nur, weil ich ein Mann bin, kann ich Kinder ja trotzdem süß finden, so gar nicht sexuell, meine ich. Aber man muss sich immer irgendwelche perversen Witze anhören. Ist zum Kotzen.“
„Ja“, sage ich. „Ist echt beschissen.“

„Dabei“, sagt Hugo, „ist das doch voll okay. Ich meine wegen Frauenquote und so. Da darf ich doch wohl in einem Kindergarten arbeiten, oder nicht?“

„Ja“, sage ich. „Klar.“

Hugo packt sein Handy weg. Ich sage Handy und nicht Smartphone.

Hugo fragt: „Wollen wir vielleicht woanders hingehen? In Ruhe quatschen?“

„Ja“, sage ich. „Klar, gute Idee.“

Wir gehen in Judiths zehn-Quadratmeter-Zimmer und setzen uns auf die Matratze, die versucht, ein Bett zu sein, aber einfach nur eine harte Matratze auf einem kratzigen Teppichboden ist. Aber es ist ruhig, „zum quatschen“.

„Ich trinke ja keinen Alkohol“, sagt Hugo.

„Ach so“, sage ich, „wie kommt's?“, und trinke einen Schluck von meinem Beck's Holunder.

Hugo zuckt mit den Schultern. „Ach, war 'ne schwierige Zeit, also in der Schule. Alkohol und so. Hab dann entschieden, dass ich das nicht mehr brauche.“

„Ja“, sage ich. Mehr fällt mir nicht ein.

„Ja, auch mit Mobbing und so. Ich war auch richtig fett. War dann erst mal im Kindergarten und jetzt halt hier.“

„Wow“, sage ich. „Super, cool“, sage ich bestimmt auch noch. Hugo ist doch ganz in Ordnung.

2

Wir liegen auf einem neunzig-Zentimeter-Kinderzimmerbett im Haus seiner Eltern. Es müffelt. Irgendwie nach dreckigem Mann mit einer Spur Axe irgendwas.

Wir sind nackt. Ich liege unten. Meine Beine sind gespreizt, er auf mir drauf. Er schwitzt, und sein Rücken ist haarig. Wir küssen uns. Mit Zunge. Eigentlich mag ich das nicht, weil ich es nicht schaffe, meinen Speichelfluss zu kontrollieren, aber gut. Jetzt ist seine Hand zwischen meinen Beinen und versucht allem Anschein nach, seinen Penis in meine Vagina zu befördern. Irgendwie.

„Warte mal.“

Das war ich. Ich drücke Hugo von mir weg und wische mir schnell mit der Hand über den Mund.

Hugo sagt: „Äh.“

„Äh“, sage ich nicht, sondern: „Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht mit dir schlafen will. Also, nicht so, zum ersten Mal, meine ich. Ich will mit niemandem zum erstem Mal schlafen, der nicht mein Freund ist, das habe ich dir gesagt. Also, also richtig, meine ich, ein richtiger Freund, mein richtiger Freund.“

„Ja ...“, sagt Hugo. Mit drei Punkten am Ende, ohne zu erklären, wofür die drei Punkte stehen.

„Und ohne Kondom schon gar nicht“, sage ich.

„Ja, äh“, sagt Hugo, „also, es ist so, mit ist das für mich einfach nicht gut. Ich spür da nichts.“

Ich sage nichts.

Hugo sagt: „Ich hab ja auch keine Krankheit oder so. Ehrlich.“

Ich sage nichts.

Hugo küsst mich. Mit Zunge. Ich küsse ihn auch. Ich weiß nicht, wie lange wir uns küssen. Und ich liege immer noch so da, mit gespreizten Beinen. Alles andere würde auch keinen Sinn machen, wenn ich meine Beine lang ausstrecken würde, oder so. Oder wir nebeneinander lägen. Keinen Sinn. Und so ist das ja auch okay. Ich meine damit, Hugo ist schon okay. Lecken ist okay, und ich habe ihm auch einen runtergeholt. Das war in Ordnung. Und jetzt das Küssen, das ist auch in Ordnung. Er mit seiner Zunge, wie ein raues, kleines Tier in meiner Mundhöhle. Und jetzt bewegt er sich ein wenig. Sein Körper ist meinem so nahe, und ich merke erst gar nicht, was da passiert, da ist plötzlich nur so ein Schmerz, so ein Schmerz irgendwie in mir drinnen. Und ich realisiere: Okay, dann habe ich jetzt wohl Sex. So zum ersten Mal. Das ist scheinbar in Ordnung. Und es fühlt sich in mir ein bisschen so an wie beim Schulsport, wenn man durch die Halle rennt und stolpert und mit seiner nackten Haut über den Hallenboden rutscht. Und diese Haut, die gibt nach, und die reißt und die brennt, und gleichzeitig ist da dieses Gefühl von Kälte, das mit dem Schmerz kommt. Und ich, ich liege ganz ruhig da und bewege mich nicht und hoffe, hoffentlich sieht er den Schmerz nicht und die Kälte. Hoffentlich sieht er das nicht. Stattdessen sage ich: „Das tut weh.“ Und Hugo bewegt sich nicht mehr.

„Mann, tut mir leid“, sagt er. Und er küsst mich. Ich weiß nicht, ob ich das will.

Ich küsse ihn auch. Und Hugo bewegt sich jetzt, er wird richtig schnell und stößt und macht Geräusche. Und je länger er sich bewegt, desto weniger spüre ich den Schmerz. Und plötzlich bricht Hugo einfach zusammen, als wäre er bewusstlos. Er rollt sich neben mich, aber er ist nicht bewusstlos. Sein Augen sind zwar geschlossen, aber er lächelt. Ein seliges Lächeln ist das. Und aus mir, aus mir suppt eine warme, klebrige Flüssigkeit. Und mir wird übel, mir wird richtig übel. Und ich sage: „Ich muss mal auf die Toilette.“ Und irgendwie tut es jetzt wieder weh, so richtig weh. Ich pinkel, und es brennt, und da ist Blut. Aber das ist schon okay, das mit dem Blut, so beim ersten Mal.

Und ich komme zurück in sein Zimmer, und Hugo sitzt am Schreibtisch an seinem Computer, und er sagt: „Hey, kann ich eine Runde zocken?“

Und ich sage, „klar“, und lege mich auf das Bett.

„Du bist echt super“, sagt Hugo.

„Dann sind wir jetzt wohl in einer Beziehung“, sagt Hugo.

„Ja“, sage ich, „dann sind wir wohl in einer Beziehung.“

 

3

Ich nenne Hugo nicht mehr Hugo. Ich sage „Ügó“, französisch.

 

Frederike Schäfer

 

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