freiVERS | I. J. Melodia

Rochade 110 bpm

Auf deinen nächsten Zug wartend
beginnst du einfach von vorne
die Damen in den Fäusten
ich hätte die Wahl
Doch selbst Schwarz und Weiß
kannst du nicht mehr unterscheiden

Ich erinnere mich
an den Januar
sein Grau
und den August
er brannte rot

Heute rieche ich
unsere Asche
höre kaum die Musik

In meiner Kehle keimt
das Unbehagen
ohne Klang und Farbe

Die Nadel springt von der Platte
ein leises Knistern im Tonarm
der Takt geht dir blau
unter die Brust
blendet aus

Es gab nie ein Verurteilen

 

I. J. Melodia

 

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freiVERS | I. J. Melodia

Es fehlt uns der Hunger

Wir schlafwandeln
durch die Langeweile
auf einem Weg aus Worten
die es nicht mehr gibt

Mir gingen die Synonyme aus
meine Metaphern verfehlten
blieben in der Kehle stecken

Unsere Tage streunen
durch den Regen

Wir pflücken Strandgut
aus der Stille
warum redest du von morgen

Verzeih mir
dass ich dich schon zuvor
geliebt habe

 

I. J. Melodia

 

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freiVERS | I. J. Melodia

Schwemmland

Aus dem Schwemmland
deiner flüchtigen Augen
sickert wortloses Sediment
zum Mündungsdelta

Jeder Satz entwässert
das Leben in seinem Fluss
versalzt auch das Land
hinter den Deichen
und der Stirn

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I. J. Melodia

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