Zeitzikade

die Zeit raschelt
geflügelt, wie ein
Insekt
unter der Borke
des Kosmos

ich bilde
Früchte in deinem
Traubengerüst
tropfengroße Beeren
die nach uns schmecken

ich schwimme
zerreiße das
Tuch Wasser-
linsen, welches deine
Weiherhaut bedeckt

gefranste
Salamandersonnen
perlen aus
dem Legestachel

abgetreppte
Dunkelheit, die
Nacht, ein hohes
schmales Haus
mit Erkern, Schindel-
dach und Lampions

wir leben darin

der Tag verglimmt vor
dem geschlossenen Lid
unseres Schlafzimmerfensters

die Zeit zirpt
die Zeit stirbt
wir sterben
unter der Borke des Kosmos

Es ist schon wieder Herbst

Du bist noch immer bei mir
Seit neun Herbsten.

Die Kälte kommt gekrochen

Vielleicht gelingt mir endlich
ein gebührendes
Gedicht über den
Sommer.

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Georg Großmann

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