freiVERS | Verena Längle
martian natives (wenn die Alten schlafen gehen)
Wenn die Alten schlafen gehen,
träumen sie von ihrer Erde, schwarzer Erde,
Mutterboden, voll bis obenhin mit Zeug? Bakterien, Algen,
Mikroplastik, Pilze, Biozide, Würmer, die (geliebte) Erde fressen,
pressen (durch das Mahlwerk ihres Körpers) und so tiefer sinken lassen,
was auf dieser Erde steht, einfach immer tiefer sinken in die dunkelste
Umarmung, wo die Ahnen sicher ruhen, auch wenn man das, was dort
passiert, schlecht ruhen nennen kann, weil hundertfach berührt
von Mündern, Borsten, Flüssigkeiten –
Visionen? Nichts, nur vage
Lichtempfindlichkeit und doch bereiten sie
den Boden für alles, was noch kommen wird, während
(statt zwei) ein blasser Mond aufgeht, der Meere hin- und
her bewegt und ihre Sehnsucht wiegt wie Kinder. Vermissen sie
den blauen Plan, der Mutter, Gott und Vater war, bevor sie ihn
entschlüsselt haben? Vermissen sie die Schwerkraft, die hier alles
leichter macht und auf der Erde dreimal schwerer? Lass sie
einfach weiterträumen! (wenn die Alten schlafen gehen,
sind wir längst auf und davon)
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