freiVERS | Dea Sinik

Von einer Flucht

Minaturbuchstaben
wabern auf dem Display,
sie sind monumental und
unaufgeregt.

Erreichen zwei Fremde,
die sich steril anfühlen,
die sich im Nichts anrühren,
die im Smalltalk Brücken schüren
in fantasielose Welten des anderen.

Zwei Fremde
füllen wüste Welten
im Blaufilter auf,
legen Spuren
im Nachtmodus
wünschen sich eine warme Leerstelle für die Nacht,
die nicht bis zum Morgen anhält.
Wir sind
zwei Fremde,
vergraben
in Flüchtigkeit.

Die Abscheu in der Dämmerung,
die nur mir gebührt
wälzt sich
auf dem stoppeligen Stoff deines Sofas.
Der Raum
verschlingt
das Taupe,
Es berührt meine Netzhaut,
die verwundert
ihre Innensicht entblößt.
Alles Verklärte
setzt sich in mir ab,
während deine Zuge niedergeht.
Sie schmeckt nach nichts,
nicht verwunderlich.
Dicht an dich
unsere Körper.

Ich bin mir ferner denn je,
denn ich spüre nur
das Nichts,
Gewebe mangelt es an Textur,
als deine Hände einander aufhetzen
von meiner Schulter bis zur Brust,
von der Brust ins Dunkle hinab.
In mir wetzt sich all das, was sich verbarg.

Derweil entgehe ich mir,
ich hintergehe mich
und fühle mich
wie ein übermütiger Dieb,
der seinem Fall ahnungslos entgegen lacht.
Es bringt auch nichts darüber zu verhandeln, wo wir Dinge in uns vergraben,
dein Atem löscht all die Farben
meiner Demut.
Ich habe sie vor deiner Haustür gelassen.

Erlaube es dir,
dass du durch mich hindurch gewälzt bist,
meine Teilnahmslosigkeit
übermannt mich
zwischen Lenkrad und Kupplung.
Wie schön ist der junge Morgen,
die mich umhüllt.
Die Erkenntnis hat mich erfüllt.
Wie belanglos
der Freitagabend klingt.
Stille hallt nach,
als du dich wegdrehst
und eine Zigarette am Fenster rauchst.

Die Gleichgültigkeit ruht in unseren Nacken,
als sich alles
im graublauen Dampf aufbahrt.
Ich habe mir
Verwunderung für den Nachgang aufgespart,
über meine Ziellosigkeit
stolpere ich in das Schweigen.
Dein Blick straft mich ab,
er baut sich vor mir auf
zu Halden
auf die kurze Distanz der betonierten Straße,
in der offenen Autotür,
erreicht mich Geröll.
Ich habe mir erlaubt,
mich abzulagern,
aber nichts trägt mich
durch unser Aufeinandertreffen.

 

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Dea Sinik

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