freiTEXT | Christoph Michels

dem verzicht

der morgen lässt die stadt, bevor er sie, muss der morgen durch die stadt, muss die konturen, bevor er den tag vorweg. der morgen dem tag, lässt sich schritt in schritt den nächsten stein. und dem stein der beton. dem beton das grau. das grau die stadt ins hirn. wo das auge hohl, die stirn zerrissen. die gleise abwechselnd und das bild jeder welt, der abwesenheit.

wo die augen in vorbeigewehtem parfum. das parfum vom dreck, der dreck das gleis, der dreck die treppen tief, der dreck die treppen hoch, das holz, das grün der bank. der dreck das warten zerfressen. das warten den kopf voll, das warten den kopf schwer, gesicht in gesicht verstummt. dem atem vorgeschoben, um es hinter sich. aus dem weg, geh mir aus dem weg, den hohlen augen zusammengesetzt mit jedem wort weiter: dass es liebe, diese nazis, diese beiden nazis, die sich da in ihrer liebe, gottgegebener liebe, von jesus gegeben, jesus christus der ihnen seine liebe, die liebe dieser finsteren nazis, diesen sex-nazis, diesen sex-menschen, die überall, überall diese sex-maschinen, in diesem sex-staat, in der sex-ddr, dass die erziehung zum sozialistischen menschen lüge, dass der mensch keine gefühle, dass der mensch bloß ficken, diese sex-menschen, diese sozialistischen sex-maschinen, die sich alle gegenseitig ficken müssen - - die stille des verhallens, des wartens, der augen die den boden. die stille des näherkommens, eine flasche zwischen den zähnen, der suff ihr ins auge, der suff ihr ins bein. ihre augen ins papier, die finger die flasche aus den zähnen, die finger das papier von der säule: drei bis vier zimmer, studentin - eine studentin vier zimmer - vier zimmer, was ist denn das für eine scheiße, eine studentin, vier zimmer - ich brauche eins, ein zimmer, ein verficktes zimmer, diese verfickten studenten, diese sex-studenten, diese sex-nazis, die finger die flasche in die zähne, die finger das papier in die gleise, die hand die flasche in den boden, in den bahnsteig gebrüllt: WAS FÜR EIN VERFICKTER DRECK DAS – IST DAS ALLES? OB DAS ALLES IST?

dem beton das dunkel, das dunkel dem hell, das hell dem morgen.

die häuser schnell, das blau darüber.

den fingern der dreck, sich wohin – sich – hinter sich - -

einem schmierigen die augen voll. den augen die fäule, das gelb seiner zähne.

einer jungen blond der ansatz schwer, blond die blässe den brüsten das kleid. ihr kleid im hell, ihre augen die leere dem fenster dahinter.

wo der schweiß die haare in die stirn, der schweiß die hose ans bein, der schweiß das hemd gefleckt, wo hände kreuzend schwielig hart.

die dächer flirrend, die stadt beendend.

die junge ihr blond zusammen.

der schmierige die augen überall.

der jungen die augen ins nichts.

dem schmierigen die spucke im hals.

der jungen die arme verschränkt.

dem schmierigen die zunge schnell.

der jungen die brüste verdeckt.

dem schmierigen die augen geheftet.

dem schmierigen dann die nächste station.

der jungen sich finger aus finger entspannend.

dem schmierigen die tür ins gesicht.

der jungen die augen zurück.

das blau des waggons still. das dunkelblau des teppichbodens, das meerblau der wände, das königsblau der sitze, das himmelblau der kopfpolster. das blau des waggons lässt das nachmittagsblau blass.

die büsche flimmernd, die vorstadt flach.

das schweigen der gesichter aus der stadt heraus.

was sich im dahinter, hüllen sich wohin - -

die sonne einen der bahnsteige in flecken. das licht die leere zerbrochen, der leere eine frau die arme weit die augen geschlossen ins licht. auge haar gesicht.

die bäume schneller, die stadt vorbei.

die sonne den schweiß in den waggon. der schweiß die finger aneinander, der schweiß die blicke schwer, der schweiß das hemd geöffnet, die gänge eng und keinem ende bei.

wo die felder weit, die stadt ins klein.

ins gefasel dem gang sich zwischen die polster gehängt:

dass man selbstverständlich alles mit allem, aber ob das dann auch so zusammengehe -

dass der sohn ein rotzlöffel, ein schnösel der die eigene mutter übervorteilt -

dass die tochter ein stück möbel sondergleichen -

dass man immer schon sonntags zum pilzesammeln nach eberswalde.

und die wiesen weiter, die stadt entfernt.

wo der atem dem blau die weite. der weite, dem weitesten feld, jeder feldweg entgegen. und die felder die wiesen die hecken die angehäuften steine als schon da. irgendeiner ruhe sich. und der wind die wiesen zum mühlenrad. der wind teilnahmslos wie die nacht, über jeden baum jeden strauch jeden stein. schiebt der wind die beine weiter. und der feuerstein lässt die hände und der feldweg die schritte.

bis den feldern die gärten, den wiesen die häuser. ihre vollen gärten grün und grün und gelb. jedem grün.

und die weite die fabrikschornsteine dem kirchturm gleich. die schornsteine stillgelegt, den kirchturm blass ins blau. wo dem kirchturm das dorf verlassen.

und dem asphalt die sonne, dem asphalt jeder riss und sie an der bushaltestelle. ihrem braun die augen noch fern, ihren armen das nichts. aus diesem moment in den nächsten, und es immer nur dieser eine, wenn der eines anderen zum eigenen und umgekehrt und dann vergangen und nicht mehr nachzuvollziehen. der kürze des moments verhangen. als ihr dann die augen weit, dass es dieser sommer und: willkommen in der provinz, dahingelacht die arme die luft, die haare den wind.

der wind ihre schritte schnell und ich im hinterher, kein blick kein wort, die wiesen der weg das dorf sich hinter uns. bis das dorf klein, lässt es noch die schornsteine und das blass des kirchturms. und erst jetzt ihren atem, schritt um schritt. und ihr arm dem wasser:

wo dem weiß der segel das blau, den segeln fest der wind, zur schau gestellt. dem wind im dicken schilf.

dem horizont das wasser, wie dem kirchturm der backstein.

und das wasser matt, die stadt gelöst.

und ihr der blick abhanden: dass der wind ein fisch in aufgelhobenen linien, in wasserfarbenen konturen, in ungeahnten umrissen. dass nur der wind ohne gesicht.

und der wind die pappeln ins flimmern. der wind die pappeln höher. und ihr summen dem rauschen: dass man ein lied ein bild den silberpappeln im wind. das bewegen der pappeln, und der wind ihre arme ihr haar dazu. wo die ruhe ihrer augen. wo der weg im sand vom wasser weg und die pappeln hinter sich.wo der weg vom feldweg zum waldweg. die fichten dürr und in reihe gestellt. die fichten tief, die stadt entblößt.

aber ihr die stimme dumpf: dass alles feld, jeder baum, alles einer berechtigung - -

und die finger den waldboden tief.

und die finger einen zapfen.

und die nase den harz.

und sie sich herunter, die augen im gegenüber, die augen nah und die härchen ihrer arme. und in ihrem näher, auszuweichen dem erstaunen dann vibrieren lässt auch mich das braun ihrer augen haare zu einem punkt ihrer stirn der das wasser den wind das haar in sich und mich und eine träne dann der haut wie einer verbindung bei. von minuten und stunden und tagen. vom morgen zum abend. angehalten. bis ihr langsames zurück ihren augen das lächeln ihren armen die härchen sich, unterschieden, wie von einem neuen an - -

und der wald den bäumen die wurzeln blank. wo ihr die füße nackt, die augen. ihren händen die wiesen der wald. hände arm verzicht. und der wald sich aus seiner verlassenheit, dem weit eines weihers. dem weiher die sonne, dem weiher der morast. der morast die füße, das wasser die brust, die sonne die köpfe, die hände das wasser flach. wo jemand am ufer, dem geschrei der vögel und wir den geräuschen kommend gehend jedes einzelne – wie es durch die sonne den weiher die fichten. dem wasser unberührt. dem wasser nur die haut, auge dem auge, dem atem die nähe. dem atem vertraut. die nähe haut in haut, dem atem schnell, dem zittern der haut, jedem geruch. aber der haut schon der abend, der haut schon ein anderes und das wichtigste nicht zu erinnern.

und ihren augen dann: die weite dem verzicht, in jeder einzelheit, dem aufgelösten tag. und sich nichts verstellt. der sicherheit hierher und ihre augen dann entfernt - sich wer wohin gehüllt – lässt mich der stadt zurück - -

und ihre stimme dann schon dünn, dass der sommer einem manchmal unendlich, aber dass er ein faden, dessen ende ganz sicher - - und ihr schatten dann von den scheunen im stein. wo den schwalben der abend. den schwalben die scheunendächer die bögen enger. und der bahnhof vernagelt, vom fahrscheinautomaten ersetzt. wo das abendgelb dem morgen recht, dem abgelaufenen tag ins bild. wo das abendgelb die häuser tief, jedes gartentor jeden zaunpfahl dem eigenen ende vor. dem beton dem stahl dem dreck. lässt das abendgelb sie noch kurz erreichbar scheinen. bis das dämmern dem tag. und das dunkel schnell, die stadt von vorn. damit die nacht in ihrer teilnahmslosigkeit darüber hinweg - - -

 

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Christoph Michels

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freiTEXT | Christoph Michels

in schnitten

die scheibe herunter, zum ineinander, kreuzend, sich verflechtend, im immer neuen, und von allen seiten, damit kein blick dahinter. in diesem rauschen, das sich monoton, seit stunden, legt es sich grau, als ob nie wieder etwas anderes - -

ein lkw, der langsam näher, zum dröhnen, im nebeneinanderher und wie angehalten:

der fahrer, angezogenes knie, aufgestützter ellbogen, hält er eine kippe, der rauch senkrecht. sein grauer bart, der tatoowierte oberarm, die augen geradeaus. plüschwürfel an der windschutzscheibe. und der rauch senkrecht und er unbeweglich, jeder in seinem.

scheibe still asphalt regen wimper angst, fließend, gespiegelt, zerschnitten.

und der wald sich dann doch, hinter der leitplanke, im flimmern, baum neben baum gestellt, im berechneten, ihre reihen, endlose reihen und alles in ihre struktur:

wald felder windräder, ein dorf, zur unvorstellbarkeit verflacht, die wiesen von hecken getrennt, ein tankstellen-hinweis auf einem anhänger in ein feld gestellt, reihen aus solarpanelen, schwarz zu silber, im vorbei, nebeneinander aufgereihte kühe.

zwei rehe, mit gesenkten köpfen im zerregneten gras, als ob auch sie dort hingestellt.

der versuch den blick zurück, der sich dann im flimmern der leitplanke und erst im horizont der felder wieder still.

als der bus bremsend, gekurve, betonklötze und der regen jetzt senkrecht die scheibe, das grau zerschneidend, der sich zusammenziehende blick, zum stechen ins hirn.

anhalten anfahren anhalten, „keine pause, gleich weiter, dankeschön“, aussteigende die in den gepäckfächern, dann durch die wartenden. einsteigende lassen andere auf dem parkplatz, in ihrem flach, das immer gleiche, sich kein name im beton.

die ruhe dann, als jeder auf seinem platz, dass sich die stadt noch immer im kopf, in jedem ihrer geräusche, verschachtelt, nicht mehr auseinander, zum hintergrund – dann vom anfahren geschluckt.

und der asphalt sich wieder, in seinem geradeaus, im ewigen hintereinander der autos, lastwagen, die sich zu viehtransportern, tanklastern, kühlwagen, reisebussen und die lichter des gegenverkehrs in der windschutzscheibe zerstreut, zum ungefähren – eine autobahnbrücke in weitem bogen und die vergangenen tage dann entfernt, jeder von ihnen zur anstrengung, als ob kein einziger mehr möglich. //

schon lange gefallene blätter, die unter den platanen, den zusammengeklappten sonnenschirmen, auch sie schon lange, und das laub, über das kopfsteinpflaster geweht, um diese skulptur, die dort, in der mitte des platzes: tanzende vor einem klavierspieler. grau in grau. laub. regen. nur wenige, die unbewegt, als ob es genauso vorgesehen, und ich mit ihnen, langsam zum teil dieses platzes, jeder in seinem, nicht anders zu denken, wo das licht, wo das grau, hin und zurück getauscht, die gleichzeitigkeit jeder sekunde und der platz im regen und der nachmittag ein ende.

nur das holz des tisches. und wie sie die weiße porzellantasse und sich dann wieder hinter den tresen stellte. blicke, die näher. und die kaffeetasse und im regen gingen welche über den platz und waren unvorstellbar. und dazwischen dieses, das sich nicht, nicht in ihr stehen. wie ich weggefahren, wie ich zurückgekommen war. wie köpfe über pappbechern, mateflaschen, kein gesicht, die augen ins grau, auch das so vorgesehen.

am gesundbrunnen war er eingestiegen, hatte sich neben mich gesetzt. das türkis seiner jacke im augenwinkel. dann mir gegenüber, sein kinn, das sich spitz aus seinem gesicht, abgezehrt in falten, adern, die sich über seine stirn, seine haare dünn und zerschwitzt. er trug eine zerrissene jeans und diesen türkisenen anorak, die zu langen ärmel, die ihm über die hände. als sein blick meinen und das grün seiner augen, wie direkt es, aus diesem gesicht heraus, überdeutlich, „you have a good soul“, in einem klar, wie es dort zwischen uns. andere schauten herüber, ein stehender drehte sich um, ohne dass er seinen blick von mir, „you know, i come from a planet where everything is green, everything” und irgendetwas an ihm, seine augen verändert, das grün, tiefer vielleicht, saß ich, ohne es zu verstehen, in den blicken der anderen, in seinem. er zog eine bürste aus seinem leinenbeutel, den grünen plastikgriff einer bürste ohne borsten, hielt er ihn mir, langsam kreisend, vors gesicht, mit konzentrierten augen, die kein einziges mal von mir, „ihre seele ist rein – gute menschen sind selten geworden“, er lächelte, steckte die bürste zurück und seine augen dann nachdenkend: „ich kam nicht alleine, ich kam mit einem jungen, der heulte wie ein wolf – er konnte ein stein sein, ein see, oder ein baum, er konnte jeder vogel sein. seine augen waren genauso grün wie meine, aber er ging nur rückwärts. er sagte, dass wir beide gemeinsam so alles sehen könnten. ich habe bloß noch seinen seinen seelenvermesser. he is the moon – – .“ als er mit zusammengekniffenen augen in seiner tasche, ein klapphandy, es dann zurück: „sie werden bald anrufen – jedes jahr rufen sie an, die philharmoniker, weihnachtssaison – meine stimme ist von einem anderen stern, sagen sie“ und sein lachen, die weißen zähne, die aufgerissenen augen, sich immer weiter, in dieses grün. und er zog eine lesebrille, einen zerknickten zettel aus seinem beutel, die brille umständlich aufsetzend, stand er dann, sich räuspernd, den blick über die brille ins leere, fing er an zu singen. fröhliche nacht. wie er dort in der mitte des wagens, in den blicken der anderen, geflüster, gelache, aber er weiter sang, die brust herausgestreckt, den kopf erhoben, sang er es zu ende. und stand, noch immer, im rattern der bahn und seine augen noch einmal auf mir: „take care, my son“. er gab mir die hand und stieg aus. und die leere, unter ihren blicken, versunken, in enge und ich stand dann an einem bahnsteig und wusste nicht, weshalb ausgerechnet dort. ich erkannte es wieder, aber das grau des bahnsteigs war wie in papier gewickelt, jeder stein, jeder mülleimer, alles entfernt. ich ging treppen herunter, oder hoch, stand vor einer straßenlaterne, um jeden einzelnen aufkleber, jede vermisstenanzeige, jeden abreisszettel, aber die buchstaben waren nur flimmern. die hauptstraße herunter, die von den bahnschienen zerteilt, lief ich vom bahnhof weg. das durcheinander der autos, im gehupe, aber auch das nur entfernt, wie in den worten eines anderen, die fassaden, die sich über dem gehweg, der immer breiter, jeder in seiner entfernung, war unerreichbar geworden. ein backshop, der früher ein gemüseladen, dann zehn meter weiter dieser gemüseladen. und konnte in keine der seitenstraßen, hätte es von oben, wie eine straße in die nächste, um einen anderen weg zurück zu finden. unvorstellbarkeit, diese straße, diese stadt, in welchen gedanken. die augen im starren festgehalten, als eine alte, die in einer mülltonne wühlend, sich dann zu mir: „hier, weitergehn, weitergehn alter – sonst kriegste nochn arsch voll heute, weitergehn“ und sich erst dann der blick lösend und sie sich wieder zur mülltonne.

und ich ging denselben weg zurück, nahm die bahn, köpfe ohne gesichter, jeder könnte jeder, wie sie sich im grau – und stand dann auf demselben platz, von dem aus ich losgefahren war, stand, als ob es das erste mal. aber der backshop und der alte, der neben dem eingang, mit seinem hund, in decken gewickelt. das kleingeld, seine hand gekrümmt, zerfurcht, er bedankte sich leise – es war so vorgesehen.

von raum zu raum zu gehen, ohne dabei irgendetwas hinter sich, ohne irgendein bild, immer wieder in neuem, gegen jeden schnitt.

und ich ging, quer über den platz, längst gefallene blätter, im regen und das gelb und ich ging hinein. ihr bild in der scheibe, das sich vor das grau des platzes, als ob kein bild mehr außerhalb, jedes nur noch aus mir heraus, in geschlossenen augen, sich eines ins nächste. kaffeereste, eingetrocknet. und sie stand noch einmal neben mir, nahm die tasse und sagte etwas vom grün, vom winter. mit einem blick, in dem etwas unentschiedenes und ich konnte sie verstehen. aber was, in welchen worten, in dieses stehen, ließe sich nichts ändern.

das holz des tisches und der wind den regen gegen das fenster, das langsam beschlagend, und weiter auf sich begrenzt, zu aussichtslosem, ging ich dann. noch einmal den blick, aber nur noch die umrisse sitzender, verschwommenes, sich fremd und unvorstellbar und auch sie, unwahrscheinlich geworden. //

der regen jetzt seitlich, gegen die scheibe klatschend. wie vergessenes, das losgelöst und zusammenhangslos, sich jetzt zurück. von stein zu stein. keine einzige mauer. und doch jeder stein, vorgesehen. in jedem bild, dieses reisens, ständig sich und nirgendwo, nur der erste gedanke: für immer verloren.

strommasten, die dunkel aus den feldern heraus, enten, die zu weißen flecken, die dämmerung sich in den bus, zu gespiegeltem, sich vor alles näherkommende, das zu bekannt noch, doch zerschnitten, jeder raum gesehen, jedes bild, jedes wort, ist wahllosigkeit.

jemand fängt an zu husten, ein telefon klingelt, der langsamer werdende bus.

und kein weiteres wort mehr hören zu können. //

 

 

Christoph Michels

 

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Unsere Affinität zu slawischen Sprachen rührt nicht von irgendwo her: Seit den Anfängen unserer Arbeit als Zeitschrift kamen wir des Öfteren mit Autor*innen in Berührung, die östlich der Salzach ihre ersten literarischen Schritte unternahmen und mittlerweile in Ländern wie Slowenien, Tschechien oder Serbien feste Größen in ihren heimischen Literaturszenen sind. So wie etwa der preisgekrönte und in dieser Ausgabe von BABEL vertretene, slowenische Dichter Uroš Prah, mit dem uns auch das Zeitschriftenwesen verbindet (Uroš war jahrelang Redakteur der in Slowenien äußerst populären Literaturzeitschrift IDIOT). Daneben schätzen wir sehr die Arbeit von Übersetzer*innen wie Patrick Valouch, der nie müde wird, uns die spannendsten neuen Autor*innen aus Osteuropa in eigener Übersetzung vorzustellen. Dass sich in dieser Ausgabe ein Holländer eingeschlichen hat, sei jetzt mal dahingestellt – auch Holland liegt ja schließlich östlich vom Meer.

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  • Volha Hapeyeva – жыву […] / Ich wohne […] (Belarussisch)
  • Katsjaryna Makarewitsch – мора? / das meer? (Belarussisch)
  • Uroš Prah – jutro ob bazenu / Ein Morgen am Pool (Slowenisch)
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  • Uroš Miloradović – Svaka stolica […] / Jeder Stuhl […] (Serbisch)
[foejәtõ]

„Lyrik ist unproduktiv“ titelt Lisa-Viktoria Niederberger in ihrem Leitartikel des neuen [foejetõ]. Welche gesellschaftspolitische Kraft Lyrik hat – und was deren Aufgaben sind – darüber spricht Tristan Marquardt im Interview über die Festivals Fokus Lyrik und ULF, das Unabhängige Lesereihen Festival. Und dann stellt uns Jonas Linnebank die Literaturszene von Köln genauer vor – inklusive Fleischhammer.

Kreativraum mit Katherina Braschel

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