10 | blumenleere

relativ spaet doch noch eltern geworden

der wunsch zog sich durch turbulente jahre
zwischen reisen & frust arbeit selbsterfahrung
wohinter langsam meine komplexe erloschen
aber keine chance ihn real werden zu lassen
kein mensch der bereit dazu gewesen waere
bis ploetzlich nach dem zenit des erbluehens
eine alles veraendernde begegnung liebe halt
die karten neu mischend das leben umformte
gerade als unmerklich schon mein rueckzug
einsetzte & ich mehr & mehr begann eigene
einstmals beschrittene wege zu reflektieren
statt andre zu erfinden & dadurch zu finden
ja genau & nun wohnen wir zwei zusammen
mit ebenso vielen aeuszerst jungen kindern
das groeszte uns vorstellbare glueck welches
allerdings zugleich saemtliche unsrer nischen
fuer ruhe sowie akkumulierte zeitraubende
leidenschaften hobbies faulenzen dezimiert
o tagtaeglich konstatieren wir ein schwinden
unsrer kraefte & blicken durchaus mit furcht
gen zukunft werden wir es wirklich schaffen
ihnen zaertlich & stabil hilfestellung rueckhalt
& auch einfach zahllose schoene erinnerungen
zu ermoeglichen oder lasten wir ihnen buerden
auf hindernisse & tiefergehende verletzungen
narben denen sie irgendwann dann erwachsen
ohne ihre schuld rechenschaft zu tragen haben
sicher only time will tell vorweg jedenfalls
nutzen wir das angebot kultureller erguesse
& feiern innen halb blosz ueberzeugt auszen
die maske der verstellung ihretwegen zeigend
was die sozialen ueblichkeiten uns massenhaft
einfloeszen in der hoffnung solche tradierten
gefaengnisse & zwaenge zumindest huebsch
genug auszuschmuecken dass sie sie vielleicht
eine geraume weile lang fuer freiheit halten

 

blumenleere

 

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6 | blumenleere

in memoriam auf repeat

jahr fuer jahr ruecken wir ihm ferner
jenem griswald-weihnachts-slapstick-
horror den wir einst ja als blaupause
unserer eigenen festtage betrachteten
unsere winterbaeuche zum erbrechen
mit plaetzchen gefuellt quasi auf hold
sozusagen abruf erwarteten wir dann
die action den trubel eines aufgeregt
irren familienfestes voller ereignisse
bis in die knochen rein tragikomisch
genug irritationen um uns nachhaltig
stoff fuer gespraeche & alptraeume
zu bescheren nun ein sehr sonderbar
anmutendes relikt aus einer fremden
aera weil wenn wir jetzt vernetzter
feiern konzentrieren wir uns gleich
von anfang an aufs kommunizieren
eines sorgsam aufgearbeiteten plots
mit snapshots & comments garniert
unsre faden existenzen meliorierend
statt uns hilflos & ziemlich isoliert
kategorischer auf uns allein gestellt
dem monstrum perfider traditionen
ausgeliefert zu sehen & es dennoch
letzten endes heldenhaft zu besiegen
da uns was andres nicht uebrig blieb

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blumenleere

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