freiVERS | Andreas Hippert

Inkarnation

Mit Schwung
spannt der Turmfalke
über flüchtiger Feldmaus
den Bogen.
Zischend,
pfeilt
er hinab
auf die
Stoppelzeile.
Die Rückennaht trennt er,
den Felleinband schlägt
krallend er auf
Eingeweide durchblätternd
stößt er
vor
zum pulsierenden Herz.

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Andreas Hippert.

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23 | Andreas Hippert

Alter

Im Apfelgarten
von den Jungbäumen
unbeachtet
die er seit Äonen
unter den Fittichen seiner Äste behütete
unscheinbar
zwischen der Blütenpracht
der prallenden Bäume
stand er
in seinen fruchtlosen Jahren
unsichtbar geworden
viele Winter lang
bevor ihn
das Eis zerbrach.
Darniederliegend
erblühte er
letzte Äpfel.

 

Andreas Hippert

 

Das Advent-mosaik, dein literarischer Begleiter durch die Vorweihnachtszeit.
Täglich darfst du ein neues Türchen aufmachen:

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mosaik30 - heute wird gegrillt

mosaik30 - heute wird gegrillt

Verlassene Körperhüllen
  • Johanna Hühn – Ich könnte mich entscheiden,
    die Wiese als Bibliothek zu betrachten
  • Lisa James – Schläfrig satt
  • Marianna Lanz – nackt
  • Luisa Nöllke – 34 tote Rehe
  • Andreas Hippert – Walden
  • David Misch – Waldläufer
  • Manfred Kern – Zum Kuckuck
Keine Tischmanieren
  • Stephan Pfalzgraf – die allegorien
  • Roman Markus – Wurst im Glas
  • Viktoria Edler – inbetween
  • Barbara Rieger – Binge Loving
  • Christine Steindorfer – Als der Schreiber Hans mit dem Traktor
    fuhr und ins Nachdenken kam
Wie Fluchttiere
  • Anne Klapperstück – Die Unmöglichkeit einer Mutter
  • Luka Leben – Verirrt
  • Dorina Marlen Heller – Miniaturen eines Wunders
  • Anna Stadler – Wo die Katzen leuchten
  • blume (michael johann bauer) – auf dem trocken=nassen weg
  • Aline Wollmer – Hinter den Dünen in der Kuhle

BABEL

  • Zoltán Lesi – Cipökereskedö/Schuhhändler (aus dem Ungarischen von György Buda und Xaver Bayer)
  • Dino Pešut – Gej Kultura 1-10/Gay Kultur 1-10 (aus dem Serbo-Kroatischen von Maša Dabic)
  • Sladana Simrak – Kada naide Naculjim uši/Wenn er vorbeikommt, spitze ich die Ohren (aus dem Serbo-Kroatischen von Jelena Dabic)
  • Ana Ristovic – U Prolazu/Im Vorübergehen (aus dem Serbo-Kroatischen von Marko Dinic)

Kunstbeilage von GRUPPE 19

[fœjətõ:] / Kulturszene

  • Interview mit Smashed to Pieces
  • Rezensionen: [kon]paper No. 5, moor magazin 6, Hafenlesung 18, ‚wo warn wir, ach ja:‘ (Robert Prosser, Christoph Szalay), ‚Kintsugi‘ (Miku Sophie Kühmel)
  • Bericht vom Vernetzungstreffen unabhängiger Literaturzeitschriften
  • Kommentare/Kolumnen von Raffael Hiden, Peter.W.

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freiVERS | Andreas Hippert

Analogie

Eingerollt
die Ringelnatter
reglos
in der Stille
des Sandsteinbruchs.

Vibrierend
die Mücke im Genick
den Bohrer ins
Schuppensediment
treibend.

Aufsteigend
hinter der Natter
die Abbruchkante
eine rohe Wunde
im Berg.

Andreas Hippert

 

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mosaik27 – Grakughch.

mosaik27 – Grakughch.

INTRO

Über das Gefallen zu schreiben ist ein schwieriges Unterfangen. Über das Gefallen in der Kunst zu schreiben ist ein unmögliches Unterfangen. 270 Wörter haben auf dieser Seite noch Platz – das geht sich aus!

„Sie betrachtet sich selbst, ihr Gesicht, das ihr irgendwie fremd vorkommt. Die Arme wirken künstlich platziert. Das muss sie das nächste Mal anders machen.“ – Bastian Kresser

Wir sehen uns schon mit Fragen nach der Schönheit des Covers dieser Ausgabe konfrontiert. Warum habt ihr so ein ekelerregendes Cover gewählt? Manchen wird es (trotzdem?) gefallen, andere werden sich damit zufriedengeben müssen: Weil.

Jetzt diskutieren wir aber vor jeder Ausgabe über hunderte literarische Kunstwerke und entscheiden uns für eine Handvoll davon. Persönliche Geschmäcker sollten bei dieser Auswahl außen vor gelassen werden, brechen selbstverständlich ständig durch. Es ist allerdings eine schwierige Gratwanderung zwischen gefallen und gefällig. Letzteres geht anscheinend in der Kunst gar nicht. Und so wählt man Texte aus, die nicht gefallen – und andere nicht, die es tun. Und zack! sind wir in der Diskussion, was Kunst leisten soll/ kann/darf/muss.

„Ab und zu mag ich es auch mal, Dinge nicht zu verstehen!“ – Peter.W.

Und gleichzeitig fühlt man sich ständig in einer Rechtfertigungsschuld: Warum dieser Text, aber nicht jener? Auf diese und ähnliche Fragen antworten wir mit für richtig empfundenen Argumenten. Doch manchmal wissen wir selbst nicht, warum wir Entscheidungen auf bestimmte Weisen treffen – in der Retrospektive wird das erschreckend deutlich. Vielleicht muss man sich eingestehen, dass die Kunst den Argumenten manchmal voraus ist: Was man mit Logik (noch) nicht in Worte fassen kann, das geht durch Kunst oft besser.

„Wonach Schatten schmecken? Er lacht. Nach Staub natürlich. Man müsse ihn verwandeln, darin liege die Kunst.“ – Marlene Gölz

Warum hier dieser Text steht und kein anderer? Weil.

Euer mosaik

Inhalt

Lichtwellenleiter
  • Katharina Körber – Menschen
  • Markus Grundtner – Da sucht einer sein Glück
  • Natalia Breininger – Entropie
  • Babet Mader – Suppengrün
  • Jörg Kleemann – Aus dem Stand
Bodentreppen
  • Mariusz Lata – nicht mehr sein
  • Sigune Schnabel – Mein Leben trägt Bürokleidung
  • Ann-Christin Kumm – Wird grün, wird gelb
  • Marcel Pollex – Die Baustelle
  • Johanna Müller – Das Leuchten der Hemdkrägen bei Nacht
  • Andreas Hippert – Graureiher
Fernsehbilder
  • Peter Paul Wiplinger – Du böses Kind
  • Bastian Kresser – Fältchen aber keine Falten
  • Wolfgang Wurm – Beschämt; drei, zwei, eins
  • Markus Leitgeb – Keine Zugfahrt
  • Marlene Gölz – Schattenschlucker
Kunststrecke von Molly May Lewis
BABEL – Übersetzungen
  • Gatuduvan – Det blixtrar till ibland / Es blitzt manchmal auf – En stilla eftermiddag i september / Ein stiller Nachmittag im September
  • Jelena Anðelevski – Panter zna da ste ga otrovali / Panther weiß, dass ihr ihn vergiftet habt
Kolumne
  • Peter.W.: Hüte aus Fischhaut, Hanuschplatz #14
Essay
  • Samer Schaat – Fragilität der Welt
Buchbesprechung
  • Thomas Ballhausen: Obdach für Gespenster
Interview
  • „Das muss man mal so knallhart sagen.“– Marko Dinic beim Halleschen Dichterkreis
Kreativraum mit Niklas L. Niskate