Nachts

Nachts werden die Babys von Ratten
gebissen
ist der Titel dieses Artikels über Flüchtlinge
auf Samos (da war ich auch schon mal, als ich noch ein unschuldiges
Kind war, in meinen Sommerferien).
Eine Hebamme erzählt von Frauen und Kindern,
die auf dem langen Weg zur Toilette vergewaltigt werden,
und der einzige Weg sich zu schützen, ist es,
einen Eimer zu kaufen.
Doch die Hebamme und andere Helfer
haben nun eine weitere Toilette gebaut,
eine, für 100 Menschen,
und die ist schmutzig und der Abfall
zieht Ratten an und die Ratten ziehen
Schlangen an, die seien nicht giftig,
immerhin,
aber die Ratten, die beißen eben nachts
die Babys und ich denke daran,
dass ich vor dem Einschlafen einfach keine
Nachrichten mehr lesen sollte.
Und all das hier (und noch mehr)
stand ziemlich genau so in diesem Artikel,
ich weiß,
das reicht nicht für ein Gedicht,
aber ich muss diesen Artikel irgendwie
loswerden,
und zu bestimmen, wo
die Zeile bricht,
gibt mir ein Gefühl der Kontrolle
und der Ordnung,
damit ich gleich gut schlafen kann,
während nachts an anderen Orten
Babys von Ratten gebissen werden.

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Dominic Röthlisberger

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