Geranien hegen im Auge des Sturms

Die Welt
war ein lindgrüner Acker.
Mehr Farbe als Frucht.
Auf ihm der Weizen
mehr Licht als Korn.
Geschlossene Geranienblüten
sonnten sich in seinem Schatten.

Über den Ulmen
glitten weiße Tauben
mit purpurnen Kehlen,
die gurrten blassrosa
über dem Vieh,
das in den Norden strömte:
hin zu fragilen Gliedern
einer heiligen Ordnung,
die zerbrach, verschmolz
und wieder zerbrach.

Die Welt
ist ein leeres Blatt
auf einer schneebedeckten
Hemisphäre.
Ein weißes Gesicht
im mäandrierenden Fluss.

Wandelnde Gestalten
zwischen Lamm und Lindwurm
füttern die Tauben
mit dunklen Oratorien,
beschwören den Wind,
der die Farben birgt
und die Ulmen krümmt
im eigenen Grün.

Verweilen weltlos
am Ende der Landschaft.
Hegen Geranien
im Auge des Sturms.

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Alexandra Regiert

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