Noch heute ins Morgen

 

Wie ein Amseljunges
zum Flugtraining
aus dem Nest purzelt,
von der Familientafel
in den nächtlichen
Regionalzug gestolpert.

Müdigkeit klebt
an den Sitzen
wie Bierspritzer
am Linoleumboden.

Minuten dehnen sich
wie Kaugummi, der sich
an Schuhsohlen festkrallt.
Sprachen blubbern
wie die Verdauung
des Festessens im Bauch.

Trägheit drückt
ein kratzendes Stirnband
ins Gesicht
beim Gähnen.

Unsichtbar rauscht
draußen der Wald
vorbei. Verdeckt.

Das Ziel versteckt
sich im Dickicht
hinter der Nacht.

Alle wollen nur:
ins Heim, ins Bett,
in Sicherheit – doch die
läuft uns davon.

Der Bummelzug jagt sie,
meint sie zu finden
an jedem Dorf-Haltepunkt.
Chipstüten knistern,
Köpfe träumen von Lagerfeuer.
Handys fragen klingelnd:
„Wo steckt ihr?“

Amseljungen schlafen jetzt,
mutig und satt,
bereit für den neuen Tag.
Der Zug rollt ihm entgegen,
fährt stetig bremsend hinein.
Wir sind noch heute im Morgen.

 

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Peggy Lohse

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