freiVERS | Charlotte Florack
bis in die glieder reicht der wald ist ein feld aus senkrechten inzwischen schläft der abend ein atmen während die stuben sprechen und aus den fenstern eingelöstes licht das bekannte ist blind, wie…
freiTEXT | Leh-Wei Liao
Ein Vogel, der seinen Käfig sucht Die Bahnhofshalle ist leer. Meine regennassen Sneaker quietschen auf ockerfarbenem Kautschukboden. Vor meinen Füßen fliegen dicke Tauben davon. Es ist Sonntagmittag.…
freiVERS | Selin Erdogan
ruhige schreie I. meine beine brechen meine rippen, sie brechen blau sehnsüchtig die freiheit fordernd aber haut in kleidung so sanft der schein II. laufen mit gebrochenen beinen, du siehst es nicht…
freiTEXT | Mattia Avoledo
Frösche : Wülste rrra – rrrrrrrrö – rrre – rre – meeh – rrere Gurren, Schreien, Schnarren : ein heller Falz schiebt sich die Wand entlang, die Rechte nur ein Ärmel, die Linke hält einen Glitzerstein…
freiVERS | Natalia Sadovnik
Kiewer Konjunktiv Mit gemischten Gefühlen tauschen wir flüchtige Substanzen: Blicke, Luftschlösser, Frostschutzmittel. Atmen die Zimmerluft ein — in diesem Land weiß man nichts von Stoßlüften. Es…
freiTEXT | Katharina Unteutsch
Mint Es gab eine Zeit, in der ich mich von einer Fernsehwerbung für koffeinarmen Kaffee verfolgt fühlte. (Ich möchte schreiben: obsessiv verfolgt, aber kann man sich obsessiv verfolgt fühlen?) Ich…
freiVERS | Noha Abdelrassoul
Ziellose Wanderung I. Kleine Flasche Wasser, Nutella-Glas, andere Gegenstände, die ich von meinem Platz aus durch die Gitter des Korbs unter dem ledernen Sitz eines Rollators nicht erkenne. Eine…
freiTEXT | Jakob Hagen
Verlaufen lernen Schritt 1: Genesis du bist resultat und anfang stehen voreinanderweggenommen werden ursache und wirkung miteinander ausgetauscht wird jeder einmal mehr das leben zeichnen und du…
freiVERS | Nero Campanella
der fuchs laubfarben lautlos wie ein in den herbst gefallener gedanke schnürt er dir ent- gegen ein träger pfeil mit schnauzenspitze, ein zahn seitlich sichtbar : scheinlächeln neben dem weg (wo du…
freiTEXT | Henni-Lisette Busch
Maßnahme Ich sehe keinen Horizont mehr, sage ich. Vor uns rollt sich in den Sand die See und krause Gischt sieht ganz kurz aus wie schaumgeschlagener Stoff, platzt und versickert. Die Wellenausläufer…
freiVERS | Ferenc Liebig
Das Haus. Stillstand. (1) Das Haus ist zu groß für einen, der seinen Lebensbaum längst gefällt hat, um Brennholz für den Winter zu haben. Aber groß wäre es auch, wenn man nicht einsam wäre, inmitten…
freiTEXT | Thea Mantwill
Wurm Neulich wachte meine Freundin, die in ihrer Freizeit Bäume zu fällen pflegt, neben dem Mann in ihrem Bett, das bis zu dieser Minute ebenfalls seines gewesen war, auf und stellte fest, dass sie…