wenn man nachts das wasser einfangen geht

das lehmhaus birgt beinahe jedes
grundelement

feuer in seinem gussofenherz

luft, die durch fenster und türen …

erde, aus der es gebaut

nur wasser fließt keines
in seinen adern

läuft aus keinen trauten hähnen

läuft vielmehr draußen herum wie
ein wildes tier –

man muss es einfangen
gehen, mit klirrendem
kübel, hangabwärts
wie über eine kellertreppe

in einen keller unter sternen
und wolken

wo das finstere teichfass lagert

wo die quelle im ökoton
verwahrt

zwei steinerne stufen
der schein der laterne
muss es auffangen gehen
mit klirrendem kübel
muss geduldig sein
muss dem plätschern lauschen
das zuerst tief, dann immer
höher, bis es zu zwitschern
beginnt
muss es zum richtigen zeitpunkt …

zu mitternacht
wenn die mondhostie auf den
gewässern schwimmt
erwacht der hastrman
am lehmigen teichgrund

rührt im wasserdunkel um
schwer wie ein welsleib

er sieht mich verschwommen
auf den steinernen stufen
sitzend das wasser
auffangen
ich sehe ihn nicht

neben mir
leuchtet das schnitzkürbishaus
augen und mund durch
die baumschwarze luft

im hintergrund bellen die
dörfer

eulen, geschnäbelte
geister
chiffrieren die stille der nacht

ich sitze und lausche

ich zähme das wasser

im kübel ist ein teich
gewachsen

ein kegelstumpfförmiges zwergengewässer

das ich am henkel
den hügel hinauf
durch den zirpenden garten
ins hexenhaus schleppe

die schöpfkelle gräbt
eine lache heraus

ich trinke
ein bach füllt das bett
meines körpers

der kübelteich spiegelt
den raum

 

Georg Großmann

 

freiVERS ist unser Wort zum Sonntag.
Du hast auch einen freiVERS für uns?
schreib@mosaikzeitschrift.at

<< mehr Prosa | mehr Lyrik >>