wenn man nachts das wasser einfangen geht
das lehmhaus birgt beinahe jedes
grundelement
feuer in seinem gussofenherz
luft, die durch fenster und türen …
erde, aus der es gebaut
nur wasser fließt keines
in seinen adern
läuft aus keinen trauten hähnen
läuft vielmehr draußen herum wie
ein wildes tier –
man muss es einfangen
gehen, mit klirrendem
kübel, hangabwärts
wie über eine kellertreppe
in einen keller unter sternen
und wolken
wo das finstere teichfass lagert
wo die quelle im ökoton
verwahrt
zwei steinerne stufen
der schein der laterne
muss es auffangen gehen
mit klirrendem kübel
muss geduldig sein
muss dem plätschern lauschen
das zuerst tief, dann immer
höher, bis es zu zwitschern
beginnt
muss es zum richtigen zeitpunkt …
—
zu mitternacht
wenn die mondhostie auf den
gewässern schwimmt
erwacht der hastrman
am lehmigen teichgrund
rührt im wasserdunkel um
schwer wie ein welsleib
er sieht mich verschwommen
auf den steinernen stufen
sitzend das wasser
auffangen
ich sehe ihn nicht
neben mir
leuchtet das schnitzkürbishaus
augen und mund durch
die baumschwarze luft
im hintergrund bellen die
dörfer
eulen, geschnäbelte
geister
chiffrieren die stille der nacht
ich sitze und lausche
—
ich zähme das wasser
im kübel ist ein teich
gewachsen
ein kegelstumpfförmiges zwergengewässer
das ich am henkel
den hügel hinauf
durch den zirpenden garten
ins hexenhaus schleppe
die schöpfkelle gräbt
eine lache heraus
ich trinke
ein bach füllt das bett
meines körpers
der kübelteich spiegelt
den raum
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