mosaik28 – Dass alles immer weitergeht
mosaik28 – Dass alles immer weitergeht
INTRO
Dass alles immer weitergeht, dafür braucht es viele Dinge: Als erstes bedarf es Autor*innen und Künstler*innen, die etwas zu sagen haben und dies auch im Format einer Zeitschrift wie der unseren tun möchten. Dann braucht es Menschen „hinter den Kulissen“, die dafür sorgen, dass die Beiträge gesichtet, diskutiert, ausgewählt, zusammengestellt, korrigiert, grafisch aufbereitet und in ein Gesamtkonzept gebracht werden. Es werden Mails geschrieben, Telefonate geführt, Pläne geschmiedet, zwischendurch verworfen und am Ende doch irgendwie eingehalten. Es braucht Räume, die in diesem Prozess vereinnahmt werden (siehe Kreativraum auf der letzten Seite), Ideen, Ziele, Visionen und auf dem Weg dorthin auch einige Kompromisse.
Es braucht Menschen, die für das Ergebnis brennen, die die Zeitschrift lesen, andere dazu ermutigen, es ihnen gleichzutun. Menschen, die uns auf vielfältigste Weise unterstützen. Und es braucht (in einer Welt wie dieser: natürlich) auch Geld.
Ehrlicherweise muss man sagen: Es braucht verdammt viel Geld. Und es braucht verdammt wenig Geld. Je nachdem, wie man es betrachtet. Wenn man mal ehrlich kalkuliert (siehe Seite 2), merkt man schnell: Eine Zeitschrift wie diese ist kaum bezahlbar. Wir sind vor acht Jahren allerdings mit einer Mission gestartet: Literatur für die, die sonst weniger oder kaum oder keine Literatur in die Hände bekommen. Darum war und ist die Zeitschrift mosaik kostenlos erhältlich.
Wer wissen möchte, wie das möglich ist, kann sich auf Seite 2 die Kalkulation ansehen, die Logos der Fördergeber darunter betrachten und hier im ersten Absatz nachlesen, welche Arbeiten alle unentgeltlich geschehen.
Warum wir das schreiben?
Ob wir Mitleid wollen? Bitte nicht. Wir haben ein unfassbares Privileg, etwas machen zu dürfen, das uns begeistert.
Ob wir Geld wollen? Wenn uns jemand unterstützen möchte, freuen wir uns natürlich sehr. Das ist allerdings kein Spendenaufruf oder Ähnliches. Nicht alles, was einen Wert hat, muss auch einen Preis haben. Es geht uns schlicht um Bewusstseinsbildung. Wir sind nur ein Beispiel von vielen. Neue Zeitschriften entstehen (siehe Seite 69), andere verschwinden, einige begleiten uns weiterhin auf unserem Weg. Wir leben in einer Gesellschaft, die Dinge mit einer Zahl und einem Währungssymbol dahinter verbindet. Diese Zahl für das mosaik einmal aufzuschreiben ist ein erster Schritt in Richtung Transparenz.
euer mosaik
Inhalt
Die alleinige Regie
- Katharina Körting – Großer Bahnhof
- Stefan Heyer – Januar
- Simon Stuhler – Charms
- Konstantin Arnold – Mammon
- Katharina Wulkow – Hotelstaub
Zu zart zum Schlagen
- Marina Büttner – Der Mantel
- Sophia Fritz – Die sieben Totsünden
- Harald Kappel – Bang Bang und das ganz normale Glück
- Mascha Schlubach – Die Mutter
- Sonja Gruber – Kindheit am Bauernhof
Sicherheitsdienstleistungen
- Steffen Kurz – Abschluss
- Johanna Wurzinger – Leumundszeugnis
- Magdalena Sams – Die Insel / Verhagelte Bananen
- Lisa Gollub – Siebensachen
- Marianna Lanz – bienenfleißig
- Svenja Reiner – Friedrichsblau
Kunststrecke von Mark Daniel Prohaska
BABEL – Übersetzungen
- Alexander Estis (Übersetzung) – Pirozhki (anonyme Internetgedichte)
Kolumne
- Peter.W.: Ich habe ein Problem!, Hanuschplatz #15
Zeitschriftenschau
- Felicitas Biller – „Zwischenräume sollen bewohnt werden“
Buchbesprechung
- Lisa-Viktoria Niederberger – Beziehungsstatus: Wertvoll (über: Martin Peichl – Wie man Dinge repariert)
Interview
- Marko Dinić – „Da uns vieles reizt, übersetzen wir alles.“
(Interview mit Helmut Ege vom Versatorium)
Kreativraum über das Basislager Hüttenberg
mosaik22 – alles ist abgekaut
mosaik22 – alles ist abgekaut
Intro
„Wir sitzen in der Sonne, trinken Kaffee und gucken vor uns hin. Es stinkt ein bisschen, weil jemand die staubige Elektroheizung für draußen angemacht hat, damit es warm wird. Warm war es schon vorher und es hat gut gerochen, jetzt nicht mehr.“
Matrosenhunde machen den Anfang einer ungewöhnlichen mosaik. Einer Ausgabe im Zwischenstadium. Im Aufbruch begriffen. Wir fragen uns – mehr als je zuvor: Was kann Literatur leisten? Was ist die Zukunft des geschriebenen Wortes? Wohin führt die Tradition des gedruckten und gebundenen Textes? „alles ist abgekaut hier.“ – Ronya Othmann spricht uns aus der Seele: „hol die wäsche rein, sonst wird sie alt.“
Das mosaik ist in einem Übergangsstadium. Die Redaktion wurde vergrößert, das Programm um Lesereihen, Workshops, Bücher und Online-Veröffentlichungen erweitert. Die Sensibilität für neue Ansätze ist da und eure Qualität in den Texten ist Ansporn für uns, qualitativ ebenbürtig zu arbeiten. Doch wo führt das alles hin?
Das wird unter anderem in der ersten Konferenz zeitgenössischer Literaturzeitschriften – klein & laut – im Mai in Salzburg diskutiert. Wie bei Idealismus und Kulturpräkariat, der Studie zeitgenössischer Literaturprojekte, bereits herausgearbeitet wurde, führt auch hier der Weg hin zu mehr Zusammenarbeit, Vernetzung, gemeinsamer Aktionen.
„Literatur ist ein Raumschiff, das uns hilft, den trivialen Erscheinungen unserer Gesellschaft zu entkommen.“ – Pola Oloixarac
Der Blick nach außen wird wichtiger: BABEL holt diesmal Stimmen aus Slowenien und Estland in die uns bekannte Sprache und schickt vertraute Stimmen ins Italienische. Kai Hilbert holt im Gespräch mit der argentinischen Autorin Pola Oloixarac eine digitale Zukunft in ein analoges Jetzt. Und in den Texten der Autor*innen der fünften Geburtstagsfeier des mosaik wird die Fragilität der Worte der Gegenwart deutlich.
Doch was das alles zu bedeuten hat, das weiß Tibor Schneider:
„das magische. lyroplyrodon
hat gesprochen:
its all about. Porn“
.
mit:
Renate Aichinger, Carolyn Amann, Veronia Aschenbrenner, Petra Feigl, Sara Hauser, Alexander Kerber, Daniel Ketteler, Luca Kieser, Sascha Kokot, Cornel Köppel, Jonas Linnebank, Matrosenhunde, Ronya Othmann, Jessica Sabasch, Tibor Schneider, Sabine Schönfellner, Simon Stuhler, Chili Tomasson, Vasilis Varvaridis und Matthias Weglage
Übersetzungen von Texten von:
- Uros Prah (aus dem Slowenischen)
- Vesna Liponik (aus dem Slowenischen)
- Margit Lohmus (aus dem Estnischen)
- Asmus Trautsch (in das Italienische)
Mit Auszügen aus:
- KulturKeule XXII – 5 Jahre mosaik
Buchbesprechung:
- Alke Stachler: Chronographe Chronologien I (hochroth) von Kenhah Cusanit
Interview:
- Kai Hilbert mit Pola Oloixarac über ihren Roman „Kryptozän“
Kolumne
- Peter.W. – Hanuschplatz