mosaik40 - auf zehenspitzen über das parkett
mosaik40 - auf zehenspitzen über das parkett
Sommer 2023
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INTRO
„Hoffnung ist ein komisches Ding. […] Wenn du dir deine Hoffnungen genauer besiehst, wirst du vielleicht schockiert feststellen, dass sie in Wirklichkeit eine große turmähnliche Struktur aus Walknochen sind.“ (Margarita Athanasiou, aus dem Englischen von Jonas Linnebank, S. 36)
Wir setzen große Hoffnungen in diese Ausgabe. Es ist zwar eine Jubiläumsausgabe, aber irgendwie sind wir wenig zum Jubeln aufgelegt. Zum Teil liegt das sicher an politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die uns beschäftigen. Dann haben wir aber auch einiges an Arbeit, strukturieren intern um, teilen Verantwortlichkeiten neu auf, planen einen Umzug u.v.m.
„Und dann natürlich Texte, die alles vergessen lassen. Buchstaben erfühlen. Wörter im Gesamten. Es ist auch ein Einlassen, verlangt Offenheit, Aufmerksamkeit.“ (Sinnlichkeit*, S. 54)
Dieses Erfühlen, dieses Einlassen auf Texte, auf andere Lebensrealitäten und auf das jeweilige Gegenüber – das soll auf keinen Fall abhanden gehen; trotz allem Stress, Druck, Niedergeschlagenheit, Frust und was wir alle immer wieder – ob wir es wollen oder nicht – fühlen und womit wir in unserem Alltag sonst so konfrontiert sind. Rücksicht und Umsicht, die Menschlichkeit an sich, sollen uns in Tagen wie diesen nie abhanden kommen – auch wenn das bedeutet, manchmal nachts „auf Zehenspitzen über das Parkett“ (Michael Spyra, S. 24) zu schleichen.
Viel Freude mit dem Einlassen auf diese – sinnliche – 40. Ausgabe der mosaik.
euer mosaik
Inhalt
Umrandungen
Larissa Seide – Der Wassermann
Stefan Ebner – ich habe heute laut gedacht
Leonie Höckbert – Bahnansage für niemanden
Claudia Eilers – Hinter Glas
Trennungen
Sarah Hensel – Pass auf
Anna Fišerová – Aufspaltung
Lena Schätte – Husten
Muri Darida – Insomnia II
Michael Spyra – erste Inversion
Dazwischen
Charlotte Milsch – Kratzende Schleifen auf Sand
Paul Schömann – Wiedersehen
Selina Holešinsky – Die Welt von innen
Kea Lisanne Hinsch – Schneemagnetisch
Gloria Ballhause – Zäune
Kunststrecke von Levi Pritz
BABEL – Übersetzungen
Tote Körper als Handpuppen, ein Rucksack aus menschlicher Haut, ein Turm aus Walknochen, ein Gartenzwerg auf dem Kopf: Befremdlich, ja makaber, und doch hochpräzise und zutiefst poetisch sind die Bilder, die uns in den Texten der BABEL-Auswahl begegnen. In drastischer Sprache erzählen sie von Angst, Verlust und Tod, brennen sich in ihrer grotesken Metaphorik in unser Gehirn – und bleiben doch nicht ohne Ironie und sogar Leichtigkeit.
Margarita Athanasiou – Fear / Angst; Hopes / Hoffnung (Englisch)
Shai Schneider-Eilat – */* (hebräisch)
[foejәtõ]
Sinnlichkeit spielt bei der Erstellung, Erfahrung und Vermittlung von Literatur eine große Rolle. Literatur kann mit den Augen gelesen, mit den Ohren gehört, mit den Fingern erfühlt und noch auf viele andere Weisen erlebt werden. Wirken Texte, wenn sie mit mehreren Sinnen in euch eindringen, anders? Wenn ja: inwiefern? Lässt sich die Textwahrnehmung von einem Sinneseindruck in einen anderen „übersetzen“? Wenn ja: Was macht das mit einem Text?
Kreativraum mit Tara Meister
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>> Infos, Leseprobe und Bestellen
KulturKeule: Lyrik von Jetzt 3
Die wichtigsten Stimmen der jungen deutschsprachigen Lyrik in einem Band. Autorinnen und Autoren unter 35 aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein.
Die Anthologie versammelt 84 junge Lyrikerinnen und Lyriker aus einem geografischen Raum von Flensburg bis Bozen, von Basel bis Wien.
Die Herausgeber und Kuratoren Max Czollek (Deutschland), Michael Fehr (Schweiz) und Robert Prosser (Österreich) haben sich der Überschreitung nationaler Grenzen verschrieben. »Lyrik von Jetzt 3. Babelsprech« ist ein erster Versuch, neue LyrikerInnen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum einer interessierten Öffentlichkeit vorzustellen.
u.a. mit Marko Dinić, Martin Fritz (mosaik3,12,15), Irmgard Fuchs, jopa jotakin (mosaik15, S. 9), Frieda Paris (mosaik9, S. 8) Martin Piekar (mosaik15, S. 8), Rick Reuther (mosaik12,15), Tobias Roth (mosaik7,8,9,13,15), Alke Stachler, Gerd Sulzenbacher (mosaik15, S. 22)
Lyrik von Jetzt 3. Hg. von Max Czollek, Michael Fehr und Robert Prosser. Wallstein, ca. 300 S., € 19,50.
Mehr Texte von AutorInnen und Autoren finden sich im neuen mosaik16.
Name
Anstatt zu sagen, sie heisse Judith, sagte sie immer, sie verheisse Judith.
Dies ist ihr nicht unterlaufen. Es schien ihr dann, sie könne noch immer erscheinen.
Judith Keller
aufschießen einer leine
bis es, in den frühen morgenstunden, nach endlosem warten, endlich heißt, ein seil sei gefunden, verknotet, bis in den letzten strang, heißt, das durcheinander voneinander zu lösen, es wie einen gürtel zu tragen, mit ratloser hand auf der offenen schnalle, einer hand, die, zum lachen weit aufgerissen, schreit, kontext, einordnen, zwangsbasis, eine, nach der man, vorausgesetzt voraussetzung erfüllt, zum handeln verpflichtet sei, einem handeln, das sich in sich von sich unterscheide, einem handeln aus dem begriff seines urteils über sich selbst, das, zum ganzen verknotet, ein hindernis sei, eines zu lösen und überhaupt genug davon zu reden sei bereits farbe, studieren sei immer bereits muster gewesen, mit anderen geteilt, sei erinnert, zur verfügung verdammtes konzentrieren, aufschießen, fadenkreuzfokus und leine, das harre schon stunden, jahrhunderte, der sekunde, sei, immer sich selbst bei den schlimmeren wunden, sei, diese tiefer vergessen, blockieren, dann herein und verwandeln, sei voriges ohnehin zu zerlegen, sei dieses, sei ihre finger nach vorne, diesen finger zurück, sei entscheiden, sei jetzt
Niklas Lem Niskate
bilder in bildern
für Tristan Marquardt
a.)
diese stupende liebe für zwei / eben das / was zusammengehört / sage ich / während ich übers geländer ausspucke und die spucke sich im moment des asphaltaufschlags in ein nest für zwei fremde verwandelt
/
und von beschiss zu beschiss fault der
sinn / zerfasert das gestülp eines im-
manenten innen&außen / massiert
die blutenden fisuren / wo widrig noch
das falsche wort ist und immer etwas
anderes die gesichtsläufe dominiert
b.)
wo einer scheitert baut der nächste
schon sein einfamilienhaus / die ge-
dehnten wäscheleinen / die torbögen &
gärten / ganze jugenden die sich leicht
ins haar verknoten lassen und einem
spaß garantieren / das HAHAHA des nachbarn
hört man durch die hohe hecke & schließlich
durch den stacheldrahtverhau
c.)
am morgen strecken sich die krähne erstmal dasz es knackt & pfeift & die stahlglieder unterm sägblattzischen einen auf hofdame spielen wenn man dem ganzen überhaupt beachtung schenken will denn ganz so einfach will es nicht sein an so einem morgen wo manches ureigentlich vor uns tritt
/
manche stellen im gras sind nicht grün sondern
ausgegilbt von der sonne / häuser ruhen willkür
lich in der landschaft / der wind weht erst vom
osten dann vom süden herr /menschen geben
sich erst die eine hand dann die andere / libellen
fliegen auf / wasser träumt von hasenscharten [1]
Marko Dinic
[1] fragmente /wörtersammlungen: glatzig / brodem / gekröse / sekretieren / karzinös / virulent kaskade / unrat / salpeter / vomieren / gedanken zu blumenberg: die reziprozität des widerstands und der daseinssteigerung / wie sah ich wohl als kind aus / schlachthaustheater / die bearbeitungen / next three days / fürs manuskript: überall ist nichts zu sehen / was soll das nun bedeuten?
"Wir sind die Kapitäne unserer eigenen Flöße."
LiteraturLetscho, Buchpräsentation mosaikX, KulturKeule, writers on the storm und so.what.wörtlich: Das Saisonfinale des Bureau du Grand Mot 2014 als Ausdruck einer Jungen Literaturszene Salzburgs.
Was sei der Mensch? - mosaik9
mosaik9 - "Was sei der Mensch?"
mit Beiträgen von:
Dominik Obermaier, Veronika Aschenbrenner, Matthias Dietrich, Andreas Haider, Sarah Krennbauer, Tobias Roth, Wolfgang Kauer, Fabian Widerna, Natasa Tasic, Andrea Weiss, Peter.W., Marko Dinic, Markus Hittmeir, Eva Löchli, Atif Hamza, Barbara Keller, Stephanie Schmid, Frieda Paris, Victoria Hamberger, Isabella Bravo, Wolfgang Fels, Christian Lorenz Müller und Josef Kirchner.
In gedruckter Form und in Kürze auch hier zum Download.
flügge worte
sie zittern
wie federn frisch geschlüpfter
im wind vorsichtig
nimmst du meine
worte
auf in deinen segeln weinen sie sich aus wie ich mich bei dir
und auf weißem leinen leuchten sie
wie deine augen
denen ich dankbar diese zeilen schenke
Frieda Paris