Um zu begeistern, sagt man, braucht es nicht viele Worte. Ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte kann überwältigender sein als jeder Roman. Und ein Kurzfilm ist oft eindrucksvoller als ein filmisches Epos. Erfreulich, wenn er von einem jungen Salzburger kommt. Noch erfreulicher, wenn es mehr davon gibt!

Eine Perlmutthaarspange ist es, die die Mutter an ihre Jugend erinnert – an eine Reise nach Paris. Justamend steht die Tochter vor der Tür. Gefragt, ob sie ihre Mutter noch einmal nach Paris bringe, kann sie kaum nein sagen – wohl aber ihr Chef. Aus dieser misslichen Lage befreit sie sich mit einem diskussionswürdigen Trick.

Ohne zuviel zu verraten, beweist die kurze Erzählung Perlmutter (die literarische Vorlage hieß Roma), wie einflussreich die Erinnerung und die Erzählung davon ist. Selten war man so im Zwiespalt ob man vor Freude oder vor Trauer weinen soll. Rupert Höller ist ein faszinierendes Kleinkunstwerk gelungen. Am 26. September war Premiere im Das Kino, in der

Was ist denn da los?

Was erstaunt, ist der Cast: Anja Clementi und Julia Gschnitzer in den Hauptrollen? Es sei dahingestellt, wie oft man das Alter des Regisseurs multiplizieren müsste, um auf jenes der Grande Dame des österreichischen Schauspiels zu kommen. Doch Höller arbeitete für einen anderen Kurzfilm heuer bereits u. a. mit Cornelius Obonya und Thomas Maurer.

Die Stoppuhr / Filmstill
Die Stoppuhr / Filmstill

Was ist denn da los? Und wieso kannte ich Höller und seinen Partner Bernhard Wenger noch nicht? Das Versäumnis wird schnellstmöglich ausgebessert. Die beiden produzierten in den letzten Jahren zahlreiche kleine Versatzstücke, Talent everywhere. Für Perlmutter adaptierten sie eine Kurzgeschichte von Margaria Fuchs, Rauriser Förderungspreisträgerin 2008, und holten sich mit Chili and the Whalekillers etwas vom Besten, das die hiesige Szene zu bieten hat, für die Filmmusik.

Gerne mehr!

Nicht das erste mal nähert sich das junge Duo der Literatur an: In Die Stoppuhr werden einfache Verse in einer kurzen filmischen Handlung umgesetzt. In der Playlist befinden sich noch einige filmspielerische und experiementelle Clips, es werden Memes und Youtube-Hits geremixed, Musikvideos und Werbespots zum Lebenretten erstellt. Und Der richtige Moment, eine 36 Stunden-Produktion, indem man zu überraschen versteht, wenngleich noch nicht jede Pointe sitzt. Auf diese Art dürfen gerne mehr Geschichten erzählt werden!

Und was macht man, wenn man zur Premiere eines 10 Minuten-Films lädt? Buffet, eh klar. Und man splittet die Teile des Filmes auf: Die Autorin liest eine ihrer Kurzgeschichten, der Musiker (Michael Szedenik) spielt ein kleines Konzert (während seine Bandkollegen bei der Messe für die Frau sind? Hab ich das richtig verstanden?). Das erhöht die Sensibilität für die einzelnen (grandiosen) Teile des Filmes und macht aus dem Abend selber ein Gesamtkunstwerk. Wenn dann der Kinosaal nicht alle Besucher fassen kann, die den Film sehen wollen, dann kann man nur gratulieren. Wenn diese Jungs irgendwann einen Spielfilm machen… Ich freue mich!

Josef Kirchner