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Camino: Bist du der Homunkel? (wartet) Ja sicher, das muss er sein. Heureka, ich hab den Homunkel gefunden! Den Homunkel! Den magischen Homunkel! Das wird mir der gute Minister gar fürstlich entlohnen! (kettet das Kind los. Das Kind rührt sich weiter nicht.) Jetzt bist du frei! Komm, wir wollen gehen! (wartet, versucht es hochzuziehen, das Kind rührt sich nicht, schaut ihn nur an) Hallo, liebes Kind, ich brauche deine Hülf. Ich brauch ein Herz und ich brauch ein Hirn. Nicht für mich natürlich, für unsren König, der ist nämlich krank. (wartet) Hm, recht gesprächig scheint mir das Kerlchen nicht zu sein. Ich bitt dich inständigst, ich brauch deine Hülf! (wartet) Also eins ist klar, wer eine Antwort möcht, der frag nicht den Homunkel. Was mach ich jetzt? Das gute Ding will sich nicht rühren. Lebt‘s denn überhaupt? Oder stell ich’s mir nur vor? (denkt nach) Also gut, dann tut’s mir leid. Ich tu’s für den König und sein Volk.

Camino zieht das goldene Schäuflein. Mit der spitzen Kante schneidet er dem Kind den Kopf auf und nimmt sein Hirn heraus. Es kostet ihn ein bisschen Mühe, weil das Schäuflein nicht so gut als wie ein Messer schneidet. Dann macht er den Kopf schön wieder zu. Danach schneidet er dem Kindlein noch die Brust auf, reißt ihm auch das Herz heraus und klebt ihm den Brustdeckel wieder zu. Herz und Hirn steckt er in die Tasche. Das Blut vom Schäufelchen wischt er schnell im Gras ein wenig ab.
Das Kind sitzt da als wie zuvor und schaut ihn nur traurig an.

Werner Schlor – warten auf das große wort