tag über früher

 

ein tag da ist kein wetter am himmel

nicht in der luft und gar nicht im boden. kein wetter den ganzen tag. die blätter sehen aus wie in gelatine gegossen starr sind sie und jemand steht auf einem acker ein gewähr um die schulter und hat die hand über den augen aufgestellt zum schauen.

zwei figuren eine große eine kleine über die wiesen. bei den scherhäufen geht die schaufel runter macht die wiese glatt weil sonst die sense nicht beim mähen. heisst es aus dem großen mund.

der großvater hat die brombeeren von den sträuchern genommen mit einem papierhut auf dem kopf damit die sonne nicht. in der küche hat er eine marmelade gemacht. auf dem regal im keller standen die gläser aneinander drauf die zitterschrift. drin die brombeeren in der gelatine schwebend.

vor einem geschäft steht jemand. ganz klein. ein paar münzen in der hand ein eis im kopf am stil. vor dem regal auf den zehenspitzen die hand in richtung ausgestreckt. die nasse zunge klebt am gefrorenen

in den zehenspitzen juckts wenn das wetter kommt. nachts beim ins bett gehen sind die zehen abgespreizt für die finger zum dazwischenfahren– in der großen ist ein schnee in der kleinen ein wind.

im langes ausgeapert. die hand ist wie im zufall hin als ob das aug nichts gesehen hätt und die hand von ganz allein in den schnee zum schauen.

wie im gletscher ganz hinten drin, dringeblieben die bilder– immer noch. im drübergehen langsam austretend

vom haus wenig meter in den wald leichter hohlweg aus dem sanft gerundeten plateau geschnitten – im winter mit der rodel dagegen im sommer spät in den morgen hinein darauf – vorbei an der kurve dem bemoosten baumstumpf wo der wind immer ganz besonders wild. beim draufstehen die augen zu fliegen die füße mit dem wind. wer das noch weiß ist nicht mehr da. nocheinmal mit den kinderschuhen. den blauen koffer in der hand wiederfinden, (zu)greifen. einen fuß vor den anderen. den weg gehen. wiedergehen, weggehen. weiter in die kurve und die nächste bis es unten ist beim bach wo

 

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ein schiff aus blatt und rinde

ein löwenzahn auf der anderen seite wieder

ein streit

ein versteck zwischen zwei bäumen

ein nackter fuß im wasser

ein versprechen

ein regen

ein ein ums andre mal

ein schweiß

ein liegengelassenes spiel

eine drückende nacht

ein rennen

ein lachen

ein nichtmehr kommen

ein schlagen

ein geschmack von sumpfwasser

ein grün

ein licht durch blätterdecke

ein rauschen

ein schnaufen

ein wälzen

eine mutprobe

eine aushaltigkei

ein sich vergessen

ein schattenspiel

eine spinnerei

ein spucken

ein brennen

ein schmecken

kein einziges wort im zertrampelten gestrüpp.

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im koffer das gleiche drin. zwei bilderbücher und das stofftier. kein essen. keine kleider. keine decke. das wasser ist im bach.

auf den boden mit ästen einen grundriss gelegt. ins schlafzimmer ein polster aus moos und die tür ins schloss schleichen gelassen. eingeschlafen. geträumt dort sich vergessen.

im schlaf hat‘s die zimmerwand verschoben. die nacht im draußen gelegen. tropfen stören den schlaf, plätschern auf und davon. wildgewordenes grün (rundherum). am morgen schmeckt kaffee nach erde, kuchen nach sand – schmeckt nicht mehr.

zwischen zähnen knirscht es, der mund spuckt das körnige aus, legt es zurück. vom hölzernen duschkopf tropft der regen wie von einem ast. ein stein ist wieder ein stein und kein haus ein versteck.

drübergehen von weit hinten aus. wie die scherhäufen in die luft hinein. ein aushub. ausheben nicht hebeln. mit den neuen augen aus den älteren den kinderaugen herausschauen. die augen die hineinlegerinnen wiederhaben. wiederschauen mit den neuen. bevor die tränen. die halme aus dem weg streichen. kitzeln.

 

dann weiter den fluss gegenwärts.

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Veronika Zorn

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