freiTEXT_Illus7-6

Todesblume

Die Todesblume kennt den toten Leib,
zeichnet weiße Linien in seinen stillen Ernst.
Auf das Bett ist die Hoffnung geträufelt.
Die Augen sind noch geöffnet.
Niemand wagt sie zu schließen,
bei all dem, was sie gesehen haben –
und Blut ist an den Füßen.
Durch Scherben sind sie gelaufen
in den gläsernen Abrissbauten der Kindheit.
Und blass sind die Finger,
der Lebenssaft zurückgezogen.
Der Geist indes sitzt wachsam daneben.
Er ist ansprechbar für jedermann,
der ihm zuhört
und kreuzt die Lilie über den weißen Händen.

Kerstin Fischer

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