mosaik25 – Eisvogelkarosserien

mosaik25 – Eisvogelkarosserien

Intro

Würde uns jemand vermissen?

Das Damoklesschwert, das aktuell über vielen Institutionen der freien Kunstszene in Österreich hängt, ist eigentlich ein Säbel. Unsicherheiten bezüglich der finanziellen Grundlage aufgrund des Regierungswechsels sind allgegenwärtig. Die Angst greift wieder um sich.

Und das mosaik? Es ist kein Geheimnis, dass eine kostenlose Zeitschrift, Lesungen, Bücher und noch vieles mehr nur mit Geld aus der öffentlichen Hand finanzierbar sind. Zwei Fragen drängen sich auf: Müssen wir Angst haben? Und: Wie sollen wir uns positionieren?

„zittere nicht fürchte dich nicht“ (Kinga Tóth, S. 42)

Zunächst: Wir bewundern mutige Schritte wie beispielsweise den von Kabeljau und Dorsch, mal eine Saison auszusetzen, wenn das Geld fehlt; wir beobachten besorgt die finanziellen Schwierigkeiten von anderen Projekten, aktuell etwa bei Fixpoetry. Dennoch arbeiten und planen wir weiter, denn euer Interesse an unserer Arbeit schärft unsere Blicke und motiviert uns, tagtäglich nach vorne zu schauen, wenn es um spannende neue Stimmen in der Literatur- und Kulturszene geht.

Das mosaik ist unpolitisch. Das war lange Zeit unsere Prämisse. Irgendwo in der Ferne hallen noch die letzten Worte der Politolog*innen nach – „Alles ist Politik!“ –, aber wir wollten uns bewusst nie positionieren. Wenn dies Autor*innen oder Redakteur*innen von uns tun, soll es uns Recht sein, das Projekt allerdings hat keine politische Position. Immer öfter allerdings die Fragen: „Stimmt das überhaupt noch?“ und: „Kann/darf man heute keine Position haben?“

„Wir Dichter sind Lügner, – ja, aber wir gebens offen zu. Trotz gegen die Kälte.“ (Gespräch Piekar-Roth, S. 58)

„Warum Kunst?“, fragt Veronika Atzwanger vor ihrer Kunststrecke und findet ihre persönliche Antwort, die sich jede*r wahrscheinlich irgendwann zurechtgelegt hat oder zurechtlegen muss. Und unabhängig von der politischen Großwetterlage, dem Kontostand oder der Windrichtung, die einen trägt oder bremst: Diese subjektive, universelle Antwort funktioniert immer. Immer wieder aber auch: „Warum mosaik?“ Und obwohl wir die Antwort zu kennen glauben, die Unsicherheit bleibt: Gibt es Erschütterungen, die diese Antwort nichtig machen würden? Sind wir durch die politische Nicht-Positionierung austauschbar? Würde uns jemand vermissen?

Inhalt

Alle graben Gräber

  • Enno Ahrens: Die Winter
  • Holger Dauer: Vielleicht eine Erinnerung
  • Sascha Preiß: Vor der Irrfahrt
  • Philipp Böhm: Unter dem Strand
  • Nicola Quass: es ist nicht winter
  • Marlies Blauth: Illustration

Hilflose Menschlein

  • Felix Ebert: Anleitung zum langsamen Tod
  • Lasse Jürgensen: Bulgarorszag
  • Caren Jeß: Und im Hintergrund der kleine Danny (6) küsst sein Spiegelbild
  • Lisa Krusche: Alpen I
  • Alisha Gamisch: Ein Ort außerhalb allem
  • Marlies Blauth: fünfminutenheimat
  • Marlies Blauth: Illustration

Ungefragt aufgelöst

  • Valentin Feneberg: murxen, knarzen, tremolieren
  • Philipp Kampa: An das Wippen der dürren Äste im Wind
  • Anne Bünning: live your dream abgekratzt
  • Jonathan Perry: Warnung vor der Pielach
  • Barbara Rieger: nicht ich – ich nicht
Kunststrecke von
BABEL – Übersetzungen
  • Kinga Tóth: huszonhetedik ének/Lied siebenundzwanzig, negyvenharmadik ének/Lied dreiundvierzig (Ungarisch & Deutsch)
  • Caca Savic: Ohne Titel/Senza Titolo (ins Italienische von Nicoletta Grillo)
  • Maddalena Vaglio TanetIl lago di Lindow/Der See bei Lidow (Aus dem Italienischen von Tobias Roth)
  • Nicoletta Grillo: Feierabend (Aus dem Italienischen von Tobias Roth
  • Jānis ElsbergsRīta kafija/Morgenkaffee (Aus dem Lettischen von Patricius d’Suicidius)
Kolumnen
  • Peter.W. – Krieg und Möbel, Hanuschplatz #13
  • Marko Dinic – Jugolokale, Lehengrad #4
Buchbesprechung
  • Lisa-Viktoria Niederberger – . Rezension Simone Hirth – Bananama (Kremayr & Scheriau)
Interview
  • „Man kann die Schönheit nicht den Krämern überlassen.“ – Gespräch Tobias Roth & Martin Piekar
Kreativraum mit Mario Osterland

mosaik22 – alles ist abgekaut

mosaik22 – alles ist abgekaut

Intro

„Wir sitzen in der Sonne, trinken Kaffee und gucken vor uns hin. Es stinkt ein bisschen, weil jemand die staubige Elektroheizung für draußen angemacht hat, damit es warm wird. Warm war es schon vorher und es hat gut gerochen, jetzt nicht mehr.“

Matrosenhunde machen den Anfang einer ungewöhnlichen mosaik. Einer Ausgabe im Zwischenstadium. Im Aufbruch begriffen. Wir fragen uns – mehr als je zuvor: Was kann Literatur leisten? Was ist die Zukunft des geschriebenen Wortes? Wohin führt die Tradition des gedruckten und gebundenen Textes? „alles ist abgekaut hier.“ – Ronya Othmann spricht uns aus der Seele: „hol die wäsche rein, sonst wird sie alt.“

Das mosaik ist in einem Übergangsstadium. Die Redaktion wurde vergrößert, das Programm um Lesereihen, Workshops, Bücher und Online-Veröffentlichungen erweitert. Die Sensibilität für neue Ansätze ist da und eure Qualität in den Texten ist Ansporn für uns, qualitativ ebenbürtig zu arbeiten. Doch wo führt das alles hin?

Das wird unter anderem in der ersten Konferenz zeitgenössischer Literaturzeitschriften – klein & laut –  im Mai in Salzburg diskutiert. Wie bei Idealismus und Kulturpräkariat, der Studie zeitgenössischer Literaturprojekte, bereits herausgearbeitet wurde, führt auch hier der Weg hin zu mehr Zusammenarbeit, Vernetzung, gemeinsamer Aktionen.

„Literatur ist ein Raumschiff, das uns hilft, den trivialen Erscheinungen unserer Gesellschaft zu entkommen.“ – Pola Oloixarac

Der Blick nach außen wird wichtiger: BABEL holt diesmal Stimmen aus Slowenien und Estland in die uns bekannte Sprache und schickt vertraute Stimmen ins Italienische. Kai Hilbert holt im Gespräch mit der argentinischen Autorin Pola Oloixarac eine digitale Zukunft in ein analoges Jetzt. Und in den Texten der Autor*innen der fünften Geburtstagsfeier des mosaik wird die Fragilität der Worte der Gegenwart deutlich.

Doch was das alles zu bedeuten hat, das weiß Tibor Schneider:

„das magische. lyroplyrodon
hat gesprochen:
its all about. Porn“

.

mit:

Renate Aichinger, Carolyn Amann, Veronia Aschenbrenner, Petra Feigl, Sara Hauser, Alexander Kerber, Daniel Ketteler, Luca Kieser, Sascha Kokot, Cornel Köppel, Jonas Linnebank, Matrosenhunde, Ronya Othmann, Jessica Sabasch, Tibor Schneider, Sabine Schönfellner, Simon Stuhler, Chili Tomasson, Vasilis Varvaridis und Matthias Weglage

Übersetzungen von Texten von:
  • Uros Prah (aus dem Slowenischen)
  • Vesna Liponik (aus dem Slowenischen)
  • Margit Lohmus (aus dem Estnischen)
  • Asmus Trautsch (in das Italienische)
Mit Auszügen aus:
  • KulturKeule XXII – 5 Jahre mosaik
Buchbesprechung:
  • Alke Stachler:  Chronographe Chronologien I (hochroth) von Kenhah Cusanit
Interview:
  • Kai Hilbert mit Pola Oloixarac über ihren Roman „Kryptozän“
Kolumne
  • Peter.W. – Hanuschplatz
Kreativraum mit Sarah Oswald

mosaik21 – unter der Schmargendorfer Brücke

mosaik21 – unter der Schmargendorfer Brücke

Intro

Wo ist Schmargendorf?

Wir hätten der Versuchung gerne widerstanden, konnten wir aber nicht. Dadurch änderte sich die Frage in „welches Schmargendorf?“ Berlin oder Uckermark. Herzsprunger Weg, Platz am wilden Eber, Hundekehlestraße, Großer und Kleiner Plunzsee – ansprechende Ortsnamen hüben wie drüben. Genauso wie Brücken.

manchmal steht
jackie kennedy
unter der schmargendorfer brücke
sie hat ein kleid in pink

Letztlich muss Schmargendorf mit seiner Brücke ein fiktiver Ort bleiben – ähnlich wie das rehzarte Fräulein im anschließenden Teil.

Ein anmutig-hübsches, rehzartes Fräulein, Beschützerinstinkte / auf sich ziehend (auch andere Instinkte), stöckelte mittellaut / über den akustisch forcierten Steinfußboden, auf der Suche nach /zu Erledigendem – und nach Beschützern.

Darum schließt sich die Klammer zahlreicher Versuche und Experimente – von Anagrammen bis Übersetzungen (hier wandeln wir dann oben über die für uns bereitete Brücke).

es metern die sorgen zu gicht
zu lesbarkeit im ersten gesprochenen satz
keine minute die nicht eine andere schiebt

Ein Experiment war auch die 21. KulturKeule: Indem wir Musikern den Ton abdrehten, überprüften wir den literarischen Gehalt der dahinterliegenden Texte. In roll hinterfragen wir die Konventionen bestimmter Drucksorten. Und im Dezember heben wir in der 3. Babelsprech-Konferenz die gegenwärtige Lyrik auf eine neue Stufe.

Josef, 50% der Herausgeberschaft des mosaik, näherte sich im Laufe des Jahres zahlreichen neuen Literaturprojekten an und fand Gemeinsamkeiten, ähnliche Probleme und unterschiedliche Lösungen. Und wer sich fragt, warum auf mosaik19 mosaik21 folgt, dem sei Zweifel zwischen Zwieback ans Herz gelegt: mosaik20 erscheint als Kurzprosaband in der Edition mosaik.

Letztlich könnte diese Ausgabe auch eine Weichenstellung für die Zukunft sein: Zum ersten Mal erfolgte die Auswahl der literarischen Texte nicht durch die Herausgeber sondern durch eine neue Redaktion. Großer Dank gebührt Peer de Beer, Felicitas Biller, Marko Dinic, Marlen Mairhofer und Peter.W.

und zum Schluss die Folgen:
meine Wut gegen Laternen
ein Streit mit Gebrüll
nur Wolken in Sicht

.

mit:

Noemi Auer, Lukas Hoffmann, Claudia Dabringer, .neutro, Matthias Engels, Philip Krömer, Heike Lauterkorn, André Patten, Flamingo, Johanna Sailer, Timo Brandt, Nils Langhans, Anne Bünning, Adi Traar, KlitClique, Markus Binder (Attwenger), Karl Schwamberger (Laokoongruppe) und Peter.W.

Übersetzungen von Texten von:
  • Maddalena Vaglio Tanet
  • Slata Roschal
  • Alexandru Turcu
  • Lütfiye Güzel
Mit Auszügen aus:
  • Zweifel zwischen Zwieback
  • roll
  • KulturKeule XXI – KulturKeule goes Pop
Buchbesprechungen:
  • Alke Stachler: Halb Taube halb Pfau (Secession) von Maren Kames
  • Marko Dinic: flüchtige monde (kookbooks) von Yevgeniy Breyger
  • Tobias Roth: Wir ohne Wal (Jung und Jung) von Birgit Birnbacher
Kreativraum mit Birgit Birnbacher