Die Ballade von dem roten Teufel, der das Christkind entführte

Adent-mosaik (c) mosaik

 

In einer Woche ist’s soweit,
da kommt die große Weihnachtsfreud.
Drum hab ich mich mal was getraut
und schon die Krippe aufgetaut.
Hab alle Tiere reingestellt,
die ich gekauft vom Weihnachtsgeld.
Ich schau zufrieden in die Runde
und sehe Ziegen, Schafe Hunde,
Schweinchen, Pferde, Gänse, Kühe
und mit sehr viel Lieb und Mühe
stelle ich noch mehr dazu,
wie Elefant und Känguru.
Waschbär‘n und selbst freche Affen
machen es sich hier zu schaffen,
stehn mit Meckern und Gebrumm
um das heil‘ ge Kind herum.

Apropos, das Jesuskind
das ich auch ganz putzig find,
kommt natürlich noch nicht rein,
dafür muss erst Weihnacht sein.
Drum leg ich‘s kurz mal auf den Tisch,
von wo es mir daran prompt entwich.
Nein, nicht von selber lief es fort
von hier an einen andern Ort,
wie soll ein Plastikbaby laufen?
Wo könnte man denn sowas kaufen?
Nein, zwischen meines Katers Zähnen
seh ich es noch einmal gähnen,
bis es meinem Blick entschwindet
und sich von nun an nicht mehr findet.

Mein roter Kater, dieser Dieb,
was war der mal -  als Baby  -lieb,
doch heute davon keine Spur,
geblieben ist ein Teufel nur.
Doch ich will das Kind zurück
und versuche nun mein Glück
jage meine eigne Katze,
die mich haut mit ihrer Tatze,
voller spitzer scharfer Krallen,
die auf meine Hand nun fallen,
tief in meinen Körper dringen
und mein Blut in Wallung bringen.

Ich pack den Kater fest am Schwanz,
der dreht sich um sich, voll und ganz
und zeigt mir, dass ich das erwähne,
das Gehege seiner Zähne,
die noch schärfer als die Krallen,
mir an sich ganz gut gefallen,
doch als er zubeißt und ich blute,
da wird mir anders nun zu Mute
und ich stürz mit einem Kissen
auf das Biest, das mich gebissen.
Wie Rambo kämpf ich, wie James Bond
allein der Kater mir entkommt.

Stop, denk ich, so geht’s nicht weiter
vielleicht werd ich wieder heiter,
wenn ich mich mal niedersetze,
mit einem Glaserl Wein ergötze.
Nach vier, fünf Glaserl komm ich runter
werde langsam wieder munter,
schau raus auf Eis und Schnee
und „ich hab‘ s!  Ja, die Idee!“
Ich werd das Monster nun bestechen
mit Essen, seinen Willen brechen.
Das, was bei mir stets funktioniert,
wird nun am Kater ausprobiert.
Ich schau mich um nach Katzenfutter,
nehm ich Eier oder Butter ?
Nein, feines Futter muss herbei,
jetzt hilft nicht Butter und nicht Ei!
Rinderniere, Herz vom Schwein,
Thunfisch, Lachs und Innerein,
all das sind doch sonst die Sachen,
die meinem Kater Freude machen.
Doch heute nimmt er nix vom Rind.
heut steht er auf das Jesuskind!

Also Leute ich gebs auf,
ich lass dem Kater seinen Lauf
und weil ich halt das Kind net find
stell ich ein Lamm hin, statt dem Kind.

Bevor ich jetzt zum Ende komm
werd ich ganz kurz noch einmal  fromm:
von der Geschichte die Moral
Erzählich ich jetzt, kein andres Mal:

Da, wo bei Dir das Kripplein steht,
bei mir ein Lamm zur Weide geht.
Zwischen Josef und Maria,
schaut es lächelnd her zu mir
und wie ich schau in sein Gesicht
da hör ich wie es zu mir spricht:
Gott ist ganz nah, will in dir sein,
drum kam er in die Welt hinein
doch hältst du ihn niemals in Händen,
du kannst ihn niemals nie verwenden,
für deine Wünsche, deinen Willen
um deine Gier nach Macht zu stillen.
ER bringt dir nicht das große Geld,
ER bringt dir das, was wirklich zählt:
Denn, glaubst du Gott sei dir entschwunden,
so hat ER dich schon lang gefunden.

Jonathan Ralf Werner
(nach einer wahren Begebenheit,  Salzburg, Weihnachten 2012)


Feste und Lichter

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Feste

stille erleben

öffnend

ich und du

als wir

in einem

Lichter

sanfte strahlen

weisen

 den frieden

verstummenden

seelen

Wolfgang Fels


HerzFleischLeuchten

Lustflüge

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Er kannte sich gut aus in den Tiefen der Nacht:
Bars,
laut, übervoll,
sodass die Menschenmasse auf die Straße quoll.
Am klebrigen Boden zwischen Glasscherben stehend
ein zuckersüßes Getränk auf der Zunge,
das ihn von der Eintönigkeit des Alltags,
nein, von seiner Langeweile,
von seinem Unvermögen im Hier und Jetzt Freude zu finden,
weghob.
Billigflug?
Laut lachte er,
überlaut,
seinen Frust zudeckend,
noch einen schüttete sie in sich hinein,
Leere auffüllend mit Fragezeichen.
Das Menschenkind in der versifften, vernebelten, zugedröhnten Lusthöhle
Lust mit ?:
“Ich spür mich, weil ich betrunken bin
und spür mich doch nicht, weil ich betrunken bin.“
„Lass mich!
Lass mich in Ruh!....
Schleich dich!“
Und als es gar nicht mehr ging,
schlich es sich,
das Menschenkind
und wankte
und , bezahlte
– viel
und dankte
allen
fürs MiteinanderFallenLassen
und flügelschlagend in den Lüsten Taumeln,
luftig nicht,
in Co2 Emmissionen erstickt.

Die Sonne ging auf,
es blickte auf,
HerzFleischLeuchten.

Es sank in sich und ging nach Haus,
schlief sich seine Räusche aus?
„Morgen werd ich wieder fliegen ,
überdrüber am liebsten,
Fleisch und Erde, was kümmerst du mich!
Du leidest und ich kann Dir nicht helfen!“

HerzFleischLeuchten mit ungeweinten Tränen.
Landebahn im Dunkeln ohne Beleuchtung.
Es war Weihnachten.

Gundula Maria von Traunsee


whistling woman

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zwei finger zwischen den zähnen
ganz leise pfeifen
den komplizen wecken
zusammen mit ihm
den trampelpfad schlagen
durch dichtes gestrüpp
nacht für nacht
ein stück weiter
hinaus
und mit dem wind pfeifen
bis das meer
deine zehen berührt
die möwen über dir kreisen
und du
im schemen am horizont
dein schiff erkennst

Eva Löchli


Das höchste Geschlecht

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Das Höchste der Geschlechter war eines großer Nöte. Zerstörerische und tödliche Kräfte waren ihm wesentlich. Das Schöne im Hass dem Hässlichen zu opfern, war ihm wesentlich. In seiner unermesslichen Unwissenheit sich zu wundern, sich zu bewundern und zu verachten, war ihm wesentlich. Der Hochmut, die Kränkung, der Streit, der Kampf, die törichte, gefährliche, freche Schläue eines gescheiten Kindes und dessen Rücksichtslosigkeit, dessen Kurzsichtigkeit, dessen Eigensinn, dessen Wissbegier und dessen Schuldlosigkeit, dies alles war das allzu Wesentliche des höchsten Geschlechts.
Das Höchste der Geschlechter war eines großen Zwiespalts. Es glaubte sich irgendwo zwischen Tier und Gottheit, als Ebenbild von diesem und Herrscher über jenes. Und so herrschte es mit der neugierigen Klugheit des Schöpfers und dem unbeherrschten Walten einer Bestie über das Erdenreich, enthob sich der Natur als Sklave seiner Triebe und Lüste und strebte nach den fernsten Gestirnen der Nacht als gefährlichster Feind des eigenen.
Das Höchste der Geschlechter war eines großer Heuchelei. Als das Gute erfunden wurde, verurteilte und beneidete man mit stolzer Überheblichkeit das natürliche Treiben der anderen Geschlechter der Erde. Schnell war das Böse ausgedacht und in dunkle Kleider gehüllt oder als Unterhaltung getarnt, aus der man es danach mit verstohlener Faszination wieder vertreiben wollte.

Eine kurze Sekunde der Weltgeschichte war jene des höchsten Geschlechts. Dann ging es zugrunde, wie man es von hohen Geschlechtern stets erwarten darf.

Markus Hittmeir


Christkindlmarkt

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Sti-ill, sti-ill, still klingelingelingt´s aus den Laut-Sprechern.

Weihgeräucherter Speck verliert  das Rennen gegen Zuckerwattepunsch.

Sauerkraut – nein, es ist doch Lametta, das da von einem weihnachtlichen Ast hängt.

Glühwein rötet die Wangen, vielleicht auch die Nasen.

Sinnsprüche mit Zuckerschrift: die Lebkuchen teilen mit und lassen mehr oder weniger hoch leben. Eines der Herzen fleht: „Verzeih mir“

Armdicke Schaumrollen kämpfen gegen Kindermund.

Im Christbaumgehege: wo ist der Duft nach Wald? Wann hat er sich auf und davon gemacht? Und warum?

Ein Pianist, versteckt in einem Winkel, spielt Chopin.  Vorm Dom ein alter Mundharmonikabetreiber. Er atmet ein, er atmet aus, die Töne erinnern an Verzweiflung.

Strohringerlketten flattern im Graupelwind

Barbara Keller


Besinnlicher Advent

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Bald kann ich nicht mehr sagen, dass ich

Eigentlich lieber allein wäre.

Sobald du da bist,

Ist alles anders.

Noch einsamer.

Noch unruhiger.

Lieber alleine, als du hier, denke

I

C

H

Ein Irrtum.

Richtig.

 

Alles wird still,

Doch das Innere bleibt laut.

Veni, denke ich. Damit ich

Endlich ruhig werden kann. Und die

Nacht

Taghell.

 

Maria Köchler


Zwei Kippen vorm Parlament

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Für Uyanga

Ein geschlossener Rathaus-Christkindlmarkt. Da drüben, der Beerenpunschstand - wir trinken einen, puh der fährt ein. Weiter vorn ein Karussell. Es ist halb abgedeckt. Wir setzen uns drauf. Ich denk an daheim, wo es diese schnuckeligen grün-grau- gestreiften Schaukelkarussells gibt. Und ich sehe kleine Menschen drin sitzen.

Ich sitz in diesem Karussell und vor mir ein Mädel mit blonden Haaren. Ein kleiner Mensch von sechs Jahren. Ich kenne ihn, besser als ich zugeben möchte.
Wir gehen weiter; mit uns ziehen die Stille und ein Geruch von Zimt und Muratti-Rauch. Vorm Parlament checken wir uns Dosenbier von den zwei betrunkenen Rock-Chicks, die heut zu „London Calling“ im Flex „abshaken“.

„Was is mit Flex, seids dabei?“
„Na, eher net. Wir gehn spazieren. Und dann ohne Zwischenstopp heim. - Morgen, 7.30 Uni!!“

„Zach.“

„Ja, aber muss halt sein, oda?“
„Naja, aber ein anderes Mal. War nett! Vielleicht seh' ma uns ja mal im Flex!“ „Sicherlich, ciaoi!“

Und dann hab ich die Idee, dass wir doch eine auf der Athene rauchen könnten, so als Hommage an die wunderbare österreichische Realpolitik.
Wir schwingen uns rauf auf den Sockel der Weisheit und zünden unsere Malboros an.

„Wenn du in zwei Tagen sterben würdst, was würdst machen?“

„Abgesehen davon, dass ich in zwei Tagen nicht sterben, sondern über Adornos Kulturindustrie mutmaßen werd‘, würd' ich mich in den Park setzen, ganz nah vor die Votivkirche. Dann würde Nanu, "Pop is Dead" auf seiner Jazzflöte spielen und wir jammen dazu und dann gehn wir in die Kirche und tanzen.“ … „Und am zweiten Tag würd ich mich unter meinen Mahagonibaum legen, und einfach mal nach oben schau‘n, denn das hab ich bislang sicherlich zu wenig gemacht.“
Und wir sitzen da, auf dem Sockel der Weisheit. Das blonde sechsjährige Mädchen, das mittlerweile, doch schon etwas älter, aber keineswegs weiser geworden ist und die kleine mongolische Prinzessin. Wir rauchen und schauen rauf - weil wir das bis dato viel zu wenig gemacht haben, gemeinsam mit unseren Kippen vorm Parlament.

Zitronenfalter


Ihr Kinderlein

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Ihr Kinderlein saufet,
oh saufet doch all,
kommt zu den Märkten
und bleibt Knall auf Fall.

Und seht was in dieser hochheiligen Nacht,
der nette Freund Alkohol
mit euch
noch so macht.

Auch wenn euch der Schädel
dann brummt und auch schwirrt,
gebt euer Geld doch dem
lieben Punschwirt.

Trinkt diese Plörre
doch seht dringend zu,
dass ihr nicht heim kommt,
ohne eure Schuh.

Kotzt bitte in
und nicht neben das Klo,
die Weihnachtszeit ist wunderbar,
sie macht uns alle froh.

Sarah Krennbauer


Weihnachten ist endlich wieder

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Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Kann eine Kerze mir anzünden,
endlich zu mir selber finden,
das ist alles wunderbar,
in der stillsten Zeit im Jahr.

Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Geh in den Wald noch Zweige finden,
brauch ich zum Adventkranzbinden.
Und dann werde ich gleich noch morgen,

einen Weihnachtsbaum besorgen.
Am Fünften dann, beim Krampuslauf,
da heißt es immer „feste drauf!“
nach Rutenschlägen, Peitschenqual,
schleppst du dich mühsam ins Spital.
Das ist alles wunderbar,
in der stillsten Zeit im Jahr.

Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Ich hab mir beim Glühweinstand
meine Zunge ganz verbrannt,
und bei der Firmenweihnachtsfeier
war ich ganz schön fett, au weia.
Wunschzettel ans Christkind schreiben,
den Glühwein wieder heraus speiben,
das ist alles wunderbar,
in der stillsten Zeit im Jahr.

Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Zwischen Punsch und Glühwein saufen,
schnell noch die Geschenke kaufen,
im Kaufhaus dann die Kundenherden,
mit „Stille Nacht“ berieselt werden.
Doch der Euro gibt viel Kraft,
unserer ganzen Volkswirtschaft,
und mit den letzten der Moneten
kauf für Silvester ich Raketen.
Das ist alles wunderbar,
in der stillsten Zeit im Jahr.

Weihnachten ist endlich wieder,
leise fällt der Schnee hernieder.
Um halb fünf Uhr schreckst du auf,
der Schneepflug kratzt quietschend die Straße auf,
und in die Kirchen strömen Scharen,
die sonst ein ganzes Jahr nicht waren.
Einmal im Jahr ist’s dann soweit,
die Verwandtschaft trifft sich ohne Streit,
macht gute Miene zum bösen Spiel,
obwohl man einander erwürgen will!
Gemeinsam Karpfen und Kekse fressen,
auf den Welthunger vergessen.
Wird man kugelrund und fett –
kommt dann im Jänner die Diät.
Christbaum brennt, auch Wohnung schon,
Feuerwehr hat Hochsaison.
Ist mir alles einerlei,
Hauptsache, es ist bald vorbei!

 Andreas Haider