ZZZ 9/12 | Petrus Akkordeon

herr petrus akkordeon wurde am 27.september.1971 in berlin steglitz geboren. neben unzählbaren bildern und zeichnungen, graphiken, objekten und aktionen schreibt herr akkordeon auch. seine texte vertreibt er auf unterschiedliche weise. in verschiedenen verlagen  hat er drei dutzend bücher veröffentlicht. zum teil vom ihm geschrieben und zu einem teil von ihm illustriert. studien der philosophie, psychologie,religionswissenschaften an der fu-berlin und sehr lange kunst an der hdk.berlin bei f.w.bernstein

Petrus ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Sein Text "wer rollt den stein" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und im Herbst 2016 erschienen sind.

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komm komm komm
wir zerstören die stadt
wie losgerissene einhörner
und staub
bedeckt alles
und staub
schütteln wir
aus unseren echsenpanzern
und wieder staub
wenn wir uns grausam
küssen
das unsere geweihe brechen
es rieselt
meine liebste
dein pony
die katze minka sowieso
sitzen auf einer
immergrünen weide
amseln lächeln
und die leute
vegessen
die stadt


 

portrait petrus sw

der morgen riecht nach sandelholz
und er möchte kirschblüten würgen
soviel von zuviel
und der tod
kuschelt sich dichter
er riecht nach kater
und ist eigentlich sehr schön
ein weiteres jahr gefressen
und ratten
flügelschlagsexplosionen
und ich wache auf
eine schneeflocke schmilzt
und zwischen den dörfern
alles nur schwarzer nebel
ich möchte
das ende der welt
in das amaturenbrett
deines autos kratzen
lasse es aber
wird, wenn ich recht habe,
niemand lesen

 


ZZZ 8/12 | Silke Vogt

Silke Vogt wurde 1966 in Hannover geboren, studierte bis 1992 in Bonn Geographie, Volkswirtschaft und Städtebau. Mitte und Ende der 90er Jahre war sie für insg. drei Jahre in Japan. Seit 1999 wohnt sie im Westerwald, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Dissertation wurde 2001 beim Deutschen Institut für Japanstudien (DIJ) publiziert. Zur Zeit ist sie “schreibende Hausfrau” und hat erste Lyrik- und Kurzprosabeiträge in Anthologien und Literaturzeitschriften veröffentlicht.

Silke ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Ihr Text "Unzweifelhafte Zwieback-Geschichten" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und am 2. Dezember 2016 erschienen sind.

 

Unzweifelhafte Zwiebacks-Geschichte(n)

Zweifel zwischen Zwieback - ein zweifelhaftes Thema? Nein, weltbewegend, wie einige Stippvisiten in verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte beweisen. Chronologisch aufbereitet, damit der rote Faden zweifelsfrei erkennbar ist, kein geneigter Leser vor zu viel Neigung aus dem Gleichgewicht kommt, wobei er sich auf der globalen Universalreise verzweifelt verkrümeln könnte, unterwegs aufgepickt wird wie bei Hänsel und Gretel. Hier geht es nicht um Märchen, sondern um nackte, de facto zugleich anziehende Tatsachen. Anzügliche lassen wir weg.

Das am längsten zurückliegende Ereignis verdient ebenso die Bezeichnung historisch wie hysterisch. Es widerfuhr dem Erfinder des Zwiebacks, einem antiken Griechen Namens Πυρά, gelesen Pira, was, nomen est omen (kleiner Exkurs ins Lateinische), wahlweise „Feuerstelle“ oder „Scheiterhaufen“ bedeutet. Nicht bloß Name, zugleich Berufsbezeichnung, war er doch als versierter Bäcker berühmt für seine leckeren Brote, die nach wohltemperiertem, zeitlich minutiös, nein, sekundiös dosiertem Backen eine unvergleichliche Saftigkeit aufwiesen. Kein Konkurrent konnte ihm das Mehl reichen, was manch einen zum Konkursenten degradierte. Mit der Zeit schürte das, analog zum Feuer, auch den Neid.

Eines unglückseligen Tages ließ der größte Nebenbuhler einen metaphorisch-finalen Rettungsschuss in den Ofen los: Er lenkte das Genie mit einer schier endlosen Geschichte über unglaublich günstige Kornbezugsquellen derart geschickt ab, dass der Superbäcker, ganz Feuer und Flamme, alle Brote in der Hitze des Gefechts, in diesem Falle Ofens, vergaß. Tatsächlich schaute er erst wieder nach ihnen, als sie das Doppelte der üblichen Zeit darin geschmort hatten, eingegangen in die Geschichte als „Doppler-Effekt“. Rein mathematisch betrachtet, worin die alten Griechen schon seit Adam riesig sind, war der Teig quasi zweimal gebacken worden. So blieb ihm nur, knochentrockene, hellbraune, fast steinharte Gebilde aus der Glut hervorzuholen, und das, obwohl er sonst nichts anbrennen ließ. Die Dauer der Backzeit dauerte ihn zutiefst, mit höchst fatalen Folgen.

Unser Grieche war nicht nur antik, zugleich auch äußerst antiquiert, weshalb er Neuerungen jeglicher Art zweifelnd, dem von ihm zwangserfundenen Zwieback sogar verzweifelnd gegenüberstand. Für ihn als Mann von Ehre, die damals noch viel zählte (eins, zwei, drei, viele), bot sich nur ein vertretbarer Ausweg an: er musste aus dem Weg, weg. Minimal zwiespältig biss der Zwiebäcker todesmutig in eines der misslungenen Etwasse hinein, brach dabei einen unter Kollateralschaden zu verbuchenden Schneidezahn ab und spülte das Zwieback-Zahn-Blutgemisch, für uns heute schier unglaublich, mit einem Schierlingsbecher hinunter.

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Auszug aus Zweifel zwischen Zwieback


ZZZ 7/12 | Ulrich Moebius

Geboren 1964 in Bonn, studierte Sonderpädagogik, Erziehungswissenschaften und Geschichte in Hamburg und Colorado, arbeitet seit 1992 als Lehrer in Berlin und lebt in Kreuzberg. Reist viel und gern. Schreibt Kurzgeschichten und Skizzen.

Ulrich ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Sein Text "Home sweet Home" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und im Herbst 2016 erschienen sind.

 

Home sweet home

Sein Blick blieb auf dem Display des Telefons hängen, als könnte von dort noch ein Nachsatz kommen. Arun hatte gerade mit seiner Mutter telefoniert. Es war das übliche Sonntags-Ritual. Wenn es irgendwie ging, rief Arun seine Mutter nach dem Frühstück an. Das passte meist. Seine Mutter versuchte dann im Haus ihres Bruders zu sein. Hier gab es seit einem Jahr einen Anschluss. Es hatte lange gedauert, bis sich Aruns Mutter daran gewöhnt hatte, mit ihm zu telefonieren. Sie war nicht ungestört bei ihrem Bruder, aber so konnten sie gut Kontakt halten. Seinen Schwestern fiel das leichter – sie schickten ihm mittlerweile Nachrichten über Skype, wenn sie in einem der Internetcafés der Stadt waren.

Aruns Mutter hatte sich anfangs schwer getan, aus der Distanz mit ihm zu reden. Die Zeitverschiebung betrug 5 Stunden. Sein Leben in Deutschland war ihr fremd. Es waren immer wieder die gleichen Fragen, die sie stellte.

Heute war es anders gewesen. Heute hatte sie nicht gefragt, heute hatte sie ihm erklärt, was sie für ihn geplant hatte, wenn er im Juli nach Battambang käme. Sie war in ihrem Eifer nicht zu bremsen gewesen. In ihrem Kopf hatte sie sich schon alles ausgemalt. Lange hatte sie auf diesen Tag gewartet.

Martin werkelte draußen im Garten, Arun sah ihn durch die Fenster in der Erde buddeln. Er war ganz eifrig dabei, Ordnung in den noch frischen Garten zu bringen. Mit kräftigen Armen grub er voller Tatendrang ein Beet um. Fast zwei Jahre wohnten Arun und er nun in diesem Reihenhaus in Teltow. Der Garten war Martins Sonntagsritual.

Arun spürte, dass er rausgehen und ihm helfen sollte, blieb aber am Telefon stehen.

Das Gespräch mit seiner Mutter wiederholte sich in seinem Kopf. Er versuchte die Worte zu begreifen. Warum hatte er ihr nicht widersprochen? Alles drehte sich. Wörter in Khmer, Deutsch und Englisch... und dann immer wieder ihr Name: Srey Leak! Srey Leak, das perfekte Mädchen. Hatte er sie schon einmal gesehen, so wie seine Mutter es gesagt hatte?

[...]

Auszug aus Zweifel zwischen Zwieback


ZZZ 6/12 | Lea Wintterlin

Lea Wintterlin studierte Philosophie und Germanistik in Tübingen und Berlin. Sie besuchte regelmäßig Schreibkurse am Tübinger Studio Literatur und Theater und nahm 2013 am Autorenkolleg der FU Berlin bei Lukas Bärfuss Teil. Sie arbeitete in einem Waschsalon, als archäologische Grabungshelferin und seit 2015 als freie Rezensentin für das Philosophiemagazin.

Lea ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Ihr Text "Das Fahrrad" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und im Herbst 2016 erschienen sind.

 

Das Fahrrad

Manchmal habe ich das Gefühl, dass F sein Fahrrad mehr liebt als mich. Er kann sich noch genau an das Datum erinnern, an dem er es gekauft hat, aber der Tag, an dem wir zusammen gekommen sind, stellt ihn jedes Jahr wieder vor eine Herausforderung. Ich richte es meistens so ein, dass ich zwei Wochen, bevor es so weit ist, ab und zu davon spreche. Ich erwarte nichts Bestimmtes an unserem Jahrestag. Ich will gar keine Blumen oder Schokolade oder irgendein spezielles Abendessen oder so, alles was ich will ist ein kurzes Hochschauen aus dem ewigen Vorwärts des Alltagstrotts, ein Stehenbleiben vielleicht, ein Zur-Seite-gucken, wer da eigentlich neben einem läuft, wessen Hand man hält, ein kurzes „Hey, schön, dass du da bist. Schön, dass wir in diesem riesigen Leben aufeinandergetroffen sind, wir kleinen Mäuse, wir, wir beide.“ Ein kurzes Aufmerken. Mehr will ich gar nicht.

Der Tag, an dem F sein Fahrrad gekauft hat, war ein Donnerstag im Mai, der 24. um genau zu sein. So steht es in der Diebstahlversicherung, die er abgeschlossen hat. Seine größte Angst ist es, dieses Fahrrad zu verlieren. Es ist ein schönes Fahrrad, keine Frage, und teuer war es auch. Eines dieser neuen, hippen, ganz leichten, etwas altmodisch aussehenden Rennräder, mit so einem geschwungenen Lenker, wie heißt der denn gleich, nach irgendeinem Tier mit Hörnern. Ich mag das Fahrrad auch sehr, obwohl ich nicht darauf fahren kann, es ist zu hoch. Es gibt leider keinen Gepäckträger, auf dem F mich ab und zu mitnehmen könnte, alles Überflüssige wurde an diesem Fahrrad weggelassen, um Gewicht zu sparen. Es ist ganz leicht und F trägt es jeden Nachmittag, wenn er von der Arbeit kommt, nach oben zu uns in den vierten Stock, und jeden Morgen wieder herunter. Nachts steht es bei uns im Wohnungsflur.

Anderthalb Jahre ging es sehr gut mit dem Fahrrad. Wenn es Winter wurde, kaufte F sich Anstecklichter und dickere Reifen mit mehr Profil. Jedes Vierteljahr ölte er die Kette nach. Manchmal muckte das Fahrrad auf, aber er fand immer irgendwie eine Lösung, ich weiß nicht genau wie, mit Fahrrädern kenne ich mich nicht gut aus. Er schraubte daran herum, fluchte ein bisschen bei uns im Flur, wo das Fahrrad umgedreht auf einer Menge Zeitungspapier stand und nachher wusch F sich die ölverschmierten Finger im Bad und alles war wieder gut.

Aber dieses Jahr im April geschah etwas völlig Verrücktes.

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Auszug aus Zweifel zwischen Zwieback


ZZZ 5/12 | Arne Kohlweyer

Arne Kohlweyer wurde 1981 in Wolgast (Insel Usedom) geboren und wuchs in Berlin-Hohenschönhausen auf. Er studierte Filmregie an der FAMU in Prag, sowie zuvor Fotografie in Graz, Literaturwissenschaften in Frankfurt/Oder und Filmtheorie in Göteborg. Arne ist zweifacher Teilnehmer von Berlinale Talents und Alumni des Torino Film Labs. Er hat bereits mehrere Kurzfilme und TV-Auftragsproduktionen als Autor und Regisseur realisiert und werkelt gerade an seinem Langfilmdebüt.

Arne ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Sein Text "Sandbankräuber" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und im Herbst 2016 erschienen sind.


ZZZ 4/12 | Fabian Bross

Fabian Bross (*1984) studierte Linguistik, Phonetik & Sprachverarbeitung und Literaturwissenschaft auf Magister sowie Deutsch und Geographie für das Lehramt an Gymnasien an der LMU München. Derzeit promoviert er über ein gebärdensprachlinguistisches Thema und arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Linguistik/Germanistik an der Universität Stuttgart. Er ist Mitbegründer der Literaturzeitschrift „Das Prinzip der sparsamsten Erklärung“ und des Ausstellungsraums „Linoleum-Club“ in München-Neuhausen.

Fabian ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Sein Text "Kichererbsen" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und am 2. Dezember 2016 erschienen sind.

 

Kichererbsen

Die Weintrauben hängen trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit noch wie Gummibälle an den Weinstöcken, der Himmel spannt einen blauen Bogen über die Landschaft und die Sonne wabert warme Strahlen in Benjamins Gesicht, der auf einem hölzernen, fest installierten Picknicktisch sitzt und ins Tal auf das kleine Dorf Pfedelbach im Hohenloher Land schaut. Er wischt sich den Schweiß von der Stirn, zupft hin und wieder an seiner graumelierten Jogginghose, weil die Mischung aus ungewaschenen Synthetikfasern und frischem Schweiß ziemlich zu jucken beginnt und genießt es, wie sein angestrengter Atem langsam abzuflachen beginnt. Benjamin ist Sport nicht gewohnt.

Sein Blick wandert über die Berge. Die Weinstöcke stehen aufrecht und grün wie Soldaten. Sie geben Benjamin das Gefühl, als wäre da jemand, der auf ihn Acht gibt, jemand, der über ihn wacht und ihn beschützt. Unten im Dorf liegt das weiße Residenzschloss da wie eine grobe Weißwurst im Kessel - alles ist ruhig. Sacht raschelt der Wind durch die Blätter der Bäume am Friedhof. Direkt hinter der Kirche mit dem spitzen Turm, der Benjamin an den Hut eines lustigen Zauberers erinnert, kann er das Haus sehen, in dem er wohnt. Seit zwei Jahren.

Seit zwei Jahren lebt er in der tristen Einliegerwohnung, über ihm die Vermieterin, eine ältere Dame, die weißen Haare immer zu einer gewagten Hochsteckfrisur drapiert. Auch das Haus strahlt weiß. Erst vor ein paar Monaten wurde es gestrichen, insgesamt ist es noch recht jung, vielleicht zehn oder fünfzehn Jahre alt. Stahlträger verlaufen nach oben in Richtung des roten Dachs, halten den Balkon im ersten Stock, wo Frau Brenner, so heißt die Vermieterin, jeden Tag pünktlich um 14:30 Uhr die Blumen gießt und dann eine Zigarette raucht. Er hatte das Haus von Anfang an hässlich gefunden und unsympathisch und kalt und viel zu geradlinig, aber irgendwann hatte er sich daran gewöhnt, an seinen langweiligen Aufbau und daran, dass es herausstach, da alle anderen Häuser in der Straße älter und krumm und bunt und in irgendeiner Weise besonders verziert waren.

Seit zwei Jahren lebt er in der tristen Einliegerwohnung in dem kleinen Dorf und vermisst die Stadt jeden Tag.

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Auszug aus Zweifel zwischen Zwieback


ZZZ 3/12 | Lisa Viktoria Niederberger

Lisa Viktoria Niederberger, geboren 1988 in Linz, lebt und arbeitet in Salzburg. 2014 gewann sie den Wettbewerb „Wir lesen uns die Münder wund“ und veröffentlichte ihren Text „Die Kunst des Eischlofns“ in „X“, der Kurzprosaanthologie des mosaik. Veröffentlichungen in diversen Zeitschriften und Anthologien.

Lisa ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Ihr Text "Pelzchen" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und im Herbst 2016 erschienen sind.

Die schwachsinnige aber trotzdem irgendwie schöne

Geschichte mit dem Herrn L.

Der Herr L. hat noch nicht einmal wirklich seinen Schwanz wieder in der Hose, als ich schon das Mikrofasertuch in der Hand habe und anfange, die Abdrücke von meinem Busen vom Klavier zu wischen. Und als ich mich dann auch anziehe, meine Unterhose suche, die da irgendwo auf dem Boden herumfliegt, und schnell im dem Spiegel, der mitten im Verkaufsraum hängt, schaue, ob ich eh nicht so durchgefickt aussehe, wie ich mich fühl, da hat er schon den Hut auf, und die Zigarette im Mund, grinst mich so komisch an, wie er jeden Mittwoch um kurz nach halb drei grinst, wenn er seine Mittagspause bei mir im Laden verbracht hat. Und als ich ihm dann die Tür aufsperre, das Schild, das draußen hängt, von „Geschlossen“ wieder auf „Treten Sie ein“ ändere, da will ich ihn schon fast noch einmal küssen, aber er sagt, spinnst, doch nicht auf der Straße, wenn uns wer sieht. Und dann, etwas weicher, war aber schön. Unklug, aber schön.

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Niederberger-

Die Kunst des Eischlofns

I glaub, wenige Fraun beneiden ihrn Freind. I tua des scho. Aber ned auf Gründn, die jetzt so auf der Hand liegn. Weila mehr Bier vertragt ois i, oder straffare Schenkel hot ois i, obwoi a weniga Sport mocht und bessa verdiend ois i.

Schenare Hoa hot a a. Gemein is des, dabei woschs ma i mit Schampoo und Spülung und oim und er netta mit Duschgel. Und er schaut aus, wie so a fucking Schampoo Model und i ned.

Aber um des geht’s ned. Es geht um was, des nu banaler is, ois schene Hoa.

Nämlich is einschlofn. Er legt si hin und schloft ein, innerhoib von kane zehn Minuten hearst des regelmäßige Atmen von seim  - is es jetzt ingessiv oda egressiv, i hobs scho moi gwusst, owa i hobs vergessn – Luftstrom, der da aus seina Lung außa und wieda eina geht. Und i lieg daneben. Putzmunta. Und eifasüchtig. Auf sei Fähigkeit des Instant-Eischlofns quasi.

Und dann geht’s los. Er liegt da und schloft und i lieg daneben und schlof ned und fang an, dasin oschau. Des geht recht guad, weil i seid  zwa Jahr z faul bin, dass i ma Vorhäng kauf. Und wann ma dann die richtige Zeit im Monat ham und da Mond sche hö is, wei ka Nöwe und so und in da Stodt sowieso imma irgendwo a Liacht brennt, donn siag i na a mittn in da Nocht ziemlich guad. Und i hab n scho so oft aus Langeweile beim Schlofn beobachtet, dass i ois was, wos ma von so am schlofadn Mo, eigentlich wissn ko. Wo die Hand liegt, wo de Deckn hingheart, wie ma des Eischlofphasenatmen vom Tiefschlofphasnatmen unterscheidn ko. Ob a an Oibtraum hot, an feichtn, oder grad gar kan.

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Ursprünglich bin ich nicht in mein Lokal gegangen um zu schreiben, sondern bin dort gewesen und hab während des Arbeitens Zitate von Gästen aufgeschrieben – am Anfang noch auf der Rückseite von Bestellblöcken. Irgendwann saß ich dann alleine, spätnachts, schreibend dort an der Bar. Und mittlerweile gehe ich bewusst hin.

Ich schreibe auch gerne im Zug oder in anderen Lokalen – das Schreiben in öffentlichen Räumen mit Unterbrechungen und Inspirationen von außen hat auf meinen Stil und die Themen aber einen positiven Einfluss. Es ist weniger der Raum als die Leute darin, die mich beeinflussen und als Stichwortgeber fungieren.

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Buchpräsentation am 2.Dezember in der ARGEkultur

Kritische Literaturtage 2016 - Zeitschriftenstand

Zum zweiten Mal findet in Salzburg eine Veranstaltung statt, die kleineren Verlagen die Möglichkeit gibt, ihr Verlagsprogramm einer größeren Öffentlichkeit vorzustellen – die Kritischen Literaturtage. Besucher*innen bekommen hier die Möglichkeit, sich mit neuer, kritischer und politischer Literatur auseinanderzusetzen.

2. bis 4. Dezember 2016, ARGEkultur Salzburg // >> sei dabei! <<

Im großen Saal und im Foyer finden 35 Aussteller*innen mit ihrem Sortiment Platz – ein spezieller Tisch wird den Literaturzeitschriften gewidmet werden. Unter der Koordination von mosaik – Zeitschrift für Literatur und Kultur werden ausgewählte Zeitschriften aus dem deutschsprachigen Raum präsentiert. Dieser Kombi-Stand bietet perfekte Möglichkeiten in aktuellen und vergangenen Ausgaben zu schmökern.


 

Wir haben für euch u.a. diese fantastischen Zeitschriften ausgewählt:

 

SMW7Cover_SmW#7Sachen mit Woertern

Sachen mit Wœrtern ist ein Literaturmagazin aus Berlin, das junge Lyrik und Prosa in Dialog bringt mit Grafik und Illustration. Die Stimmenvielfalt der jungen Literaturszene findet hier unter einem Titelwort aus der Alltagssprache zusammen, das in sein Bedeutungsspektrum aufgefächert wird. Bei den Kritischen Literaturtagen können auch die Illustrationen von Petrus Akkordeon von Ausgabe zu Ausgabe inspiziert werden.

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CwFcaVgWgAAvIovmetamorphosen

»Die Zeitschrift schaut auf literarische Randbereiche und ist Seismograph für das, was junge Schriftsteller beschäftigt.« (F.A.Z.)

Seit April 2013 erscheinen die metamorphosen vierteljährlich in einer neuen Folge. Neben ausführlicher Kulturberichterstattung findet sich im Magazin regelmäßig neue Lyrik und Prosa. Die aktuelle Ausgabe und Beispiele vergangener Ausgaben sind zu entdecken.

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narrInnendas Narr

Narr – das narrativistische Literaturmagazin steht für neue, frische, deutschsprachige Literatur, angereichert mit Illustrationen von jungen KünstlerInnen und verpackt in innovative Grafik.

Narr ist junges Kulturschaffen in Buchform. In Salzburg kann die wunderschöne aktuelle Ausgabe der Schweizer Zeitschrift bestaunt werden.

 

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Konzepte_Cover 16_Treppe_4konzepte

Die Konzepte erscheinen einmal jährlich und versammeln auf bis zu 180 Seiten Texte arrivierter sowie erstklassiger junger Autorinnen und Autoren. Bislang unveröffentlichte Beiträge in Lyrik und Prosa kristallisieren sich rund um ein Lyrisches Motiv; auch Übersetzungen (u.a. Michael Hamburger, Pippa Goldschmidt) werden hier erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Daneben gibt es Platz für Essays, Hörspiele und Rezensionen. In jeder Ausgabe werden Arbeiten von bildenden Künstlern oder Fotografen (u.a. Andreas Weidner, Reinhart Mlineritsch) präsentiert.

Werke von bereits etablierten Autorinnen und Autoren stehen neben bislang unbekannten Stimmen. Damit ermöglichen die Konzepte den Zugang zu unterschiedlichen sprachlichen Ebenen und weisen den Weg für junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller. „Jung“ bezieht sich hier weniger auf das Alter, sondern vielmehr auf das „zu festigende Standbein“ neuer Autorinnen und Autoren.

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&radieschen

Die Wiener Literaturzeitschrift des ALSO (Anno Literatur Sonntag) „&Radieschen“ gibt es seit 2005 und soll vor allem junge, noch unbekannte Talente fördern (wobei die ehemals jungen, unbekannten Talente heute durchaus einen Namen haben und noch öfters Texte einschicken).

& Radieschen erscheint 4x im Jahr – es gibt immer 3 offene Nummern zu einem Thema und eine Poetry-Slam-Sondernummer im Juni.

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Salzburg-Spezial

 

erostepost_53erostepost

erostepost: der/die/das; Literaturgruppe, Mitbegründerin des Literaturhauses Salzburg; ins Leben gerufen 1987 von Dirk Ofner und Kurt Wölflingseder, ab 2009 geführt von Kurt Wölflingseder und Peter Baier-Kreiner, seit 2015 unter Mitarbeit von Lisa-Viktoria Niederberger; Veranstalter von Lesungen, Performances, Lesewettbewerben; gleichnamige Zeitschrift, zweimal jährlich, jeweils mit einem gattungs- und themenfreien Heft und einer Ausgabe zum Literaturpreis.

Die neue Ausgabe Nr. 53 kommt druckfrisch zum Zeitschriftenstand der Kritischen Literaturtage.

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Cover November 2016Literatur und Kritik

Literatur und Kritik (erscheint im Otto Müller Verlag) ist heuer fünfzig geworden. Die Zeitschrift wurde 1966 von Gerhard Fritsch gegründet und wird seit 25 Jahren von Karl-Markus Gauß und Arno Kleibel in Salzburg herausgegeben. "Literatur und Kritik" erscheint in Salzburg, aber richtet ihr Augenmerk außer auf die österreichische Autorinnen und Autoren auch auf die unbekannten Literaturlandschaften in Ost- und Südosteuropa. Wendelin Schmidt-Dengler würdigte "Literatur und Kritik" mit den Worten: "Literatur und Kritik, der Karl-Markus Gauß zu neuem Renomee verholfen hat, ist ein Beweis dafür, dass es in Österreich möglich ist, eine Zeitschrift europäischen Zuschnitts zu präsentieren."

Die Zeitschrift "Literatur und Kritik" erscheint fünf Mal im Jahr in einem Umfang von je 112 Seiten. In der November-Ausgabe und den weiteren Heften des Jahres 2016 kann man an unserem Tisch stöbern.

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SALZ

Seit 1975 zählt die Herausgabe der Zeitschrift SALZ zu den Aufgaben der Leselampe. Die Literaturzeitschrift erscheint 4x im Jahr mit Literatur von international renommierten AutorInnen und jungen Talenten in Erstveröffentlichungen. Die Ausgabe mit dem Titel „Nahaufnahmen“ präsentiert jährlich die neueste Literatur von Salzburger AutorInnen und dokumentiert das literarische Leben von Stadt und Land Salzburg mit Beiträgen verschiedener LiteraturpreisträgerInnen und StipendiatInnen. Seit langem besteht die Zusammenarbeit mit den Rauriser Literaturtagen, ein SALZ erscheint mit Texten aller nach Rauris eingeladenen AutorInnen. Weitere Ausgaben sind verschiedenen literarischen Feldern gewidmet: Literaturlandschaften, Salzburger AutorInnen im Porträt und Themen, Fragestellungen, Motiven . Ein Salzburger Künstler, eine Künstlerin gestaltet das Cover und vier Seiten des Innenteils.

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Könnte man kennen. Ja, wir erlauben uns, auch das mosaik einzuschmuggeln. Alle Infos zu uns gibt es hier. Wir präsentieren:

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Nacht der Salzburger Verlage

mosaik20 aka Zweifel zwischen Zwieback präsentieren wir im Rahmen der Nacht der Salzburger Verlage am 2.12. um 19:00 in der ARGEkultur.

Es lesen Veronika Aschenbrenner, Lisa Viktoria Niederberger und Andreas Reichelsdorfer.

 


ZZZ 2/12 | Andreas Reichelsdorfer

Geb. 1986 in Fürth. Autor, (Pop-)Musiker, lebt in Wien. Veröffentlichungen von Prosa und Lyrik in Zeitschriften und Anthologien. 2016 erhielt er den Superpreis der Zeitschriften metamorphosen und Das Prinzip der sparsamsten Erklärung. Im Winter kommt die Story „Sam Spade: Privatdetektiv/Auto“ bei SuKuLTuR (Berlin).

Andreas ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Sein Text "Gesetze der Logik" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und am 2. Dezember 2016 erschienen sind.

Gesetze der Logik

„Und wäre es möglich, derart abrupt einzusteigen, und/oder lautlos, und vielleicht sogar wieder zu verschwinden – kämen wir dann nicht hinterrücks in einer anderen Realität wieder zum Vorschein, eingeschleust durch einen Hintereingang beispielsweise, oder seitwärts, oder spiegelverkehrt? Dächte man einen Fall durch, nämlich den des Protagonisten X, zweiunddreißig Jahre alt, Schlosser, schlau und ehrlich (aus manchen moralischen Perspektiven heraus betrachtet), in welchem er sich unbemerkt aus Realität (R) 1  (vermutlich: „hier“) hinaus seinen Weg bahnte und gleich im nächsten Moment (der nächsten Sekunde, der nächsten Millisekunde, dem nächsten Augenzwinkern etc.) am Ende beziehungsweise am Anfang von, sagen wir, R3 wieder auftauchte und uns ein Lächeln oder, wie in diesem Fall, ein Grinsen entgegenwürfe (luzid) – bekämen wir es in einer solchen Situation dann mit der Angst zu tun?“

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Auszug aus Zweifel zwischen Zwieback - ab 2. Dezember erhältlich

Buchpräsentation am 2.Dezember in der ARGEkultur

ZZZ 1/12 | Veronika Aschenbrenner

Geboren 1986 in Salzburg, Studium der Pädagogik und Soziologie. Bisherige Veröffentlichungen: Krähenfreiheit (Arovell, 2013). Wind im Sand (Albatrust, 2008).

Veronika ist Teil von Zweifel zwischen Zwieback, der Kurzprosa-Anthologie zur 20. Ausgabe des mosaik. Ihr Text "Wir nennen sie Marbella" ist einer von 12, die anonym ausgewählt wurden, sich in diesem Band zusammenfinden und am 2. Dezember 2016 erschienen sind.

Wir nennen sie Marbella

„Seid doch endlich still!“

„Für unseren Gast, also bitte!“, springt ihm der Georg unterstützend bei und es wird sofort ruhig in der Stammtischecke. Ein paar Dorffremde, hauptsächlich alte Leute, wenden sich den Fünf am Stammtisch zu, weil es mit einem Mal still geworden ist, wo es zuvor doch sehr laut zugegangen war. Vor allem seitdem der eine dabei sitzt, der zuvor alleine sein Schnitzel gegessen hat. Und was für ein Schnitzel – ein Prachtschnitzel, von der besten Sau weit und breit. Damit rühmen sich die Wirtsleute hier, dass sie die besten Säue haben. Nichts gemästet, alles gut angefressen. Sogar in der Natur. Da würde ein jeder Bio-Fleisch-Jäger seinen Sanctus dazu geben, aber das ist den Wirtsleuten wurscht, weil sie machen nur, was einem der Verstand ja ohnehin sagt, wenn man ein bisschen einen Bezug zu Tier und Natur hat. Alle im Dorf wissen, dass es hier Prachtschnitzel gibt und die Fremden, die müssen selber draufkommen. So sind sie auch ins Gespräch gekommen mit dem Fremden, weil der die stark geschminkte Kellnerin gar sehr gelobt hat für das Stück Fleisch und da hat der Luki, in seiner Art, wie er halt so ist, sich hinübergeneigt und gerufen: „Wenigstens einer, der was versteht!“

Der Fremde hat dann nicht, wie sonst üblich, bloß nett zu ihnen hinübergelächelt, sondern hat halb gefragt, halb gesagt: „Kann ich mich zu euch setzen?“ Dass ein Tourist derart offen ist, das kommt selten vor – vor allem, wenn er noch keine drei Radler getrunken hat. Aber so ganz wie die üblichen Touristen sieht er auch nicht aus. Luki findet ihn sympathisch. Ist er ja sonst nur mit Leuten zusammen, die viel älter sind als er. Und dann hat er auch die Förmlichkeiten gleich beiseite gelassen. – Dem Georg hat das nicht recht gepasst: „Naja, sind wir schon beim Du?“, hat er leise gemeint. – Noch sympathischer hat er sich gemacht, für den Luki, weil er sie gefragt hat, wie es ihnen denn so ginge mit den Fremden, mit den Touristen vor allem, aber auch so … mit 'Zugereisten'. Na, und da hat nicht mehr viel gefehlt und Krawetz, Georg und Luki sind auf ihre neue Mitbewohnerin gekommen.

„Als sie eingezogen ist, waren wir alle in der Arbeit. Außer der Georg, der hat sie kurz gesehen, aber sie hat sich sofort in ihr Zimmer verzogen! Recht viel wissen wir deshalb immer noch nicht über sie. Nur ihren Namen und den können wir nicht aussprechen … deshalb hat der Georg sie Marbella genannt, weil er sie so außerordentlich schön findet“, fängt der Krawetz an zu erzählen.

[...]

Auszug aus Zweifel zwischen Zwieback - ab 2. Dezember erhältlich

Buchpräsentation am 2.Dezember in der ARGEkultur

Foto: (c) Arne Müseler